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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Magnus Etruriae Dux ex voto, und weiter hinunter stehet auf
dem Golde en bas relief die Jahr-Zahl MDCXVIII. Über alles dieses
ist mehr gedachtes Gold mit großen Topasen und andern geschliffe-
nen Edelgesteinen reichlich garniret. Schon benannter Hertzog
hat dieses Present dem Heiligen Carolo Borromaeo zu Mayland in
einer Kranckheit gelobet, ist aber, ehe es dahin transportiret
worden, Todes verfahren und diese Kostbarkeit von denen Nach-
folgern hier behalten worden. Wobey die discretion derer Mayländischen
Jesuiten, daß sie sich bis dato diesen Schatz vor enthalten laßen,
billig zu bewundern ist. 56 silberne Becken mit dem aller-
feinsten bas relief, a la moderne gearbeitet, sind von dem Car-
dinal Pallavicini hieher verehret worden, und wird darauf
die gantze Historie des Mediceischen Hauses auf Symbolische Art
vorgestellet, dahero sie denn als Medaillons angesehen werden
müßen, und nicht haben unter das versetzte Silber mit gezogen
werden können. Der Thron des Groß-Hertzogs ist zwar nicht
neu=[unleserliches Material]modisch, aber wegen der über und über sich erstreckenden
goldnen und silbernen Stickerey, wie auch wegen der darauf
gesetzten großen Perlen und Edelgesteine, recht kostbar. Das
Braut-Bette des Groß-Hertzogs Cosmi III, oder vielmehr das Ge-
stelle deßelben, ist von massiven Silber, und sind die 4 Säulen
mit Wein-Trauben und Blättern auch Vögeln von Orientalischen
Steinen en bas relief versetzet, in dem obern Crantz aber ist
rings umher lapis lazoli eingefast. Die Crone, so Pabst
Pius V den Groß-Hertzog Cosmo geschencket, ist auch mit
Steinen propre besetzet, vieler andern sonderlich Türckische Kost-
barkeiten Kürtze halber nicht zu gedencken. Nunmehro
aber kommen wir billig auf

Die große Diana der Juristen,
welche ebenfals in dieser Garderobe aufbehalten wird, nehm-
lich auf das Welt bekante Manuscript derer Florentinischen Pandecten.
Es lieget in einem mit blauen attlas gefütterten und
mit eben dergleichen Sammet auswendig bekleideten Kasten, welcher
mit massivem Gold-Blech über und über in Form der mosaique
beschlagen ist. Damit es auch nicht unsanfft ruhe, so ist
ein roth seidenes durchnähetes Küßen auf den Boden des Kastens
geleget. Das Manuscript selbst bestehet aus 2 Voluminibus in groß
4to welche in rothen Sammet gebunden, in der Mitte und auf
denen Ecken aber mit verguldetem Silber, wie auch mit
dergleichen Clausuren beschlagen sind. Auf dem silbernen Mittel=Stück

Magnus Etruriae Dux ex voto, und weiter hinunter stehet auf
dem Golde en bas relief die Jahr-Zahl MDCXVIII. Über alles dieses
ist mehr gedachtes Gold mit großen Topasen und andern geschliffe-
nen Edelgesteinen reichlich garniret. Schon benannter Hertzog
hat dieses Present dem Heiligen Carolo Borromaeo zu Mayland in
einer Kranckheit gelobet, ist aber, ehe es dahin transportiret
worden, Todes verfahren und diese Kostbarkeit von denen Nach-
folgern hier behalten worden. Wobey die discretion derer Mayländischen
Jesuiten, daß sie sich bis dato diesen Schatz vor enthalten laßen,
billig zu bewundern ist. 56 silberne Becken mit dem aller-
feinsten bas relief, á la moderne gearbeitet, sind von dem Car-
dinal Pallavicini hieher verehret worden, und wird darauf
die gantze Historie des Mediceischen Hauses auf Symbolische Art
vorgestellet, dahero sie denn als Medaillons angesehen werden
müßen, und nicht haben unter das versetzte Silber mit gezogen
werden können. Der Thron des Groß-Hertzogs ist zwar nicht
neu=[unleserliches Material]modisch, aber wegen der über und über sich erstreckenden
goldnen und silbernen Stickerey, wie auch wegen der darauf
gesetzten großen Perlen und Edelgesteine, recht kostbar. Das
Braut-Bette des Groß-Hertzogs Cosmi III, oder vielmehr das Ge-
stelle deßelben, ist von massiven Silber, und sind die 4 Säulen
mit Wein-Trauben und Blättern auch Vögeln von Orientalischen
Steinen en bas relief versetzet, in dem obern Crantz aber ist
rings umher lapis lazoli eingefast. Die Crone, so Pabst
Pius V den Groß-Hertzog Cosmo geschencket, ist auch mit
Steinen propre besetzet, vieler andern sonderlich Türckische Kost-
barkeiten Kürtze halber nicht zu gedencken. Nunmehro
aber kommen wir billig auf

Die große Diana der Juristen,
welche ebenfals in dieser Garderobe aufbehalten wird, nehm-
lich auf das Welt bekante Manuscript derer Florentinischen Pandecten.
Es lieget in einem mit blauen attlas gefütterten und
mit eben dergleichen Sammet auswendig bekleideten Kasten, welcher
mit massivem Gold-Blech über und über in Form der mosaique
beschlagen ist. Damit es auch nicht unsanfft ruhe, so ist
ein roth seidenes durchnähetes Küßen auf den Boden des Kastens
geleget. Das Manuscript selbst bestehet aus 2 Voluminibus in groß
4to welche in rothen Sammet gebunden, in der Mitte und auf
denen Ecken aber mit verguldetem Silber, wie auch mit
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[0539] Magnus Etruriae Dux ex voto, und weiter hinunter stehet auf dem Golde en bas relief die Jahr-Zahl MDCXVIII. Über alles dieses ist mehr gedachtes Gold mit großen Topasen und andern geschliffe- nen Edelgesteinen reichlich garniret. Schon benannter Hertzog hat dieses Present dem H. Carolo Borromaeo zu Mayland in einer Kranckheit gelobet, ist aber, ehe es dahin transportiret worden, Todes verfahren und diese Kostbarkeit von denen Nach- folgern hier behalten worden. Wobey die discretion derer Mayl: Jesuiten, daß sie sich bis dato diesen Schatz vor enthalten laßen, billig zu bewundern ist. 56 silberne Becken mit dem aller- feinsten bas relief, á la moderne gearbeitet, sind von dem Car- dinal Pallavicini hieher verehret worden, und wird darauf die gantze Historie des Mediceischen Hauses auf Symbolische Art vorgestellet, dahero sie denn als Medaillons angesehen werden müßen, und nicht haben unter das versetzte Silber mit gezogen werden können. Der Thron des Groß-Hertzogs ist zwar nicht neu=modisch, aber wegen der über und über sich erstreckenden goldnen und silbernen Stickerey, wie auch wegen der darauf gesetzten großen Perlen und Edelgesteine, recht kostbar. Das Braut-Bette des Groß-Hertzogs Cosmi III, oder vielmehr das Ge- stelle deßelben, ist von massiven Silber, und sind die 4 Säulen mit Wein-Trauben und Blättern auch Vögeln von Orientalischen Steinen en bas relief versetzet, in dem obern Crantz aber ist rings umher lapis lazoli eingefast. Die Crone, so Pabst Pius V den Groß-Hertzog Cosmo geschencket, ist auch mit Steinen propre besetzet, vieler andern sonderl: Türckl: Kost- barkeiten Kürtze halber nicht zu gedencken. Nunmehro aber kommen wir billig auf Die große Diana der Juristen, welche ebenfals in dieser Garderobe aufbehalten wird, nehm- lich auf das Welt bekante MSCt: derer Florentinischen Pandecten. Es lieget in einem mit blauen attlas gefütterten und mit eben dergl: Sammet auswendig bekleideten Kasten, welcher mit massivem Gold-Blech über und über in Form der mosaique beschlagen ist. Damit es auch nicht unsanfft ruhe, so ist ein roth seidenes durchnähetes Küßen auf den Boden des Kastens geleget. Das MSCt: selbst bestehet aus 2 Voluminibus in groß 4to welche in rothen Sammet gebunden, in der Mitte und auf denen Ecken aber mit verguldetem Silber, wie auch mit dergl: Clausuren beschlagen sind. Auf dem silbernen Mittel=Stück

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/539>, abgerufen am 23.11.2024.