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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Mahlzeit bestund in etlichen und 20 Eßen; und war auf Silber sehr propre
angerichtet, wie denn der Gouverneur einer derer reichsten im Lande ist.
Unser Mit-Gäste waren Comte Paleati Pagliotti Gentilhomme de la Chambre, Comte
Cunig, Chevalier desla Cartes, der mit in des Neapolitanischen Ambassadeurs
Suite ist, und wegen eines Duels sich aus Franckreich Salviret, ietzo aber
eine compagnie in Neapolis hat, der Chevalier de Breuil, und noch
ein Cavalier vom Hofe. Nach der Tafel besahen wir das in diesem Hause
kürtzlich fertig gewordene sehr kostbahre apartement, bestehend in
3 Zimmern mit haute lice, und einem durchaus mit verguldeter
boiserie und Spiegeln bekleidetem cabinet, wobey sich ein überaus com-
modes degagement von Garderoben und andern kleinen Behältnißen
befindet. Darauf gab die gantze Tisch=Gesellschaft des Gouverneurs
Gemahlin, welche Umpäßligkeit wegen nicht mit zur Tafel kommen war,
und so dann deßen Schwieger Tochter der Marquise d'Entraive in die
Wochen Stube visite, deren beyde kleinen Töchter von 6 bis 7 Jahren
sich auch daselbst Illustrissimo und denen übrigen Gästen praesentireten.
Der Rest des Tages und Abends passireten wir bey der Comtesse de Pron,
bey der Comtesse de Vaugeaive, welche vor die aller reichste Dame
im Lande passiret, und endlich in der assamblee, wo sonderlich ob-
erwähnter Don Tomaso, und der gewesene Vicere in Sicilien
Comte d'Apremont unsre conversation ausmachten.

Den 2. October

Nachdem wir Vormittags bey Hofe gewesen, und der König uns abermal
sehr gnädig gegrüßet, besuchten wir nach der Tafel die Marquise de Breuil
mit ihrer Schwieger Tochter, der Comtesse de Favria, und besahen darauf
in Begleitung des Comte de Favria, und des hiesigen Königlichen premier
Architecte Comte d'Alfieri die weitläuffigen mit dem Palais zu-
sammen hengenden Gebäude, in welchen auch alle Staats und Kriegs Mi-
nistri künfftig wohnen, und in der mittelsten etage unter ihren Woh-
nungen so fort ihre expeditions Stube haben sollen. Was von die-
sen Gebäuden inwendig schon völlig fertig und brauchbar ist, sind fol-
gende Stücke 1.) Das Opern Hauß mit 6 Etagen über ein ander
gebaueter logen. Dem theatre gegen über ist des Königs loge, welche
einen schönen Salon ähnlich ist, auch durch die zu beyden Seiten von der
Wand sich abgebende Thüren, nach belieben, groß und klein gemacht
werden kan. Hinter dieser loge ist ein Zimmer mit einem Camin, auch
antichambre und Vorsaal, des gleichen garderobes und alle m andre

Mahlzeit bestund in etlichen und 20 Eßen; und war auf Silber sehr propre
angerichtet, wie denn der Gouverneur einer derer reichsten im Lande ist.
Unser Mit-Gäste waren Comte Paleati Pagliotti Gentilhomme de la Chambre, Comte
Cunig, Chevalier desla Cartes, der mit in des Neapolitanischen Ambassadeurs
Suite ist, und wegen eines Duels sich aus Franckreich Salviret, ietzo aber
eine compagnie in Neapolis hat, der Chevalier de Breuil, und noch
ein Cavalier vom Hofe. Nach der Tafel besahen wir das in diesem Hause
kürtzlich fertig gewordene sehr kostbahre apartement, bestehend in
3 Zimmern mit haute lice, und einem durchaus mit verguldeter
boiserie und Spiegeln bekleidetem cabinet, wobey sich ein überaus com-
modes degagement von Garderoben und andern kleinen Behältnißen
befindet. Darauf gab die gantze Tisch=Gesellschaft des Gouverneurs
Gemahlin, welche Umpäßligkeit wegen nicht mit zur Tafel kommen war,
und so dann deßen Schwieger Tochter der Marquise d'Entraive in die
Wochen Stube visite, deren beyde kleinen Töchter von 6 bis 7 Jahren
sich auch daselbst Illustrissimo und denen übrigen Gästen praesentireten.
Der Rest des Tages und Abends passireten wir bey der Comtesse de Pron,
bey der Comtesse de Vaugeaive, welche vor die aller reichste Dame
im Lande passiret, und endlich in der assamblée, wo sonderlich ob-
erwähnter Don Tomaso, und der gewesene Viceré in Sicilien
Comte d'Apremont unsre conversation ausmachten.

Den 2. October

Nachdem wir Vormittags bey Hofe gewesen, und der König uns abermal
sehr gnädig gegrüßet, besuchten wir nach der Tafel die Marquise de Breuil
mit ihrer Schwieger Tochter, der Comtesse de Favria, und besahen darauf
in Begleitung des Comte de Favria, und des hiesigen Königlichen premier
Architecte Comte d'Alfieri die weitläuffigen mit dem Palais zu-
sammen hengenden Gebäude, in welchen auch alle Staats und Kriegs Mi-
nistri künfftig wohnen, und in der mittelsten étage unter ihren Woh-
nungen so fort ihre expeditions Stube haben sollen. Was von die-
sen Gebäuden inwendig schon völlig fertig und brauchbar ist, sind fol-
gende Stücke 1.) Das Opern Hauß mit 6 Etagen über ein ander
gebaueter logen. Dem theatre gegen über ist des Königs loge, welche
einen schönen Salon ähnlich ist, auch durch die zu beyden Seiten von der
Wand sich abgebende Thüren, nach belieben, groß und klein gemacht
werden kan. Hinter dieser loge ist ein Zimmer mit einem Camin, auch
antichambre und Vorsaal, des gleichen garderobes und alle m andre

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[0469] Mahlzeit bestund in etl. und 20 Eßen; und war auf Silber sehr propre angerichtet, wie denn der Gouverneur einer derer reichsten im Lande ist. Unser Mit-Gäste waren Comte Pagliotti Gentilhomme de la Chambre, Comte Cunig, Chevalier dela Carte, der mit in des Neapolitanischen Ambassadeurs Suite ist, und wegen eines Duels sich aus Franckreich Salviret, ietzo aber eine compagnie in Neapolis hat, der Chevalier de Breuil, und noch ein Cavalier vom Hofe. Nach der Tafel besahen wir das in diesem Hause kürtzlich fertig gewordene sehr kostbahre apartement, bestehend in 3 Zimmern mit haute lice, und einem durchaus mit verguldeter boiserie und Spiegeln bekleidetem cabinet, wobey sich ein überaus com- modes degagement von Garderoben und andern kleinen Behältnißen befindet. Darauf gab die gantze Tisch=Gesellschaft des Gouverneurs Gemahlin, welche Umpäßligkeit wegen nicht mit zur Tafel kommen war, und so dann deßen Schwieger Tochter der Marquise d'Entraive in die Wochen Stube visite, deren beyde kleinen Töchter von 6 bis 7 Jahren sich auch daselbst Illmo und denen übrigen Gästen praesentireten. Der Rest des Tages und Abends passireten wir bey der Comtesse de Pron, bey der Comtesse de Vaugeaive, welche vor die aller reichste Dame im Lande passiret, und endlich in der assamblée, wo sonderl. ob- erwähnter Don Tomaso, und der gewesene Viceré in Sicilien Comte d'Apremont unsre conversation ausmachten. Den 2. Octobr Nachdem wir Vormittags bey Hofe gewesen, und der König uns abermal sehr gnädig gegrüßet, besuchten wir nach der Tafel die Marquise de Breuil mit ihrer Schwieger Tochter, der Comtesse de Favria, und besahen darauf in Begleitung des Comte de Favria, und des hiesigen Königl. premier Architecte Comte d'Alfieri die weitläuffigen mit dem Palais zu- sammen hengenden Gebäude, in welchen auch alle Staats und Kriegs Mi- nistri künfftig wohnen, und in der mittelsten étage unter ihren Woh- nungen so fort ihre expeditions Stube haben sollen. Was von die- sen Gebäuden inwendig schon völlig fertig und brauchbar ist, sind fol- gende Stücke 1.) Das Opern Hauß mit 6 Etagen über ein ander gebaueter logen. Dem theatre gegen über ist des Königs loge, welche einen schönen Salon ähnlich ist, auch durch die zu beyden Seiten von der Wand sich abgebende Thüren, nach belieben, groß und klein gemacht werden kan. Hinter dieser loge ist ein Zimmer mit einem Camin, auch antichambre und Vorsaal, des gleichen garderobes und alle andre

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/469>, abgerufen am 21.11.2024.