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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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uns, als chef des hiesigen Stadt-Regiments, zu dem heutigen Fest i[unleserliches Material]n
derer Chevaliers d' Arquebuse, oder der Schützen-Gesellschaft invitirete
mit dem Vormelden, daß alle hiesige proceres solches mit ihrer
Gegenwart beehren würden. Es bestehet solche Gesellschaft aus
40 reichen Kauf-Leuten, und wird das Schießen jährlich einmal
gehalten, und der Preiß aus dem Stadt avario gegeben. Der
Einladung zu folge, begaben wir uns mit unserm Führer
au grenier d'abondance, welches ein sehr großes drey etagen
hoch gantz neu erbautes Korn-Magazin ist, und mit dem Schieß-
Hause connectiret. Wir wurden durch etliche Mitglieder der Ge-
sellschaft vor diesem Hause auf der Treppe sehr höflich empfangen,
und in eine große Sale terrene geführet, an welche das Cabinet,
aus dem nach der Scheibe geschoßen wird, angebauet ist. Die
vornehmsten Anwesenden waren der Commandant, Intendant,
prevot des Marchands, ein Commandeur de Malthe, dem es bey
der Wahl des vorigen Großmeisters nur an einer Stimme
gefehlet, daß er zu dieser Würde nicht gelanget, der Marquis
de Saron
, der Marquis de la Ferriere, der Comte de Baillon,
Monsieur du Fel, Monsieur de Michon, welche alle meist in Kriegs-
Diensten stehen, und endlich das gantze consulat, welchen
Nahmen hier der Stadt magistrat führet. Illustrissimus thaten aus der
ihnen von dem Prevot des Marchands offerirten Büchse einen Schuß
nach der Scheibe, und wurde derselbe, gleich andern Treffern, durch
ein corps tambours und ein corps trompeter bekannt gemacht,
auch dero Nahmen dem großen Register derer Chevaliers ein-
verleibet. Nach ein Uhr begab sich die gantze Gesellschaft aus
dem vorgedachten untern= in den obern sehr schönen Saal,
woselbst an 4 Tafeln etliche 60 Personen speiseten. Wir
wurden an die erste und vornehmste placiret, und Illustrissimus
zwischen den Commendanten und den Prevot des Marchands
oben angesetzet. Auf drey Abhübe, deren iedweder in 20 über-
aus delicat zugerichteten Schüßeln bestunde, folgte ein magni-
fiques desert, welches ein parterre vorstellete, und mit man-
cherley Martialischen Figuren und Statuen von Dragant
besetzet war. Sonderlich praesentirte sich in der Mitte ein
großer Hercules mit der Käule recht wohl, und war übrigens
an einheimischen und auswärtigen Weinen kein Mangel.
Jedoch gieng alles sehr ordentlich und manierlich zu, und war
kein solches Getümmel, wie bey dergleichen Gelegenheiten in unserm

uns, als chef des hiesigen Stadt-Regiments, zu dem heutigen Fest i[unleserliches Material]n
derer Chevaliers d‘ Arquebuse, oder der Schützen-Gesellschaft invitirete
mit dem Vormelden, daß alle hiesige proceres solches mit ihrer
Gegenwart beehren würden. Es bestehet solche Gesellschaft aus
40 reichen Kauf-Leuten, und wird das Schießen jährlich einmal
gehalten, und der Preiß aus dem Stadt avario gegeben. Der
Einladung zu folge, begaben wir uns mit unserm Führer
au grenier d’abondance, welches ein sehr großes drey etagen
hoch gantz neu erbautes Korn-Magazin ist, und mit dem Schieß-
Hause connectiret. Wir wurden durch etliche Mitglieder der Ge-
sellschaft vor diesem Hause auf der Treppe sehr höflich empfangen,
und in eine große Sale terréne geführet, an welche das Cabinet,
aus dem nach der Scheibe geschoßen wird, angebauet ist. Die
vornehmsten Anwesenden waren der Commandant, Intendant,
prevôt des Marchands, ein Commandeur de Malthe, dem es bey
der Wahl des vorigen Großmeisters nur an einer Stimme
gefehlet, daß er zu dieser Würde nicht gelanget, der Marquis
de Saron
, der Marquis de la Ferriere, der Comte de Baillon,
Monsieur du Fel, Monsieur de Michon, welche alle meist in Kriegs-
Diensten stehen, und endlich das gantze consulat, welchen
Nahmen hier der Stadt magistrat führet. Illustrissimus thaten aus der
ihnen von dem Prevôt des Marchands offerirten Büchse einen Schuß
nach der Scheibe, und wurde derselbe, gleich andern Treffern, durch
ein corps tambours und ein corps trompeter bekannt gemacht,
auch dero Nahmen dem großen Register derer Chevaliers ein-
verleibet. Nach ein Uhr begab sich die gantze Gesellschaft aus
dem vorgedachten untern= in den obern sehr schönen Saal,
woselbst an 4 Tafeln etliche 60 Personen speiseten. Wir
wurden an die erste und vornehmste placiret, und Illustrissimus
zwischen den Commendanten und den Prevôt des Marchands
oben angesetzet. Auf drey Abhübe, deren iedweder in 20 über-
aus delicat zugerichteten Schüßeln bestunde, folgte ein magni-
fiques desert, welches ein parterre vorstellete, und mit man-
cherley Martialischen Figuren und Statuen von Dragant
besetzet war. Sonderlich praesentirte sich in der Mitte ein
großer Hercules mit der Käule recht wohl, und war übrigens
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Jedoch gieng alles sehr ordentlich und manierlich zu, und war
kein solches Getümmel, wie bey dergleichen Gelegenheiten in unserm

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[0427] uns, als chef des hiesigen Stadt-Regiments, zu dem heutigen Fest in derer Chevaliers d‘ Arquebuse, oder der Schützen-Gesellschaft invitirete mit dem Vormelden, daß alle hiesige proceres solches mit ihrer Gegenwart beehren würden. Es bestehet solche Gesellschaft aus 40 reichen Kauf-Leuten, und wird das Schießen jährl: einmal gehalten, und der Preiß aus dem Stadt avario gegeben. Der Einladung zu folge, begaben wir uns mit unserm Führer au grenier d’abondance, welches ein sehr großes drey etagen hoch gantz neu erbautes Korn-Magazin ist, und mit dem Schieß- Hause connectiret. Wir wurden durch etliche Mitglieder der Ge- sellschaft vor diesem Hause auf der Treppe sehr höflich empfangen, und in eine große Sale terréne geführet, an welche das Cabinet, aus dem nach der Scheibe geschoßen wird, angebauet ist. Die vornehmsten Anwesenden waren der Commandant, Intendant, prevôt des Marchands, ein Commandeur de Malthe, dem es bey der Wahl des vorigen Großmeisters nur an einer Stimme gefehlet, daß er zu dieser Würde nicht gelanget, der Marquis de Saron, der Marquis de la Ferriere, der Comte de Baillon, Mons. du Fel, Mr. de Michon, welche alle meist in Kriegs- Diensten stehen, und endlich das gantze consulat, welchen Nahmen hier der Stadt magistrat führet. Illmus thaten aus der ihnen von dem Prevôt des Marchands offerirten Büchse einen Schuß nach der Scheibe, und wurde derselbe, gleich andern Treffern, durch ein corps tambours und ein corps trompeter bekannt gemacht, auch dero Nahmen dem großen Register derer Chevaliers ein- verleibet. Nach ein Uhr begab sich die gantze Gesellschaft aus dem vorgedachten untern= in den obern sehr schönen Saal, woselbst an 4 Tafeln etliche 60 Personen speiseten. Wir wurden an die erste und vornehmste placiret, und Illmus zwischen den Commendanten und den Prevôt des Marchands oben angesetzet. Auf drey Abhübe, deren iedweder in 20 über- aus delicat zugerichteten Schüßeln bestunde, folgte ein magni- fiques desert, welches ein parterre vorstellete, und mit man- cherley Martialischen Figuren und Statuen von Dragant besetzet war. Sonderlich praesentirte sich in der Mitte ein großer Hercules mit der Käule recht wohl, und war übrigens an einheimischen und auswärtigen Weinen kein Mangel. Jedoch gieng alles sehr ordentlich und manierlich zu, und war kein solches Getümmel, wie bey dergl: Gelegenheiten in unserm

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/427>, abgerufen am 03.12.2024.