Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].203 Italiänische Verse darinn gefunden. Die Schachtel wurde uns inder Sacrystey gewiesen, und ist in derselben, weil die medaille abhanden kommen, nur allein das Pergament noch vorhanden, welches Petracha mit eigner Hand geschrieben, auch seinen Nahmen mittelst eines monogrammatis darunter gesetzet hat. Die Schrift ist verblichen und das Pergament hin und wieder durchlöchert, so viel aber daraus noch zu nehmen, daß diese Schrift ein Eloge seiner Geliebten, und die letzte Ehre sey, welche er derselben erweisen wollen[unleserliches Material]. Gedachter König Fran- ciscus I hat sich die Mühe gegeben, bey Gelegenheit des geöffne- ten Grabes selbst ein Carmen auf diese Lauram zu ver- fertigen, welches ietzo mit in der bleyernen Schachtel lieget, und also lautet, Carmes de Francois le grand 5.) Viele schöne Italiänische Gemählde bey der Comtesse d'Ivernes, Die Stadt Avignon 203 Italiänische Verse darinn gefunden. Die Schachtel wurde uns inder Sacrystey gewiesen, und ist in derselben, weil die medaille abhanden kommen, nur allein das Pergament noch vorhanden, welches Petracha mit eigner Hand geschrieben, auch seinen Nahmen mittelst eines monogrammatis darunter gesetzet hat. Die Schrift ist verblichen und das Pergament hin und wieder durchlöchert, so viel aber daraus noch zu nehmen, daß diese Schrift ein Elóge seiner Geliebten, und die letzte Ehre sey, welche er derselben erweisen wollen[unleserliches Material]. Gedachter König Fran- ciscus I hat sich die Mühe gegeben, bey Gelegenheit des geöffne- ten Grabes selbst ein Carmen auf diese Lauram zu ver- fertigen, welches ietzo mit in der bleyernen Schachtel lieget, und also lautet, Carmes de Francois le grand 5.) Viele schöne Italiänische Gemählde bey der Comtesse d‘Ivernes, Die Stadt Avignon <TEI> <text> <body> <div type="letter"> <div type="diaryEntry"> <p><pb facs="#f0420"/><fw type="folNum" place="top">203</fw><lb/> Italiänische Verse darinn gefunden. Die Schachtel wurde uns in<lb/> der Sacrystey gewiesen, und ist in derselben, weil die medaille<lb/> abhanden kommen, nur allein das Pergament noch vorhanden,<lb/> welches <persName xml:id="TidB5538" corresp="register.xml#regID_37.lemID_11502" ref="http://d-nb.info/gnd/118593234">Petracha</persName> mit eigner Hand geschrieben, auch seinen<lb/> Nahmen mittelst eines monogrammatis darunter gesetzet hat.<lb/> Die Schrift ist verblichen und das Pergament hin und wieder<lb/> durchlöchert, so viel aber daraus noch zu nehmen, daß diese<lb/> Schrift ein Elóge seiner Geliebten, und die letzte Ehre sey,<lb/> welche er derselben erweisen wollen<subst><del rendition="#ow"><gap reason="illegible"/></del><add place="across">.</add></subst> Gedachter <persName xml:id="TidB5539" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10206">König Fran-<lb/> ciscus I</persName> hat sich die Mühe gegeben, bey Gelegenheit des geöffne-<lb/> ten Grabes selbst ein Carmen auf diese <persName xml:id="TidB5540" corresp="register.xml#regID_37.lemID_11503" ref="http://d-nb.info/gnd/124066755">Lauram</persName> zu ver-<lb/> fertigen, welches ietzo mit in der bleyernen Schachtel lieget,<lb/> und also lautet,</p><lb/> <p> Carmes de <persName xml:id="TidB5542" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10206">Francois le grand</persName><lb/> Sur le tombeau de <choice><abbr>Mad.</abbr><expan>Madame</expan></choice><lb/><persName xml:id="TidB5541" corresp="register.xml#regID_37.lemID_11503" ref="http://d-nb.info/gnd/124066755">LAVRE</persName>.<lb/> En petit lien comprins vous pouvez voir<lb/> Ce qui comprent beaucoup par renommee.<lb/> Plume, labeur, la langue et le Scavoir<lb/> Furent <subst><del rendition="#s">vaincu</del><add place="across">vancu</add></subst> par l‘Amant de l‘Aymée.<lb/> O gentil ame! étant tant aymée<lb/> qui te pourra louer qu‘en te taisant,<lb/> Car la parole est toujours reprimée<lb/> quand le Subjet Surmonte le disant.</p><lb/> <p> 5.) Viele schöne Italiänische Gemählde bey der <persName xml:id="TidB5544" corresp="register.xml#regID_37.lemID_11221">Comtesse d‘Ivernes</persName>,<lb/> unter welchen sich auch der <persName xml:id="TidB5558" corresp="register.xml#regID_37.lemID_11223" ref="http://d-nb.info/gnd/100262554">Praetendent</persName> mit seinen <persName xml:id="TidB5561" corresp="register.xml#regID_37.lemID_11225" ref="http://d-nb.info/gnd/118799258"><persName xml:id="TidB5560" corresp="register.xml#regID_37.lemID_11224" ref="http://d-nb.info/gnd/118756125">beyden Printzen</persName></persName><lb/> befindet. Bey dem <persName xml:id="TidB5545" corresp="register.xml#regID_37.lemID_11457">Duc d‘Ormond</persName> sahen wir ein schönes Original<lb/> vom <persName xml:id="TidB5549" corresp="register.xml#regID_37.lemID_11510">König Carl dem I<hi rendition="#sup"><hi rendition="#u">sten</hi></hi> </persName>auch <persName xml:id="TidB5550" corresp="register.xml#regID_37.lemID_11511">Carl dem II<hi rendition="#sup"><hi rendition="#u">den</hi></hi></persName> und der gantzen<lb/><choice><abbr>Königl:</abbr><expan>Königlichen</expan></choice> Familie durch <persName xml:id="TidB5551" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10934" ref="http://d-nb.info/gnd/118528386">van <subst><del rendition="#ow"><gap reason="illegible"/></del><add place="across">D</add></subst>yk</persName> gemahlet.</p><lb/> <p> Die Stadt <placeName xml:id="TidB5552" corresp="register.xml#regID_66.lemID_11220" ref="http://d-nb.info/gnd/4004019-7">Avignon</placeName><lb/> ist sehr wohl gebauet, auch mit einer schönen Mauer von Qua-<lb/> der-Stücken umgeben, doch ist die Nahrung schlecht, nachdem zu-<lb/> malen die Fabriquen von gedruckter Leinwand, wovon sich<lb/> sonsten viele Einwohner genähret, in faveur der Indianischen<lb/> Compagnie zu <placeName xml:id="TidB5553" corresp="register.xml#regID_66.lemID_10004" ref="http://d-nb.info/gnd/4044660-8">Paris</placeName> gegen eine dem <persName xml:id="TidB5554" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10116">Pabst</persName> gezahlte Summe Geldes<lb/> verboten worden. Auf gleiche Condition haben die <choice><abbr>frantzöl.</abbr><expan>frantzösischen</expan></choice> Formien<lb/> genereaux auch erlanget, daß Saltz und Taback aus ihrer Hand<lb/> genommen werden muß, wiewol der Handel mit diesen Waaren </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0420]
203
Italiänische Verse darinn gefunden. Die Schachtel wurde uns in
der Sacrystey gewiesen, und ist in derselben, weil die medaille
abhanden kommen, nur allein das Pergament noch vorhanden,
welches Petracha mit eigner Hand geschrieben, auch seinen
Nahmen mittelst eines monogrammatis darunter gesetzet hat.
Die Schrift ist verblichen und das Pergament hin und wieder
durchlöchert, so viel aber daraus noch zu nehmen, daß diese
Schrift ein Elóge seiner Geliebten, und die letzte Ehre sey,
welche er derselben erweisen wollen. Gedachter König Fran-
ciscus I hat sich die Mühe gegeben, bey Gelegenheit des geöffne-
ten Grabes selbst ein Carmen auf diese Lauram zu ver-
fertigen, welches ietzo mit in der bleyernen Schachtel lieget,
und also lautet,
Carmes de Francois le grand
Sur le tombeau de Mad.
LAVRE.
En petit lien comprins vous pouvez voir
Ce qui comprent beaucoup par renommee.
Plume, labeur, la langue et le Scavoir
Furent vancu par l‘Amant de l‘Aymée.
O gentil ame! étant tant aymée
qui te pourra louer qu‘en te taisant,
Car la parole est toujours reprimée
quand le Subjet Surmonte le disant.
5.) Viele schöne Italiänische Gemählde bey der Comtesse d‘Ivernes,
unter welchen sich auch der Praetendent mit seinen beyden Printzen
befindet. Bey dem Duc d‘Ormond sahen wir ein schönes Original
vom König Carl dem Isten auch Carl dem IIden und der gantzen
Königl: Familie durch van Dyk gemahlet.
Die Stadt Avignon
ist sehr wohl gebauet, auch mit einer schönen Mauer von Qua-
der-Stücken umgeben, doch ist die Nahrung schlecht, nachdem zu-
malen die Fabriquen von gedruckter Leinwand, wovon sich
sonsten viele Einwohner genähret, in faveur der Indianischen
Compagnie zu Paris gegen eine dem Pabst gezahlte Summe Geldes
verboten worden. Auf gleiche Condition haben die frantzöl. Formien
genereaux auch erlanget, daß Saltz und Taback aus ihrer Hand
genommen werden muß, wiewol der Handel mit diesen Waaren
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |