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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Rose, welche der Pabst einer Gräfin von Provence geschenket hat.
Es soll die massa des Goldes mit etwas Feil-Spähnen von Petri
Kette versetzet seyn. 2.) Das Palais, wo das hiesige
Parlement und die chambre des comptes sich versammlet. Es ist
dieses Gebäude die residentz derer alten Grafen von Provence,
ietzo aber zu dem gegenwärtigen Gebrauch sehr schon aptiret.
In dem archiv der chambre der comptes wurden uns 2 diplo-
mata auf Pergament in frantzösischer Sprache, aber vollkommen
unleserlich, gewiesen, welche gleichfals denen alten Grafen
von Provence zugeschrieben wurden. Eines derselben war
mit einer gantz soliden gülden bulle behenget, die einem
Spanischen quadruple gantz gleich sahe, ob man wohl von
der darauf stehenden Figur nichts erkennen konnte. Alle
Mittage haben wir in dem la Tourischen Hause in starcker
Gesellschaft gespeiset, sind sodann Nachmittags mit Madame
de la Tour auf den cours, auch einmal zu Besichtigung
der sehr angenehmen environs vor die Stadt gefahren, und
haben Abends mit der assamblee beschloßen. Die
hier gemachten Bekantschaften sind, außer schon benannten
Personen, Madame de Bonneval, die aber mit dem berühmten
Bonneval nicht verwandt ist, Madame de Beaureceuil, la
Marquise de Montauban, und noch wohl 40 andre Dames
und chapeaux, deren Nahmen ein Lexicon ausmachen
würden. Auch sprachen wir den Comte de Montmorency,
welcher in dem Gesvrischen Hause zu Paris uns bekannt
gewesen, und eilfertig hier durch passirete, um nach Anti-
bes
zu seinem Regiment sich zu verfügen.

Die Stadt Aix
ist sehr schön und massiv gebauet, von Römischen antiquitaeten
aber nicht das geringste vorhanden. Der Adel dieser Provintz
hält sich hier, sonderlich im Winter, in großer Anzahl auf,
und wird deswegen diese Stadt nach Paris, wars die Compagnie
anlanget, vor die beste in Franckreich gehalten. Die beste Revenue
des Orts ist das Oel. Weil aber der Wind die meisten oliven
abgeworffen, so wird dieses Jahr wenig oder nichts zu haben
seyn, und was von altem Vorrath noch vorhanden, das schmecket,
so viel wir deßen genoßen, schon ziemlich nach dem Spinn-
Rade. Den 20ten Abends um 11 Uhr brachen wir auf, truncken

Den 21 August

Früh in dem Städtgen Orgon Thee, traversireten eine Stunde nachher
auf einer Fähre den ziemlich starcken Fluß Durance, welcher

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Rose, welche der Pabst einer Gräfin von Provence geschenket hat.
Es soll die massa des Goldes mit etwas Feil-Spähnen von Petri
Kette versetzet seyn. 2.) Das Palais, wo das hiesige
Parlement und die chambre des comptes sich versammlet. Es ist
dieses Gebäude die residentz derer alten Grafen von Provence,
ietzo aber zu dem gegenwärtigen Gebrauch sehr schon aptiret.
In dem archiv der chambre der comptes wurden uns 2 diplo-
mata auf Pergament in frantzösischer Sprache, aber vollkommen
unleserlich, gewiesen, welche gleichfals denen alten Grafen
von Provence zugeschrieben wurden. Eines derselben war
mit einer gantz soliden gülden bulle behenget, die einem
Spanischen quadruple gantz gleich sahe, ob man wohl von
der darauf stehenden Figur nichts erkennen konnte. Alle
Mittage haben wir in dem la Tourischen Hause in starcker
Gesellschaft gespeiset, sind sodann Nachmittags mit Madame
de la Tour auf den cours, auch einmal zu Besichtigung
der sehr angenehmen environs vor die Stadt gefahren, und
haben Abends mit der assamblée beschloßen. Die
hier gemachten Bekantschaften sind, außer schon benannten
Personen, Madame de Bonneval, die aber mit dem berühmten
Bonneval nicht verwandt ist, Madame de Beaureceuil, la
Marquise de Montauban, und noch wohl 40 andre Dames
und chapeaux, deren Nahmen ein Lexicon ausmachen
würden. Auch sprachen wir den Comte de Montmorency,
welcher in dem Gesvrischen Hause zu Paris uns bekannt
gewesen, und eilfertig hier durch passirete, um nach Anti-
bes
zu seinem Regiment sich zu verfügen.

Die Stadt Aix
ist sehr schön und massiv gebauet, von Römischen antiquitaeten
aber nicht das geringste vorhanden. Der Adel dieser Provintz
hält sich hier, sonderlich im Winter, in großer Anzahl auf,
und wird deswegen diese Stadt nach Paris, wars die Compagnie
anlanget, vor die beste in Franckreich gehalten. Die beste Revenue
des Orts ist das Oel. Weil aber der Wind die meisten oliven
abgeworffen, so wird dieses Jahr wenig oder nichts zu haben
seyn, und was von altem Vorrath noch vorhanden, das schmecket,
so viel wir deßen genoßen, schon ziemlich nach dem Spinn-
Rade. Den 20ten Abends um 11 Uhr brachen wir auf, truncken

Den 21 August

Früh in dem Städtgen Orgon Thée, traversireten eine Stunde nachher
auf einer Fähre den ziemlich starcken Fluß Durance, welcher

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[0414] 200 Rose, welche der Pabst einer Gräfin von Provence geschenket hat. Es soll die massa des Goldes mit etwas Feil-Spähnen von Petri Kette versetzet seyn. 2.) Das Palais, wo das hiesige Parlement und die chambre des comptes sich versammlet. Es ist dieses Gebäude die residentz derer alten Grafen von Provence, ietzo aber zu dem gegenwärtigen Gebrauch sehr schon aptiret. In dem archiv der chambre der comptes wurden uns 2 diplo- mata auf Pergament in frantzösischer Sprache, aber vollkommen unleserlich, gewiesen, welche gleichfals denen alten Grafen von Provence zugeschrieben wurden. Eines derselben war mit einer gantz soliden gülden bulle behenget, die einem Spanischen quadruple gantz gleich sahe, ob man wohl von der darauf stehenden Figur nichts erkennen konnte. Alle Mittage haben wir in dem la Tourischen Hause in starcker Gesellschaft gespeiset, sind sodann Nachmittags mit Mad. de la Tour auf den cours, auch einmal zu Besichtigung der sehr angenehmen environs vor die Stadt gefahren, und haben Abends mit der assamblée beschloßen. Die hier gemachten Bekantschaften sind, außer schon benannten Personen, Mad. de Bonneval, die aber mit dem berühmten Bonneval nicht verwandt ist, Mad. de Beaureceuil, la Marquise de Montauban, und noch wohl 40 andre Dames und chapeaux, deren Nahmen ein Lexicon ausmachen würden. Auch sprachen wir den Comte de Montmorency, welcher in dem Gesvrischen Hause zu Paris uns bekannt gewesen, und eilfertig hier durch passirete, um nach Anti- bes zu seinem Regiment sich zu verfügen. Die Stadt Aix ist sehr schön und massiv gebauet, von Röml: antiquitaeten aber nicht das geringste vorhanden. Der Adel dieser Provintz hält sich hier, sonderlich im Winter, in großer Anzahl auf, und wird deswegen diese Stadt nach Paris, was die Compagnie anlanget, vor die beste in Franckreich gehalten. Die beste Revenue des Orts ist das Oel. Weil aber der Wind die meisten oliven abgeworffen, so wird dieses Jahr wenig oder nichts zu haben seyn, und was von altem Vorrath noch vorhanden, das schmecket, so viel wir deßen genoßen, schon ziemlich nach dem Spinn- Rade. Den 20ten Abends um 11 Uhr brachen wir auf, truncken Den 21 Augl: Früh in dem Städtgen Orgon Thée, traversireten eine Stunde nachher auf einer Fähre den ziemlich starcken Fluß Durance, welcher

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/414>, abgerufen am 21.11.2024.