Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].Der hiesige Directeur des oftgedachten Canals Monsieur la Verne welchen Den 29. Juli Früh zu denen ohnweit der Stadt gelegenen 8 Schleusen, welche eine Der hiesige Directeur des oftgedachten Canals Monsieur la Verne welchen Den 29. Juli Früh zu denen ohnweit der Stadt gelegenen 8 Schleusen, welche eine <TEI> <text> <body> <div type="letter"> <div type="diaryEntry"> <p><pb facs="#f0393"/> Der hiesige Directeur des oftgedachten <placeName xml:id="TidB4644" corresp="register.xml#regID_66.lemID_11069">Canals</placeName> <persName xml:id="TidB1369" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10455"><choice><abbr>Mr.</abbr><expan>Monsieur</expan></choice> la Verne</persName> welchen<lb/> wir den Brief des <persName xml:id="TidB4643" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10448">Comte de Caramans</persName> überschickten, führete uns</p><lb/> </div> <div type="diaryEntry"> <head rendition="#c"> Den 29. <choice><abbr>Jul.</abbr><expan>Juli</expan></choice></head><lb/> <p> Früh zu denen ohnweit der <placeName xml:id="TidB4645" corresp="register.xml#regID_66.lemID_11337">Stadt</placeName> gelegenen 8 Schleusen, welche eine<lb/><choice><abbr>ordentl.</abbr><expan>ordentliche</expan></choice> und sehr magnifique Cascade vorstellen, und dazu die-<lb/> nen, daß die Schiffe aus dem <placeName xml:id="TidB4646" corresp="register.xml#regID_66.lemID_11069">canal</placeName> den bey der <placeName xml:id="TidB4649" corresp="register.xml#regID_66.lemID_11337">Stadt</placeName> fließenden Fluß <placeName xml:id="TidB4650" corresp="register.xml#regID_66.lemID_11338">orbre</placeName><lb/> traversiren, und sodann ihren weg auf dem <placeName xml:id="TidB4647" corresp="register.xml#regID_66.lemID_11069">canal</placeName> fortsetzen können. Ober-<lb/> halb dieser 8 Schleusen, traten wir in eine bedeckte barque und fuhren,<lb/> mittelst vorgespannter Maul Esel, welche in dieser Gegend schon in<lb/> Menge anzutreffen sind, nach dem sogenannten mal pas, woselbst<lb/> der <placeName xml:id="TidB4648" corresp="register.xml#regID_66.lemID_11069">canal</placeName> 84 Toises lang unter einem Berge hindurch geleitet ist. <unclear reason="covered">Eine toise hält 6</unclear><lb/> Die Durchfahrt unter dem Berge ist gröstentheils von Quader-Stücken<lb/> sehr hoch ausgewölbt, auf die letzte aber bloß durch den weichen Topf-<lb/> steinigten Felß gehauen. Wer Kühlung nöthig hat, der kan sie unter<lb/> diesem Gewölbe überflüßig finden. Bey läufig erfuhren wir,<lb/> daß auf dem <placeName xml:id="TidB4651" corresp="register.xml#regID_66.lemID_11069">canal</placeName> unter andern auch mit Tauben-Mist commercium<lb/> getrieben werde, welchen die Gen<add place="superlinear">u</add>esischen Barcken den Centner vor<lb/> 40 sols abholen, und zu Düngung der Orangerie in <placeName xml:id="TidB4652" corresp="register.xml#regID_66.lemID_10717">Genua</placeName> ver-<lb/> kauffen. Bey der retour in die <placeName xml:id="TidB4653" corresp="register.xml#regID_66.lemID_11337">Stadt</placeName>, welche auf einen Berge liegt,<lb/> und gute Weinberge <choice><abbr>sonderl.</abbr><expan>sonderlich</expan></choice> von Muscaten Wein hat, behielten wir<lb/> den <persName xml:id="TidB4654" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10455">Directeur</persName> zu Gaste, und weil wir die künstliche canal Schleu-<lb/> se zu <placeName xml:id="TidB4655" corresp="register.xml#regID_66.lemID_11339" ref="http://d-nb.info/gnd/4079640-1">Agde</placeName>, welches außer der Post=Straße gelegen ist, sehen wolten,<lb/> so mietheten wir 4 Maul=Esel vor unser carosse und 2 Reit=Pferde,<lb/> und langeten in Begleitung des <persName xml:id="TidB4656" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10455">Directeurs</persName> daselbst gegen Abend an.<lb/> Die Schleuse ist rund, und hat 3 Öffnungen, weil 3 differente Höhen<lb/> des Waßers hier zusammen kommen, und die Thore <add place="superlinear">sind</add> so künstlich ge-<lb/> bauet, daß die Schiffe, zu welcher Öffnung sie wollen, herein und -<lb/> hinaus passiren können. Die <choice><abbr>eigentl.</abbr><expan>eigentliche</expan></choice> Beschreibung wäre zu weit -<lb/> läuffig und ist genung hier zu melden, daß der berühmte <persName xml:id="TidB4657" corresp="register.xml#regID_37.lemID_11340" ref="http://d-nb.info/gnd/118626264">Vauban</persName>, als<lb/><persName xml:id="TidB1379" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10090">Louis XIV.</persName> ihn zu visitirung des <placeName xml:id="TidB4658" corresp="register.xml#regID_66.lemID_11069">canals</placeName> hieher geschicket, diese<lb/> invention höchst admiriret, und den Erfinder einer güldenen<lb/> Statue würdig erklähret hat. Von dem hiesigen Bischof <choice><abbr>Mr.</abbr><expan>Monsieur</expan></choice> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0393]
Der hiesige Directeur des oftgedachten Canals Mr. la Verne welchen
wir den Brief des Comte de Caramans überschickten, führete uns
Den 29. Jul.
Früh zu denen ohnweit der Stadt gelegenen 8 Schleusen, welche eine
ordentl. und sehr magnifique Cascade vorstellen, und dazu die-
nen, daß die Schiffe aus dem canal den bey der Stadt fließenden Fluß orbre
traversiren, und sodann ihren weg auf dem canal fortsetzen können. Ober-
halb dieser 8 Schleusen, traten wir in eine bedeckte barque und fuhren,
mittelst vorgespannter Maul Esel, welche in dieser Gegend schon in
Menge anzutreffen sind, nach dem sogenannten mal pas, woselbst
der canal 84 Toises lang unter einem Berge hindurch geleitet ist. Eine toise hält 6
Die Durchfahrt unter dem Berge ist gröstentheils von Quader-Stücken
sehr hoch ausgewölbt, auf die letzte aber bloß durch den weichen Topf-
steinigten Felß gehauen. Wer Kühlung nöthig hat, der kan sie unter
diesem Gewölbe überflüßig finden. Bey läufig erfuhren wir,
daß auf dem canal unter andern auch mit Tauben-Mist commercium
getrieben werde, welchen die Genuesischen Barcken den Centner vor
40 sols abholen, und zu Düngung der Orangerie in Genua ver-
kauffen. Bey der retour in die Stadt, welche auf einen Berge liegt,
und gute Weinberge sonderl. von Muscaten Wein hat, behielten wir
den Directeur zu Gaste, und weil wir die künstliche canal Schleu-
se zu Agde, welches außer der Post=Straße gelegen ist, sehen wolten,
so mietheten wir 4 Maul=Esel vor unser carosse und 2 Reit=Pferde,
und langeten in Begleitung des Directeurs daselbst gegen Abend an.
Die Schleuse ist rund, und hat 3 Öffnungen, weil 3 differente Höhen
des Waßers hier zusammen kommen, und die Thore sind so künstlich ge-
bauet, daß die Schiffe, zu welcher Öffnung sie wollen, herein und -
hinaus passiren können. Die eigentl. Beschreibung wäre zu weit -
läuffig und ist genung hier zu melden, daß der berühmte Vauban, als
Louis XIV. ihn zu visitirung des canals hieher geschicket, diese
invention höchst admiriret, und den Erfinder einer güldenen
Statue würdig erklähret hat. Von dem hiesigen Bischof Mr.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |