Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].185 Die Anzahl der Mitglieder ist auf 40 festgesetzet, und üben sie sich hauptsächlich in derpoesie. In gedachten Statutis kommt der Ausdruck Sciences gages etlichemahl vor, welches nach der heutigen Mund=Art belles lettres heißet. d.) Ein Saal, auf welchem die Brust=Bilder derer großen und berühmten Tolosans e.) 15 Volumina in folio auf Pergament geschrieben, und treflich durch- 185 Die Anzahl der Mitglieder ist auf 40 festgesetzet, und üben sie sich hauptsächlich in derpoesie. In gedachten Statutis kommt der Ausdruck Sciences gages etlichemahl vor, welches nach der heutigen Mund=Art belles lettres heißet. d.) Ein Saal, auf welchem die Brust=Bilder derer großen und berühmten Tolosans e.) 15 Volumina in folio auf Pergament geschrieben, und treflich durch- <TEI> <text> <body> <div type="letter"> <div type="diaryEntry"> <p><pb facs="#f0384"/><fw type="folNum" place="top">185</fw><lb/> Die Anzahl der Mitglieder ist auf 40 festgesetzet, und üben sie sich hauptsächlich in der<lb/> poesie. In gedachten Statutis kommt der Ausdruck Sciences gages etlichemahl vor,<lb/> welches nach der heutigen Mund=Art belles lettres heißet.</p><lb/> <p> d.) Ein Saal, auf welchem die Brust=Bilder derer großen und berühmten Tolosans<lb/> mit Lateinischen inscriptionen zu sehen sind, als Statii, <persName xml:id="TidB3551" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10116">zweyer Gothischen Könige</persName><lb/> die hier ihre residentz gehabt, etliche <persName xml:id="TidB3552" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10116">Grafen von Toulouse</persName>, <persName xml:id="TidB3553" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10116">Cujacii</persName>, <persName xml:id="TidB3554" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10116">Terrerii</persName><lb/> und anderer großen Juristen.</p><lb/> <p> e.) 15 Volumina in <choice><abbr>Fol.</abbr><expan>folio</expan></choice> auf Pergament geschrieben, und treflich durch-<lb/> mahlet, insgemein les livres de velin genannt. Dieses große Werck<lb/> sind <name type="artificialWork" xml:id="TidB3558" corresp="register.xml#regID_41.lemID_11063">annales der Stadt</name>, und faßen <del rendition="#s">den</del> zugleich sonderlich vom 3<hi rendition="#sup"><hi rendition="#u">ten</hi></hi> Volu-<lb/> mine an dasjenige mit in sich, was auch im gantzen Königreich merckwürdiges<lb/> vorgegangen, dahingegen in denen ersten voluminibus die Nahmen derer<lb/> alle Jahr zur Regierung gekommenen Capitouls, und ihre portaits das<lb/> vornehmste sind. Der älteste Capitoul ist schuldig, dieses Werck, welches<lb/> von <choice><abbr>ao.</abbr><expan>anno</expan></choice> 1288. seinen Anfang nim<del rendition="#s">b</del>t, fort zuführen, und wird ein besonderer<lb/> Mahler gehalten, so wohl gedachte Portraits als andere evenemens ab-<lb/> zu bilden, wie den viele vortrefliche Stück darinnen vorhanden, auch<lb/> zu deren conservation iedesmahl seidene Blätter zwischen das<lb/> Pergament geleget sind. Der Text ist von Anfang Lateinisch, von denen<lb/> Zeiten <persName xml:id="TidB3559" corresp="register.xml#regID_37.lemID_11064">Francisci I.</persName> an aber Französisch. Wir lasen daraus zur probe<lb/> die <name type="subjectIndexTerm" xml:id="TidB3560" corresp="register.xml#regID_42.lemID_11061">Execution</name> des <persName xml:id="TidB3561" corresp="register.xml#regID_37.lemID_11060" ref="http://d-nb.info/gnd/137374437">Duc de Montmorenci</persName>, als die authentiqweste, und<lb/> fanden sie der Beschreibung in denen <name type="artificialWork" xml:id="TidB3562" corresp="register.xml#regID_41.lemID_11065">memoires de Pontis</name> gantz gleich,<lb/> nur<del rendition="#s">,</del> daß die Umstände, welche den <choice><abbr>Card.</abbr><expan>Cardinal</expan></choice> <persName xml:id="TidB3563" corresp="register.xml#regID_37.lemID_11066" ref="http://d-nb.info/gnd/118600354">Richelieu</persName> decreditiren, weg<lb/> gelaßen waren. 3.) Die von der Stadt an der <placeName xml:id="TidB3564" corresp="register.xml#regID_66.lemID_10953">Garonne</placeName> gelegene große<lb/> Mühle von 14 Gängen, deren iedweder sein besonderes Waßer-Rad, <del rendition="#s">hate</del><lb/><subst><del rendition="#s">welches</del><add place="superlinear">und dieses</add></subst> ohngefähr 2 ½ Elle im diameter hat, auch nicht im Mühl Graben hän-<lb/> get, sondern horizontale lieget, und mit einer höltzernen runden Ein-<lb/> faßung, die einen großen Fuß ähnlich siehet, umgeben ist. In -<lb/> dieser Einfaßung schießet das Waßer vermittelst einer<lb/> Öffnung hinein auf das Rad, und reißet solches horizontal herum.<lb/> 4.) Die Einleitung des Languedocischen weltberühmten <placeName xml:id="TidB3569" corresp="register.xml#regID_66.lemID_11069">canals</placeName> in die<lb/><placeName xml:id="TidB3566" corresp="register.xml#regID_66.lemID_10953">Garonne</placeName>, welche durch drey Schleusen geschiehet. Der Canal ist <del rendition="#s">90</del> 40<lb/> Französische Meilen lang, und hat bekantermaaßen den Zweck, daß<lb/> man zu Schiff aus dem <placeName xml:id="TidB3567" corresp="register.xml#regID_66.lemID_11068">oceano</placeName> in das <placeName xml:id="TidB3568" corresp="register.xml#regID_66.lemID_11067">Mitteländische Meer</placeName> kommen </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0384]
185
Die Anzahl der Mitglieder ist auf 40 festgesetzet, und üben sie sich hauptsächlich in der
poesie. In gedachten Statutis kommt der Ausdruck Sciences gages etlichemahl vor,
welches nach der heutigen Mund=Art belles lettres heißet.
d.) Ein Saal, auf welchem die Brust=Bilder derer großen und berühmten Tolosans
mit Lateinischen inscriptionen zu sehen sind, als Statii, zweyer Gothischen Könige
die hier ihre residentz gehabt, etliche Grafen von Toulouse, Cujacii, Terrerii
und anderer großen Juristen.
e.) 15 Volumina in Fol. auf Pergament geschrieben, und treflich durch-
mahlet, insgemein les livres de velin genannt. Dieses große Werck
sind annales der Stadt, und faßen zugleich sonderlich vom 3ten Volu-
mine an dasjenige mit in sich, was auch im gantzen Königreich merckwürdiges
vorgegangen, dahingegen in denen ersten voluminibus die Nahmen derer
alle Jahr zur Regierung gekommenen Capitouls, und ihre portaits das
vornehmste sind. Der älteste Capitoul ist schuldig, dieses Werck, welches
von ao. 1288. seinen Anfang nimt, fort zuführen, und wird ein besonderer
Mahler gehalten, so wohl gedachte Portraits als andere evenemens ab-
zu bilden, wie den viele vortrefliche Stück darinnen vorhanden, auch
zu deren conservation iedesmahl seidene Blätter zwischen das
Pergament geleget sind. Der Text ist von Anfang Lateinisch, von denen
Zeiten Francisci I. an aber Französisch. Wir lasen daraus zur probe
die Execution des Duc de Montmorenci, als die authentiqweste, und
fanden sie der Beschreibung in denen memoires de Pontis gantz gleich,
nur daß die Umstände, welche den Card. Richelieu decreditiren, weg
gelaßen waren. 3.) Die von der Stadt an der Garonne gelegene große
Mühle von 14 Gängen, deren iedweder sein besonderes Waßer-Rad,
und dieses ohngefähr 2 ½ Elle im diameter hat, auch nicht im Mühl Graben hän-
get, sondern horizontale lieget, und mit einer höltzernen runden Ein-
faßung, die einen großen Fuß ähnlich siehet, umgeben ist. In -
dieser Einfaßung schießet das Waßer vermittelst einer
Öffnung hinein auf das Rad, und reißet solches horizontal herum.
4.) Die Einleitung des Languedocischen weltberühmten canals in die
Garonne, welche durch drey Schleusen geschiehet. Der Canal ist 40
Französische Meilen lang, und hat bekantermaaßen den Zweck, daß
man zu Schiff aus dem oceano in das Mitteländische Meer kommen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |