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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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rückten wir bey der Abend=Kühle in einer zwar bergigten, aber mit
Wein=Stöcken wohlangebauten Gegend weiter fort bis Chateau neuf
einen gantz lebhafften Städtgen an dem Fluß Charante welcher bey
Rochefort in die See fällt, und von Wein und Saltz=Schiffen starck be-
fahren wird. Der oben schon gedachte Duc de Richelieu arrivirte
nach uns, um nach Paris zurück zu gehen, stieg aber nicht aus dem Wa-
gen. Ohnerachtet Wir nun als die zuerst angekommenen, dem Königlichen
reglement nach wegen derer Pferde den Vorzug hatten; so redireten
wir ihm dennoch dieselben aus Höfligkeit, worüber er durch einen
Pagen Illustrissimo ein sehr obligeantes Compliment machen ließ. Die
Bürger Weiber in dieser Stadt leben auf dem pariser Dances Fuß
und sagte unsere Wirthin beyläufig. J'ai Soupe aujourd hui en ville
On Se divertit ici assey bien le Soir, quant on a fait Ses affaires, on
va Souper, chez une voisine, on S'y amuse a jouer au Pharaon, au
mediateur perge Nachdem wir auf unsere Art auch Soupiret und ge-
schlaffen, und die Pferde, welche den Duc geführet wieder zurück kommen
setzten wir

den 1. Juli

Früh um 2 Uhr unsern Weg weiter fort, und frühstückten auf dem
Dorffe Grolle bloß mit Thee, weil die gantze Gegend heydigt und -
folglich keine Viehzucht mit hin auch keine Butter vorhanden ist. Wie -
wohl schon von Chateau neuf an keine Butter mehr zu haben ist.
Die Hollander und Engelländer ersetzen sonst diesen Mangel, bey
ietzigen conjuncturen aber wird das nöthige von ihnen nach Bour-
deaux
nicht zugeführet. Das Dine wurde auf einen einzelen Post
hause, Cherzac genannt eingenommen, woselbsten die Postmeisterin
wegen Mangels einer Schule, ihre 5 Kinder in Lesen selbst informierte,
und eine recht feine Frau zu sein schiene. Je weiter man gegen Bour
deaux
avanciret, ie fruchtbarer wird der Boden, ob er schon

rückten wir bey der Abend=Kühle in einer zwar bergigten, aber mit
Wein=Stöcken wohlangebauten Gegend weiter fort bis Chateau neuf
einen gantz lebhafften Städtgen an dem Fluß Charante welcher bey
Rochefort in die See fällt, und von Wein und Saltz=Schiffen starck be-
fahren wird. Der oben schon gedachte Duc de Richelieu arrivirte
nach uns, um nach Paris zurück zu gehen, stieg aber nicht aus dem Wa-
gen. Ohnerachtet Wir nun als die zuerst angekommenen, dem Königlichen
reglement nach wegen derer Pferde den Vorzug hatten; so redireten
wir ihm dennoch dieselben aus Höfligkeit, worüber er durch einen
Pagen Illustrissimo ein sehr obligeantes Compliment machen ließ. Die
Bürger Weiber in dieser Stadt leben auf dem pariser Dances Fuß
und sagte unsere Wirthin beyläufig. J’ai Soupé aujourd hui en ville
On Se divertit ici assey bien le Soir, quant on a fait Ses affaires, on
va Souper, chez une voisine, on S’y amuse a jouer au Pharaon, au
mediateur perge Nachdem wir auf unsere Art auch Soupiret und ge-
schlaffen, und die Pferde, welche den Duc geführet wieder zurück kommen
setzten wir

den 1. Juli

Früh um 2 Uhr unsern Weg weiter fort, und frühstückten auf dem
Dorffe Grolle bloß mit Theé, weil die gantze Gegend heydigt und -
folglich keine Viehzucht mit hin auch keine Butter vorhanden ist. Wie -
wohl schon von Chateau neuf an keine Butter mehr zu haben ist.
Die  Hollander und Engelländer ersetzen sonst diesen Mangel, bey
ietzigen conjuncturen aber wird das nöthige von ihnen nach Bour-
deaux
nicht zugeführet. Das Diné wurde auf einen einzelen Post
hause, Cherzac genannt eingenommen, woselbsten die Postmeisterin
wegen Mangels einer Schule, ihre 5 Kinder in Lesen selbst informierte,
und eine recht feine Frau zu sein schiene. Je weiter man gegen Bour
deaux
avanciret, ie fruchtbarer wird der Boden, ob er schon

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[0367] rückten wir bey der Abend=Kühle in einer zwar bergigten, aber mit Wein=Stöcken wohlangebauten Gegend weiter fort bis Chateau neuf einen gantz lebhafften Städtgen an dem Fluß Charante welcher bey Rochefort in die See fällt, und von Wein und Saltz=Schiffen starck be- fahren wird. Der oben schon gedachte Duc de Richelieu arrivirte nach uns, um nach Paris zurück zu gehen, stieg aber nicht aus dem Wa- gen. Ohnerachtet Wir nun als die zuerst angekommenen, dem Königli~ reglement nach wegen derer Pferde den Vorzug hatten; so redireten wir ihm dennoch dieselben aus Höfligkeit, worüber er durch einen Pagen Illmo ein sehr obligeantes Compliment machen ließ. Die Bürger Weiber in dieser Stadt leben auf dem pariser Dances Fuß und sagte unsere Wirthin beyläufig. J’ai Soupé aujourd hui en ville On Se divertit ici assey bien le Soir, quant on a fait Ses affaires, on va Souper, chez une voisine, on S’y amuse a jouer au Pharaon, au mediateur p. Nachdem wir auf unsere Art auch Soupiret und ge- schlaffen, und die Pferde, welche den Duc geführet wieder zurück kommen setzten wir den 1. Jul. Früh um 2 Uhr unsern Weg weiter fort, und frühstückten auf dem Dorffe Grolle bloß mit Theé, weil die gantze Gegend heydigt und - folglich keine Viehzucht mit hin auch keine Butter vorhanden ist. Wie - wohl schon von Chateau neuf an keine Butter mehr zu haben ist. Die  Hollander und Engelländer ersetzen sonst diesen Mangel, bey ietzigen conjuncturen aber wird das nöthige von ihnen nach Bour- deaux nicht zugeführet. Das Diné wurde auf einen einzelen Post hause, Cherzac genannt eingenommen, woselbsten die Postmeisterin wegen Mangels einer Schule, ihre 5 Kinder in Lesen selbst informierte, und eine recht feine Frau zu sein schiene. Je weiter man gegen Bour deaux avanciret, ie fruchtbarer wird der Boden, ob er schon

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/367>, abgerufen am 21.11.2024.