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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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ietzige ordentliche armement zu Maltha in vier Kriegs Schiffen,
und in 6. Galeren bestehe, und man ohngefähr 7000 bewaffnete Solda-
ten aufbringen könne. Über der Tafel wurde von einem gegenwärtigen
Obristen erzehlet, daß unter dem Regiment du Roi, als es vor Freyburg
gestanden, ein Officier einen Schuß durchs Bein bekommen. Der Chirurgies
Major dieses Regiments,
Nahmens Clerac, sey ein extrem geschickter
Mann, aber dem Trunk auch sehr ergeben gewesen, und habe trunkener
Weise ihm das gesunde Bein anstat des zerschoßenen abgelöset,
sich aber hernach zu reparirung dieses Fehlers in der Cur dermaaße
außerordentliche Mühe gegeben, daß der schadhafte zum Abschnei
den destinirt gewesene Fuß wieder völlig zu rechte gebracht, und
der Officier beym leben erhalten worden. Man erwartete die-
sen Abend wie wohl vergeblich den Duc de Richelieu, welcher
als Commendant von Languedoc von dort nach Paris zurück-
gehet, und hierdurch passiret.

den 28ten Juni

Expedierten wir unsere Post Briefe nach Paris und ins Vaterland
und verfügten uns gegen Abend wieder zum intendanten in der
Gesellschaft, Madame war gantzaußerordentlich freundlich, und
wurde vor nichts als vom Abbe Duguet, Abbe d'Asfeld und Rollin
und deren Schrifften gesprochen. Man kam auch bey Gelegenheit der
Lebens Art des Monsieur Rollin auf die materie von dem wahren
Vergnügen in dieser Welt, und wie solches ein gutes Gewißen
zum Grunde haben müste, darüber diese Dame recht-
wohl zu moralisiren wuste. Als die Spiel=Zeit herbey kam,
gieng der Intendant mit uns durch eine Hinter=Thür des Gar-
tens nach der andern Seiden=Würmer Anstalt, die er hier
angeleget hat, und ist diese noch größer als die ehegestern
von uns besichtigte. Er explicirete uns auch selbst alles

ietzige ordentliche armement zu Maltha in vier Kriegs Schiffen,
und in 6. Galeren bestehe, und man ohngefähr 7000 bewaffnete Solda-
ten aufbringen könne. Über der Tafel wurde von einem gegenwärtigen
Obristen erzehlet, daß unter dem Regiment du Roi, als es vor Freyburg
gestanden, ein Officier einen Schuß durchs Bein bekommen. Der Chirurgies
Major dieses Regiments,
Nahmens Clerac, sey ein extrem geschickter
Mann, aber dem Trunk auch sehr ergeben gewesen, und habe trunkener
Weise ihm das gesunde Bein anstat des zerschoßenen abgelöset,
sich aber hernach zu reparirung dieses Fehlers in der Cur dermaaße
außerordentliche Mühe gegeben, daß der schadhafte zum Abschnei
den destinirt gewesene Fuß wieder völlig zu rechte gebracht, und
der Officier beym leben erhalten worden. Man erwartete die-
sen Abend wie wohl vergeblich den Duc de Richelieu, welcher
als Commendant von Languedoc von dort nach Paris zurück-
gehet, und hierdurch passiret.

den 28ten Juni

Expedierten wir unsere Post Briefe nach Paris und ins Vaterland
und verfügten uns gegen Abend wieder zum intendanten in der
Gesellschaft, Madame war gantzaußerordentlich freundlich, und
wurde vor nichts als vom Abbé Duguet, Abbé d’Asfeld und Rollin
und deren Schrifften gesprochen. Man kam auch bey Gelegenheit der
Lebens Art des Monsieur Rollin auf die materie von dem wahren
Vergnügen in dieser Welt, und wie solches ein gutes Gewißen
zum Grunde haben müste, darüber diese Dame recht-
wohl zu moralisiren wuste. Als die Spiel=Zeit herbey kam,
gieng der Intendant mit uns durch eine Hinter=Thür des Gar-
tens nach der andern Seiden=Würmer Anstalt, die er hier
angeleget hat, und ist diese noch größer als die ehegestern
von uns besichtigte. Er explicirete uns auch selbst alles

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[0365] ietzige ordentliche armement zu Maltha in vier Kriegs Schiffen, und in 6. Galeren bestehe, und man ohngefähr 7000 bewaffnete Solda- ten aufbringen könne. Über der Tafel wurde von einem gegenwärtigen Obristen erzehlet, daß unter dem Regiment du Roi, als es vor Freyburg gestanden, ein Officier einen Schuß durchs Bein bekommen. Der Chirurgies Major dieses Regiments, Nahmens Clerac, sey ein extrem geschickter Mann, aber dem Trunk auch sehr ergeben gewesen, und habe trunkener Weise ihm das gesunde Bein anstat des zerschoßenen abgelöset, sich aber hernach zu reparirung dieses Fehlers in der Cur dermaaße außerordentliche Mühe gegeben, daß der schadhafte zum Abschnei den destinirt gewesene Fuß wieder völlig zu rechte gebracht, und der Officier beym leben erhalten worden. Man erwartete die- sen Abend wie wohl vergeblich den Duc de Richelieu, welcher als Commendant von Languedoc von dort nach Paris zurück- gehet, und hierdurch passiret. den 28ten Jun Expedierten wir unsere Post Briefe nach Paris und ins Vaterland und verfügten uns gegen Abend wieder zum intendanten in der Gesellschaft, Madame war gantz außerordentl. freundlich, und wurde vor nichts als vom Abbé Duguet, Abbé d’Asfeld und Rollin und deren Schrifften gesprochen. Man kam auch bey Gelegenheit der Lebens Art des Mr. Rollin auf die materie von dem wahren Vergnügen in dieser Welt, und wie solches ein gutes Gewißen zum Grunde haben müste, darüber diese Dame recht- wohl zu moralisiren wuste. Als die Spiel=Zeit herbey kam, gieng der Intendant mit uns durch eine Hinter=Thür des Gar- tens nach der andern Seiden=Würmer Anstalt, die er hier angeleget hat, und ist diese noch größer als die ehegestern von uns besichtigte. Er explicirete uns auch selbst alles

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/365>, abgerufen am 21.11.2024.