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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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sogenannte Pressoir d'orleans nicht zu vergeßen.
Es bestehet solches aus 2 silbernen ovalen und etwas
tieffen Schüßeln, die unterste hat an iedwedem Ende
der Länge eine Röhre: In eben diese unterste Schüßel
hat der Meß-Priester ehemals den 6 August als am Tage
der Verklärung Christi frische Wein-Trauben geleget,
die andre Schüßel drauf gedrücket, und den Saft von
der solchergestalt zerquetschten Wein-Traube durch
eine derer obgedachten 2 Röhren in den Kelch lauffen
laßen, sodann aber mit diesen neu gekelterten Wein
die Meße gehalten. Seit etlichen Jahren ist dieser Gebrauch
abgestellet worden. die boiserie im Chor en bas relief
ist vortreflich, und der Haupt-Altar in demselben, den
der Duc d' Antin, Gouvernerur von Orleans, verfertigen
laßen, von grünem Egyptischen Mamor Anmerckung
würdig.

2) den publiquen Spatziergang le Mail genannt,
welches eigentlich sehr schön aplaintes und mit
eine trefflichen allee von Bäumen wohl besetztes lan-
ges Stück des Stadt-Walles ist. Wie denn überhaupt
der Duc d'Antin die vielen Thürme, womit ehemals
diese Stadt befestiget gewesen, abwerffen, und die
Mauer so zurichten laßen, daß man, wie auf
einer terrasse, den schönsten prospect in die plaine
hat.

3.) Eine Zucker-Siederey, deren hier etliche und 20 sind. Weil
aber solche zu Bourdeaux noch besser vorkommen werden, will
man hier davon nichts gedencken.

4.) die Statue der Welt beruffenen Pucelle d'orleans auf der
steinern Brücke, welche über die Loire gehet. das Postement
ist von Sand-Steinen mit einigen ornamenten a la Gothique.
Auf demselben stehet in der Mitte ein Creutz, und auf deßen
Spitze ein sich in die Brust hackender Pelican mit seinen Jungen.
Vor dem Creutz sitzet die Jungfrau Maria und hat den Leichnam
Christi auf ihrem Schoß. Zur rechten kniet mit beyden gegen
das Creutz aufgehobenen Händen König Carl der VII und zur lincken

sogenannte Pressoir d’orleans nicht zu vergeßen.
Es bestehet solches aus 2 silbernen ovalen und etwas
tieffen Schüßeln, die unterste hat an iedwedem Ende
der Länge eine Röhre: In eben diese unterste Schüßel
hat der Meß-Priester ehemals den 6 August als am Tage
der Verklärung Christi frische Wein-Trauben geleget,
die andre Schüßel drauf gedrücket, und den Saft von
der solchergestalt zerquetschten Wein-Traube durch
eine derer obgedachten 2 Röhren in den Kelch lauffen
laßen, sodann aber mit diesen neu gekelterten Wein
die Meße gehalten. Seit etlichen Jahren ist dieser Gebrauch
abgestellet worden. die boiserie im Chor en bas relief
ist vortreflich, und der Haupt-Altar in demselben, den
der Duc d‘ Antin, Gouvernerur von Orleans, verfertigen
laßen, von grünem Egyptischen Mamor Anmerckung
würdig.

2) den publiquen Spatziergang le Mail genannt,
welches eigentlich sehr schön aplaintes und mit
eine trefflichen allee von Bäumen wohl besetztes lan-
ges Stück des Stadt-Walles ist. Wie denn überhaupt
der Duc d’Antin die vielen Thürme, womit ehemals
diese Stadt befestiget gewesen, abwerffen, und die
Mauer so zurichten laßen, daß man, wie auf
einer terrasse, den schönsten prospect in die plaine
hat.

3.)  Eine Zucker-Siederey, deren hier etliche und 20 sind. Weil
aber solche zu Bourdeaux noch besser vorkommen werden, will
man hier davon nichts gedencken.

4.) die Statue der Welt beruffenen Pucelle d’orleans auf der
steinern Brücke, welche über die Loire gehet. das Postement
ist von Sand-Steinen mit einigen ornamenten à la Gothique.
Auf demselben stehet in der Mitte ein Creutz, und auf deßen
Spitze ein sich in die Brust hackender Pelican mit seinen Jungen.
Vor dem Creutz sitzet die Jungfrau Maria und hat den Leichnam
Christi auf ihrem Schoß. Zur rechten kniet mit beyden gegen
das Creutz aufgehobenen Händen König Carl der VII und zur lincken

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[0355] sogenannte Pressoir d’orleans nicht zu vergeßen. Es bestehet solches aus 2 silbernen ovalen und etwas tieffen Schüßeln, die unterste hat an iedwedem Ende der Länge eine Röhre: In eben diese unterste Schüßel hat der Meß-Priester ehemals d 6 Augl. als am Tage der Verklärung Christi frische Wein-Trauben geleget, die andre Schüßel drauf gedrücket, und den Saft von der solchergestalt zerquetschten Wein-Traube durch eine derer obgedachten 2 Röhren in den Kelch lauffen laßen, sodann aber mit diesen neu gekelterten Wein die Meße gehalten. Seit etl: Jahren ist dieser Gebrauch abgestellet worden. die boiserie im Chor en bas relief ist vortreflich, und der Haupt-Altar in demselben, den der Duc d‘ Antin, Gouvernerur von Orleans, verfertigen laßen, von grünem Egyptischen Mamor Anmerckung würdig. 2) den publiquen Spatziergang le Mail genannt, welches eigentlich sehr schön aplaintes und mit eine trefl: allee von Bäumen wohl besetztes lan- ges Stück des Stadt-Walles ist. Wie denn überhaupt der Duc d’Antin die vielen Thürme, womit ehemals diese Stadt befestiget gewesen, abwerffen, und die Mauer so zurichten laßen, daß man, wie auf einer terrasse, den schönsten prospect in die plaine hat. 3.)  Eine Zucker-Siederey, deren hier etliche und 20 sind. Weil aber solche zu Bourdeaux noch besser vorkommen werden, will man hier davon nichts gedencken. 4.) die Statue der Welt beruffenen Pucelle d’orleans auf der steinern Brücke, welche über die Loire gehet. das Postement ist von Sand-Steinen mit einigen ornamenten à la Gothique. Auf demselben stehet in der Mitte ein Creutz, und auf deßen Spitze ein sich in die Brust hackender Pelican mit seinen Jungen. Vor dem Creutz sitzet die Jungfrau Maria und hat den Leichnam Christi auf ihrem Schoß. Zur rechten kniet mit beyden gegen das Creutz aufgehobenen Händen König Carl der VII u. zur lincken

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/355>, abgerufen am 21.11.2024.