Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].163 aber alle übrigen pele mele, wie ein iedweder Platznehmen wolte oder konte. Von frembden Ministren waren mit bey diesem Gastmahl der prince de Grim- berg, Herr von Gravenbrock, Herr von Wind, Herr von Böhmer, Herr von Flemming, Monsieur de Tomphson und andre, sonst aber alle geist= und weltliche die in des Nonce Suite gewesen. Es wurde zweymal abgehoben, und bestund ieder Gang aus 40 Speisen, worauf ein magnifiques und die gantze Tafel bedeckendes Confect folgte, auch an einheimischen und frembden Weinen ein Uber- fluß vorhanden war. Derer Zuschauer, welche herein gelaßen wurden, und die alle die gute mine des Nuncii bewunderten, waren nicht wenig, unter andern ein wie Johannes der Täuffer angekleidete Knabe, der sich hinter seinem Stuhl stellete, auch von ihm mit confect begabet wurde. Nach kaum verfloße- nen 1 1/2 Stunden stund man auf, und gieng wieder a la Sale des Ambassadeurs um Caffee zu trincken. Indeßen waren die beyden Compagnies Mousquetairs iede in 200 Mann bestehend, zu Fuß in den Schloß- Platz geritten gerucket, da denn der König mit einer starcken Suite alle Reihen und Glieder, iedoch sehr geschwinde durchging, und sodann eine Compagnie nach der andern das Exercitium, iedoch ohne Feuern machen, welches zwar ziemlich accurat gieng, mit dem Preußischen maneuvore aber gar in keine Vergleichung komt. Darauf zogen sie ab, und kamen in einer kurtzen Zeit zu Pferde wieder zurück, iedoch ohne weitere exercitia zu machen. Eine Compagnie hat bekantermaßen Schimmel, die andre Rappen und fällt übrigens das corps sowol derer schönen Pferde, als der schönen rothen chamarirten montur und blauen Super-Westen wegen, sehr wohl in die Augen, bestehet auch gröstentheils aus Edel-Leuten. Die Königin und der Dauphin sahen diesem Kriegs- Spectacle von einem balcon zu, dahingegen wir 163 aber alle übrigen pele mele, wie ein iedweder Platznehmen wolte oder konte. Von frembden Ministren waren mit bey diesem Gastmahl der prince de Grim- berg, Herr von Gravenbrock, Herr von Wind, Herr von Böhmer, Herr von Flemming, Monsieur de Tomphson und andre, sonst aber alle geist= und weltliche die in des Nonce Suite gewesen. Es wurde zweymal abgehoben, und bestund ieder Gang aus 40 Speisen, worauf ein magnifiques und die gantze Tafel bedeckendes Confect folgte, auch an einheimischen und frembden Weinen ein Uber- fluß vorhanden war. Derer Zuschauer, welche herein gelaßen wurden, und die alle die gute mine des Nuncii bewunderten, waren nicht wenig, unter andern ein wie Johannes der Täuffer angekleidete Knabe, der sich hinter seinem Stuhl stellete, auch von ihm mit confect begabet wurde. Nach kaum verfloße- nen 1 ½ Stunden stund man auf, und gieng wieder à la Sale des Ambassadeurs um Caffeé zu trincken. Indeßen waren die beyden Compagnies Mousquetairs iede in 200 Mann bestehend, zu Fuß in den Schloß- Platz geritten gerucket, da denn der König mit einer starcken Suite alle Reihen und Glieder, iedoch sehr geschwinde durchging, und sodann eine Compagnie nach der andern das Exercitium, iedoch ohne Feuern machen, welches zwar ziemlich accurat gieng, mit dem Preußischen maneuvore aber gar in keine Vergleichung komt. Darauf zogen sie ab, und kamen in einer kurtzen Zeit zu Pferde wieder zurück, iedoch ohne weitere exercitia zu machen. Eine Compagnie hat bekantermaßen Schimmel, die andre Rappen und fällt übrigens das corps sowol derer schönen Pferde, als der schönen rothen chamarirten montur und blauen Super-Westen wegen, sehr wohl in die Augen, bestehet auch gröstentheils aus Edel-Leuten. 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aber alle übrigen pele mele, wie ein iedweder Platz
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waren mit bey diesem Gastmahl der prince de Grim-
berg, H. von Gravenbrock, H. v. Wind, H. v. Böhmer, H.
v. Flemming, Mr. de Tomphson und andre, sonst aber
alle geist= und weltliche die in des Nonce Suite gewesen.
Es wurde zweymal abgehoben, und bestund ieder
Gang aus 40 Speisen, worauf ein magnifiques und
die gantze Tafel bedeckendes Confect folgte, auch
an einheimischen und frembden Weinen ein Uber-
fluß vorhanden war. Derer Zuschauer, welche herein
gelaßen wurden, und die alle die gute mine des
Nuncii bewunderten, waren nicht wenig, unter
andern ein wie Johannes der Täuffer angekleidete
Knabe, der sich hinter seinem Stuhl stellete, auch von
ihm mit confect begabet wurde. Nach kaum verfloße-
nen 1 ½ Stunden stund man auf, und gieng wieder
à la Sale des Ambassadeurs um Caffeé zu trincken.
Indeßen waren die beyden Compagnies Mousquetairs
iede in 200 Mann bestehend, zu Fuß in den Schloß-
Platz gerucket, da denn der König mit einer
starcken Suite alle Reihen und Glieder, iedoch sehr
geschwinde durchging, und sodann eine Compagnie
nach der andern das Exercitium, iedoch ohne Feuern
machen, welches zwar zieml: accurat gieng, mit
dem Preußil: maneuvore aber gar in keine Vergleichung
komt. Darauf zogen sie ab, und kamen in einer
kurtzen Zeit zu Pferde wieder zurück, iedoch ohne
weitere exercitia zu machen. Eine Compagnie
hat bekantermaßen Schimmel, die andre Rappen
und fällt übrigens das corps sowol derer schönen
Pferde, als der schönen rothen chamarirten montur
und blauen Super-Westen wegen, sehr wohl in
die Augen, bestehet auch gröstentheils aus Edel-Leuten.
Die Königin und der Dauphin sahen diesem Kriegs-
Spectacle von einem balcon zu, dahingegen wir
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Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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