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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Summa alles ist so beschaffen, daß einem nothwendig bey
diesem Anblick der vers recht mit Nachdruck einfallen
muß: Ach wie nichtig, ach wie flüchtig sind der Menschen
Sachen! alles, alles was wir sehen, das muß fallen
und vergehen; wer Gott furcht't bleibt ewig stehen.

3.) Die welt bekante machine zu Marly, durch welche
das Waßer aus der Seine erst den Berg hinan und sodann
noch über den auf diesem Berge erbaueten sehr hohen
aqueduct hinüber getrieben wird, um zu denen Waßer
Künsten in Marly gebraucht zu werden. Nachdem
der Königliche Schweitzer uns unter denen im Fluß
hengenden großen Rädern und Pumpen genugsam
herumgeführet, schickten wir den Wagen nach dem
Dorf Marly, und stiegen den beschwerlichen Berg zu
Fuß hinauf. Nach zurückgelegter Helfte deßelben
komt man in ein Gebäude, in welchem alles auf
dieser Höhe sich findende zufällige Waßer, zum
Theil ziemlich weit her, zusammen geleitet, und
durch eine abermalige Pumpen-Anstalt noch weiter
hinauf in 2 eben dergleichen Pumpen=Gebäude getrieben
wird. In diesen 2 letztern vereiniget sich denn
vorbemeldtes Quell= und Fluß-Waßer, und bekomt
hier den letzten Druck, um nicht nur den Uberrest
des Berges, sondern auch den aqueduct zu passiren.
Die Waßer Röhren liegen alle am Tage, und sind
derselben 12 Reihen bis in die 2 letzten Pumpen-
Gebäude, von diesen Gebäuden an hingegen reduciren
sie sich auf 6 Reihen, und sind alle von gegoßenem
Eisen, zuletzt aber, wo sie kertzen-gerade den
aqueduct hinauf gehen, von Bley. Jetztgedachten aque-
duct öffnete uns ein anderer Königliche Schweitzer. Es
ruhet derselbe auf etliche und 30 ungemein hohen Schwier-
Bögen, und hat sowol zu Anfang, als zu Ende einen
sogenannten Thurn, oder 4eckigtes oben plattes Gebäude.
In jenen stiegen wir, vermittelst einer zwar sehr
hohen, aber dennoch gebrochenen, und mit Ruhe-Plätzen

Summa alles ist so beschaffen, daß einem nothwendig bey
diesem Anblick der vers recht mit Nachdruck einfallen
muß: Ach wie nichtig, ach wie flüchtig sind der Menschen
Sachen! alles, alles was wir sehen, das muß fallen
und vergehen; wer Gott furcht't bleibt ewig stehen.

3.) Die welt bekante machine zu Marly, durch welche
das Waßer aus der Seine erst den Berg hinan und sodann
noch über den auf diesem Berge erbaueten sehr hohen
aqueduct hinüber getrieben wird, um zu denen Waßer
Künsten in Marly gebraucht zu werden. Nachdem
der Königliche Schweitzer uns unter denen im Fluß
hengenden großen Rädern und Pumpen genugsam
herumgeführet, schickten wir den Wagen nach dem
Dorf Marly, und stiegen den beschwerlichen Berg zu
Fuß hinauf. Nach zurückgelegter Helfte deßelben
komt man in ein Gebäude, in welchem alles auf
dieser Höhe sich findende zufällige Waßer, zum
Theil ziemlich weit her, zusammen geleitet, und
durch eine abermalige Pumpen-Anstalt noch weiter
hinauf in 2 eben dergleichen Pumpen=Gebäude getrieben
wird. In diesen 2 letztern vereiniget sich denn
vorbemeldtes Quell= und Fluß-Waßer, und bekomt
hier den letzten Druck, um nicht nur den Uberrest
des Berges, sondern auch den aqueduct zu passiren.
Die Waßer Röhren liegen alle am Tage, und sind
derselben 12 Reihen bis in die 2 letzten Pumpen-
Gebäude, von diesen Gebäuden an hingegen reduciren
sie sich auf 6 Reihen, und sind alle von gegoßenem
Eisen, zuletzt aber, wo sie kertzen-gerade den
aqueduct hinauf gehen, von Bley. Jetztgedachten aque-
duct öffnete uns ein anderer Königliche Schweitzer. Es
ruhet derselbe auf etliche und 30 ungemein hohen Schwier-
Bögen, und hat sowol zu Anfang, als zu Ende einen
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In jenen stiegen wir, vermittelst einer zwar sehr
hohen, aber dennoch gebrochenen, und mit Ruhe-Plätzen

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[0329] Summa alles ist so beschaffen, daß einem nothwendig bey diesem Anblick der vers recht mit Nachdruck einfallen muß: Ach wie nichtig, ach wie flüchtig sind der Menschen Sachen! alles, alles was wir sehen, das muß fallen und vergehen; wer Gott furcht't bleibt ewig stehen. 3.) Die welt bekante machine zu Marly, durch welche das Waßer aus der Seine erst den Berg hinan und sodann noch über den auf diesem Berge erbaueten sehr hohen aqueduct hinüber getrieben wird, um zu denen Waßer Künsten in Marly gebraucht zu werden. Nachdem der Königliche Schweitzer uns unter denen im Fluß hengenden großen Rädern und Pumpen genugsam herumgeführet, schickten wir den Wagen nach dem Dorf Marly, und stiegen den beschwerlichen Berg zu Fuß hinauf. Nach zurückgelegter Helfte deßelben komt man in ein Gebäude, in welchem alles auf dieser Höhe sich findende zufällige Waßer, zum Theil ziemlich weit her, zusammen geleitet, und durch eine abermalige Pumpen-Anstalt noch weiter hinauf in 2 eben dergl: Pumpen=Gebäude getrieben wird. In diesen 2 letztern vereiniget sich denn vorbemeldtes Quell= und Fluß-Waßer, und bekomt hier den letzten Druck, um nicht nur den Uberrest des Berges, sondern auch den aqueduct zu passiren. Die Waßer Röhren liegen alle am Tage, und sind derselben 12 Reihen bis in die 2 letzten Pumpen- Gebäude, von diesen Gebäuden an hingegen reduciren sie sich auf 6 Reihen, und sind alle von gegoßenem Eisen, zuletzt aber, wo sie kertzen-gerade den aqueduct hinauf gehen, von Bley. Jetztgedachten aque- duct öffnete uns ein anderer Königl: Schweitzer. Es ruhet derselbe auf etl: und 30 ungemein hohen Schwier- Bögen, und hat sowol zu Anfang, als zu Ende einen sogenannten Thurn, oder 4eckigtes oben plattes Gebäude. In jenen stiegen wir, vermittelst einer zwar sehr hohen, aber dennoch gebrochenen, und mit Ruhe-Plätzen

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/329>, abgerufen am 21.11.2024.