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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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gantz commode versehenen Treppe hinauf. Die plate forme
dieses Thurms ist gantz mit Bley ausgelegt, und in deren
Mitte ein offenes reservoir, in welches die, schon gedachter
maßen heraufsteigende 6 bleyerne Röhren ihr Waßer
ausgießen. Aus dem reservoir lauft das Waßer durch
den auf obbemeldten Schwibbogen liegenden Canal bis
zu dem andern Thurm, in welchem es wieder durch Röhren
herunter fällt, und sodann in die 3 großen reservoirs
oder Teiche nach Marly geleitet wird. Doch gehet ietzo auch
eine Röhre aus diesem Thurm nach Versailles, welche gleich-
wol daselbst nicht zu denen Fontainen, sondern zum
Trincken gebraucht wird. Der gleichfals mit Bley gefütterte
Canal ist bey dem Eingang mit einer eisernen Gitter-
Thür verschloßen, mit Quader Stücken oben zugedeckt,
auf beyden Seiten aber, damit genugsames Licht hinein
fälten, in gehöriger distantz mit runden Oeffnungen
versehen, auch so breit und hoch, daß ein kleiner
Mensch darinn gantz füglich en se promenant ein
kaltes Fuß-Bad nehmen könte. Es kostet diese gantze
Machine jährlich 150tausend Livre tournois zu unterhalten, wie denn
etliche und 70 Menschen darauf bestellet sind, deren
iedweder sein angewiesenes departement hat, und
müßen von denenselben alle Nacht fünfe theils unten
am Fluß, theils am Berge auf der Wache seyn, um alle
accidens so fort zu redressiren. Zu diesem Zweck
ist es eine große Bequemligkeit, daß iedwede Pumpe,
und was davon dependiret, alle Augenblick aufgehalten
werden kan, ohne daß die übrigen deswegen in in-
activitaet gesetzet werden, außer welchem Vortheil
die gantze machine wenigstens ein paar Tage die
Woche auch nur deswegen stille stehen müste, weil
iedwede Pumpe wöchentlich 2mal mit neuem Pfund-
Leder versehen werden muß. Sonst ist noch zu gedencken,
daß man vor ein paar Jahren oberhalb der machine
einen canal aus der Seine abgeleitet, welcher unterhalb
derselben wieder in eben diesen Fluß hinein fält, um
solchergestalt denen nach Paris gehenden Schiffen eine
freyere passage zu machen; das Spatium aber, wo
ehemals diese Schiffe neben der machine vorbey passiret,

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gantz commode versehenen Treppe hinauf. Die plate forme
dieses Thurms ist gantz mit Bley ausgelegt, und in deren
Mitte ein offenes reservoir, in welches die, schon gedachter
maßen heraufsteigende 6 bleyerne Röhren ihr Waßer
ausgießen. Aus dem reservoir lauft das Waßer durch
den auf obbemeldten Schwibbogen liegenden Canal bis
zu dem andern Thurm, in welchem es wieder durch Röhren
herunter fällt, und sodann in die 3 großen reservoirs
oder Teiche nach Marly geleitet wird. Doch gehet ietzo auch
eine Röhre aus diesem Thurm nach Versailles, welche gleich-
wol daselbst nicht zu denen Fontainen, sondern zum
Trincken gebraucht wird. Der gleichfals mit Bley gefütterte
Canal ist bey dem Eingang mit einer eisernen Gitter-
Thür verschloßen, mit Quader Stücken oben zugedeckt,
auf beyden Seiten aber, damit genugsames Licht hinein
fälten, in gehöriger distantz mit runden Oeffnungen
versehen, auch so breit und hoch, daß ein kleiner
Mensch darinn gantz füglich en se promenant ein
kaltes Fuß-Bad nehmen könte. Es kostet diese gantze
Machine jährlich 150tausend Livre tournois zu unterhalten, wie denn
etliche und 70 Menschen darauf bestellet sind, deren
iedweder sein angewiesenes departement hat, und
müßen von denenselben alle Nacht fünfe theils unten
am Fluß, theils am Berge auf der Wache seyn, um alle
accidens so fort zu redressiren. Zu diesem Zweck
ist es eine große Bequemligkeit, daß iedwede Pumpe,
und was davon dependiret, alle Augenblick aufgehalten
werden kan, ohne daß die übrigen deswegen in in-
activitaet gesetzet werden, außer welchem Vortheil
die gantze machine wenigstens ein paar Tage die
Woche auch nur deswegen stille stehen müste, weil
iedwede Pumpe wöchentlich 2mal mit neuem Pfund-
Leder versehen werden muß. Sonst ist noch zu gedencken,
daß man vor ein paar Jahren oberhalb der machine
einen canal aus der Seine abgeleitet, welcher unterhalb
derselben wieder in eben diesen Fluß hinein fält, um
solchergestalt denen nach Paris gehenden Schiffen eine
freyere passage zu machen; das Spatium aber, wo
ehemals diese Schiffe neben der machine vorbey passiret,

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[0326] 156 gantz commode versehenen Treppe hinauf. Die plate forme dieses Thurms ist gantz mit Bley ausgelegt, und in deren Mitte ein offenes reservoir, in welches die, schon gedachter maßen heraufsteigende 6 bleyerne Röhren ihr Waßer ausgießen. Aus dem reservoir lauft das Waßer durch den auf obbemeldten Schwibbogen liegenden Canal bis zu dem andern Thurm, in welchem es wieder durch Röhren herunter fällt, und sodann in die 3 großen reservoirs oder Teiche nach Marly geleitet wird. Doch gehet ietzo auch eine Röhre aus diesem Thurm nach Versailles, welche gleich- wol daselbst nicht zu denen Fontainen, sondern zum Trincken gebraucht wird. Der gleichfals mit Bley gefütterte Canal ist bey dem Eingang mit einer eisernen Gitter- Thür verschloßen, mit Quader Stücken oben zugedeckt, auf beyden Seiten aber, damit genugsames Licht hinein fält, in gehöriger distantz mit runden Oeffnungen versehen, auch so breit und hoch, daß ein kleiner Mensch darinn gantz füglich en se promenant ein kaltes Fuß-Bad nehmen könte. Es kostet diese gantze Machine jährlich 150/m Lv zu unterhalten, wie denn etliche und 70 Menschen darauf bestellet sind, deren iedweder sein angewiesenes departement hat, und müßen von denenselben alle Nacht fünfe theils unten am Fluß, theils am Berge auf der Wache seyn, um alle accidens so fort zu redressiren. Zu diesem Zweck ist es eine große Bequemligkeit, daß iedwede Pumpe, und was davon dependiret, alle Augenblick aufgehalten werden kan, ohne daß die übrigen deswegen in in- activitaet gesetzet werden, außer welchem Vortheil die gantze machine wenigstens ein paar Tage die Woche auch nur deswegen stille stehen müste, weil iedwede Pumpe wöchentlich 2mal mit neuem Pfund- Leder versehen werden muß. Sonst ist noch zu gedencken, daß man vor ein paar Jahren oberhalb der machine einen canal aus der Seine abgeleitet, welcher unterhalb derselben wieder in eben diesen Fluß hinein fält, um solchergestalt denen nach Paris gehenden Schiffen eine freyere passage zu machen; das Spatium aber, wo ehemals diese Schiffe neben der machine vorbey passiret,

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/326>, abgerufen am 17.09.2024.