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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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8.
solchergestalt imbibirte Folie wird neu Quecksilber gegoßen, welches denn darauf stehen bleibt
wie das Waßer über einem allzu voll eingeschenckten Glase zu thun pfleget. Alsdenn leget
der Werckmeister ein Papier auf das äußerste Ende der Folie, und schiebet über solches
Papier hinweg seine Glas-Tafel mit solcher addresse über die Folie hin, daß er das
darauf stehenden Mercurium nur auf der äußersten Fläche berühret, folglich auch bloß allein die
Unreinigkeit, welche sich auf dem Mercurio zu befinden pfleget, hinweg schiebt.
Wenn nun die Folie mit dem Glase gantz bedeckt ist, so wird dieses letztere auf denen
Kanten beschwehret, damit es sich nicht bewegen könne, und bleibt in dieser Positur
24 Stunden liegen. Alsdann wird es aufgehoben und auf eine abhängige Machine
gelegt, damit der etwan über der Folie noch stehen gebliebene Mercurius abfließen,
und der auf dem Glase sitzende, austrocknen könne. Der Vorrath von Gläsern und
Spiegeln in denen Magazins ist unglaublich groß, und befinden sich Stücke von
ungemeiner Größe darunter, wie denn, ehe die Invention des Glas-Gießens auf-
kommen, man dieselben so groß nicht machen können. Die Arbeiter werden nach
Proportion der Größe derer Stücke, Zoll und Fußweise bezahlt, und kan ein Fleißiger
täglich [unleserliches Material]40 Sols verdienen. Was in der Arbeit zerbricht, dürffen sie zwar nicht bezahlen,
ihr Lohn vor das zerbrochne Stücke aber geht verlohren.

4.) Die von dem letzt vorigen Prevot des Marchands Monsieur Tugot zu Abführung,
derer Unreinigkeiten aus dieser großen Stadt gemachte neue Anstalt. Es bestehet solche
in einem mit Quader-Stücken gefütterten 6 Fuß breiten und eben so tiefen Canal
in welchen alle ordures aus derselben Gegend der Stadt, wo derselbe vorbeygehet, hinein fließen.
Zu Säuberung dieses Canals nun ist ein eigenes Gebäude angeleget und in dem selben
ein großer Brunnen, deßen Waßer aus denen Quellen der gantzen Gegend zusamen geführet ist.
In diesem Brunnen stehen 6 Pumpen, welche, vermittelst einer mit 4 Pferden
bewegten Machine, dieses Brunnen-Waßer in ein sehr großes hinter dem Hause
befindliches und gleichfals mit Quader-Stücken ausgesetztes Reservoir ausgießen.
Aus diesem Reservoir oder Teiche aber wird das Waßer, durch 2 extraordinair große und
Stückweise an einander geschraubte Röhren, unter der Erden in obgedachten Canal ge-
führet, da es denn alle im Canal vorhandene Unreinigkeit mit sich hinweg und
in die Seine hinein spühlet. An vorermeldten Brunnen-Hause sind zwey schwartze
maromorne Tafeln mit goldenen Buchstaben in die Mauer fest gemacht, auf
deren einer diese gantze Anstalt beschrieben, auf der andern aber gemeldet ist,
daß der König, die Königin und der Dauphin den 14, 15 und 16 Juli 1740, als sie nach
Compiegne gereiset, dieses Werck in Augenschein genommen, deßen Effect gesehen
und es approbiret.

5.) Besahen wir im Vorbeyfahren, a la place Royale die Statüe, welche der
Cardinal Richelieu König Ludwig XIII. setzen laßen, und wird sonderlich das Pferd
unter denen übrigen hiesigen Statüen vor das Beste gehalten.

Den 27 October

Aus dem Gespräch des HerrnPastor Petersen, welcher uns heute früh besuchte, ist folgendes
angemercket worden: (1) daß er sich vorgenommen, bey seinem Etablissement in Zwey-
brücken
, der Jugend sich mit allem Ernst anzunehmen, und die Herrschaft dahin zu
disponiren, daß sie die im Lande vorhandene tüchtige Candidates nach Zweybrücken
zusammen beruffen, eine Art eines Seminarii aufrichten, die Seminiaristen aber
hauptsächlich mit Information in denen Schulen occupiren möchten, bey welcher Gele-
genheit er von denen in Jena gestifteten Schulen viel gutes redete. (2) wurde
von der nöthigen moderation in Beurtheilung seines Nächsten und deßen Handlungen
sonderlich aber auch davon gesprochen, daß man bey diesen und ienen ausgesprengten
widrigen Gerüchten, schlechterdings nicht glauben solle, was man nicht selbst gesehen
oder gehöret, wovon er einige besondre Exemplel beybrachte, die ihm selbst wiederfahren, beybracht

8.
solchergestalt imbibirte Folie wird neu Quecksilber gegoßen, welches denn darauf stehen bleibt
wie das Waßer über einem allzu voll eingeschenckten Glase zu thun pfleget. Alsdenn leget
der Werckmeister ein Papier auf das äußerste Ende der Folie, und schiebet über solches
Papier hinweg seine Glas-Tafel mit solcher addresse über die Folie hin, daß er das
darauf stehenden Mercurium nur auf der äußersten Fläche berühret, folglich auch bloß allein die
Unreinigkeit, welche sich auf dem Mercurio zu befinden pfleget, hinweg schiebt.
Wenn nun die Folie mit dem Glase gantz bedeckt ist, so wird dieses letztere auf denen
Kanten beschwehret, damit es sich nicht bewegen könne, und bleibt in dieser Positur
24 Stunden liegen. Alsdann wird es aufgehoben und auf eine abhängige Machine
gelegt, damit der etwan über der Folie noch stehen gebliebene Mercurius abfließen,
und der auf dem Glase sitzende, austrocknen könne. Der Vorrath von Gläsern und
Spiegeln in denen Magazins ist unglaublich groß, und befinden sich Stücke von
ungemeiner Größe darunter, wie denn, ehe die Invention des Glas-Gießens auf-
kommen, man dieselben so groß nicht machen können. Die Arbeiter werden nach
Proportion der Größe derer Stücke, Zoll und Fußweise bezahlt, und kan ein Fleißiger
täglich [unleserliches Material]40 Sols verdienen. Was in der Arbeit zerbricht, dürffen sie zwar nicht bezahlen,
ihr Lohn vor das zerbrochne Stücke aber geht verlohren.

4.) Die von dem letzt vorigen Prevôt des Marchands Monsieur Tugot zu Abführung,
derer Unreinigkeiten aus dieser großen Stadt gemachte neue Anstalt. Es bestehet solche
in einem mit Quader-Stücken gefütterten 6 Fuß breiten und eben so tiefen Canal
in welchen alle ordures aus derselben Gegend der Stadt, wo derselbe vorbeygehet, hinein fließen.
Zu Säuberung dieses Canals nun ist ein eigenes Gebäude angeleget und in dem selben
ein großer Brunnen, deßen Waßer aus denen Quellen der gantzen Gegend zusamen geführet ist.
In diesem Brunnen stehen 6 Pumpen, welche, vermittelst einer mit 4 Pferden
bewegten Machine, dieses Brunnen-Waßer in ein sehr großes hinter dem Hause
befindliches und gleichfals mit Quader-Stücken ausgesetztes Reservoir ausgießen.
Aus diesem Reservoir oder Teiche aber wird das Waßer, durch 2 extraordinair große und
Stückweise an einander geschraubte Röhren, unter der Erden in obgedachten Canal ge-
führet, da es denn alle im Canal vorhandene Unreinigkeit mit sich hinweg und
in die Seine hinein spühlet. An vorermeldten Brunnen-Hause sind zwey schwartze
maromorne Tafeln mit goldenen Buchstaben in die Mauer fest gemacht, auf
deren einer diese gantze Anstalt beschrieben, auf der andern aber gemeldet ist,
daß der König, die Königin und der Dauphin den 14, 15 und 16 Juli 1740, als sie nach
Compiegne gereiset, dieses Werck in Augenschein genommen, deßen Effect gesehen
und es approbiret.

5.) Besahen wir im Vorbeyfahren, a la place Royale die Statüe, welche der
Cardinal Richelieu König Ludwig XIII. setzen laßen, und wird sonderlich das Pferd
unter denen übrigen hiesigen Statüen vor das Beste gehalten.

Den 27 October

Aus dem Gespräch des HerrnPastor Petersen, welcher uns heute früh besuchte, ist folgendes
angemercket worden: (1) daß er sich vorgenommen, bey seinem Etablissement in Zwey-
brücken
, der Jugend sich mit allem Ernst anzunehmen, und die Herrschaft dahin zu
disponiren, daß sie die im Lande vorhandene tüchtige Candidates nach Zweybrücken
zusammen beruffen, eine Art eines Seminarii aufrichten, die Seminiaristen aber
hauptsächlich mit Information in denen Schulen occupiren möchten, bey welcher Gele-
genheit er von denen in Jena gestifteten Schulen viel gutes redete. (2) wurde
von der nöthigen moderation in Beurtheilung seines Nächsten und deßen Handlungen
sonderlich aber auch davon gesprochen, daß man bey diesen und ienen ausgesprengten
widrigen Gerüchten, schlechterdings nicht glauben solle, was man nicht selbst gesehen
oder gehöret, wovon er einige besondre Exemplel beybrachte, die ihm selbst wiederfahren, beybracht

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/26>, abgerufen am 14.08.2024.