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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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über dem Horatio an; und nahmen mit Monsieur Ramsey, wegen derer
Stunden im welchen wir künftig, ohne den Printzen zu interrumpi-
ren, sicher kommen könten, ein vor allemal Abrede. Wir vernah-
men dismal von ihm, daß er im 22sten Jahre seines Alters mit
dem Englischen auxiliar-Trouppen im Spanischen Successions-Kriege nach
denen Niederlanden gekommen, aus großer Begierde aber, dem
Archeveque de Cambrais Monsieur Fenelon zu sprechen, sich von der
Armee abgegeben, und nach einem erhaltenen Frantzösischen Paß
nach Cambrais verfüget habe. Er sey auch von diesem höchst vene-
rablen Mann so aufgenommen und so enchantiret worden, daß
er gantzer 5 Jahr bey ihm geblieben, und in Gesellschaft seines
Nevens des ietzigen frantzösischen Ambassadeurs in Haag, alles ersinnliche guten und recht intimer Freundschaft von diesem
großen Mann genoßen habe, wie er denn auch nach seinem
Tode alle deßen manuscripta in Originali bekommen und noch
in Verwahrung habe, darunter vieles sonderlich von seiner Correspon-
dentz des Drucks eben so würdig sey, als was davon bereits schon
publiciret worden. Unter andern gedachte er eines ihm letzt
noch unter die Hände gekommenen Briefs, darinnen Fenelon sei-
nem Eleve dem Duc de Bourgogne alle Fehler, welche er bey
dem vor Lille geführten Commando begangen haben solte, frey-
müthig vorgehalten. Worauf die in Originali vorhandene
Antwort des Ducs ohnegefähr also laute: mon cher Arecheveque
il est vrai, que j'ai commis telle et telle faute; mais pour
telle et telle je suis innocent. Je connois ceux qui m'en
accusent, mais le tort, qu'ils me font, ne m'empechera jamais
de faire justice a leuts talens. Monsieur Ramsey nahm Gelgen-
heit, aus diesen Worten den unvergleichlichen Gemüts-Caracter
des Duc de Bourgogne der ihm von seinem Lehrmeister in-
spiriret worden, umständlich darzulegen. Wir kamen endlich
mit ietztgedachtem MonsieurRamsey auf seine eigene Schriften zu
sprechen, und erfuhren von ihm 1) daß les voyages de Cyrus
von ihm vor den Printz Wallis, welches nach seiner Mund-Art
des praetendenten ältester Sohn ist, in eben der Intention ge-
schrieben worden, als der Abbe du Guet die Institution d'un
prince vor den Printzen von Sardinien aufgesetzet; wie
denn Monsieur Ramsey bey gedachtem Printz Walls 5/4 Jahre in Rom
Hofmeister gewesen. Bey deser Gelegenheit erzehlte er, daß
er die nöthige Tolerantz auch in Rom folgendermaßen glücklich
behauptet habe. Es sey nehmlich unter der Suite Königs Jacobi
ein Lord gewesen, der eine protestantische Gemahlin, und in
deren Ehe-Pacten mit ihr ausgemacht gehabt, daß die Söhne catholisch,
die Töchter aber protestantisch erzogen werden solten. Als nun
die Gemahlin in Rom mit einer Tochter niederkommen, und dieselbe

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über dem Horatio an; und nahmen mit Monsieur Ramsey, wegen derer
Stunden im welchen wir künftig, ohne den Printzen zu interrumpi-
ren, sicher kommen könten, ein vor allemal Abrede. Wir vernah-
men dismal von ihm, daß er im 22sten Jahre seines Alters mit
dem Englischen auxiliar-Trouppen im Spanischen Successions-Kriege nach
denen Niederlanden gekommen, aus großer Begierde aber, dem
Archeveque de Cambrais Monsieur Fenelon zu sprechen, sich von der
Armee abgegeben, und nach einem erhaltenen Frantzösischen Paß
nach Cambrais verfüget habe. Er sey auch von diesem höchst vene-
rablen Mann so aufgenommen und so enchantiret worden, daß
er gantzer 5 Jahr bey ihm geblieben, und in Gesellschaft seines
Nevens des ietzigen frantzösischen Ambassadeurs in Haag, alles ersinnliche guten und recht intimer Freundschaft von diesem
großen Mann genoßen habe, wie er denn auch nach seinem
Tode alle deßen manuscripta in Originali bekommen und noch
in Verwahrung habe, darunter vieles sonderlich von seiner Correspon-
dentz des Drucks eben so würdig sey, als was davon bereits schon
publiciret worden. Unter andern gedachte er eines ihm letzt
noch unter die Hände gekommenen Briefs, darinnen Fenelon sei-
nem Elevé dem Duc de Bourgogne alle Fehler, welche er bey
dem vor Lille geführten Commando begangen haben solte, frey-
müthig vorgehalten. Worauf die in Originali vorhandene
Antwort des Ducs ohnegefähr also laute: mon cher Arecheveque
il est vrai, que j’ai commis telle et telle faute; mais pour
telle et telle je suis innocent. Je connois ceux qui m’en
accusent, mais le tort, qu’ils me font, ne m’empechera jamais
de faire justice a leuts talens. Monsieur Ramsey nahm Gelgen-
heit, aus diesen Worten den unvergleichlichen Gemüts-Caracter
des Duc de Bourgogne der ihm von seinem Lehrmeister in-
spiriret worden, umständlich darzulegen. Wir kamen endlich
mit ietztgedachtem MonsieurRamsey auf seine eigene Schriften zu
sprechen, und erfuhren von ihm 1) daß les voyages de Cyrus
von ihm vor den Printz Wallis, welches nach seiner Mund-Art
des praetendenten ältester Sohn ist, in eben der Intention ge-
schrieben worden, als der Abbé du Guet die Institution d’un
prince vor den Printzen von Sardinien aufgesetzet; wie
denn Monsieur Ramsey bey gedachtem Printz Walls 5/4 Jahre in Rom
Hofmeister gewesen. Bey deser Gelegenheit erzehlte er, daß
er die nöthige Tolerantz auch in Rom folgendermaßen glücklich
behauptet habe. Es sey nehmlich unter der Suite Königs Jacobi
ein Lord gewesen, der eine protestantische Gemahlin, und in
deren Ehe-Pacten mit ihr ausgemacht gehabt, daß die Söhne catholisch,
die Töchter aber protestantisch erzogen werden solten. Als nun
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[0216] 101 über dem Horatio an; und nahmen mit Mr: Ramsey, wegen derer Stunden im welchen wir künftig, ohne den Printzen zu interrumpi- ren, sicher kommen könten, ein vor allemal Abrede. Wir vernah- men dismal von ihm, daß er im 22sten Jahre seines Alters mit dem Engl: auxiliar-Trouppen im Spanil: Successions-Kriege nach denen Niederlanden gekommen, aus großer Begierde aber, dem Archeveque de Cambrais Mr. Fenelon zu sprechen, sich von der Armee abgegeben, und nach einem erhaltenen Frantzösischen Paß nach Cambrais verfüget habe. Er sey auch von diesem höchst vene- rablen Mann so aufgenommen und so enchantiret worden, daß er gantzer 5 Jahr bey ihm geblieben, und in Gesellschaft seines Nevens des ietzigen frantzöl: Ambassadeurs in Haag, alles er- sinnl: guten und recht intimer Freundschaft von diesem großen Mann genoßen habe, wie er denn auch nach seinem Tode alle deßen manuscripta in Originali bekommen und noch in Verwahrung habe, darunter vieles sonderlich von seiner Correspon- dentz des Drucks eben so würdig sey, als was davon bereits schon publiciret worden. Unter andern gedachte er eines ihm letzt noch unter die Hände gekommenen Briefs, darinnen Fenelon sei- nem Elevé dem Duc de Bourgogne alle Fehler, welche er bey dem vor Lille geführten Commando begangen haben solte, frey- müthig vorgehalten. Worauf die in Originali vorhandene Antwort des Ducs ohnegefähr also laute: mon cher Arecheveque il est vrai, que j’ai commis telle et telle faute; mais pour telle et telle je suis innocent. Je connois ceux qui m’en accusent, mais le tort, qu’ils me font, ne m’empechera jamais de faire justice a leuts talens. Mr. Ramsey nahm Gelgen- heit, aus diesen Worten den unvergleichlichen Gemüts-Caracter des Duc de Bourgogne der ihm von seinem Lehrmeister in- spiriret worden, umständlich darzulegen. Wir kamen endl: mit ietztgedachtem Mr.Ramsey auf seine eigene Schriften zu sprechen, und erfuhren von ihm 1) daß les voyages de Cyrus von ihm vor den Printz Wallis, welches nach seiner Mund-Art des praetendenten ältester Sohn ist, in eben der Intention ge- schrieben worden, als der Abbé du Guet die Institution d’un prince vor den Printzen von Sardinien aufgesetzet; wie denn Mr: Ramsey bey gedachtem Printz Walls 5/4 Jahre in Rom Hofmeister gewesen. Bey deser Gelegenheit erzehlte er, daß er die nöthige Tolerantz auch in Rom folgendermaßen glücklich behauptet habe. Es sey nehmlich unter der Suite Königs Jacobi ein Lord gewesen, der eine protestantische Gemahlin, und in deren Ehe-Pacten mit ihr ausgemacht gehabt, daß die Söhne catholisch, die Töchter aber protestantisch erzogen werden solten. Als nun die Gemahlin in Rom mit einer Tochter niederkommen, und dieselbe

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/216>, abgerufen am 21.11.2024.