Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].waren auch gegenwärtig, und musten wir von der teutschen Landes- 3.) Bey dem prince de Turenne, bey dem wir auch seinen bisher waren auch gegenwärtig, und musten wir von der teutschen Landes- 3.) Bey dem prince de Turenne, bey dem wir auch seinen bisher <TEI> <text> <body> <div type="letter"> <div type="diaryEntry"> <p><pb facs="#f0191"/> waren auch gegenwärtig, und musten wir von der teutschen La<unclear reason="covered">ndes-</unclear><lb/> und Lebens-Art allerhand Nachrichten geben.</p><lb/> <p> 3.) Bey dem <persName xml:id="TidB17002" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10026" ref="http://d-nb.info/gnd/122206510X">prince de Turenne</persName>, bey dem wir auch seinen bisher<lb/> verreist gewesenen Hofmeister den bekanten <persName xml:id="TidB17003" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10103" ref="http://d-nb.info/gnd/124053165"><choice><abbr>Mr.</abbr><expan>Monsieur</expan></choice> Ramsey</persName>, neb<unclear reason="covered">st</unclear><lb/> seiner <persName xml:id="TidB17005" corresp="register.xml#regID_37.lemID_13232">Frau</persName>, zwey Abbés und noch einen Cavalier des <persName xml:id="TidB17006" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10029">Duc de<lb/> Bouillon</persName> antrafen. Der <persName xml:id="TidB17007" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10026" ref="http://d-nb.info/gnd/122206510X">Printz</persName> wieß uns seine Bücher, und<lb/> wurde mehrentheils von seinen Lectionen und Einrichtungen se<unclear reason="covered">i-</unclear><lb/> ner Studien gesprochen. <persName xml:id="TidB17008" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10103" ref="http://d-nb.info/gnd/124053165">Mr. Ramsey</persName>, welcher Grand Chancelier d<unclear reason="covered">er</unclear><lb/><choice><abbr>Frantzöl:</abbr><expan>Frantzösischen</expan></choice> Freymauerer ist, gab uns von diesem Instituto folgende<lb/> Nachricht: <subst><del rendition="#ow"><gap reason="illegible"/></del><add place="across">E</add></subst>s sey <choice><abbr>nehml:</abbr><expan>nehmlich</expan></choice> ursprünglich und eigentlich eine Bruders<unclear reason="covered">chaft</unclear><lb/> welche sich im gelobten Lande zur Zeit der Creutz-Züge zusamm<unclear reason="covered">en</unclear><lb/> gethan, um die von denen Saracenen ruinirten <choice><abbr>christl:</abbr><expan>christlichen</expan></choice> Kirch<unclear reason="covered">en</unclear><lb/> wider zu bauen. Weil sie nun von denen Barbaren hieran auf<lb/> alle Weise gehindert worden, diese auch wohl sich als verstelte<lb/> Christen unter sie gemischet, um ihnen desto unvermerckter<lb/> Hinderniße in <add place="superlinear">den</add> Weg zu legen, so habe die Bruderschaft ge-<lb/> wiße geheime Zeichen erfunden, um die wahren von den<lb/> falschen Brüdern dabey zu unterscheiden. Und da hiernächst d<unclear reason="covered">er</unclear><lb/> mit solchen Creutz-Zügen ins gelobte Land gekommene Christ<unclear reason="covered">en</unclear><lb/> gröstentheils in der Religion sehr ignorant gewesen, so ha<unclear reason="covered">be</unclear><lb/> die Brüderschaft vor gut befunden, bey der Reception eines ne<unclear reason="covered">uen</unclear><lb/> Bruders allerhand Symbolische Ceremonien zu verordnen, um<lb/> sowol von denen credendis als agendis einen solchen Novic<unclear reason="covered">en</unclear><lb/> auf eine angenehme Weise und ohne langes Vorpredigen zu in<unclear reason="covered">-</unclear><lb/> struiren. Bey überhand nehmender Macht der Saracenen, un<unclear reason="covered">d</unclear><lb/> da die gute Absicht der Bruderschaft in dortigen Gegenden kein<unclear reason="covered">en</unclear><lb/> Effect mehr haben können, habe ein König von <placeName xml:id="TidB17014" corresp="register.xml#regID_66.lemID_10255">Engelland</placeName>, s<unclear reason="covered">ie</unclear><lb/> in sein Reich eingeladen, dahin sie denn auch gefolget, <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> sich<lb/> angelegen seyn laßen, nebst Pflantzung guter Sitten und Be-<lb/> förderung der allgemeinen Wohlfarth des <choice><abbr>menschl:</abbr><expan>menschlichen</expan></choice> Geschlechts, insbe<unclear reason="covered">-</unclear><lb/> sondre die Bau-Kunst, Music, Mahlerey und Bildhauerey zu beße<unclear reason="covered">rn</unclear><lb/> Aufnehmen zu. bringen, da denn viele große <choice><abbr>Hl<hi rendition="#sup"><hi rendition="#u">n</hi></hi></abbr><expan>Herren</expan></choice> sich zu dies<unclear reason="covered">em</unclear><lb/> Instituto geschlagen, und zu gedachtem Zweck von Zeit zu Zeit<lb/> die <choice><abbr>gewöhnl:</abbr><expan>gewöhnliche</expan></choice> Versamlung gehalten. Der <persName xml:id="TidB17021" corresp="register.xml#regID_37.lemID_13233" ref="http://d-nb.info/gnd/118529870">Königin Elisabeth</persName> aber<lb/> hätten diese Versamlungen Papistische Conventicula geschienen, w<gap reason="illegible"/><lb/> die Ceremonien der Reception mit denen Ceremonien der <choice><abbr>Röml:</abbr><expan>Römischen</expan></choice> Ki<unclear reason="covered">rche</unclear><lb/> manches gemein gehabt, und habe man sich also zur selbigen Ze<unclear reason="covered">it</unclear><lb/> um der Königin alle Ombrage zu benehmen, obligiret zu sey<unclear reason="covered">n</unclear><lb/> geglaubet, die alten Ceremonien zu ändern, durch solche Aenderu<unclear reason="covered">ng</unclear><lb/> aber sey ein confuses Mischmasch entstanden, und gehe nunmehr<unclear reason="covered">o</unclear><lb/> in denen Ceremonien vieles vor, das gar keine vernünftige Be<unclear reason="covered">-</unclear><lb/> deutung habe. Er habe solches selbst sowol dem <choice><abbr>Engl:</abbr><expan>Englischen</expan></choice> als dem h<unclear reason="covered">ie-</unclear><lb/> sigen Grand-Maitre remonstriret, <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> auf die Reducirung dere<unclear reason="covered">r </unclear><lb/> Ceremonien auf den alten Fuß gedrungen, welche auch zum Sta<unclear reason="covered">nd</unclear><lb/> gekommen seyn würde, daferne die hiesige<del rendition="#s">n</del> General-Versamlung<del rendition="#s">e</del><del rendition="#s"><unclear reason="covered">n</unclear></del> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0191]
waren auch gegenwärtig, und musten wir von der teutschen Landes-
und Lebens-Art allerhand Nachrichten geben.
3.) Bey dem prince de Turenne, bey dem wir auch seinen bisher
verreist gewesenen Hofmeister den bekanten Mr. Ramsey, nebst
seiner Frau, zwey Abbés und noch einen Cavalier des Duc de
Bouillon antrafen. Der Printz wieß uns seine Bücher, und
wurde mehrentheils von seinen Lectionen und Einrichtungen sei-
ner Studien gesprochen. Mr. Ramsey, welcher Grand Chancelier der
Frantzöl: Freymauerer ist, gab uns von diesem Instituto folgende
Nachricht: Es sey nehml: ursprünglich und eigentlich eine Bruderschaft
welche sich im gelobten Lande zur Zeit der Creutz-Züge zusammen
gethan, um die von denen Saracenen ruinirten christl: Kirchen
wider zu bauen. Weil sie nun von denen Barbaren hieran auf
alle Weise gehindert worden, diese auch wohl sich als verstelte
Christen unter sie gemischet, um ihnen desto unvermerckter
Hinderniße in den Weg zu legen, so habe die Bruderschaft ge-
wiße geheime Zeichen erfunden, um die wahren von den
falschen Brüdern dabey zu unterscheiden. Und da hiernächst der
mit solchen Creutz-Zügen ins gelobte Land gekommene Christen
gröstentheils in der Religion sehr ignorant gewesen, so habe
die Brüderschaft vor gut befunden, bey der Reception eines neuen
Bruders allerhand Symbolische Ceremonien zu verordnen, um
sowol von denen credendis als agendis einen solchen Novicen
auf eine angenehme Weise und ohne langes Vorpredigen zu in-
struiren. Bey überhand nehmender Macht der Saracenen, und
da die gute Absicht der Bruderschaft in dortigen Gegenden keinen
Effect mehr haben können, habe ein König von Engelland, sie
in sein Reich eingeladen, dahin sie denn auch gefolget, u. sich
angelegen seyn laßen, nebst Pflantzung guter Sitten und Be-
förderung der allgemeinen Wohlfarth des menschl: Geschlechts, insbe-
sondre die Bau-Kunst, Music, Mahlerey und Bildhauerey zu beßern
Aufnehmen zu. bringen, da denn viele große Hln sich zu diesem
Instituto geschlagen, und zu gedachtem Zweck von Zeit zu Zeit
die gewöhnl: Versamlung gehalten. Der Königin Elisabeth aber
hätten diese Versamlungen Papistische Conventicula geschienen, w_
die Ceremonien der Reception mit denen Ceremonien der Röml: Kirche
manches gemein gehabt, und habe man sich also zur selbigen Zeit
um der Königin alle Ombrage zu benehmen, obligiret zu seyn
geglaubet, die alten Ceremonien zu ändern, durch solche Aenderung
aber sey ein confuses Mischmasch entstanden, und gehe nunmehro
in denen Ceremonien vieles vor, das gar keine vernünftige Be-
deutung habe. Er habe solches selbst sowol dem Engl: als dem hie-
sigen Grand-Maitre remonstriret, u. auf die Reducirung derer
Ceremonien auf den alten Fuß gedrungen, welche auch zum Stand
gekommen seyn würde, daferne die hiesige General-Versamlung
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Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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