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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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werde der catholisch getauft sey, bewies er mit folgender Geschichte: da
nehmlich Bruder und Schwester, welche beyde reformirt gewesen, der Bruder
aber catholisch worden, eine Erbschaft mit einander zu Theilen gehabt
und der Bruder sich an den Cardinal addressiret, seiner Schwester Religion
demselben entdecket und die Erbschaft vor sich alleine zu haben be-
gehret, von dem Cardinal aber mit der Antwort abgewiesen worden
nous n'avons qu' une religion en france. Es ist sonst dieser Peterssen
ein junger, belebter auch äußerlich wohl dressirter und dabey rechtschaffener
und gelehrter Mann.

Den 17 October

Mit der neuen Equipage zum erstenmal zum Dähnischen Envoge
von Wind und dem Kayserlichen Ambassadeur Fürst Lichtenstein, at:. zum
Abe de Ferrus ausgefahren, aber Niemanden zu Hause gefunden.

den 18 ejusdem

Das Palais de Bourbon und Hotel de Bellisle besichtiget. Jenes
ist in einem Italienischen Gusto eine Etage hoch erbauet und sind sonderlich
die Sommer-Apartements der vortreflich weiß und verguldten Baserie
vornehmlich aber der dabey befindlichen Terrasse wegen, von welcher man den
prospect auf die Seine und auf den Com de la Reine hat, gantz un-
vergleichlich. In denen Winter-Apartenemnts und zwar in dem Cabine
ist der Abtritt das merckwürdigste. Unter dem Sitz befindet sich
ein abschießig liegender in der Form eines Trogs oder Mulde
zugerichteter Marmor-Stein, in welchen die Excrementa hinein
fallen. Ueber dem Sitz sind zu iedweder Seite 2 meßingne,
Knöpfe. Wann nun die Nothdurft verrichtet ist und man auf
zwey von diesen Knöpfen drücket, so werden 2 eiserne Arme
mitten unter die posteriora geführet, deren einer warmes
und der andre kaltes Waßer ohngefehr eines Bind-Fadens dicke
gerade in die Höhe spritzet, folglich auf diese Weise der Cörper
gereiniget und das Papier ersparet wird. Werden die beyden andre
Knöpfe auf eine gewiße Art beweget, so ergießet sich in die
hoch liegende Hölung des Marmor-Steins ein starcker Waßer-
Strohm und an dem tief liegenden Ende deßelben eröffnet sich
ein Loch durch welches der Unflat seinen Ausfluß nimmt, folglich
das gantze marmorne Behältniß reinlich und sauber erhalten wird.
Noch eine besondre Invention in diesem Palais ist ein gewißes
Cabinet, welches von einem Ort zum andern getragen werden kan

werde der catholisch getauft sey, bewies er mit folgender Geschichte: da
nehmlich Bruder und Schwester, welche beyde reformirt gewesen, der Bruder
aber catholisch worden, eine Erbschaft mit einander zu Theilen gehabt
und der Bruder sich an den Cardinal addressiret, seiner Schwester Religion
demselben entdecket und die Erbschaft vor sich alleine zu haben be-
gehret, von dem Cardinal aber mit der Antwort abgewiesen worden
nous n’avons qu‘ une religion en france. Es ist sonst dieser Peterssen
ein junger, belebter auch äußerlich wohl dressirter und dabey rechtschaffener
und gelehrter Mann.

Den 17 October

Mit der neuen Equipage zum erstenmal zum Dähnischen Envogé
von Wind und dem Kayserlichen Ambassadeur Fürst Lichtenstein, át:. zum
Abé de Ferrus ausgefahren, aber Niemanden zu Hause gefunden.

den 18 ejusdem

Das Palais de Bourbon und Hotel de Bellisle besichtiget. Jenes
ist in einem Italienischen Gusto eine Etage hoch erbauet und sind sonderlich
die Sommer-Apartements der vortreflich weiß und verguldten Baserie
vornehmlich aber der dabey befindlichen Terrasse wegen, von welcher man den
prospect auf die Seine und auf den Com de la Reine hat, gantz un-
vergleichlich. In denen Winter-Apartenemnts und zwar in dem Cabine
ist der Abtritt das merckwürdigste. Unter dem Sitz befindet sich
ein abschießig liegender in der Form eines Trogs oder Mulde
zugerichteter Marmor-Stein, in welchen die Excrementa hinein
fallen. Ueber dem Sitz sind zu iedweder Seite 2 meßingne,
Knöpfe. Wann nun die Nothdurft verrichtet ist und man auf
zwey von diesen Knöpfen drücket, so werden 2 eiserne Arme
mitten unter die posteriora geführet, deren einer warmes
und der andre kaltes Waßer ohngefehr eines Bind-Fadens dicke
gerade in die Höhe spritzet, folglich auf diese Weise der Cörper
gereiniget und das Papier ersparet wird. Werden die beyden andre
Knöpfe auf eine gewiße Art beweget, so ergießet sich in die
hoch liegende Hölung des Marmor-Steins ein starcker Waßer–
Strohm und an dem tief liegenden Ende deßelben eröffnet sich
ein Loch durch welches der Unflat seinen Ausfluß nimmt, folglich
das gantze marmorne Behältniß reinlich und sauber erhalten wird.
Noch eine besondre Invention in diesem Palais ist ein gewißes
Cabinet, welches von einem Ort zum andern getragen werden kan

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/19>, abgerufen am 03.12.2024.