Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].80 Mayntzer Biebel de anno 1462 per Johannem Fust et Petrum Schoifferde Gernsheym 2 Voluminiby in folio auf Pergament in 2 Colonnen. gedruckt mit schön gemahlten initial-Buchstaben. Wir konten aus der Bibliothec das Apartement des Duc d'Orleans sehen, welches zwischen denen Gebäuden der großen Abtey=Kirche und der ebenfals zur Abtey gehörigen kleinern Stephans-Kirche mitten inne lie- get, daß er sowol in die eine, als in die andere Kirche vermittelst gemachter Communication hinein kommen kan. Es liegt fast dem Dach der Kirche gleich, und steckt zwischen denen Kirchen-Mauern, daß wenig frische Luft hinein kommen kann. Seine gantze Hofstadt, wenn er sich, wie jetzo, hier in der Abtey befindet, bestehet in einem Cammer-Diener, und einem Laquais, und das Eßen wird ihm aus der Abtey-Kirche durch einen Frater zu getragen. Vormals hat er mit im Refectorio gespeiset, seit etlichen Jahren aber die ietzige Einrichtung mit der Küche gemacht, um die Mönche durch seine Gegenwart nicht zu geniren. So oft hora in der Kirche gesungen werden, es sey früh oder spät, ist er mit gegenwärtig, doch mehrentheils in seinem Fenster-Stübgen, welches er sich in der Höhe neben dem Altar vermittelst Durchbrechung der Mauer aptiren laßen. Sonst findet sich auch in dieser Abtey ein ziemlich reiches Cabinet von Antiquitaeten und Naturalien / Davon folgende Stücke verdienen angemerckt zu werden. 1.) Ein ausgetrockneter Cörper, männlichen Geschlechts, welcher 2.) Eine vollständige Mumie mit ihren Bandagen umwickelt in 3.) Ein sehr vollständiges und wohl conservirtes Crocodil, 13 Fuß 4.) Das bekannte Brasilianische Thier, welches unter der Erde 5.) Eine Collection aller Römischen Gewichte vom grösten bis zum 6.) dergleichen Collection von denen Römischen Maaßen des Geträncks, die 7.) Ein sehr schönes antiques bas relief von weißem Marmor, wor- Ferner besichtigten wir die in eben diesem Quartier gelegene Abtey 80 Mayntzer Biebel de anno 1462 per Johannem Fust et Petrum Schoifferde Gernsheym 2 Voluminiby in folio auf Pergament in 2 Colonnen. gedruckt mit schön gemahlten initial-Buchstaben. Wir konten aus der Bibliothec das Apartement des Duc d’Orleans sehen, welches zwischen denen Gebäuden der großen Abtey=Kirche und der ebenfals zur Abtey gehörigen kleinern Stephans-Kirche mitten inne lie- get, daß er sowol in die eine, als in die andere Kirche vermittelst gemachter Communication hinein kommen kan. Es liegt fast dem Dach der Kirche gleich, und steckt zwischen denen Kirchen-Mauern, daß wenig frische Luft hinein kommen kann. Seine gantze Hofstadt, wenn er sich, wie jetzo, hier in der Abtey befindet, bestehet in einem Cammer-Diener, und einem Laquais, und das Eßen wird ihm aus der Abtey-Kirche durch einen Frater zu getragen. Vormals hat er mit im Refectorio gespeiset, seit etlichen Jahren aber die ietzige Einrichtung mit der Küche gemacht, um die Mönche durch seine Gegenwart nicht zu geniren. So oft hora in der Kirche gesungen werden, es sey früh oder spät, ist er mit gegenwärtig, doch mehrentheils in seinem Fenster-Stübgen, welches er sich in der Höhe neben dem Altar vermittelst Durchbrechung der Mauer aptiren laßen. Sonst findet sich auch in dieser Abtey ein ziemlich reiches Cabinet von Antiquitaeten und Naturalien / Davon folgende Stücke verdienen angemerckt zu werden. 1.) Ein ausgetrockneter Cörper, männlichen Geschlechts, welcher 2.) Eine vollständige Mumie mit ihren Bandagen umwickelt in 3.) Ein sehr vollständiges und wohl conservirtes Crocodil, 13 Fuß 4.) Das bekannte Brasilianische Thier, welches unter der Erde 5.) Eine Collection aller Römischen Gewichte vom grösten bis zum 6.) dergleichen Collection von denen Römischen Maaßen des Geträncks, die 7.) Ein sehr schönes antiques bas relief von weißem Marmor, wor- Ferner besichtigten wir die in eben diesem Quartier gelegene Abtey <TEI> <text> <body> <div type="letter"> <div type="diaryEntry"> <p><pb facs="#f0172"/><fw type="folNum" place="top">80</fw><lb/><name type="artificialWork" xml:id="TidB15423" corresp="register.xml#regID_41.lemID_10917">Mayntzer Biebel</name> de <choice><abbr>a<hi rendition="#u">o</hi></abbr><expan>anno</expan></choice> 1462 per <persName xml:id="TidB15425" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12082" ref="http://d-nb.info/gnd/118838881">Johannem Fust</persName> et <persName xml:id="TidB15426" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10601">Petrum Schoiffer<lb/> de Gernsheym</persName> 2 Voluminiby in <choice><abbr>fol.</abbr><expan>folio</expan></choice> auf Pergament in 2 Colonnen.<lb/> gedruckt mit schön gemahlten initial-Buchstaben. 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80
Mayntzer Biebel de ao 1462 per Johannem Fust et Petrum Schoiffer
de Gernsheym 2 Voluminiby in fol. auf Pergament in 2 Colonnen.
gedruckt mit schön gemahlten initial-Buchstaben. Wir konten aus
der Bibliothec das Apartement des Duc d’Orleans sehen, welches
zwischen denen Gebäuden der großen Abtey=Kirche u. der ebenfals
zur Abtey gehörigen kleinern Stephans-Kirche mitten inne lie-
get, daß er sowol in die eine, als in die andere Kirche vermittelst
gemachter Communication hinein kommen kan. Es liegt fast dem Dach
der Kirche gleich, u. steckt zwischen denen Kirchen-Mauern, daß wenig
frische Luft hinein kommen kann. Seine gantze Hofstadt, wenn er sich,
wie jetzo, hier in der Abtey befindet, bestehet in einem Cammer-Diener,
und einem Laquais, u. das Eßen wird ihm aus der Abtey-Kirche
durch einen Frater zu getragen. Vormals hat er mit im Refectorio
gespeiset, seit etl: Jahren aber die ietzige Einrichtung mit der Küche
gemacht, um die Mönche durch seine Gegenwart nicht zu geniren.
So oft hora in der Kirche gesungen werden, es sey früh oder spät,
ist er mit gegenwärtig, doch mehrentheils in seinem Fenster-Stübgen,
welches er sich in der Höhe neben dem Altar vermittelst Durchbrechung
der Mauer aptiren laßen. Sonst findet sich auch in dieser Abtey
ein ziemlich reiches Cabinet von Antiquitaeten u. Naturalien /
Davon folgende Stücke verdienen angemerckt zu werden.
1.) Ein ausgetrockneter Cörper, männlichen Geschlechts, welcher
in denen Lybischen Wüsteneyen im heißen Sande umkommen. Das
Fleisch ist gantz dürre aber doch nicht allzu hart. Der Mund stehet weit
offen und hat die völligen Zähne.
2.) Eine vollständige Mumie mit ihren Bandagen umwickelt in
einem bemahlten Kasten, auf deßen Deckel der Osiris ausgeschnitzt ist
3.) Ein sehr vollständiges u. wohl conservirtes Crocodil, 13 Fuß
lang und im Leibe eine gute Elle dicke.
4.) Das bekannte Brasilianische Thier, welches unter der Erde
wühlet und mit einem natürl: Pantzer überzogen ist, auch deswegen
so viel erinnerlich, von denen Holländern Schild-Varcken genennet.
wird.
5.) Eine Collection aller Römischen Gewichte vom grösten bis zum
kleinsten. Diese Gewichte sind von Metall gegoßen u. alle rund in
Gestalt der Müntzen, u. ist die Dicke u. Schwehre proportioniret.
6.) dergl: Collection von denen Römischen Maaßen des Geträncks, die
gleichfals von Metall verfertiget u. von unterschiedl: Figur sind.
7.) Ein sehr schönes antiques bas relief von weißem Marmor, wor-
auf der Kopf Hyppocratis abgebildet. Laut der dabey befindl: Inscription
hat die Königin Marguerita de Valois dieses Stück ihrem Leib-Medico,
dieser aber hirher geschenckt.
Ferner besichtigten wir die in eben diesem Quartier gelegene Abtey
von St. Victor, in welcher außer der Bibliothec nichts merckwürdig,
diese auch nicht außerordentl: zahlreich, dagegen aber mit alten raren
Büchern und Manuscriptis sehr wohl versehen ist. Hiervon wurde
uns durch den sehr höflichen Bibliothecarium folgendes gewiesen:
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Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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