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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Verfertigung er von Antwerpen hirher verschrieben worden, nur
2 Jahre gearbeitet, und (3.) daß die Königin Maria in diesem
innerhalb 6 Jahren von ihr gantz neu erbaueten und zu ihrem Wittwen-
Sitz destinirten prächtigen Pallast, ihr Leben nicht beschloßen, sondern
solches im Exilio zu Cölln in großer Dürftigkeit bekantermaßen
geendiget habe, auch kan (4) noch folgender Umstand zu mancher
guten Reflexion Anlaß geben: Es hatte nehmlich die Catharina
von Medicis
an der Kirche zu Sankt Denis eine Begräbniß-Capelle
und weil es ein Werck werden solte, daß [unleserliches Material]seines gleichen nirgend
hätte, so ließ sie dazu den kostbarsten Marmor aus Italien
kommen. Durch ihren und ihrer Söhne Tod aber gerieth dieses große
Project in Stecken, und der Marmor wurde, alles Widerspruchs
derer Mönche von Sankt Denis ohngeachtet, anno 1621 zu diesem Palais
de Luxembourg
angewendet, das angefangene Pracht-Gebäude hingegen
zu St. Denis wüste und leer gelaßen. Wegen des ungemein
schönen Wetters machten wir in dem Garten dieses Palais
noch eine Prommenade, und trafen den Brigardier Appelgrün
an, mit dem wir uns von Kriegs und andern nützlichen Sachen
entretenirten, sodenn aber den Printzen von Schwartzburg nebst
dem Herrn von Hertenberg und dem Reise-Prediger mit uns zu Tische
nahmen. Der Marquis de Montbrun war währender unsrer
Abwesenheit in unserm Quartier gewesen. Nach der Tafel
verfügten wir uns mit schon gedachter unsrer Tisch-Gesellschaft
a l'academie des peintres au Louvre, und besichtigten daselbst
die in 3 Sälen aufrangirten Meister-Stücke derer Mahler und
Bildhauer, welche in diese Königliche Mahler=Academie aufgenommen
worden, deren iedwedes mit dem Nahmen des Künstlers bezeichnet
ist. Der Vielheit wegen ist es unmöglich davon eine Beschreibung
zu machen, und nur anzumercken, daß auch die Portraits vieler
berühmten Mahler hier zu sehen und unter S denen Statuen
sehr viele antiquen mit zu befinden sind, welche nach denen
Originalien abgeformet und von Gypß verfertiget worden. Nach
dieser Besichtigung wohnten wir auch dem Mahl-Exercitio bey, welches
unter der Direction eines Professoris Abends von 5-7 Uhr täglich
hier gehalten wird, da nehmlich 40 bis 50 Ecoliers oder auch andern, die
sich üben wollen, en Amphitheatre um einen nackenden Men-
schen herum sitzen, und ein ieder diejenige Positur, welche in
seiner Gesichts-Linie ist, entweder auf Papier abzeichnet, oder
auf einem Brett mit einer Thon-massa en bas relief abbildet, welches
letztere von einigen, vermittelst der Hände und eines höltzernen
Griffels, mit großer Geschickligkeit geschahe. Vor angehender Lection
wird der obgedachte Mensch von dem Professore in die Positur ran-
giret, in welcher er 2 Stunden gantz unbeweglich aushalten muß,
und nur darzwischen 1/4 Stunde ausruhen darf. Es sind dieser Menschen

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Verfertigung er von Antwerpen hirher verschrieben worden, nur
2 Jahre gearbeitet, und (3.) daß die Königin Maria in diesem
innerhalb 6 Jahren von ihr gantz neu erbaueten und zu ihrem Wittwen-
Sitz destinirten prächtigen Pallast, ihr Leben nicht beschloßen, sondern
solches im Exilio zu Cölln in großer Dürftigkeit bekantermaßen
geendiget habe, auch kan (4) noch folgender Umstand zu mancher
guten Reflexion Anlaß geben: Es hatte nehmlich die Catharina
von Medicis
an der Kirche zu Sankt Denis eine Begräbniß-Capelle
und weil es ein Werck werden solte, daß [unleserliches Material]seines gleichen nirgend
hätte, so ließ sie dazu den kostbarsten Marmor aus Italien
kommen. Durch ihren und ihrer Söhne Tod aber gerieth dieses große
Project in Stecken, und der Marmor wurde, alles Widerspruchs
derer Mönche von Sankt Denis ohngeachtet, anno 1621 zu diesem Palais
de Luxembourg
angewendet, das angefangene Pracht-Gebäude hingegen
zu St. Denis wüste und leer gelaßen. Wegen des ungemein
schönen Wetters machten wir in dem Garten dieses Palais
noch eine Prommenade, und trafen den Brigardier Appelgrün
an, mit dem wir uns von Kriegs und andern nützlichen Sachen
entretenirten, sodenn aber den Printzen von Schwartzburg nebst
dem Herrn von Hertenberg und dem Reise-Prediger mit uns zu Tische
nahmen. Der Marquis de Montbrun war währender unsrer
Abwesenheit in unserm Quartier gewesen. Nach der Tafel
verfügten wir uns mit schon gedachter unsrer Tisch-Gesellschaft
à l’academie des peintres au Louvre, und besichtigten daselbst
die in 3 Sälen aufrangirten Meister-Stücke derer Mahler und
Bildhauer, welche in diese Königliche Mahler=Academie aufgenommen
worden, deren iedwedes mit dem Nahmen des Künstlers bezeichnet
ist. Der Vielheit wegen ist es unmöglich davon eine Beschreibung
zu machen, und nur anzumercken, daß auch die Portraits vieler
berühmten Mahler hier zu sehen und unter S denen Statuen
sehr viele antiquen mit zu befinden sind, welche nach denen
Originalien abgeformet und von Gypß verfertiget worden. Nach
dieser Besichtigung wohnten wir auch dem Mahl-Exercitio bey, welches
unter der Direction eines Professoris Abends von 5–7 Uhr täglich
hier gehalten wird, da nehmlich 40 bis 50 Ecoliers oder auch andern, die
sich üben wollen, en Amphitheatre um einen nackenden Men-
schen herum sitzen, und ein ieder diejenige Positur, welche in
seiner Gesichts-Linie ist, entweder auf Papier abzeichnet, oder
auf einem Brett mit einer Thon-massa en bas relief abbildet, welches
letztere von einigen, vermittelst der Hände und eines höltzernen
Griffels, mit großer Geschickligkeit geschahe. Vor angehender Lection
wird der obgedachte Mensch von dem Professore in die Positur ran-
giret, in welcher er 2 Stunden gantz unbeweglich aushalten muß,
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[0166] 78 Verfertigung er von Antwerpen hirher verschrieben worden, nur 2 Jahre gearbeitet, und (3.) daß die Königin Maria in diesem innerhalb 6 Jahren von ihr gantz neu erbaueten und zu ihrem Wittwen- Sitz destinirten prächtigen Pallast, ihr Leben nicht beschloßen, sondern solches im Exilio zu Cölln in großer Dürftigkeit bekantermaßen geendiget habe, auch kan (4) noch folgender Umstand zu mancher guten Reflexion Anlaß geben: Es hatte nehml: die Catharina von Medicis an der Kirche zu St. Denis eine Begräbniß-Capelle und weil es ein Werck werden solte, daß seines gleichen nirgend hätte, so ließ sie dazu den kostbarsten Marmor aus Italien kommen. Durch ihren und ihrer Söhne Tod aber gerieth dieses große Project in Stecken, und der Marmor wurde, alles Widerspruchs derer Mönche von St. Denis ohngeachtet, ao 1621 zu diesem Palais de Luxembourg angewendet, das angefangene Pracht-Gebäude hingegen zu St. Denis wüste und leer gelaßen. Wegen des ungemein schönen Wetters machten wir in dem Garten dieses Palais noch eine Prommenade, und trafen den Brigardier Appelgrün an, mit dem wir uns von Kriegs und andern nützlichen Sachen entretenirten, sodenn aber den Printzen von Schwartzburg nebst dHl. v. Hertenberg und dem Reise-Prediger mit uns zu Tische nahmen. Der Marquis de Montbrun war währender unsrer Abwesenheit in unserm Quartier gewesen. Nach der Tafel verfügten wir uns mit schon gedachter unsrer Tisch-Gesellschaft à l’academie des peintres au Louvre, und besichtigten daselbst die in 3 Sälen aufrangirten Meister-Stücke derer Mahler und Bildhauer, welche in diese Königl: Mahler=Academie aufgenommen worden, deren iedwedes mit dem Nahmen des Künstlers bezeichnet ist. Der Vielheit wegen ist es unmöglich davon eine Beschreibung zu machen, und nur anzumercken, daß auch die Portraits vieler berühmten Mahler hier zu sehen und unter denen Statuen sehr viele antiquen mit zu befinden sind, welche nach denen Originalien abgeformet und von Gypß verfertiget worden. Nach dieser Besichtigung wohnten wir auch dem Mahl-Exercitio bey, welches unter der Direction eines Professoris Abends von 5–7 Uhr täglich hier gehalten wird, da nehml: 40 bis 50 Ecoliers oder auch andern, die sich üben wollen, en Amphitheatre um einen nackenden Men- schen herum sitzen, und ein ieder diejenige Positur, welche in seiner Gesichts-Linie ist, entweder auf Papier abzeichnet, oder auf einem Brett mit einer Thon-massa en bas relief abbildet, welches letztere von einigen, vermittelst der Hände und eines höltzernen Griffels, mit großer Geschickligkeit geschahe. Vor angehender Lection wird der obgedachte Mensch von dem Professore in die Positur ran- giret, in welcher er 2 Stunden gantz unbeweglich aushalten muß, und nur darzwischen ¼ Stunde ausruhen darf. Es sind dieser Menschen

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/166>, abgerufen am 17.09.2024.