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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Louis XIII entre les gens de condition, Louis XIV entre les Financiers, weil
nehmlich an einem ieden der gedachten 3 Orten diese 3 Sorten Leute re-
spective wohnhaft und anzutreffen sind. Als wir Abends wider nach
Hause kamen, vernahmen wir, daß sowol der prince de Turenne, als
der premier-Introducteur Monsieur de Verneuil vor unserm Hotel gewe-
sen, um Illustrissimo die Gegen-Visite zu geben.

Den 9 Januar

Den Duc de Bouillon und prince Turenne trafen wir nicht zu Hause
an, beym Duc de Gesvres aber waren wir gewöhnlicher maßen will-
kommen. Der Duc de la Force, die Comtesse de Trenme, Madame de
Beauville
, der alte Marquise de Pisanval und andere Anwesende entre-
tenirten sich über die Nachricht von dem zwischen Preußen und der
Königin von Ungarn geschloßenen Frieden, welche wir aus unserm
heutigen Briefen ihnen mittheileten. Zum Recompence wurde uns
eine andere Zeitung dagegen communiciret, daß nehmlich der König
von Preußen
verschiedene Officiers schon würcklich abgeschicket
habe, um 2 Regiementer Calmücken oder Tartarn anzuwerben
auch Willens seyn solle, wenn diese 2 Regiementer gut einschlügen
10000 Mann von diesen Nationen sich anzuschaffen. Der Duc ent-
schuldigte sich sehr freundlich, daß er Illustrissimum noch nicht aufs neue
besuchet habe, weil er sich seiner Kränckligkeit halber der ietzigen
Luft nicht gerne exponiren wolle, versicherte aber, daß er seinen
Bruder den Comte de Trenme, welcher Marechal de Camp ist,
solches an seiner statt zu thun aufgetragen habe. Wir fuhren von
hier zu dem Marquis de Montbrun, welcher uns heute früh schon
zur Praesentation bey der Altesse Royale hatte bestellen laßen.
Es fielen daselbst wegen des bey dieser Gelegenheit Princessin in
dispensabel seyn sollenden Spiels, Cavagnol genannt, ziemlich star-
cke Dispüten vor, und remonstrirte so gar auch die Marquise, daß
so schmertzlich es ihr Wehe thue, auch nur einen Louisd'or denen Armen
zu entziehen, so unmöglich finde sie doch, deßen gantz überhoben
zu seyn, zumal bey der Altesse Royale, da sie doch, wegen der
Connexion ihres Herrn mit dem Hause Orleans, nothwendig die
Cour machen müße. Der höchste Verlust, wenn man schlechter-
dings unglücklich sey, könne sich auch in einem Abend über 5 bis
6 Louisd'or nicht erstrecken. Nachdem wir aber auf unsrer Re-
solution fest beharreten, ersonn endlich der Marquis das Expedier[unleserliches Material]
uns allenfals durch Vorwendung noch mehrerer diesen Abend vor-
habenden Praesentationen loszuhelffen, tröstete sich und uns auch
noch damit, daß die Princessin denen Frembden das erstemal ihr Spiel
nicht zu offeriren pflege. Wie es aber bey fernerem Besuch gehen
würde, davor müße er uns sorgen laßen. Wir fuhren also
um 7 Uhr mit ihm in unsern Wagen an Palais Royal, traten

Louis XIII entre les gens de condition, Louis XIV entre les Financiers, weil
nehmlich an einem ieden der gedachten 3 Orten diese 3 Sorten Leute re-
spective wohnhaft und anzutreffen sind. Als wir Abends wider nach
Hause kamen, vernahmen wir, daß sowol der prince de Turenne, als
der premier-Introducteur Monsieur de Verneuil vor unserm Hôtel gewe-
sen, um Illustrissimo die Gegen-Visite zu geben.

Den 9 Januar

Den Duc de Bouillon und prince Turenne trafen wir nicht zu Hause
an, beym Duc de Gesvres aber waren wir gewöhnlicher maßen will-
kommen. Der Duc de la Force, die Comtesse de Trẽme, Madame de
Beauville
, der alte Marquise de Pisanval und andere Anwesende entre-
tenirten sich über die Nachricht von dem zwischen Preußen und der
Königin von Ungarn geschloßenen Frieden, welche wir aus unserm
heutigen Briefen ihnen mittheileten. Zum Recompence wurde uns
eine andere Zeitung dagegen communiciret, daß nehmlich der König
von Preußen
verschiedene Officiers schon würcklich abgeschicket
habe, um 2 Regiementer Calmücken oder Tartarn anzuwerben
auch Willens seyn solle, wenn diese 2 Regiementer gut einschlügen
10000 Mann von diesen Nationen sich anzuschaffen. Der Duc ent-
schuldigte sich sehr freundlich, daß er Illustrissimum noch nicht aufs neue
besuchet habe, weil er sich seiner Kränckligkeit halber der ietzigen
Luft nicht gerne exponiren wolle, versicherte aber, daß er seinen
Bruder den Comte de Trẽme, welcher Marechal de Camp ist,
solches an seiner statt zu thun aufgetragen habe. Wir fuhren von
hier zu dem Marquis de Montbrun, welcher uns heute früh schon
zur Praesentation bey der Altesse Royale hatte bestellen laßen.
Es fielen daselbst wegen des bey dieser Gelegenheit Princessin in
dispensabel seyn sollenden Spiels, Cavagnol genannt, ziemlich star-
cke Dispüten vor, und remonstrirte so gar auch die Marquise, daß
so schmertzlich es ihr Wehe thue, auch nur einen Louisd’or denen Armen
zu entziehen, so unmöglich finde sie doch, deßen gantz überhoben
zu seyn, zumal bey der Altesse Royale, da sie doch, wegen der
Connexion ihres Herrn mit dem Hause Orleans, nothwendig die
Cour machen müße. Der höchste Verlust, wenn man schlechter-
dings unglücklich sey, könne sich auch in einem Abend über 5 bis
6 Louisd’or nicht erstrecken. Nachdem wir aber auf unsrer Re-
solution fest beharreten, ersonn endlich der Marquis das Expedier[unleserliches Material]
uns allenfals durch Vorwendung noch mehrerer diesen Abend vor-
habenden Praesentationen loszuhelffen, tröstete sich und uns auch
noch damit, daß die Princessin denen Frembden das erstemal ihr Spiel
nicht zu offeriren pflege. Wie es aber bey fernerem Besuch gehen
würde, davor müße er uns sorgen laßen. Wir fuhren also
um 7 Uhr mit ihm in unsern Wagen an Palais Royal, traten

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[0115] Louis XIII entre les gens de condition, Louis XIV entre les Financiers, weil nehmlich an einem ieden der gedachten 3 Orten diese 3 Sorten Leute re- spective wohnhaft und anzutreffen sind. Als wir Abends wider nach Hause kamen, vernahmen wir, daß sowol der prince de Turenne, als der premier-Introducteur Mr. de Verneuil vor unserm Hôtel gewe- sen, um Illmo die Gegen-Visite zu geben. Den 9 Jan: Den Duc de Bouillon und prince Turenne trafen wir nicht zu Hause an, beym Duc de Gesvres aber waren wir gewöhnlicher maßen will- kommen. Der Duc de la Force, die Comtesse de Trẽme, Madame de Beauville, der alte Marquise de Pisanval und andere Anwesende entre- tenirten sich über die Nachricht von dem zwischen Preußen und der Königin von Ungarn geschloßenen Frieden, welche wir aus unserm heutigen Briefen ihnen mittheileten. Zum Recompence wurde uns eine andere Zeitung dagegen communiciret, daß nehml: der König von Preußen verschiedene Officiers schon würckl: abgeschicket habe, um 2 Regiementer Calmücken oder Tartarn anzuwerben auch Willens seyn solle, wenn diese 2 Regiementer gut einschlügen 10000 Mann von diesen Nationen sich anzuschaffen. Der Duc ent- schuldigte sich sehr freundlich, daß er Illmum noch nicht aufs neue besuchet habe, weil er sich seiner Kränckligkeit halber der ietzigen Luft nicht gerne exponiren wolle, versicherte aber, daß er seinen Bruder den Comte de Trẽme, welcher Marechal de Camp ist, solches an seiner statt zu thun aufgetragen habe. Wir fuhren von hier zu dem Marquis de Montbrun, welcher uns heute früh schon zur Praesentation bey der Altesse Royale hatte bestellen laßen. Es fielen daselbst wegen des bey dieser Princessin in dispensabel seyn sollenden Spiels, Cavagnol genannt, ziemlich star- cke Dispüten vor, und remonstrirte so gar auch die Marquise, daß so schmertzlich es ihr Wehe thue, auch nur einen Louisd’or denen Armen zu entziehen, so unmöglich finde sie doch, deßen gantz überhoben zu seyn, zumal bey der Altesse Royale, da sie doch, wegen der Connexion ihres Herrn mit dem Hause Orleans, nothwendig die Cour machen müße. Der höchste Verlust, wenn man schlechter- dings unglücklich sey, könne sich auch in einem Abend über 5 bis 6 Louisd’or nicht erstrecken. Nachdem wir aber auf unsrer Re- solution fest beharreten, ersonn endl: der Marquis das Expedier_ uns allenfals durch Vorwendung noch mehrerer diesen Abend vor- habenden Praesentationen loszuhelffen, tröstete sich und uns auch noch damit, daß die Princessin denen Frembden das erstemal ihr Spiel nicht zu offeriren pflege. Wie es aber bey fernerem Besuch gehen würde, davor müße er uns sorgen laßen. Wir fuhren also um 7 Uhr mit ihm in unsern Wagen an Palais Royal, traten

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/115>, abgerufen am 21.11.2024.