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[Geßner, Salomon]: Idyllen. Zürich, 1756.

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TITYRUS. MENALKAS.

AUf einem Hügel lag der Greis Menalkas, am
mildern Sonnenstral, und sah durch die herbstli-
che Gegend hin, sanft staunend, als Tityrus, sein
jüngster Sohn, unbemerkt schon lang an seiner
Seite stund; voll sanften Entzükens seufzte der
Greis, und der Sohn sah lang mit stiller Freude
auf den Vater herunter; Vater, sprach er izt mit
sanften Worten: Wie süss muss dein Entzüken
seyn! Lange schon seh ichs, wie dein Blik die
herbstliche Gegend durchwandelt, und höre dein
Seufzen; Vater, gewähre mir izt eine Bitte.

Menalkas. Sage deine Bitte, mein Lieber! und
seze dich an meine Seite, dass ich die Stirne dir
küsse, und Tityrus sezte sich an seine Seite, und
der Greis küsste zärtlich des Sohnes Stirne. Va-
ter, so fuhr der Jüngling fort, mir erzehlte mein
ältester Bruder; denn oft, wenn wir im Schatten

TITYRUS. MENALKAS.

AUf einem Hügel lag der Greis Menalkas, am
mildern Sonnenſtral, und ſah durch die herbſtli-
che Gegend hin, ſanft ſtaunend, als Tityrus, ſein
jüngſter Sohn, unbemerkt ſchon lang an ſeiner
Seite ſtund; voll ſanften Entzükens ſeufzte der
Greis, und der Sohn ſah lang mit ſtiller Freude
auf den Vater herunter; Vater, ſprach er izt mit
ſanften Worten: Wie ſüſs muſs dein Entzüken
ſeyn! Lange ſchon ſeh ichs, wie dein Blik die
herbſtliche Gegend durchwandelt, und höre dein
Seufzen; Vater, gewähre mir izt eine Bitte.

Menalkas. Sage deine Bitte, mein Lieber! und
ſeze dich an meine Seite, daſs ich die Stirne dir
küſſe, und Tityrus ſezte ſich an ſeine Seite, und
der Greis küſste zärtlich des Sohnes Stirne. Va-
ter, ſo fuhr der Jüngling fort, mir erzehlte mein
älteſter Bruder; denn oft, wenn wir im Schatten

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[86/0091] TITYRUS. MENALKAS. AUf einem Hügel lag der Greis Menalkas, am mildern Sonnenſtral, und ſah durch die herbſtli- che Gegend hin, ſanft ſtaunend, als Tityrus, ſein jüngſter Sohn, unbemerkt ſchon lang an ſeiner Seite ſtund; voll ſanften Entzükens ſeufzte der Greis, und der Sohn ſah lang mit ſtiller Freude auf den Vater herunter; Vater, ſprach er izt mit ſanften Worten: Wie ſüſs muſs dein Entzüken ſeyn! Lange ſchon ſeh ichs, wie dein Blik die herbſtliche Gegend durchwandelt, und höre dein Seufzen; Vater, gewähre mir izt eine Bitte. Menalkas. Sage deine Bitte, mein Lieber! und ſeze dich an meine Seite, daſs ich die Stirne dir küſſe, und Tityrus ſezte ſich an ſeine Seite, und der Greis küſste zärtlich des Sohnes Stirne. Va- ter, ſo fuhr der Jüngling fort, mir erzehlte mein älteſter Bruder; denn oft, wenn wir im Schatten

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Zitationshilfe: [Geßner, Salomon]: Idyllen. Zürich, 1756, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_idyllen_1756/91>, abgerufen am 23.11.2024.