[Geßner, Salomon]: Idyllen. Zürich, 1756.habt ihr seinen Gesang gehört, wenn er vom habt ihr ſeinen Geſang gehört, wenn er vom <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0079" n="74"/> habt ihr ſeinen Geſang gehört, wenn er vom<lb/> frohen Frühling ſingt, oder von der frohen Ernde,<lb/> oder vom bunten Herbſt, oder von der Pflege der<lb/> Herde? Ach! ich liebe den ſchönſten Hirten,<lb/> und er weiſs es nicht, daſs ich ihn liebe. O wie<lb/> lang wareſt du, herber unfreundlicher Winter!<lb/> der du von den Fluren uns ſcheucheſt, wie lang<lb/> iſts, ſeit ich im Herbſt ihn das lezte mal ſah!<lb/> Ach! da lag er ſchlummernd im Buſch, wie ſchön<lb/> lag er da! wie ſpielten die Winde mit ſeinen Lo-<lb/> ken! und der Sonnenſchein ſtreute ſchwebende<lb/> Schatten der Blätter auf ihn hin: O ich ſeh ihn<lb/> noch, ſie hüpften auf ſeinem ſchönen Geſicht<lb/> umher, die Schatten der Blätter, und er lächelte<lb/> wie im froheſten Traum. Schnell ſammelt’ ich<lb/> da Blumen, und wand ſanft einen Kranz um des<lb/> ſchlafenden Haar und um ſeine Flöte, und da<lb/> trat ich zurük; ich will izt warten, ſprach ich,<lb/> bis er aufwachet; wie wird er lächeln, wie<lb/> wird er ſich wundern, wenn er ſein Haupt um-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [74/0079]
habt ihr ſeinen Geſang gehört, wenn er vom
frohen Frühling ſingt, oder von der frohen Ernde,
oder vom bunten Herbſt, oder von der Pflege der
Herde? Ach! ich liebe den ſchönſten Hirten,
und er weiſs es nicht, daſs ich ihn liebe. O wie
lang wareſt du, herber unfreundlicher Winter!
der du von den Fluren uns ſcheucheſt, wie lang
iſts, ſeit ich im Herbſt ihn das lezte mal ſah!
Ach! da lag er ſchlummernd im Buſch, wie ſchön
lag er da! wie ſpielten die Winde mit ſeinen Lo-
ken! und der Sonnenſchein ſtreute ſchwebende
Schatten der Blätter auf ihn hin: O ich ſeh ihn
noch, ſie hüpften auf ſeinem ſchönen Geſicht
umher, die Schatten der Blätter, und er lächelte
wie im froheſten Traum. Schnell ſammelt’ ich
da Blumen, und wand ſanft einen Kranz um des
ſchlafenden Haar und um ſeine Flöte, und da
trat ich zurük; ich will izt warten, ſprach ich,
bis er aufwachet; wie wird er lächeln, wie
wird er ſich wundern, wenn er ſein Haupt um-
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