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[Geßner, Salomon]: Idyllen. Zürich, 1756.

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Denn dein Gemüth voll Tugend und voll Un-
schuld, ist heiter, wie der schönste Frühlings-
Morgen; So flattert muntrer Scherz und frohes
Lächeln, stets um die kleinen Lippen, um die
rothen Wangen, und sanfte Freude redet stets
aus deinen Augen. Ja seit du Freund mich nennst,
geliebte Daphne! seitdem umglänzt ein Sonnen-
schein von Freude, mein Leben vor mir her, und
jeder Tag, gleicht einem hellen Lieder-reichen
Morgen.

O wenn die frohen Lieder dir gefielen! die
meine Muse oft dem Hirten abhorcht; auch oft
belauschet sie in dichten Hainen, der Bäume Nym-
phen und den Ziegenfüss'gen Wald-Gott, und
Schilfbekränzte Nymphen in den Grotten; und
oft besuchet sie bemooste Hütten, um die der
Landmann stille Schatten pflanzet, und bringt
Geschichte her, von Grossmuth und von Tugend,
und von der immer frohen Unschuld. Auch oft
beschleichet sie der Gott der Liebe, in grünen

Denn dein Gemüth voll Tugend und voll Un-
ſchuld, iſt heiter, wie der ſchönſte Frühlings-
Morgen; So flattert muntrer Scherz und frohes
Lächeln, ſtets um die kleinen Lippen, um die
rothen Wangen, und ſanfte Freude redet ſtets
aus deinen Augen. Ja ſeit du Freund mich nennſt,
geliebte Daphne! ſeitdem umglänzt ein Sonnen-
ſchein von Freude, mein Leben vor mir her, und
jeder Tag, gleicht einem hellen Lieder-reichen
Morgen.

O wenn die frohen Lieder dir gefielen! die
meine Muſe oft dem Hirten abhorcht; auch oft
belauſchet ſie in dichten Hainen, der Bäume Nym-
phen und den Ziegenfüſs’gen Wald-Gott, und
Schilfbekränzte Nymphen in den Grotten; und
oft beſuchet ſie bemooſte Hütten, um die der
Landmann ſtille Schatten pflanzet, und bringt
Geſchichte her, von Groſsmuth und von Tugend,
und von der immer frohen Unſchuld. Auch oft
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[14/0019] Denn dein Gemüth voll Tugend und voll Un- ſchuld, iſt heiter, wie der ſchönſte Frühlings- Morgen; So flattert muntrer Scherz und frohes Lächeln, ſtets um die kleinen Lippen, um die rothen Wangen, und ſanfte Freude redet ſtets aus deinen Augen. Ja ſeit du Freund mich nennſt, geliebte Daphne! ſeitdem umglänzt ein Sonnen- ſchein von Freude, mein Leben vor mir her, und jeder Tag, gleicht einem hellen Lieder-reichen Morgen. O wenn die frohen Lieder dir gefielen! die meine Muſe oft dem Hirten abhorcht; auch oft belauſchet ſie in dichten Hainen, der Bäume Nym- phen und den Ziegenfüſs’gen Wald-Gott, und Schilfbekränzte Nymphen in den Grotten; und oft beſuchet ſie bemooſte Hütten, um die der Landmann ſtille Schatten pflanzet, und bringt Geſchichte her, von Groſsmuth und von Tugend, und von der immer frohen Unſchuld. Auch oft beſchleichet ſie der Gott der Liebe, in grünen

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Zitationshilfe: [Geßner, Salomon]: Idyllen. Zürich, 1756, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_idyllen_1756/19>, abgerufen am 27.04.2024.