alles Recht und natürliche und Christl. Billigkeit, von iemanden nachgedruckt worden. Jedoch es wer- den vielleicht solche seyn, die Gewinnsucht und diebische Entwendung dessen, was des Nächsten ist, vor keine Sünde achten; an die Regel CHristi aber gar nicht ge- dencken: was du wilst, daß dir die Leute nicht thun sollen, das thue ihnen auch nicht. Denn wenn sie daran ge- dacht hätten: würden sie ja nimmermehr auf eine solche ihrem Stande gar nicht anständige Unterneh- mung gefallen seyn.
§. III.
"Derselbige verfluchte Geitz hat unter allen an- "dern Ubeln, so er treibt, sich auch an unsere Ar- "beit gemacht, darinn seine Bosheit und Scha- "den zu üben. Denn nachdem uns allhier zu Wit- "tenberg der barmhertzige GOtt seine unaussprech- "liche Gnade gegeben hat, daß wir sein heiliges "Wort und die heilige Biblia hell und lauter in die "teutsche Sprache bracht haben; daran wir (wie "das ein ieglicher Vernünfftiger wohl dencken kan,) "treffliche grosse Arbeit(a) (doch alles durch "GOttes Gnade) gethan: so fähret der Geitz zu, "und thut unsern Buchdruckern diese Schalckheit "und Büberey, daß andere flugs bald hernach dru- "cken; und also der unsern Rauberey ist, die GOtt "auch wohl strafen wird, und keinem ehrlichen "christlichen Menschen wohl anstehet. Wiewol "meinethalben daran nichts gelegen. Denn ich "habs umsonst empfangen; umsonst habe "ichs gegeben, und begehre auch dafür "nichts.(b) CHristus mein HErr hat mirs viel "hundert tausendfältig vergolten.
(a) Uber-
J 4
alles Recht und natuͤrliche und Chriſtl. Billigkeit, von iemanden nachgedruckt worden. Jedoch es wer- den vielleicht ſolche ſeyn, die Gewinnſucht und diebiſche Entwendung deſſen, was des Naͤchſten iſt, vor keine Suͤnde achten; an die Regel CHriſti aber gar nicht ge- dencken: was du wilſt, daß dir die Leute nicht thun ſollen, das thue ihnen auch nicht. Denn wenn ſie daran ge- dacht haͤtten: wuͤrden ſie ja nimmermehr auf eine ſolche ihrem Stande gar nicht anſtaͤndige Unterneh- mung gefallen ſeyn.
§. III.
„Derſelbige verfluchte Geitz hat unter allen an- „dern Ubeln, ſo er treibt, ſich auch an unſere Ar- „beit gemacht, darinn ſeine Bosheit und Scha- „den zu uͤben. Denn nachdem uns allhier zu Wit- „tenberg der barmhertzige GOtt ſeine unausſprech- „liche Gnade gegeben hat, daß wir ſein heiliges „Wort und die heilige Biblia hell und lauter in die „teutſche Sprache bracht haben; daran wir (wie „das ein ieglicher Vernuͤnfftiger wohl dencken kan,) „treffliche groſſe Arbeit(a) (doch alles durch „GOttes Gnade) gethan: ſo faͤhret der Geitz zu, „und thut unſern Buchdruckern dieſe Schalckheit „und Buͤberey, daß andere flugs bald hernach dru- „cken; und alſo der unſern Rauberey iſt, die GOtt „auch wohl ſtrafen wird, und keinem ehrlichen „chriſtlichen Menſchen wohl anſtehet. Wiewol „meinethalben daran nichts gelegen. Denn ich „habs umſonſt empfangen; umſonſt habe „ichs gegeben, und begehre auch dafuͤr „nichts.(b) CHriſtus mein HErr hat mirs viel „hundert tauſendfaͤltig vergolten.
(a) Uber-
J 4
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⁽a⁾ alles Recht und natuͤrliche und Chriſtl. Billigkeit,
von iemanden nachgedruckt worden. Jedoch es wer-
den vielleicht ſolche ſeyn, die Gewinnſucht und diebiſche
Entwendung deſſen, was des Naͤchſten iſt, vor keine
Suͤnde achten; an die Regel CHriſti aber gar nicht ge-
dencken: was du wilſt, daß dir die Leute nicht thun ſollen,
das thue ihnen auch nicht. Denn wenn ſie daran ge-
dacht haͤtten: wuͤrden ſie ja nimmermehr auf eine
ſolche ihrem Stande gar nicht anſtaͤndige Unterneh-
mung gefallen ſeyn.
§. III.
„Derſelbige verfluchte Geitz hat unter allen an-
„dern Ubeln, ſo er treibt, ſich auch an unſere Ar-
„beit gemacht, darinn ſeine Bosheit und Scha-
„den zu uͤben. Denn nachdem uns allhier zu Wit-
„tenberg der barmhertzige GOtt ſeine unausſprech-
„liche Gnade gegeben hat, daß wir ſein heiliges
„Wort und die heilige Biblia hell und lauter in die
„teutſche Sprache bracht haben; daran wir (wie
„das ein ieglicher Vernuͤnfftiger wohl dencken kan,)
„treffliche groſſe Arbeit
⁽a⁾
(doch alles durch
„GOttes Gnade) gethan: ſo faͤhret der Geitz zu,
„und thut unſern Buchdruckern dieſe Schalckheit
„und Buͤberey, daß andere flugs bald hernach dru-
„cken; und alſo der unſern Rauberey iſt, die GOtt
„auch wohl ſtrafen wird, und keinem ehrlichen
„chriſtlichen Menſchen wohl anſtehet. Wiewol
„meinethalben daran nichts gelegen. Denn ich
„habs umſonſt empfangen; umſonſt habe
„ichs gegeben, und begehre auch dafuͤr
„nichts.
⁽b⁾
CHriſtus mein HErr hat mirs viel
„hundert tauſendfaͤltig vergolten.
(a) Uber-
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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 4. Leipzig. 1745, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst04_1745/434>, abgerufen am 16.02.2025.
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