Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 4. Leipzig. 1745.

Bild:
<< vorherige Seite

Jnhalt ist, desto billiger ist es, daß ich demselben hier
eine Stelle, unter den merckwürdigen Aussprüchen
des seligen Mannes, einräume. Es lautet aber der
Brief folgendergestalt:

"Jch bitte um CHristus
"willen, alle, die da meine Sermones schreiben,
"oder fassen wollen, sich derselben zu drucken, aus-
"zulassen, zu enthalten, es sey denn, daß sie durch
"meine Hand gefertiget, oder hier zu Witten-
"berg,
durch meinen Befehl, zuvor gedruckt
"sind.
"

Denn es taugt doch gar nichts, daß man
das Wort GOttes so unfleißig und ungeschickt
ausgehen lässet, daß wir nur Spott und Greuel
daran haben. Jch hatte gehoffet, man solte sich
hinfort an die H. Schrifft selbst geben, und meine
Bücher fahren lassen, nachdem sie nun ausgedienet,
und die Hertzen in und zu der Schrift geführet ha-
ben, welches meine Ursache war, meine Bücher zu
schreiben. Was ists, daß man viel Bücher macht,
und doch ausser dem rechten Haupt-Buche immer
bleibt? Trinck doch so mehr aus dem Brunnen
selbst, als aus den Flüßlein, die dich zum Brunnen
geleitet haben. Wills denn ja nicht anders seyn,
so lasse man doch unter meinem Namen nichts aus-
gehen, ohne mein Wissen und Willen, in GOt-
tes Namen. Wolte GOtt, ich hätte meine Bü-
cher das mehrere Theil wieder heim, sonderlich, dar-
innen ich Pabst, Concilia, und dergleichen noch viel
zu geben habe! GOtt gebe uns seine Gnade!
Amen.

(a) Es

Jnhalt iſt, deſto billiger iſt es, daß ich demſelben hier
eine Stelle, unter den merckwuͤrdigen Ausſpruͤchen
des ſeligen Mannes, einraͤume. Es lautet aber der
Brief folgendergeſtalt:

„Jch bitte um CHriſtus
„willen, alle, die da meine Sermones ſchreiben,
„oder faſſen wollen, ſich derſelben zu drucken, aus-
„zulaſſen, zu enthalten, es ſey denn, daß ſie durch
meine Hand gefertiget, oder hier zu Witten-
„berg,
durch meinen Befehl, zuvor gedruckt
„ſind.

Denn es taugt doch gar nichts, daß man
das Wort GOttes ſo unfleißig und ungeſchickt
ausgehen laͤſſet, daß wir nur Spott und Greuel
daran haben. Jch hatte gehoffet, man ſolte ſich
hinfort an die H. Schrifft ſelbſt geben, und meine
Buͤcher fahren laſſen, nachdem ſie nun ausgedienet,
und die Hertzen in und zu der Schrift gefuͤhret ha-
ben, welches meine Urſache war, meine Buͤcher zu
ſchreiben. Was iſts, daß man viel Buͤcher macht,
und doch auſſer dem rechten Haupt-Buche immer
bleibt? Trinck doch ſo mehr aus dem Brunnen
ſelbſt, als aus den Fluͤßlein, die dich zum Brunnen
geleitet haben. Wills denn ja nicht anders ſeyn,
ſo laſſe man doch unter meinem Namen nichts aus-
gehen, ohne mein Wiſſen und Willen, in GOt-
tes Namen. Wolte GOtt, ich haͤtte meine Buͤ-
cher das mehrere Theil wieder heim, ſonderlich, dar-
innen ich Pabſt, Concilia, und dergleichen noch viel
zu geben habe! GOtt gebe uns ſeine Gnade!
Amen.

(a) Es
<TEI>
  <text>
    <back>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0425" n="126"/>
Jnhalt i&#x017F;t, de&#x017F;to billiger i&#x017F;t es, daß ich dem&#x017F;elben hier<lb/>
eine Stelle, unter den merckwu&#x0364;rdigen Aus&#x017F;pru&#x0364;chen<lb/>
des &#x017F;eligen Mannes, einra&#x0364;ume. Es lautet aber der<lb/>
Brief folgenderge&#x017F;talt:</p>
            <cit>
              <quote>&#x201E;Jch bitte um CHri&#x017F;tus<lb/>
&#x201E;willen, <hi rendition="#fr">alle,</hi> die da meine <hi rendition="#fr">Sermones</hi> &#x017F;chreiben,<lb/>
&#x201E;oder fa&#x017F;&#x017F;en wollen, &#x017F;ich der&#x017F;elben zu <hi rendition="#fr">drucken,</hi> aus-<lb/>
&#x201E;zula&#x017F;&#x017F;en, zu enthalten, <hi rendition="#fr">es &#x017F;ey denn,</hi> daß &#x017F;ie durch<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#fr">meine Hand</hi> gefertiget, oder hier zu <hi rendition="#fr">Witten-<lb/>
&#x201E;berg,</hi> durch <hi rendition="#fr">meinen Befehl, zuvor gedruckt<lb/>
&#x201E;&#x017F;ind.</hi>&#x201E;</quote>
            </cit>
            <p>Denn es taugt doch gar nichts, daß man<lb/>
das Wort GOttes &#x017F;o unfleißig und unge&#x017F;chickt<lb/>
ausgehen la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et, daß wir nur Spott und Greuel<lb/>
daran haben. Jch hatte gehoffet, man &#x017F;olte &#x017F;ich<lb/>
hinfort an die H. Schrifft &#x017F;elb&#x017F;t geben, und meine<lb/>
Bu&#x0364;cher fahren la&#x017F;&#x017F;en, nachdem &#x017F;ie nun ausgedienet,<lb/>
und die Hertzen in und zu der Schrift gefu&#x0364;hret ha-<lb/>
ben, welches meine Ur&#x017F;ache war, meine Bu&#x0364;cher zu<lb/>
&#x017F;chreiben. Was i&#x017F;ts, daß man viel Bu&#x0364;cher macht,<lb/>
und doch au&#x017F;&#x017F;er dem rechten Haupt-Buche immer<lb/>
bleibt? Trinck doch &#x017F;o mehr aus dem Brunnen<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t, als aus den Flu&#x0364;ßlein, die dich zum Brunnen<lb/>
geleitet haben. Wills denn ja nicht anders &#x017F;eyn,<lb/>
&#x017F;o la&#x017F;&#x017F;e man doch unter meinem Namen nichts aus-<lb/>
gehen, <hi rendition="#fr">ohne</hi> mein <hi rendition="#fr">Wi&#x017F;&#x017F;en und Willen,</hi> in GOt-<lb/>
tes Namen. Wolte GOtt, ich ha&#x0364;tte meine Bu&#x0364;-<lb/>
cher das mehrere Theil wieder heim, &#x017F;onderlich, dar-<lb/>
innen ich Pab&#x017F;t, Concilia, und dergleichen noch viel<lb/>
zu geben habe! GOtt gebe uns &#x017F;eine Gnade!<lb/>
Amen.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">(a)</hi> Es</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </back>
  </text>
</TEI>
[126/0425] Jnhalt iſt, deſto billiger iſt es, daß ich demſelben hier eine Stelle, unter den merckwuͤrdigen Ausſpruͤchen des ſeligen Mannes, einraͤume. Es lautet aber der Brief folgendergeſtalt: „Jch bitte um CHriſtus „willen, alle, die da meine Sermones ſchreiben, „oder faſſen wollen, ſich derſelben zu drucken, aus- „zulaſſen, zu enthalten, es ſey denn, daß ſie durch „meine Hand gefertiget, oder hier zu Witten- „berg, durch meinen Befehl, zuvor gedruckt „ſind.„ Denn es taugt doch gar nichts, daß man das Wort GOttes ſo unfleißig und ungeſchickt ausgehen laͤſſet, daß wir nur Spott und Greuel daran haben. Jch hatte gehoffet, man ſolte ſich hinfort an die H. Schrifft ſelbſt geben, und meine Buͤcher fahren laſſen, nachdem ſie nun ausgedienet, und die Hertzen in und zu der Schrift gefuͤhret ha- ben, welches meine Urſache war, meine Buͤcher zu ſchreiben. Was iſts, daß man viel Buͤcher macht, und doch auſſer dem rechten Haupt-Buche immer bleibt? Trinck doch ſo mehr aus dem Brunnen ſelbſt, als aus den Fluͤßlein, die dich zum Brunnen geleitet haben. Wills denn ja nicht anders ſeyn, ſo laſſe man doch unter meinem Namen nichts aus- gehen, ohne mein Wiſſen und Willen, in GOt- tes Namen. Wolte GOtt, ich haͤtte meine Buͤ- cher das mehrere Theil wieder heim, ſonderlich, dar- innen ich Pabſt, Concilia, und dergleichen noch viel zu geben habe! GOtt gebe uns ſeine Gnade! Amen. (a) Es

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst04_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst04_1745/425
Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 4. Leipzig. 1745, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst04_1745/425>, abgerufen am 17.05.2024.