[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741.Zuschrift. von der Vergessenheit erretten und ihnenein immerwährendes Leben verschaffen mögte. Es ist wahr, man frißtete hie- durch das Andencken der Menschen eine ziemliche Zeit; Alleine es war viel zu schwach die Menschen von dem gänzli- chen Untergang zu verwahren. Dieses Mittel wider den Tod war ja dem Tod, oder daß ich eigentlicher Rede, der Ver- gängniß selbst unterworfen. Würmer, Moder und Staub verzehren die schön- sten Gemählde. Die Zeit und der Rost fressen Stahl und Eisen. Auch die härte- sten Steine werden mit der Zeit der Ver- gänglichkeit zum Theil. Und was von diesen Feinden noch übrig bleibt, das nimmt Feuer, oder Wasser, hinweg. Wo ehedessen die prächtigsten Tempel der Götter, die schönsten Schlösser und Pal- läste, die berühmten Schulen der Weisen, und unvergleichliche Ehrenpforten und Grabmähler gestanden, da wohnen jezo Nachteulen und Raben und die räuberi- schen Wölfe suchen wohl daselbst ihren Aufenthalt. O! wie vergänglich ist doch die- ):( 3
Zuſchrift. von der Vergeſſenheit erretten und ihnenein immerwaͤhrendes Leben verſchaffen moͤgte. Es iſt wahr, man frißtete hie- durch das Andencken der Menſchen eine ziemliche Zeit; Alleine es war viel zu ſchwach die Menſchen von dem gaͤnzli- chen Untergang zu verwahren. Dieſes Mittel wider den Tod war ja dem Tod, oder daß ich eigentlicher Rede, der Ver- gaͤngniß ſelbſt unterworfen. Wuͤrmer, Moder und Staub verzehren die ſchoͤn- ſten Gemaͤhlde. Die Zeit und der Roſt freſſen Stahl und Eiſen. Auch die haͤrte- ſten Steine werden mit der Zeit der Ver- gaͤnglichkeit zum Theil. Und was von dieſen Feinden noch uͤbrig bleibt, das nimmt Feuer, oder Waſſer, hinweg. Wo ehedeſſen die praͤchtigſten Tempel der Goͤtter, die ſchoͤnſten Schloͤſſer und Pal- laͤſte, die beruͤhmten Schulen der Weiſen, und unvergleichliche Ehrenpforten und Grabmaͤhler geſtanden, da wohnen jezo Nachteulen und Raben und die raͤuberi- ſchen Woͤlfe ſuchen wohl daſelbſt ihren Aufenthalt. O! wie vergaͤnglich iſt doch die- ):( 3
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Zuſchrift.
von der Vergeſſenheit erretten und ihnen
ein immerwaͤhrendes Leben verſchaffen
moͤgte. Es iſt wahr, man frißtete hie-
durch das Andencken der Menſchen eine
ziemliche Zeit; Alleine es war viel zu
ſchwach die Menſchen von dem gaͤnzli-
chen Untergang zu verwahren. Dieſes
Mittel wider den Tod war ja dem Tod,
oder daß ich eigentlicher Rede, der Ver-
gaͤngniß ſelbſt unterworfen. Wuͤrmer,
Moder und Staub verzehren die ſchoͤn-
ſten Gemaͤhlde. Die Zeit und der Roſt
freſſen Stahl und Eiſen. Auch die haͤrte-
ſten Steine werden mit der Zeit der Ver-
gaͤnglichkeit zum Theil. Und was von
dieſen Feinden noch uͤbrig bleibt, das
nimmt Feuer, oder Waſſer, hinweg. Wo
ehedeſſen die praͤchtigſten Tempel der
Goͤtter, die ſchoͤnſten Schloͤſſer und Pal-
laͤſte, die beruͤhmten Schulen der Weiſen,
und unvergleichliche Ehrenpforten und
Grabmaͤhler geſtanden, da wohnen jezo
Nachteulen und Raben und die raͤuberi-
ſchen Woͤlfe ſuchen wohl daſelbſt ihren
Aufenthalt. O! wie vergaͤnglich iſt doch
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Zitationshilfe: | [Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst03_1741/9>, abgerufen am 16.07.2024. |