[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741.Cap. I. Verzeichniß Beschluß macht ein Supplementum Librorum Saec.XV. excusorum ad Mich. Maittairii Annales ex Bi- bliothecis publicis Lipsiensibus, welchem erst eine Diatribe de libris ligno incisis, ingleichen eine Obser- uatio de libris quibusdam Saec. XV. impressis vorge- setzt ist. Es steckt in diesen wenigen Bogen unge- mein viel Fleiß, ob der Herr Verfasser gleich ver- schiedene Vorgänger hierinnen gehabt hat, welche er aus Bescheidenheit nicht nennet, wenn er sie wider- legen will. Auch mir hat man dergleichen Höflich- keit wiederfahren lassen. Jch will aber so aufrichtig seyn und mich selbsten nennen. Denn p. 4. spricht er: Es giebt einige, welche, jedoch mit wenig Wahrschein- lichkeit, muthmassen, daß Andreas Frißner zu al- lererst eine Buchdruckerey nach Leipzig gebracht (intulisse) habe. Unter diesen einigen stecke ich nun auch mit, weil ich diese Muthmassung in meinem er- sten Theil p. 84. zum Vorschein gebracht habe. Die Ursache, warum er diese Muthmassung nicht vor wahr- scheinlich annehmen kan, ist folgende: Herr Frißner war hier zu Leipzig ein öffentlicher Lehrer der Gottes- gelahrheit, und hernach gar Rector Magnificus. Diese Ehrenämter sind mit wichtigen Geschäften ver- knüpft, folglich ist es nicht wahrscheinlich, daß er zu- gleich Bücher gedruckt habe. Man weiß auch kein eintziges anzuführen. Alleine, es ist ja die Frage nicht, ob er sich als Rector Magnificus, oder als ein öffentlicher Lehrer in die Druckerey gestellet, und den Winckelhacken, oder den Bengel in die Hände genommen habe? Dieses lasse ich mir selbsten nicht träumen. Sondern die Frage ist: ob er eine Dru- ckerey, und zwar die erste in Leipzig aufgerichtet habe? Und dieses bejahe ich, als eine Muthmassung, bis
Cap. I. Verzeichniß Beſchluß macht ein Supplementum Librorum Sæc.XV. excuſorum ad Mich. Maittairii Annales ex Bi- bliothecis publicis Lipſienſibus, welchem erſt eine Diatribe de libris ligno inciſis, ingleichen eine Obſer- uatio de libris quibusdam Sæc. XV. impreſſis vorge- ſetzt iſt. Es ſteckt in dieſen wenigen Bogen unge- mein viel Fleiß, ob der Herr Verfaſſer gleich ver- ſchiedene Vorgaͤnger hierinnen gehabt hat, welche er aus Beſcheidenheit nicht nennet, wenn er ſie wider- legen will. Auch mir hat man dergleichen Hoͤflich- keit wiederfahren laſſen. Jch will aber ſo aufrichtig ſeyn und mich ſelbſten nennen. Denn p. 4. ſpricht er: Es giebt einige, welche, jedoch mit wenig Wahrſchein- lichkeit, muthmaſſen, daß Andreas Frißner zu al- lererſt eine Buchdruckerey nach Leipzig gebracht (intuliſſe) habe. Unter dieſen einigen ſtecke ich nun auch mit, weil ich dieſe Muthmaſſung in meinem er- ſten Theil p. 84. zum Vorſchein gebracht habe. Die Urſache, warum er dieſe Muthmaſſung nicht vor wahr- ſcheinlich annehmen kan, iſt folgende: Herr Frißner war hier zu Leipzig ein oͤffentlicher Lehrer der Gottes- gelahrheit, und hernach gar Rector Magnificus. Dieſe Ehrenaͤmter ſind mit wichtigen Geſchaͤften ver- knuͤpft, folglich iſt es nicht wahrſcheinlich, daß er zu- gleich Buͤcher gedruckt habe. Man weiß auch kein eintziges anzufuͤhren. Alleine, es iſt ja die Frage nicht, ob er ſich als Rector Magnificus, oder als ein oͤffentlicher Lehrer in die Druckerey geſtellet, und den Winckelhacken, oder den Bengel in die Haͤnde genommen habe? Dieſes laſſe ich mir ſelbſten nicht traͤumen. Sondern die Frage iſt: ob er eine Dru- ckerey, und zwar die erſte in Leipzig aufgerichtet habe? Und dieſes bejahe ich, als eine Muthmaſſung, bis
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Cap. I. Verzeichniß
Beſchluß macht ein Supplementum Librorum Sæc.
XV. excuſorum ad Mich. Maittairii Annales ex Bi-
bliothecis publicis Lipſienſibus, welchem erſt eine
Diatribe de libris ligno inciſis, ingleichen eine Obſer-
uatio de libris quibusdam Sæc. XV. impreſſis vorge-
ſetzt iſt. Es ſteckt in dieſen wenigen Bogen unge-
mein viel Fleiß, ob der Herr Verfaſſer gleich ver-
ſchiedene Vorgaͤnger hierinnen gehabt hat, welche er
aus Beſcheidenheit nicht nennet, wenn er ſie wider-
legen will. Auch mir hat man dergleichen Hoͤflich-
keit wiederfahren laſſen. Jch will aber ſo aufrichtig
ſeyn und mich ſelbſten nennen. Denn p. 4. ſpricht er:
Es giebt einige, welche, jedoch mit wenig Wahrſchein-
lichkeit, muthmaſſen, daß Andreas Frißner zu al-
lererſt eine Buchdruckerey nach Leipzig gebracht
(intuliſſe) habe. Unter dieſen einigen ſtecke ich nun
auch mit, weil ich dieſe Muthmaſſung in meinem er-
ſten Theil p. 84. zum Vorſchein gebracht habe. Die
Urſache, warum er dieſe Muthmaſſung nicht vor wahr-
ſcheinlich annehmen kan, iſt folgende: Herr Frißner
war hier zu Leipzig ein oͤffentlicher Lehrer der Gottes-
gelahrheit, und hernach gar Rector Magnificus.
Dieſe Ehrenaͤmter ſind mit wichtigen Geſchaͤften ver-
knuͤpft, folglich iſt es nicht wahrſcheinlich, daß er zu-
gleich Buͤcher gedruckt habe. Man weiß auch kein
eintziges anzufuͤhren. Alleine, es iſt ja die Frage
nicht, ob er ſich als Rector Magnificus, oder als
ein oͤffentlicher Lehrer in die Druckerey geſtellet, und
den Winckelhacken, oder den Bengel in die Haͤnde
genommen habe? Dieſes laſſe ich mir ſelbſten nicht
traͤumen. Sondern die Frage iſt: ob er eine Dru-
ckerey, und zwar die erſte in Leipzig aufgerichtet
habe? Und dieſes bejahe ich, als eine Muthmaſſung,
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