Nunmehro komme ich auch auf die Vater Unser. Jch weiß wohl, daß sich manche darüber aufgehal- ten haben, daß ich die in verschiedene Sprachen über- setzte Vater Unser an ein Buch angehänget habe, das von der Buchdruckerkunst handelt; Alleine man beliebe sich doch mit seinem Urtheil nicht zu übereilen, und meine Ursache bedächtlich in Uberlegung zu ziehen. Jch habe die meisten Alphabete geliefert, die jemals in der gantzen Welt üblich gewesen, und noch sind. Alleine Buchstaben sind Buchstaben und weiter nichts. Aus eintzigen Buchstaben kan man sich wohl dersel- ben Figur bekannt machen, wie man sie aber zusam- men gesetzt lesen soll, bleibt den meisten dennoch ver- borgen. Damit ich aber auch diesen einen Unterricht geben möchte, wie man nun gantze Wörter, und Pe- rioden lesen muß, so habe ich mit gutem Vorbedacht das in hundert Sprachen übersetzte Vater Unser er- wehlet, und die Lesart jedes mal dazu gesetzt, daß sich auch ein Anfänger einen deutlichen Begrif machen kan, welches er ausser dem wohl bleiben lassen muß. Wenn man sonsten Schriftproben aufweiset, so findet man zwar etliche zusammengesetzte Zeilen Buchsta- ben, die aber keinen Verstand ausmachen, dahero sie wenig Nutzen schaffen. Damit ich also zugleich auch etwas nützliches meinen Lesern liefern wollte, so habe ich dieses Mittel erwehlet. Jst dieses gleich nicht nach dem Geschmack einiger Leser, so sind doch viele wie- der, die mir deßwegen ihren Beyfall bezeiget haben. Einem Theil konnte ich es also nothwendiger Weise nicht recht machen. Jch halte es also mit denjenigen, die auf den Nutzen sehen. Können, oder wollen ande- re diesen Nutzen nicht einsehen, so mögen sie auch dar-
auf
und Abkuͤrtzungen.
§ V.
Nunmehro komme ich auch auf die Vater Unſer. Jch weiß wohl, daß ſich manche daruͤber aufgehal- ten haben, daß ich die in verſchiedene Sprachen uͤber- ſetzte Vater Unſer an ein Buch angehaͤnget habe, das von der Buchdruckerkunſt handelt; Alleine man beliebe ſich doch mit ſeinem Urtheil nicht zu uͤbereilen, und meine Urſache bedaͤchtlich in Uberlegung zu ziehen. Jch habe die meiſten Alphabete geliefert, die jemals in der gantzen Welt uͤblich geweſen, und noch ſind. Alleine Buchſtaben ſind Buchſtaben und weiter nichts. Aus eintzigen Buchſtaben kan man ſich wohl derſel- ben Figur bekannt machen, wie man ſie aber zuſam- men geſetzt leſen ſoll, bleibt den meiſten dennoch ver- borgen. Damit ich aber auch dieſen einen Unterricht geben moͤchte, wie man nun gantze Woͤrter, und Pe- rioden leſen muß, ſo habe ich mit gutem Vorbedacht das in hundert Sprachen uͤberſetzte Vater Unſer er- wehlet, und die Leſart jedes mal dazu geſetzt, daß ſich auch ein Anfaͤnger einen deutlichen Begrif machen kan, welches er auſſer dem wohl bleiben laſſen muß. Wenn man ſonſten Schriftproben aufweiſet, ſo findet man zwar etliche zuſammengeſetzte Zeilen Buchſta- ben, die aber keinen Verſtand ausmachen, dahero ſie wenig Nutzen ſchaffen. Damit ich alſo zugleich auch etwas nuͤtzliches meinen Leſern liefern wollte, ſo habe ich dieſes Mittel erwehlet. Jſt dieſes gleich nicht nach dem Geſchmack einiger Leſer, ſo ſind doch viele wie- der, die mir deßwegen ihren Beyfall bezeiget haben. Einem Theil konnte ich es alſo nothwendiger Weiſe nicht recht machen. Jch halte es alſo mit denjenigen, die auf den Nutzen ſehen. Koͤnnen, oder wollen ande- re dieſen Nutzen nicht einſehen, ſo moͤgen ſie auch dar-
auf
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und Abkuͤrtzungen.
§ V.
Nunmehro komme ich auch auf die Vater Unſer.
Jch weiß wohl, daß ſich manche daruͤber aufgehal-
ten haben, daß ich die in verſchiedene Sprachen uͤber-
ſetzte Vater Unſer an ein Buch angehaͤnget habe,
das von der Buchdruckerkunſt handelt; Alleine man
beliebe ſich doch mit ſeinem Urtheil nicht zu uͤbereilen,
und meine Urſache bedaͤchtlich in Uberlegung zu ziehen.
Jch habe die meiſten Alphabete geliefert, die jemals
in der gantzen Welt uͤblich geweſen, und noch ſind.
Alleine Buchſtaben ſind Buchſtaben und weiter nichts.
Aus eintzigen Buchſtaben kan man ſich wohl derſel-
ben Figur bekannt machen, wie man ſie aber zuſam-
men geſetzt leſen ſoll, bleibt den meiſten dennoch ver-
borgen. Damit ich aber auch dieſen einen Unterricht
geben moͤchte, wie man nun gantze Woͤrter, und Pe-
rioden leſen muß, ſo habe ich mit gutem Vorbedacht
das in hundert Sprachen uͤberſetzte Vater Unſer er-
wehlet, und die Leſart jedes mal dazu geſetzt, daß
ſich auch ein Anfaͤnger einen deutlichen Begrif machen
kan, welches er auſſer dem wohl bleiben laſſen muß.
Wenn man ſonſten Schriftproben aufweiſet, ſo findet
man zwar etliche zuſammengeſetzte Zeilen Buchſta-
ben, die aber keinen Verſtand ausmachen, dahero ſie
wenig Nutzen ſchaffen. Damit ich alſo zugleich auch
etwas nuͤtzliches meinen Leſern liefern wollte, ſo habe
ich dieſes Mittel erwehlet. Jſt dieſes gleich nicht nach
dem Geſchmack einiger Leſer, ſo ſind doch viele wie-
der, die mir deßwegen ihren Beyfall bezeiget haben.
Einem Theil konnte ich es alſo nothwendiger Weiſe
nicht recht machen. Jch halte es alſo mit denjenigen,
die auf den Nutzen ſehen. Koͤnnen, oder wollen ande-
re dieſen Nutzen nicht einſehen, ſo moͤgen ſie auch dar-
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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst03_1741/534>, abgerufen am 22.11.2024.
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