Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite

vom Jubelfest 1640.
"plünderung, auch eben in dem Jubel-Jahre den
"11. May durch den damaligen schwedischen Feld-
"marschall Bannier bey Salfeld geschehene, und zu
"Jena mit empfundene Feldschlacht, darbey erfolg-
"ten Feuerschaden, sich nicht persönlich in Leipzig ein-
"finden können, sondern ihre darüber erzeigende Bey-
"freude nach dem noch übrig behaltenen Vermögen,
"nebst dem noch eintzigen Buchdruckergesellen, Jo-
"hann Blümlern,
mit in Jena celebriret, ihr Aus-
"bleiben aber durch ein Kunst gewöhnlich Schreiben
"entschuldigt und abgelehnt haben." Und so sahe es
also in Jena aus. Von Wittenberg haben wir
nicht viel bessere Nachrichten. Herr Eichsfeld hat
uns selbige aus einer alten Handschrift, welche sich
bey dem dasigen Fisco befindet, in seiner Relation p.
2. mitgetheilet. Wir lesen aber also:"

"Anno 1640 den 21. Junii, hat E Löbl. Gesell-
"schaft sich vereiniget, weil die Buchdrucker zu Leip-
"zig jetziges Jahr ein Gedächtniß begehen, weilen eben
"jetzo vor 200. Jahren die Druckerey erfunden wor-
"den, auch eine Zusammenkunft zu halten, und GOtt
"vor diese Wohlthat zu dancken, und neben freund-
"lichen Gespräch einen Trunck und geringe Mahlzeit
"mit einander in der Stille zu thun; GOtt helfe,
"daß es mit dieser löbl. Kunst bald wieder zu einem
"guten Stand komme, weil es leyder jetzo sehr ins
"Abnehmen gerathen, wegen der bösen verderblichen
"Kriegszeiten."

Von Halle gerathe ich allerdings
auch auf die Muthmassung, daß ihre Vorfahren da-
selbst vor hundert Jahren wegen der damaligen Kriegs-
pressuren, diese besondere Pflicht entweder gar ver-
absäumet, oder doch wenigstens nicht durch den Druck
auf ihre Kinder und Nachfolger fortgepflantzet haben.

Denn
J 2

vom Jubelfeſt 1640.
„pluͤnderung, auch eben in dem Jubel-Jahre den
„11. May durch den damaligen ſchwediſchen Feld-
„marſchall Bannier bey Salfeld geſchehene, und zu
„Jena mit empfundene Feldſchlacht, darbey erfolg-
„ten Feuerſchaden, ſich nicht perſoͤnlich in Leipzig ein-
„finden koͤnnen, ſondern ihre daruͤber erzeigende Bey-
„freude nach dem noch uͤbrig behaltenen Vermoͤgen,
„nebſt dem noch eintzigen Buchdruckergeſellen, Jo-
„hann Bluͤmlern,
mit in Jena celebriret, ihr Aus-
„bleiben aber durch ein Kunſt gewoͤhnlich Schreiben
„entſchuldigt und abgelehnt haben.“ Und ſo ſahe es
alſo in Jena aus. Von Wittenberg haben wir
nicht viel beſſere Nachrichten. Herr Eichsfeld hat
uns ſelbige aus einer alten Handſchrift, welche ſich
bey dem daſigen Fiſco befindet, in ſeiner Relation p.
2. mitgetheilet. Wir leſen aber alſo:„

„Anno 1640 den 21. Junii, hat E Loͤbl. Geſell-
„ſchaft ſich vereiniget, weil die Buchdrucker zu Leip-
„zig jetziges Jahr ein Gedaͤchtniß begehen, weilen eben
„jetzo vor 200. Jahren die Druckerey erfunden wor-
„den, auch eine Zuſammenkunft zu halten, und GOtt
„vor dieſe Wohlthat zu dancken, und neben freund-
„lichen Geſpraͤch einen Trunck und geringe Mahlzeit
„mit einander in der Stille zu thun; GOtt helfe,
„daß es mit dieſer loͤbl. Kunſt bald wieder zu einem
„guten Stand komme, weil es leyder jetzo ſehr ins
„Abnehmen gerathen, wegen der boͤſen verderblichen
„Kriegszeiten.“

Von Halle gerathe ich allerdings
auch auf die Muthmaſſung, daß ihre Vorfahren da-
ſelbſt vor hundert Jahren wegen der damaligen Kriegs-
preſſuren, dieſe beſondere Pflicht entweder gar ver-
abſaͤumet, oder doch wenigſtens nicht durch den Druck
auf ihre Kinder und Nachfolger fortgepflantzet haben.

Denn
J 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><cit><quote><pb facs="#f0167" n="131"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">vom Jubelfe&#x017F;t 1640.</hi></fw><lb/>
&#x201E;plu&#x0364;nderung, auch eben in dem Jubel-Jahre den<lb/>
&#x201E;11. May durch den damaligen &#x017F;chwedi&#x017F;chen Feld-<lb/>
&#x201E;mar&#x017F;chall Bannier bey Salfeld ge&#x017F;chehene, und zu<lb/>
&#x201E;Jena mit empfundene Feld&#x017F;chlacht, darbey erfolg-<lb/>
&#x201E;ten Feuer&#x017F;chaden, &#x017F;ich nicht per&#x017F;o&#x0364;nlich in Leipzig ein-<lb/>
&#x201E;finden ko&#x0364;nnen, &#x017F;ondern ihre daru&#x0364;ber erzeigende Bey-<lb/>
&#x201E;freude nach dem noch u&#x0364;brig behaltenen Vermo&#x0364;gen,<lb/>
&#x201E;neb&#x017F;t dem noch eintzigen Buchdruckerge&#x017F;ellen, <hi rendition="#fr">Jo-<lb/>
&#x201E;hann Blu&#x0364;mlern,</hi> mit in Jena celebriret, ihr Aus-<lb/>
&#x201E;bleiben aber durch ein Kun&#x017F;t gewo&#x0364;hnlich Schreiben<lb/>
&#x201E;ent&#x017F;chuldigt und abgelehnt haben.&#x201C;</quote></cit> Und &#x017F;o &#x017F;ahe es<lb/>
al&#x017F;o in <hi rendition="#fr">Jena</hi> aus. Von <hi rendition="#fr">Wittenberg</hi> haben wir<lb/>
nicht viel be&#x017F;&#x017F;ere Nachrichten. Herr <hi rendition="#fr">Eichsfeld</hi> hat<lb/>
uns &#x017F;elbige aus einer alten Hand&#x017F;chrift, welche &#x017F;ich<lb/>
bey dem da&#x017F;igen Fi&#x017F;co befindet, in &#x017F;einer Relation <hi rendition="#aq">p.</hi><lb/>
2. mitgetheilet. Wir le&#x017F;en aber al&#x017F;o:&#x201E;</p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201E;Anno 1640 den 21. Junii, hat E Lo&#x0364;bl. Ge&#x017F;ell-<lb/>
&#x201E;&#x017F;chaft &#x017F;ich vereiniget, weil die Buchdrucker zu Leip-<lb/>
&#x201E;zig jetziges Jahr ein Geda&#x0364;chtniß begehen, weilen eben<lb/>
&#x201E;jetzo vor 200. Jahren die Druckerey erfunden wor-<lb/>
&#x201E;den, auch eine Zu&#x017F;ammenkunft zu halten, und GOtt<lb/>
&#x201E;vor die&#x017F;e Wohlthat zu dancken, und neben freund-<lb/>
&#x201E;lichen Ge&#x017F;pra&#x0364;ch einen Trunck und geringe Mahlzeit<lb/>
&#x201E;mit einander in der Stille zu thun; GOtt helfe,<lb/>
&#x201E;daß es mit die&#x017F;er lo&#x0364;bl. Kun&#x017F;t bald wieder zu einem<lb/>
&#x201E;guten Stand komme, weil es leyder jetzo &#x017F;ehr ins<lb/>
&#x201E;Abnehmen gerathen, wegen der bo&#x0364;&#x017F;en verderblichen<lb/>
&#x201E;Kriegszeiten.&#x201C;</quote>
            </cit>
            <p>Von <hi rendition="#fr">Halle</hi> gerathe ich allerdings<lb/>
auch auf die Muthma&#x017F;&#x017F;ung, daß ihre Vorfahren da-<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t vor hundert Jahren wegen der damaligen Kriegs-<lb/>
pre&#x017F;&#x017F;uren, die&#x017F;e be&#x017F;ondere Pflicht entweder gar ver-<lb/>
ab&#x017F;a&#x0364;umet, oder doch wenig&#x017F;tens nicht durch den Druck<lb/>
auf ihre Kinder und Nachfolger fortgepflantzet haben.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Denn</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[131/0167] vom Jubelfeſt 1640. „pluͤnderung, auch eben in dem Jubel-Jahre den „11. May durch den damaligen ſchwediſchen Feld- „marſchall Bannier bey Salfeld geſchehene, und zu „Jena mit empfundene Feldſchlacht, darbey erfolg- „ten Feuerſchaden, ſich nicht perſoͤnlich in Leipzig ein- „finden koͤnnen, ſondern ihre daruͤber erzeigende Bey- „freude nach dem noch uͤbrig behaltenen Vermoͤgen, „nebſt dem noch eintzigen Buchdruckergeſellen, Jo- „hann Bluͤmlern, mit in Jena celebriret, ihr Aus- „bleiben aber durch ein Kunſt gewoͤhnlich Schreiben „entſchuldigt und abgelehnt haben.“ Und ſo ſahe es alſo in Jena aus. Von Wittenberg haben wir nicht viel beſſere Nachrichten. Herr Eichsfeld hat uns ſelbige aus einer alten Handſchrift, welche ſich bey dem daſigen Fiſco befindet, in ſeiner Relation p. 2. mitgetheilet. Wir leſen aber alſo:„ „Anno 1640 den 21. Junii, hat E Loͤbl. Geſell- „ſchaft ſich vereiniget, weil die Buchdrucker zu Leip- „zig jetziges Jahr ein Gedaͤchtniß begehen, weilen eben „jetzo vor 200. Jahren die Druckerey erfunden wor- „den, auch eine Zuſammenkunft zu halten, und GOtt „vor dieſe Wohlthat zu dancken, und neben freund- „lichen Geſpraͤch einen Trunck und geringe Mahlzeit „mit einander in der Stille zu thun; GOtt helfe, „daß es mit dieſer loͤbl. Kunſt bald wieder zu einem „guten Stand komme, weil es leyder jetzo ſehr ins „Abnehmen gerathen, wegen der boͤſen verderblichen „Kriegszeiten.“ Von Halle gerathe ich allerdings auch auf die Muthmaſſung, daß ihre Vorfahren da- ſelbſt vor hundert Jahren wegen der damaligen Kriegs- preſſuren, dieſe beſondere Pflicht entweder gar ver- abſaͤumet, oder doch wenigſtens nicht durch den Druck auf ihre Kinder und Nachfolger fortgepflantzet haben. Denn J 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst03_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst03_1741/167
Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst03_1741/167>, abgerufen am 17.05.2024.