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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741.

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Zuschrift.
Sterblichkeit zu entreissen. Woher wür-
den wir wissen wo Troja und Athen ge-
standen, wenn uns dieses nicht die Schrif-
ten der Gelehrten berichtet? Das Anden-
cken der meisten alten gelehrten und from-
men Männer würde längstens dahin
seyn, wo uns nicht die Schreibkunst selbi-
ges erhalten hätte.

Unterdessen war dieses Mittel, nicht zu
sterben, noch ungemein beschwerlich, und
zugleich dennoch nicht hinlänglich. Feu-
er, Staub und Motten waren noch im-
mer im Wege. Endlich wurde auch die-
sen das Handwerck geleget, nach dem die
edle Buchdruckerkunst erfunden worden
ist. Diese Kunst machte viele im Staub
verborgne Männer gleichsam wieder le-
bendig, und breitete derselbigen Namen
in alle Welt aus. Nunmehro kan ein ge-
lehrter Mann sicher hoffen, daß sein An-
dencken bis auf die späthesten Zeiten
fortdauren werde, wenn er sich durch nüz-
liche Schriften hervor thut. Er hinter-
läßt Kinder, die nimmermehr sterben. Er
hinterläßt Kinder, die ihren Vater auch

an

Zuſchrift.
Sterblichkeit zu entreiſſen. Woher wuͤr-
den wir wiſſen wo Troja und Athen ge-
ſtanden, wenn uns dieſes nicht die Schꝛif-
ten der Gelehrten berichtet? Das Anden-
cken der meiſten alten gelehrten und from-
men Maͤnner wuͤrde laͤngſtens dahin
ſeyn, wo uns nicht die Schreibkunſt ſelbi-
ges erhalten haͤtte.

Unterdeſſen war dieſes Mittel, nicht zu
ſterben, noch ungemein beſchwerlich, und
zugleich dennoch nicht hinlaͤnglich. Feu-
er, Staub und Motten waren noch im-
mer im Wege. Endlich wurde auch die-
ſen das Handwerck geleget, nach dem die
edle Buchdruckerkunſt erfunden worden
iſt. Dieſe Kunſt machte viele im Staub
verborgne Maͤnner gleichſam wieder le-
bendig, und breitete derſelbigen Namen
in alle Welt aus. Nunmehro kan ein ge-
lehrter Mann ſicher hoffen, daß ſein An-
dencken bis auf die ſpaͤtheſten Zeiten
fortdauren werde, wenn er ſich durch nuͤz-
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[0012] Zuſchrift. Sterblichkeit zu entreiſſen. Woher wuͤr- den wir wiſſen wo Troja und Athen ge- ſtanden, wenn uns dieſes nicht die Schꝛif- ten der Gelehrten berichtet? Das Anden- cken der meiſten alten gelehrten und from- men Maͤnner wuͤrde laͤngſtens dahin ſeyn, wo uns nicht die Schreibkunſt ſelbi- ges erhalten haͤtte. Unterdeſſen war dieſes Mittel, nicht zu ſterben, noch ungemein beſchwerlich, und zugleich dennoch nicht hinlaͤnglich. Feu- er, Staub und Motten waren noch im- mer im Wege. Endlich wurde auch die- ſen das Handwerck geleget, nach dem die edle Buchdruckerkunſt erfunden worden iſt. Dieſe Kunſt machte viele im Staub verborgne Maͤnner gleichſam wieder le- bendig, und breitete derſelbigen Namen in alle Welt aus. Nunmehro kan ein ge- lehrter Mann ſicher hoffen, daß ſein An- dencken bis auf die ſpaͤtheſten Zeiten fortdauren werde, wenn er ſich durch nuͤz- liche Schriften hervor thut. Er hinter- laͤßt Kinder, die nimmermehr ſterben. Er hinterlaͤßt Kinder, die ihren Vater auch an

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst03_1741/12>, abgerufen am 21.11.2024.