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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 2. Leipzig, 1740.

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mithin auch niemand einige gegen die Staats Regierung und
Grund Gesetze des Heil. Röm. Reichs angesehene Lehren auf-
bringen solle; So zeiget doch die tägliche Erfahrung, daß
diesen so offt ergangenen heilsamen Verordnungen und Reichs
Geboten an verschiedenen Orten nicht nachgelebet, vielmehr
solchen schnur gerad entgegen, hin und wieder dergleichen
schmähsichtige Bücher, Schrifften und Gemählde verschiedener
Orten im Reich heimlich gemacht, verfertiget, gedruckt, oder
von auswärts hereingeschleiffet, und ohne allen Scheu, Ein-
sicht oder Bestraffung auf öffentlichen Jahrmärckten, Meßen
und andern Versammlungen umtragen, feilgebothen, ausge-
streuet, verkaufft und ausgebreitet, nicht minder auch auf of-
fentlichen Universitäten über das jus Civile et publicum sehr
schädliche, des Heil. Röm. Reichs Gesetze und Ordnungen an-
zapffende verkehrte neuerliche Lehren, Bücher, Theses und Di-
sputationes angehebt, und dadurch viele so ohnzuläßig, als
tiefschädliche Neuerungen gegen die teutsche Grundfeste, folg-
lich Unordnungen in dem teutschen Reich eingeführet werden.
Gleich wie aber dergleichen Zanck und schmähsichtige Schreib-
arten und Lehren so wenig dem Christen- und Kayserthum, als
der Gerecht und Erbahrkeit gemäß, noch auch zu Ausbreitung
der Christlichen Lehre und allerseitigen Glauben, oder gemein-
nutzigen Rechts- und Staats-Sachen den geringsten Rutzen
und Ehre, wohl aber ein und anders diesen empfindlichen
Schaden haben, daß daraus an statt der so hochnöthigen
Einigkeit und innerlichen guten Vernehmens, nichts als Zanck,
Mißtrauen, Entfernung derer Gemüther, Jrrwege auch wohl
gar Unfriede, Empörung zu entstehen pflegen; Also haben wir
Unser darob hegendes Kayserl. Mißfallen öffentlich zu erkennen
zu geben, und die Handlung derer von Unsern in Gott ruhen-
den Vorfahren wohl und Reichs-Väterlich erlaßenen Kayserl.
Verordnungen in Unsere besondere Sorgfalt und Obsicht zu
nehmen, einer Nothdurfft zu seyn um so mehr befunden, als
solches Ubel sich überaus vermehret, und den ohnausbleiblich all-
gemeinen Schaden ins Werck setzet. Wir befehlen, setzen, ord-
nen und ermahnen demnach hiemit alle und jede, insonderheit
die Geistliche und Prediger, alle Schrifft- und Rechts-Gelehr-
te, die Buchdrucker, Verleger und Buchführer, ohne Unter-
scheid der Glaubens-Bekänntniß, sie seyen fremd, oder ein-
heimische, bevorab die Bücher Commissarios, Krafft dieses, nach-

drück-

mithin auch niemand einige gegen die Staats Regierung und
Grund Geſetze des Heil. Roͤm. Reichs angeſehene Lehren auf-
bringen ſolle; So zeiget doch die taͤgliche Erfahrung, daß
dieſen ſo offt ergangenen heilſamen Verordnungen und Reichs
Geboten an verſchiedenen Orten nicht nachgelebet, vielmehr
ſolchen ſchnur gerad entgegen, hin und wieder dergleichen
ſchmaͤhſichtige Buͤcher, Schrifften und Gemaͤhlde verſchiedener
Orten im Reich heimlich gemacht, verfertiget, gedruckt, oder
von auswaͤrts hereingeſchleiffet, und ohne allen Scheu, Ein-
ſicht oder Beſtraffung auf oͤffentlichen Jahrmaͤrckten, Meßen
und andern Verſammlungen umtragen, feilgebothen, ausge-
ſtreuet, verkaufft und ausgebreitet, nicht minder auch auf of-
fentlichen Univerſitaͤten uͤber das jus Civile et publicum ſehr
ſchaͤdliche, des Heil. Roͤm. Reichs Geſetze und Ordnungen an-
zapffende verkehrte neuerliche Lehren, Buͤcher, Theſes und Di-
ſputationes angehebt, und dadurch viele ſo ohnzulaͤßig, als
tiefſchaͤdliche Neuerungen gegen die teutſche Grundfeſte, folg-
lich Unordnungen in dem teutſchen Reich eingefuͤhret werden.
Gleich wie aber dergleichen Zanck und ſchmaͤhſichtige Schreib-
arten und Lehren ſo wenig dem Chriſten- und Kayſerthum, als
der Gerecht und Erbahrkeit gemaͤß, noch auch zu Ausbreitung
der Chriſtlichen Lehre und allerſeitigen Glauben, oder gemein-
nutzigen Rechts- und Staats-Sachen den geringſten Rutzen
und Ehre, wohl aber ein und anders dieſen empfindlichen
Schaden haben, daß daraus an ſtatt der ſo hochnoͤthigen
Einigkeit und innerlichen guten Vernehmens, nichts als Zanck,
Mißtrauen, Entfernung derer Gemuͤther, Jrrwege auch wohl
gar Unfriede, Empoͤrung zu entſtehen pflegen; Alſo haben wir
Unſer darob hegendes Kayſerl. Mißfallen oͤffentlich zu erkennen
zu geben, und die Handlung derer von Unſern in Gott ruhen-
den Vorfahren wohl und Reichs-Vaͤterlich erlaßenen Kayſerl.
Verordnungen in Unſere beſondere Sorgfalt und Obſicht zu
nehmen, einer Nothdurfft zu ſeyn um ſo mehr befunden, als
ſolches Ubel ſich uͤberaus vermehret, und den ohnausbleiblich all-
gemeinen Schaden ins Werck ſetzet. Wir befehlen, ſetzen, ord-
nen und ermahnen demnach hiemit alle und jede, inſonderheit
die Geiſtliche und Prediger, alle Schrifft- und Rechts-Gelehr-
te, die Buchdrucker, Verleger und Buchfuͤhrer, ohne Unter-
ſcheid der Glaubens-Bekaͤnntniß, ſie ſeyen fremd, oder ein-
heimiſche, bevorab die Buͤcher Commiſſarios, Krafft dieſes, nach-

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[0329] mithin auch niemand einige gegen die Staats Regierung und Grund Geſetze des Heil. Roͤm. Reichs angeſehene Lehren auf- bringen ſolle; So zeiget doch die taͤgliche Erfahrung, daß dieſen ſo offt ergangenen heilſamen Verordnungen und Reichs Geboten an verſchiedenen Orten nicht nachgelebet, vielmehr ſolchen ſchnur gerad entgegen, hin und wieder dergleichen ſchmaͤhſichtige Buͤcher, Schrifften und Gemaͤhlde verſchiedener Orten im Reich heimlich gemacht, verfertiget, gedruckt, oder von auswaͤrts hereingeſchleiffet, und ohne allen Scheu, Ein- ſicht oder Beſtraffung auf oͤffentlichen Jahrmaͤrckten, Meßen und andern Verſammlungen umtragen, feilgebothen, ausge- ſtreuet, verkaufft und ausgebreitet, nicht minder auch auf of- fentlichen Univerſitaͤten uͤber das jus Civile et publicum ſehr ſchaͤdliche, des Heil. Roͤm. Reichs Geſetze und Ordnungen an- zapffende verkehrte neuerliche Lehren, Buͤcher, Theſes und Di- ſputationes angehebt, und dadurch viele ſo ohnzulaͤßig, als tiefſchaͤdliche Neuerungen gegen die teutſche Grundfeſte, folg- lich Unordnungen in dem teutſchen Reich eingefuͤhret werden. Gleich wie aber dergleichen Zanck und ſchmaͤhſichtige Schreib- arten und Lehren ſo wenig dem Chriſten- und Kayſerthum, als der Gerecht und Erbahrkeit gemaͤß, noch auch zu Ausbreitung der Chriſtlichen Lehre und allerſeitigen Glauben, oder gemein- nutzigen Rechts- und Staats-Sachen den geringſten Rutzen und Ehre, wohl aber ein und anders dieſen empfindlichen Schaden haben, daß daraus an ſtatt der ſo hochnoͤthigen Einigkeit und innerlichen guten Vernehmens, nichts als Zanck, Mißtrauen, Entfernung derer Gemuͤther, Jrrwege auch wohl gar Unfriede, Empoͤrung zu entſtehen pflegen; Alſo haben wir Unſer darob hegendes Kayſerl. Mißfallen oͤffentlich zu erkennen zu geben, und die Handlung derer von Unſern in Gott ruhen- den Vorfahren wohl und Reichs-Vaͤterlich erlaßenen Kayſerl. Verordnungen in Unſere beſondere Sorgfalt und Obſicht zu nehmen, einer Nothdurfft zu ſeyn um ſo mehr befunden, als ſolches Ubel ſich uͤberaus vermehret, und den ohnausbleiblich all- gemeinen Schaden ins Werck ſetzet. Wir befehlen, ſetzen, ord- nen und ermahnen demnach hiemit alle und jede, inſonderheit die Geiſtliche und Prediger, alle Schrifft- und Rechts-Gelehr- te, die Buchdrucker, Verleger und Buchfuͤhrer, ohne Unter- ſcheid der Glaubens-Bekaͤnntniß, ſie ſeyen fremd, oder ein- heimiſche, bevorab die Buͤcher Commiſſarios, Krafft dieſes, nach- druͤck-

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 2. Leipzig, 1740, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst02_1740/329>, abgerufen am 22.11.2024.