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[Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740.

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von Erfindung der edlen Buchdruckerkunst.
können wo und von wem die edle Buchdruckerkunst er-
funden worden sey, nemlich zu Mayntz von Johann
Guttenberg,
gebürtig aus Straßburg. Nunmehro
ist noch zu untersuchen wenn dieses geschehen. Die-
ser Punct scheinet von grosser Schwierigkeit zu seyn,
weil man etliche Jahr zugebracht hat, ehe man etwas
rechtes ausgekünstelt, hernach aber auf die allerersten
gedruckten Bücher weder Zeit, noch Ort, gesetzet hat,
entweder aus Schamhaftigkeit, oder vielleicht gar aus
einer kleinen List, desto mehr damit zu gewinnen. Wenn
man aber alles genau überleget, was zur Erfindung
Gelegenheit gegeben hat, und wenn die Erfindung selbst
bekannt gemacht worden ist; So dürfte man sich viel-
leicht die Sache nicht uneben also vorstellen können: (v)
Jm Jahr Christi

1428. oder 1430. Hat man gleichsam ein Vorspiel zur
Erfindung der Buchdruckerey in Harlem ge-
macht, indem man daselbst allerhand Buchsta-
ben, Wörter und Figuren in Holtz zu schneiden
angefangen hat. Um das Jahr
1440 Jst vielleicht das Speculum Salutis und der Do-
nat in gantze Tafeln von Holtz geschnitten, und
davon abgedrucket worden. Hierauf hat Gut-
tenberg
zu Mayntz erstlich alleine, hernach mit
Johann Fausten um das Jahr
1448. An bewegliche Buchstaben gedacht, da sie vorhe-
ro ebenfalls mit Tafeln von Holtz die Confessio-
nalia
und das Catholicon gedruckt hatten. Hier-
auf haben sie nebst Peter Schoiffern
1450.
(v) Jch folge hier des hochberühmten D. Val. Ernst Lö
schers
Abriß, welchen er in seinem Stromateo Sect. VIII
p.
145. gemachet hat.
D 3

von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
koͤnnen wo und von wem die edle Buchdruckerkunſt er-
funden worden ſey, nemlich zu Mayntz von Johann
Guttenberg,
gebuͤrtig aus Straßburg. Nunmehro
iſt noch zu unterſuchen wenn dieſes geſchehen. Die-
ſer Punct ſcheinet von groſſer Schwierigkeit zu ſeyn,
weil man etliche Jahr zugebracht hat, ehe man etwas
rechtes ausgekuͤnſtelt, hernach aber auf die allererſten
gedruckten Buͤcher weder Zeit, noch Ort, geſetzet hat,
entweder aus Schamhaftigkeit, oder vielleicht gar aus
einer kleinen Liſt, deſto mehr damit zu gewinnen. Wenn
man aber alles genau uͤberleget, was zur Erfindung
Gelegenheit gegeben hat, und wenn die Erfindung ſelbſt
bekannt gemacht worden iſt; So duͤrfte man ſich viel-
leicht die Sache nicht uneben alſo vorſtellen koͤnnen: (v)
Jm Jahr Chriſti

1428. oder 1430. Hat man gleichſam ein Vorſpiel zur
Erfindung der Buchdruckerey in Harlem ge-
macht, indem man daſelbſt allerhand Buchſta-
ben, Woͤrter und Figuren in Holtz zu ſchneiden
angefangen hat. Um das Jahr
1440 Jſt vielleicht das Speculum Salutis und der Do-
nat in gantze Tafeln von Holtz geſchnitten, und
davon abgedrucket worden. Hierauf hat Gut-
tenberg
zu Mayntz erſtlich alleine, hernach mit
Johann Fauſten um das Jahr
1448. An bewegliche Buchſtaben gedacht, da ſie vorhe-
ro ebenfalls mit Tafeln von Holtz die Confesſio-
nalia
und das Catholicon gedruckt hatten. Hier-
auf haben ſie nebſt Peter Schoiffern
1450.
(v) Jch folge hier des hochberuͤhmten D. Val. Ernſt Loͤ
ſchers
Abriß, welchen er in ſeinem Stromateo Sect. VIII
p.
145. gemachet hat.
D 3
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[53/0089] von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt. koͤnnen wo und von wem die edle Buchdruckerkunſt er- funden worden ſey, nemlich zu Mayntz von Johann Guttenberg, gebuͤrtig aus Straßburg. Nunmehro iſt noch zu unterſuchen wenn dieſes geſchehen. Die- ſer Punct ſcheinet von groſſer Schwierigkeit zu ſeyn, weil man etliche Jahr zugebracht hat, ehe man etwas rechtes ausgekuͤnſtelt, hernach aber auf die allererſten gedruckten Buͤcher weder Zeit, noch Ort, geſetzet hat, entweder aus Schamhaftigkeit, oder vielleicht gar aus einer kleinen Liſt, deſto mehr damit zu gewinnen. Wenn man aber alles genau uͤberleget, was zur Erfindung Gelegenheit gegeben hat, und wenn die Erfindung ſelbſt bekannt gemacht worden iſt; So duͤrfte man ſich viel- leicht die Sache nicht uneben alſo vorſtellen koͤnnen: (v) Jm Jahr Chriſti 1428. oder 1430. Hat man gleichſam ein Vorſpiel zur Erfindung der Buchdruckerey in Harlem ge- macht, indem man daſelbſt allerhand Buchſta- ben, Woͤrter und Figuren in Holtz zu ſchneiden angefangen hat. Um das Jahr 1440 Jſt vielleicht das Speculum Salutis und der Do- nat in gantze Tafeln von Holtz geſchnitten, und davon abgedrucket worden. Hierauf hat Gut- tenberg zu Mayntz erſtlich alleine, hernach mit Johann Fauſten um das Jahr 1448. An bewegliche Buchſtaben gedacht, da ſie vorhe- ro ebenfalls mit Tafeln von Holtz die Confesſio- nalia und das Catholicon gedruckt hatten. Hier- auf haben ſie nebſt Peter Schoiffern 1450. (v) Jch folge hier des hochberuͤhmten D. Val. Ernſt Loͤ ſchers Abriß, welchen er in ſeinem Stromateo Sect. VIII p. 145. gemachet hat. D 3

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/89>, abgerufen am 08.05.2024.