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[Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740.

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von Erfindung der edlen Buchdruckerkunst.
kannte Pomponius Lätus und Gilbert Cogna-
tus
. (a) Beyde stimmen darinnen mit einander
überein, daß Saturnus in Jtalien die Kunst, Buch-
staben zu stechen, und die Müntzen damit zu bezeichnen,
gelehret habe, woraus sie alsdenn schliesen wollen, daß
die Jtaliäner die ersten Erfinder der Buchdruckerey
wären. Sie beruffen sich dabey auf eine Stelle des
alten Kirchenlehrers Cyprians. (b) Alleine, die lie-
ben Leute haben Cyprians Stelle nicht recht angesehen.
Denn es ist daselbst die Rede nicht von der Buchdru-
ckerey,
sondern von der Eingrabung der Buchsta-
ben auf Stahl und Müntzen
. Wenn dieses ge-
druckt hiese; So getrauete ich mir die Erfindung der
Buchdruckerey gar von Mose herzuleiten. Denn von
diesem berichtet uns die heilige Schrift, daß er die Ge-
bothe GOttes auf Stein geschrieben, oder gegraben
habe. Wer siehet aber nicht, wie wenig dieses Stich
halten würde? Jch werde dahero so lange zweifeln,
daß die Jtaliäner Erfinder der Buchdruckerey gewe-
sen, bis erwiesen seyn wird, daß Buchstaben in Stein,
oder Stahl, graben, so viel, als drucken sey Meines
wenigen Erachtens ist hierunter ein solcher grosser Un-
terschied, daß man mir den Beweiß ewig schuldig blei-
ben wird. Jedoch was halte ich mich hiebey lange
auf, da bereits Conrad Peutinger (c) diesen Einfall
hinlänglich widerlegt hat. Was ich also befürchtet
habe, das hat eingetroffen, daß ich nemlich bey den
Jtaliänern die Erfindung der Buchdruckerey vergeb-

lich
(a) Citante IO. STOHRIO in Diss. iam dicta c. l. §. 7.
(b) De idolis.
(c) In Antiquitatibus Germ. Quae Refutatio etiam habetur
apud SERARIVM in rebus Moguntiacis Lib. I, c.
37.
B 2

von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
kannte Pomponius Laͤtus und Gilbert Cogna-
tus
. (a) Beyde ſtimmen darinnen mit einander
uͤberein, daß Saturnus in Jtalien die Kunſt, Buch-
ſtaben zu ſtechen, und die Muͤntzen damit zu bezeichnen,
gelehret habe, woraus ſie alsdenn ſchlieſen wollen, daß
die Jtaliaͤner die erſten Erfinder der Buchdruckerey
waͤren. Sie beruffen ſich dabey auf eine Stelle des
alten Kirchenlehrers Cyprians. (b) Alleine, die lie-
ben Leute haben Cyprians Stelle nicht recht angeſehen.
Denn es iſt daſelbſt die Rede nicht von der Buchdru-
ckerey,
ſondern von der Eingrabung der Buchſta-
ben auf Stahl und Muͤntzen
. Wenn dieſes ge-
druckt hieſe; So getrauete ich mir die Erfindung der
Buchdruckerey gar von Moſe herzuleiten. Denn von
dieſem berichtet uns die heilige Schrift, daß er die Ge-
bothe GOttes auf Stein geſchrieben, oder gegraben
habe. Wer ſiehet aber nicht, wie wenig dieſes Stich
halten wuͤrde? Jch werde dahero ſo lange zweifeln,
daß die Jtaliaͤner Erfinder der Buchdruckerey gewe-
ſen, bis erwieſen ſeyn wird, daß Buchſtaben in Stein,
oder Stahl, graben, ſo viel, als drucken ſey Meines
wenigen Erachtens iſt hierunter ein ſolcher groſſer Un-
terſchied, daß man mir den Beweiß ewig ſchuldig blei-
ben wird. Jedoch was halte ich mich hiebey lange
auf, da bereits Conrad Peutinger (c) dieſen Einfall
hinlaͤnglich widerlegt hat. Was ich alſo befuͤrchtet
habe, das hat eingetroffen, daß ich nemlich bey den
Jtaliaͤnern die Erfindung der Buchdruckerey vergeb-

lich
(a) Citante IO. STOHRIO in Diſſ. iam dicta c. l. §. 7.
(b) De idolis.
(c) In Antiquitatibus Germ. Quæ Refutatio etiam habetur
apud SERARIVM in rebus Moguntiacis Lib. I, c.
37.
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[19/0055] von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt. kannte Pomponius Laͤtus und Gilbert Cogna- tus. (a) Beyde ſtimmen darinnen mit einander uͤberein, daß Saturnus in Jtalien die Kunſt, Buch- ſtaben zu ſtechen, und die Muͤntzen damit zu bezeichnen, gelehret habe, woraus ſie alsdenn ſchlieſen wollen, daß die Jtaliaͤner die erſten Erfinder der Buchdruckerey waͤren. Sie beruffen ſich dabey auf eine Stelle des alten Kirchenlehrers Cyprians. (b) Alleine, die lie- ben Leute haben Cyprians Stelle nicht recht angeſehen. Denn es iſt daſelbſt die Rede nicht von der Buchdru- ckerey, ſondern von der Eingrabung der Buchſta- ben auf Stahl und Muͤntzen. Wenn dieſes ge- druckt hieſe; So getrauete ich mir die Erfindung der Buchdruckerey gar von Moſe herzuleiten. Denn von dieſem berichtet uns die heilige Schrift, daß er die Ge- bothe GOttes auf Stein geſchrieben, oder gegraben habe. Wer ſiehet aber nicht, wie wenig dieſes Stich halten wuͤrde? Jch werde dahero ſo lange zweifeln, daß die Jtaliaͤner Erfinder der Buchdruckerey gewe- ſen, bis erwieſen ſeyn wird, daß Buchſtaben in Stein, oder Stahl, graben, ſo viel, als drucken ſey Meines wenigen Erachtens iſt hierunter ein ſolcher groſſer Un- terſchied, daß man mir den Beweiß ewig ſchuldig blei- ben wird. Jedoch was halte ich mich hiebey lange auf, da bereits Conrad Peutinger (c) dieſen Einfall hinlaͤnglich widerlegt hat. Was ich alſo befuͤrchtet habe, das hat eingetroffen, daß ich nemlich bey den Jtaliaͤnern die Erfindung der Buchdruckerey vergeb- lich (a) Citante IO. STOHRIO in Diſſ. iam dicta c. l. §. 7. (b) De idolis. (c) In Antiquitatibus Germ. Quæ Refutatio etiam habetur apud SERARIVM in rebus Moguntiacis Lib. I, c. 37. B 2

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/55>, abgerufen am 25.11.2024.