[Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740.von Erfindung der edlen Buchdruckerkunst. "Er war, daß ich die Wahrheit bekenne, ein anderer&q;Dädalus, welcher, als ein bewundernswürdiger Er- &q;finder der Buchdruckerey, auf eine künstliche Art zu &q;erst gewiesen, wie man recht nett und sauber drucken &q;könne, als wenn es in Edelstein gestochen wäre." Nimmt man dieses Zeugniß an, daß Jenson einer von den erstern Buchdruckern zu Venedig mit gewesen, so kommt es der Wahrheit ziemlich nahe. Weil ausser Johanne de Spira zuvor noch kein Buchdrucker von Venedig bekannt ist. Von Johanne de Spira ist das erste Buch, so viel man weiß, 1469. und von Jen- son 1470. v) gedruckt fertig worden. Können sie nicht beyde zugleich angefangen, jener aber sein Buch eher zu Ende gebracht haben, als dieser: Verstehet man aber Omniboni Worte also, daß Jenson zuerst die Kunst in Venedig recht nett und sauber zu drucken aus- gekünstelt habe, so ist es gar wahr. Denn Maittai- re x) weiß dessen Druck kaum genug zu preisen. Wo ich nicht irre, so wollen dieses Omniboni Worte sagen. Hieraus folget aber keinesweges, daß Omnibonus seinen Jenson zu den ersten Erfinder, der Buchdrucke- rey überhaupt, sondern nur zu Venedig mache. Und die- bant, heißt es daselbst, iustae preces Nic. Jenson Gallici alterius, vt vere dicam, Daedali, qui librariae artis mirabi- lis inuentor, non vt seribantur calamo libri, sed veluti gemma imprimantur ac prope sigillo, primus omnium ingeniose monstrauit: Vt huic viro, qui de re litteraria tam bene meruit, nemo sit, qui non fauere summopere debeat. Id circo non difficulter impetrauit, vt non solum hoe opus, (Quintilianum) verum etiam vtramque Cice- ronis artem corrigerem. v) Siehe Maittaire l. c. p. 282. und p. 285. x) l. c. p. 7. B
von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt. „Er war, daß ich die Wahrheit bekenne, ein anderer&q;Daͤdalus, welcher, als ein bewundernswuͤrdiger Er- &q;finder der Buchdruckerey, auf eine kuͤnſtliche Art zu &q;erſt gewieſen, wie man recht nett und ſauber drucken &q;koͤnne, als wenn es in Edelſtein geſtochen waͤre.‟ Nimmt man dieſes Zeugniß an, daß Jenſon einer von den erſtern Buchdruckern zu Venedig mit geweſen, ſo kommt es der Wahrheit ziemlich nahe. Weil auſſer Johanne de Spira zuvor noch kein Buchdrucker von Venedig bekannt iſt. Von Johanne de Spira iſt das erſte Buch, ſo viel man weiß, 1469. und von Jen- ſon 1470. v) gedruckt fertig worden. Koͤnnen ſie nicht beyde zugleich angefangen, jener aber ſein Buch eher zu Ende gebracht haben, als dieſer: Verſtehet man aber Omniboni Worte alſo, daß Jenſon zuerſt die Kunſt in Venedig recht nett und ſauber zu drucken aus- gekuͤnſtelt habe, ſo iſt es gar wahr. Denn Maittai- re x) weiß deſſen Druck kaum genug zu preiſen. Wo ich nicht irre, ſo wollen dieſes Omniboni Worte ſagen. Hieraus folget aber keinesweges, daß Omnibonus ſeinen Jenſon zu den erſten Erfinder, der Buchdrucke- rey uͤberhaupt, ſondern nur zu Venedig mache. Und die- bant, heißt es daſelbſt, iuſtæ preces Nic. Jenſon Gallici alterius, vt vere dicam, Dædali, qui librariæ artis mirabi- lis inuentor, non vt ſeribantur calamo libri, ſed veluti gemma imprimantur ac prope ſigillo, primus omnium ingenioſe monſtrauit: Vt huic viro, qui de re litteraria tam bene meruit, nemo ſit, qui non fauere ſummopere debeat. Id circo non difficulter impetrauit, vt non ſolum hoe opus, (Quintilianum) verum etiam vtramque Cice- ronis artem corrigerem. v) Siehe Maittaire l. c. p. 282. und p. 285. x) l. c. p. 7. B
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„Er war, daß ich die Wahrheit bekenne, ein anderer
&q;Daͤdalus, welcher, als ein bewundernswuͤrdiger Er-
&q;finder der Buchdruckerey, auf eine kuͤnſtliche Art zu
&q;erſt gewieſen, wie man recht nett und ſauber drucken
&q;koͤnne, als wenn es in Edelſtein geſtochen waͤre.‟
Nimmt man dieſes Zeugniß an, daß Jenſon einer von
den erſtern Buchdruckern zu Venedig mit geweſen, ſo
kommt es der Wahrheit ziemlich nahe. Weil auſſer
Johanne de Spira zuvor noch kein Buchdrucker von
Venedig bekannt iſt. Von Johanne de Spira iſt
das erſte Buch, ſo viel man weiß, 1469. und von Jen-
ſon 1470. v) gedruckt fertig worden. Koͤnnen ſie nicht
beyde zugleich angefangen, jener aber ſein Buch eher
zu Ende gebracht haben, als dieſer: Verſtehet man
aber Omniboni Worte alſo, daß Jenſon zuerſt die
Kunſt in Venedig recht nett und ſauber zu drucken aus-
gekuͤnſtelt habe, ſo iſt es gar wahr. Denn Maittai-
re x) weiß deſſen Druck kaum genug zu preiſen. Wo
ich nicht irre, ſo wollen dieſes Omniboni Worte ſagen.
Hieraus folget aber keinesweges, daß Omnibonus
ſeinen Jenſon zu den erſten Erfinder, der Buchdrucke-
rey uͤberhaupt, ſondern nur zu Venedig mache. Und
die-
t)
v) Siehe Maittaire l. c. p. 282. und p. 285.
x) l. c. p. 7.
t) bant, heißt es daſelbſt, iuſtæ preces Nic. Jenſon Gallici
alterius, vt vere dicam, Dædali, qui librariæ artis mirabi-
lis inuentor, non vt ſeribantur calamo libri, ſed veluti
gemma imprimantur ac prope ſigillo, primus omnium
ingenioſe monſtrauit: Vt huic viro, qui de re litteraria
tam bene meruit, nemo ſit, qui non fauere ſummopere
debeat. Id circo non difficulter impetrauit, vt non ſolum
hoe opus, (Quintilianum) verum etiam vtramque Cice-
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Zitationshilfe: | [Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/53>, abgerufen am 16.02.2025. |