[Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740.Wohlmeynender Unterricht. recht, so wird man schon hinter die Ursache kommen.Corrigiren und ablegen verderben vielmals die besten Schriften vor der Zeit. Dahero ist es höchstnöthig und zuträglich, daß man einen Knaben gleich im An- fang vor solche Fehler warne, auch zugleich die Ursa- che solches Ubels entdecke; Wird nun ein Knabe ac- curat ablegen, und gut lesen; So wird er wenig zu cor- rigiren machen. Denn falsch wird einer so leicht nicht greifen, wenn er die Kunst gewohnt ist, er müste denn gantz keine Gedancken auf seine Arbeit haben. Da- hero habe ich vor nöthig erachtet, ihm etliche Kästen hier vor Augen zu legen, wie die Buchstaben in ihrer Ordnung so wohl in teutsch-lateinisch-als auch orienta- lischen Sprachen in Fächern liegen, damit er sich desto eher einen Begrif davon zu machen weiß. Welches ihm alsdenn sehr wohl zu statten kommen wird. Vom Corrigiren. LOrrigiren ist eine Arbeit, welcher ein Setzer alle- Wohl abgelegt und recht gelesen; Jst stets der schönste Satz gewesen. Doch weil das Corrigiren unumgänglich nöthig, wenn wor-
Wohlmeynender Unterricht. recht, ſo wird man ſchon hinter die Urſache kommen.Corrigiren und ablegen verderben vielmals die beſten Schriften vor der Zeit. Dahero iſt es hoͤchſtnoͤthig und zutraͤglich, daß man einen Knaben gleich im An- fang vor ſolche Fehler warne, auch zugleich die Urſa- che ſolches Ubels entdecke; Wird nun ein Knabe ac- curat ablegen, und gut leſen; So wird er wenig zu cor- rigiren machen. Denn falſch wird einer ſo leicht nicht greifen, wenn er die Kunſt gewohnt iſt, er muͤſte denn gantz keine Gedancken auf ſeine Arbeit haben. Da- hero habe ich vor noͤthig erachtet, ihm etliche Kaͤſten hier vor Augen zu legen, wie die Buchſtaben in ihrer Ordnung ſo wohl in teutſch-lateiniſch-als auch orienta- liſchen Sprachen in Faͤchern liegen, damit er ſich deſto eher einen Begrif davon zu machen weiß. Welches ihm alsdenn ſehr wohl zu ſtatten kommen wird. Vom Corrigiren. LOrrigiren iſt eine Arbeit, welcher ein Setzer alle- Wohl abgelegt und recht geleſen; Jſt ſtets der ſchoͤnſte Satz geweſen. Doch weil das Corrigiren unumgaͤnglich noͤthig, wenn wor-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0352" n="107"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Wohlmeynender Unterricht.</hi></fw><lb/> recht, ſo wird man ſchon hinter die Urſache kommen.<lb/> Corrigiren und ablegen verderben vielmals die beſten<lb/> Schriften vor der Zeit. Dahero iſt es hoͤchſtnoͤthig<lb/> und zutraͤglich, daß man einen Knaben gleich im An-<lb/> fang vor ſolche Fehler warne, auch zugleich die Urſa-<lb/> che ſolches Ubels entdecke; Wird nun ein Knabe ac-<lb/> curat ablegen, und gut leſen; So wird er wenig zu cor-<lb/> rigiren machen. Denn falſch wird einer ſo leicht nicht<lb/> greifen, wenn er die Kunſt gewohnt iſt, er muͤſte denn<lb/> gantz keine Gedancken auf ſeine Arbeit haben. Da-<lb/> hero habe ich vor noͤthig erachtet, ihm etliche Kaͤſten<lb/> hier vor Augen zu legen, wie die Buchſtaben in ihrer<lb/> Ordnung ſo wohl in teutſch-lateiniſch-als auch orienta-<lb/> liſchen Sprachen in Faͤchern liegen, damit er ſich deſto<lb/> eher einen Begrif davon zu machen weiß. Welches<lb/> ihm alsdenn ſehr wohl zu ſtatten kommen wird.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Vom Corrigiren.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">L</hi>Orrigiren iſt eine Arbeit, welcher ein Setzer alle-<lb/> zeit lieber uͤberhoben ware, als daß er ſie thun<lb/> moͤchte. Darum heißts: <hi rendition="#fr">Sieh aufs Buch,</hi> ein-<lb/> mal recht, ſo darfſt du es zum andern, oder dritten,<lb/> mal nicht erſt recht machen.</p><lb/> <lg type="poem"> <l> <hi rendition="#fr">Wohl abgelegt und recht geleſen;</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Jſt ſtets der ſchoͤnſte Satz geweſen.</hi> </l> </lg><lb/> <p>Doch weil das Corrigiren unumgaͤnglich noͤthig, wenn<lb/> der Setzer auch noch ſo accurat iſt; So will ich ſol-<lb/> ches auch nicht uͤbergehen. Man pfleget ſonſt im<lb/> Spruͤchwort zu ſagen: <hi rendition="#fr">Wie das Werckzeug; So<lb/> der Meiſter;</hi> Es trift auch gemeiniglich ein. Ein<lb/> uͤbler Setzer hat mehrentheils die ſtumpffeſte, und<lb/> ein guter die ſchaͤrfſte Aale: Die Urſache aber iſt be-<lb/> reits ſchon bey dem Bericht des Ablegens gemeldet<lb/> <fw place="bottom" type="catch">wor-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [107/0352]
Wohlmeynender Unterricht.
recht, ſo wird man ſchon hinter die Urſache kommen.
Corrigiren und ablegen verderben vielmals die beſten
Schriften vor der Zeit. Dahero iſt es hoͤchſtnoͤthig
und zutraͤglich, daß man einen Knaben gleich im An-
fang vor ſolche Fehler warne, auch zugleich die Urſa-
che ſolches Ubels entdecke; Wird nun ein Knabe ac-
curat ablegen, und gut leſen; So wird er wenig zu cor-
rigiren machen. Denn falſch wird einer ſo leicht nicht
greifen, wenn er die Kunſt gewohnt iſt, er muͤſte denn
gantz keine Gedancken auf ſeine Arbeit haben. Da-
hero habe ich vor noͤthig erachtet, ihm etliche Kaͤſten
hier vor Augen zu legen, wie die Buchſtaben in ihrer
Ordnung ſo wohl in teutſch-lateiniſch-als auch orienta-
liſchen Sprachen in Faͤchern liegen, damit er ſich deſto
eher einen Begrif davon zu machen weiß. Welches
ihm alsdenn ſehr wohl zu ſtatten kommen wird.
Vom Corrigiren.
LOrrigiren iſt eine Arbeit, welcher ein Setzer alle-
zeit lieber uͤberhoben ware, als daß er ſie thun
moͤchte. Darum heißts: Sieh aufs Buch, ein-
mal recht, ſo darfſt du es zum andern, oder dritten,
mal nicht erſt recht machen.
Wohl abgelegt und recht geleſen;
Jſt ſtets der ſchoͤnſte Satz geweſen.
Doch weil das Corrigiren unumgaͤnglich noͤthig, wenn
der Setzer auch noch ſo accurat iſt; So will ich ſol-
ches auch nicht uͤbergehen. Man pfleget ſonſt im
Spruͤchwort zu ſagen: Wie das Werckzeug; So
der Meiſter; Es trift auch gemeiniglich ein. Ein
uͤbler Setzer hat mehrentheils die ſtumpffeſte, und
ein guter die ſchaͤrfſte Aale: Die Urſache aber iſt be-
reits ſchon bey dem Bericht des Ablegens gemeldet
wor-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |