Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Rechtschreibung.
entweder ein langer Vocal oder gar ein Doppellaut
vorhergehet; imgleichen wo schon ein andrer stummer
Buchstabe die vorhergehende Sylbe schließt; als schla-
fen, kaufen, werfen, Zunft.
Endlich aus dem
Wörtchen oft, und der Endung schaft; als wo es kei-
nen Grund zu einigem Rechte anführen kan.

Das gk soll sich künftig nur da finden lassen, wo es
der Abstammung halber seyn muß; nemlich wenn z. E.
ein Nebenwort gütig, fertig, durch die Sylbe keit in
ein Nennwort verwandelt wird als Fertigkeit, Gütig-
keit,
u. s. w.

Das ll soll in allen Abkömmlingen von wollen
und sollen imgleichen in allen die mit Fall, alles, und
voll zusammen gesetzt sind, verbleiben, und sich dagegen
aus allen Sylben enthalten, wo entweder ein stummer
Buchstabe, oder langer Vocal, oder gar ein Doppel-
laut vorher geht.

Das nn soll in den supinis von nennen, können,
brennen,
den Platz wieder einnehmen, den ihm das dt
bisher entzogen, als genannt, erkannt, gebrannt. Jm-
gleichen soll es in allen Abkömmlingen von können, und
gönnen, wo man es vielfältig ausgestossen, wieder sei-
nen Sitz einnehmen.

Das OO soll bey seinen alten Rechten bleiben,
aber durchaus keine neue Stellen suchen, und daher,
weder in groß, noch in los, Stos, u. d. g. sich einzu-
dringen suchen.

Das ss soll sich mit dem ß so vergleichen, daß
jenes allezeit in der Mitte der Wörter zwischen zweyen
Vocalen; dieses aber am Ende solcher Sylben, wo
entweder nichts mehr, oder doch ein stummer Buch-
stabe folget, seinen Platz einnehme. Jmgleichen soll
dieses letzte alle Nennwörter, die sich auf endigen,
das Beywort weiß, ferner Schluß, Gruß, Fluß,

Fleiß

Von der Rechtſchreibung.
entweder ein langer Vocal oder gar ein Doppellaut
vorhergehet; imgleichen wo ſchon ein andrer ſtummer
Buchſtabe die vorhergehende Sylbe ſchließt; als ſchla-
fen, kaufen, werfen, Zunft.
Endlich aus dem
Woͤrtchen oft, und der Endung ſchaft; als wo es kei-
nen Grund zu einigem Rechte anfuͤhren kan.

Das gk ſoll ſich kuͤnftig nur da finden laſſen, wo es
der Abſtammung halber ſeyn muß; nemlich wenn z. E.
ein Nebenwort guͤtig, fertig, durch die Sylbe keit in
ein Nennwort verwandelt wird als Fertigkeit, Guͤtig-
keit,
u. ſ. w.

Das ll ſoll in allen Abkoͤmmlingen von wollen
und ſollen imgleichen in allen die mit Fall, alles, und
voll zuſammen geſetzt ſind, verbleiben, und ſich dagegen
aus allen Sylben enthalten, wo entweder ein ſtummer
Buchſtabe, oder langer Vocal, oder gar ein Doppel-
laut vorher geht.

Das nn ſoll in den ſupinis von nennen, koͤnnen,
brennen,
den Platz wieder einnehmen, den ihm das dt
bisher entzogen, als genannt, erkannt, gebrannt. Jm-
gleichen ſoll es in allen Abkoͤmmlingen von koͤnnen, und
goͤnnen, wo man es vielfaͤltig ausgeſtoſſen, wieder ſei-
nen Sitz einnehmen.

Das OO ſoll bey ſeinen alten Rechten bleiben,
aber durchaus keine neue Stellen ſuchen, und daher,
weder in groß, noch in los, Stos, u. d. g. ſich einzu-
dringen ſuchen.

Das ſſ ſoll ſich mit dem ß ſo vergleichen, daß
jenes allezeit in der Mitte der Woͤrter zwiſchen zweyen
Vocalen; dieſes aber am Ende ſolcher Sylben, wo
entweder nichts mehr, oder doch ein ſtummer Buch-
ſtabe folget, ſeinen Platz einnehme. Jmgleichen ſoll
dieſes letzte alle Nennwoͤrter, die ſich auf endigen,
das Beywort weiß, ferner Schluß, Gruß, Fluß,

Fleiß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0322" n="93"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Recht&#x017F;chreibung.</hi></fw><lb/>
entweder ein langer Vocal oder gar ein Doppellaut<lb/>
vorhergehet; imgleichen wo &#x017F;chon ein andrer &#x017F;tummer<lb/>
Buch&#x017F;tabe die vorhergehende Sylbe &#x017F;chließt; als <hi rendition="#fr">&#x017F;chla-<lb/>
fen, kaufen, werfen, Zunft.</hi> Endlich aus dem<lb/>
Wo&#x0364;rtchen <hi rendition="#fr">oft,</hi> und der Endung <hi rendition="#fr">&#x017F;chaft;</hi> als wo es kei-<lb/>
nen Grund zu einigem Rechte anfu&#x0364;hren kan.</p><lb/>
          <p>Das <hi rendition="#fr">gk</hi> &#x017F;oll &#x017F;ich ku&#x0364;nftig nur da finden la&#x017F;&#x017F;en, wo es<lb/>
der Ab&#x017F;tammung halber &#x017F;eyn muß; nemlich wenn z. E.<lb/>
ein Nebenwort <hi rendition="#fr">gu&#x0364;tig, fertig,</hi> durch die Sylbe <hi rendition="#fr">keit</hi> in<lb/>
ein Nennwort verwandelt wird als <hi rendition="#fr">Fertigkeit, Gu&#x0364;tig-<lb/>
keit,</hi> u. &#x017F;. w.</p><lb/>
          <p>Das <hi rendition="#fr">ll</hi> &#x017F;oll in allen Abko&#x0364;mmlingen von <hi rendition="#fr">wollen</hi><lb/>
und <hi rendition="#fr">&#x017F;ollen</hi> imgleichen in allen die mit <hi rendition="#fr">Fall, alles,</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">voll</hi> zu&#x017F;ammen ge&#x017F;etzt &#x017F;ind, verbleiben, und &#x017F;ich dagegen<lb/>
aus allen Sylben enthalten, wo entweder ein &#x017F;tummer<lb/>
Buch&#x017F;tabe, oder langer Vocal, oder gar ein Doppel-<lb/>
laut vorher geht.</p><lb/>
          <p>Das <hi rendition="#fr">nn</hi> &#x017F;oll in den <hi rendition="#aq">&#x017F;upinis</hi> von <hi rendition="#fr">nennen, ko&#x0364;nnen,<lb/>
brennen,</hi> den Platz wieder einnehmen, den ihm das <hi rendition="#fr">dt</hi><lb/>
bisher entzogen, als genannt, erkannt, gebrannt. Jm-<lb/>
gleichen &#x017F;oll es in allen Abko&#x0364;mmlingen von <hi rendition="#fr">ko&#x0364;nnen,</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">go&#x0364;nnen,</hi> wo man es vielfa&#x0364;ltig ausge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en, wieder &#x017F;ei-<lb/>
nen Sitz einnehmen.</p><lb/>
          <p>Das <hi rendition="#fr">OO</hi> &#x017F;oll bey &#x017F;einen alten Rechten bleiben,<lb/>
aber durchaus keine neue Stellen &#x017F;uchen, und daher,<lb/>
weder in <hi rendition="#fr">groß,</hi> noch in <hi rendition="#fr">los, Stos,</hi> u. d. g. &#x017F;ich einzu-<lb/>
dringen &#x017F;uchen.</p><lb/>
          <p>Das <hi rendition="#fr">&#x017F;&#x017F;</hi> &#x017F;oll &#x017F;ich mit dem <hi rendition="#fr">ß</hi> &#x017F;o vergleichen, daß<lb/>
jenes allezeit in der Mitte der Wo&#x0364;rter zwi&#x017F;chen zweyen<lb/>
Vocalen; die&#x017F;es aber am Ende &#x017F;olcher Sylben, wo<lb/>
entweder nichts mehr, oder doch ein &#x017F;tummer Buch-<lb/>
&#x017F;tabe folget, &#x017F;einen Platz einnehme. Jmgleichen &#x017F;oll<lb/>
die&#x017F;es letzte alle Nennwo&#x0364;rter, die &#x017F;ich auf <hi rendition="#fr"></hi> endigen,<lb/>
das Beywort <hi rendition="#fr">weiß,</hi> ferner Schluß, Gruß, Fluß,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Fleiß</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[93/0322] Von der Rechtſchreibung. entweder ein langer Vocal oder gar ein Doppellaut vorhergehet; imgleichen wo ſchon ein andrer ſtummer Buchſtabe die vorhergehende Sylbe ſchließt; als ſchla- fen, kaufen, werfen, Zunft. Endlich aus dem Woͤrtchen oft, und der Endung ſchaft; als wo es kei- nen Grund zu einigem Rechte anfuͤhren kan. Das gk ſoll ſich kuͤnftig nur da finden laſſen, wo es der Abſtammung halber ſeyn muß; nemlich wenn z. E. ein Nebenwort guͤtig, fertig, durch die Sylbe keit in ein Nennwort verwandelt wird als Fertigkeit, Guͤtig- keit, u. ſ. w. Das ll ſoll in allen Abkoͤmmlingen von wollen und ſollen imgleichen in allen die mit Fall, alles, und voll zuſammen geſetzt ſind, verbleiben, und ſich dagegen aus allen Sylben enthalten, wo entweder ein ſtummer Buchſtabe, oder langer Vocal, oder gar ein Doppel- laut vorher geht. Das nn ſoll in den ſupinis von nennen, koͤnnen, brennen, den Platz wieder einnehmen, den ihm das dt bisher entzogen, als genannt, erkannt, gebrannt. Jm- gleichen ſoll es in allen Abkoͤmmlingen von koͤnnen, und goͤnnen, wo man es vielfaͤltig ausgeſtoſſen, wieder ſei- nen Sitz einnehmen. Das OO ſoll bey ſeinen alten Rechten bleiben, aber durchaus keine neue Stellen ſuchen, und daher, weder in groß, noch in los, Stos, u. d. g. ſich einzu- dringen ſuchen. Das ſſ ſoll ſich mit dem ß ſo vergleichen, daß jenes allezeit in der Mitte der Woͤrter zwiſchen zweyen Vocalen; dieſes aber am Ende ſolcher Sylben, wo entweder nichts mehr, oder doch ein ſtummer Buch- ſtabe folget, ſeinen Platz einnehme. Jmgleichen ſoll dieſes letzte alle Nennwoͤrter, die ſich auf iß endigen, das Beywort weiß, ferner Schluß, Gruß, Fluß, Fleiß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/322
Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/322>, abgerufen am 20.05.2024.