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[Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740.

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Vorrede.
den gerinsten Antheil habe, und mir also nichts aus
demselben zuschreiben lassen werde: so habe ich doch
die an mich geschehene Bitte, eine Vorrede davor zu
machen, nicht gantz abschlagen können. Das Buch
handelt von der edlen Buchdruckerkunst, einer Kunst,
welche als ein Göttliches Geschenck anzusehen ist, einer
Kunst über deren in Teutschen Mauern geschehenen
Erfindung ein ieder Biedermann beständig sich hertzlich
erfreuen muß; einer Kunst, bey deren Erfindung auch
in Ansehung der Zeit gewiß die Hand GOttes im Spiel
gewesen ist. Wäre diese Kunst nicht vor der gesegne-
ten Kirchen-Reformation erfunden, und durch deren
Hülffe die Heil. Schrifft, und andere Kirchen-Scri-
bent
en vor derselben so häuffig gedruckt gewesen, hätte
diese Buchdruckerkunst denen Verbesserern der Glau-
bens-Lehre nicht zu Diensten gestanden: so würden
dieselben weder ihre Sätze mit so leichter Mühe aus
der heiligen Schrifft erweisen, noch dieselben so bequem
und schleunig durch gantz Europa bekannt machen kön-
nen? Außerdem aber habe ich noch eine besondere
Liebe vor die edle Buchdruckerkunst. Jch schreibe
derselben mit zu, daß ich der mir eingepflantzten gros-
sen Begierde beständig etwas zu lesen, so wohl und so
beqvem ein Genügen leisten kan. Jch habe auch in mei-
nen ersten Universitäts-Jahren durch Verbesserung ge-
druckter Bogen einigen Zugang gehabt, und habe nun-
mehro über zwey und zwantzig Jahre so wohl anderer
als meine eigene wenige Schrifften durch Hülffe der
Presse bekannt gemacht, sehe auch, daß, so lange mir
GOtt Leben und Gesundheit schencken wird, ich jähr-
lich dieser Kunst mich zu bedienen nicht Umgang haben
werde. Die Historie dieser Kunst habe ich mir schon
vor vielen Jahren bekannt zu machen gesuchet, auch in
collegiis litterariis solche andern wieder vorgetragen.

Allein
(a) 2

Vorrede.
den gerinſten Antheil habe, und mir alſo nichts aus
demſelben zuſchreiben laſſen werde: ſo habe ich doch
die an mich geſchehene Bitte, eine Vorrede davor zu
machen, nicht gantz abſchlagen koͤnnen. Das Buch
handelt von der edlen Buchdruckerkunſt, einer Kunſt,
welche als ein Goͤttliches Geſchenck anzuſehen iſt, einer
Kunſt uͤber deren in Teutſchen Mauern geſchehenen
Erfindung ein ieder Biedermann beſtaͤndig ſich hertzlich
erfreuen muß; einer Kunſt, bey deren Erfindung auch
in Anſehung der Zeit gewiß die Hand GOttes im Spiel
geweſen iſt. Waͤre dieſe Kunſt nicht vor der geſegne-
ten Kirchen-Reformation erfunden, und durch deren
Huͤlffe die Heil. Schrifft, und andere Kirchen-Scri-
bent
en vor derſelben ſo haͤuffig gedruckt geweſen, haͤtte
dieſe Buchdruckerkunſt denen Verbeſſerern der Glau-
bens-Lehre nicht zu Dienſten geſtanden: ſo wuͤrden
dieſelben weder ihre Saͤtze mit ſo leichter Muͤhe aus
der heiligen Schrifft erweiſen, noch dieſelben ſo bequem
und ſchleunig durch gantz Europa bekannt machen koͤn-
nen? Außerdem aber habe ich noch eine beſondere
Liebe vor die edle Buchdruckerkunſt. Jch ſchreibe
derſelben mit zu, daß ich der mir eingepflantzten groſ-
ſen Begierde beſtaͤndig etwas zu leſen, ſo wohl und ſo
beqvem ein Genuͤgen leiſten kan. Jch habe auch in mei-
nen erſten Univerſitaͤts-Jahren durch Verbeſſerung ge-
druckter Bogen einigen Zugang gehabt, und habe nun-
mehro uͤber zwey und zwantzig Jahre ſo wohl anderer
als meine eigene wenige Schrifften durch Huͤlffe der
Preſſe bekannt gemacht, ſehe auch, daß, ſo lange mir
GOtt Leben und Geſundheit ſchencken wird, ich jaͤhr-
lich dieſer Kunſt mich zu bedienen nicht Umgang haben
werde. Die Hiſtorie dieſer Kunſt habe ich mir ſchon
vor vielen Jahren bekannt zu machen geſuchet, auch in
collegiis litterariis ſolche andern wieder vorgetragen.

Allein
(a) 2
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[0021] Vorrede. den gerinſten Antheil habe, und mir alſo nichts aus demſelben zuſchreiben laſſen werde: ſo habe ich doch die an mich geſchehene Bitte, eine Vorrede davor zu machen, nicht gantz abſchlagen koͤnnen. Das Buch handelt von der edlen Buchdruckerkunſt, einer Kunſt, welche als ein Goͤttliches Geſchenck anzuſehen iſt, einer Kunſt uͤber deren in Teutſchen Mauern geſchehenen Erfindung ein ieder Biedermann beſtaͤndig ſich hertzlich erfreuen muß; einer Kunſt, bey deren Erfindung auch in Anſehung der Zeit gewiß die Hand GOttes im Spiel geweſen iſt. Waͤre dieſe Kunſt nicht vor der geſegne- ten Kirchen-Reformation erfunden, und durch deren Huͤlffe die Heil. Schrifft, und andere Kirchen-Scri- benten vor derſelben ſo haͤuffig gedruckt geweſen, haͤtte dieſe Buchdruckerkunſt denen Verbeſſerern der Glau- bens-Lehre nicht zu Dienſten geſtanden: ſo wuͤrden dieſelben weder ihre Saͤtze mit ſo leichter Muͤhe aus der heiligen Schrifft erweiſen, noch dieſelben ſo bequem und ſchleunig durch gantz Europa bekannt machen koͤn- nen? Außerdem aber habe ich noch eine beſondere Liebe vor die edle Buchdruckerkunſt. Jch ſchreibe derſelben mit zu, daß ich der mir eingepflantzten groſ- ſen Begierde beſtaͤndig etwas zu leſen, ſo wohl und ſo beqvem ein Genuͤgen leiſten kan. Jch habe auch in mei- nen erſten Univerſitaͤts-Jahren durch Verbeſſerung ge- druckter Bogen einigen Zugang gehabt, und habe nun- mehro uͤber zwey und zwantzig Jahre ſo wohl anderer als meine eigene wenige Schrifften durch Huͤlffe der Preſſe bekannt gemacht, ſehe auch, daß, ſo lange mir GOtt Leben und Geſundheit ſchencken wird, ich jaͤhr- lich dieſer Kunſt mich zu bedienen nicht Umgang haben werde. Die Hiſtorie dieſer Kunſt habe ich mir ſchon vor vielen Jahren bekannt zu machen geſuchet, auch in collegiis litterariis ſolche andern wieder vorgetragen. Allein (a) 2

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/21>, abgerufen am 27.04.2024.