Diese Erfahrungen können aber nur als beiläufige Anhaltspunkte dienen, indem die Beschaffenheit der Erze und der beigesetzten Flussmittel, die Höhe und übrige Bauart der Hochöfen, endlich die Konstrukzion der Gebläse zu berücksichtigen sind. Bei den letz- tern kommt es vorzüglich auf den Windverlust bei Kolben, Ventilen, und in der gan- zen Windleitung an. Herr Egen bemerkt Seite 98 seines Werkes, dass dieser Verlust leicht 40 und 50 Prozent betragen könne. Der praktische Hüttenmann muss in jedem be- sondern Falle dem Mechaniker sowohl das Windquantum angeben, welches ein Hoch- ofen, ein Frischfeuer etc. in der Minute bedarf, als auch die Höhe der Wasser- oder Quecksilbersäule, welche der komprimirten Luft im Windmesser das Gleichgewicht hält. Hiernach muss der Entwurf für den Bau des Gebläses gemacht werden, wie in den nachstehenden §§. gezeigt wird.
§. 331.
Nachdem wir in den vorhergehenden §§. die Konstrukzion der vorzüglichsten Ge- bläse kennen gelernt haben, kommen wir nun zu dem theoretischen Theile dieses Ge- genstandes. Dieser beruht auf den Gesetzen des Druckes und der Bewegung elastischer Flüssigkeiten.
Der einfachste Fall, welcher hier zu betrachten ist, findet dann Statt, wenn irgend eine Luft z. B. die atmosphärische durch die Oeffnung f in einen luftleeren Raum strömt. Es sey das Gewicht eines Kubikfusses dieser atmosphärischen Luft = 1, die Barometerhöhe = h und das Gewicht eines Kubikfusses Quecksilber = q. Bezeichnet noch a die Höhe einer Wassersäule von gleichem Gewichte, wie die Quecksilbersäule und H die Höhe einer eben so schweren Luftsäule, so ist h . q = a . 56,4 = H . 1, woraus
[Formel 1]
. Nun ist nach Seite 115, II. Band das Verhältniss des Gewichtes der atmosphärischen Luft zum Gewichte des Quecksilbers bei 0 Grad Wärme und 28 paris. Zoll Barometerhöhe, oder
[Formel 2]
. Da nun 28 paris. Zoll = 1,0276 . 28 N. Oe. Zoll, so ergibt sich die Höhe der Luftsäule bei 0 Grad Temperatur und 28 paris. Zoll Barometerstand an der Meeresfläche, wo x = 0 ist, mit
[Formel 3]
; sonach ist die Geschwindigkeit, womit diese Luft in einen luftleeren Raum strömt
[Formel 4]
Fuss.
Nach Verlauf einer Zeit t sey das Gewicht eines Kubikfusses der Luft, welche in den luftleeren Raum einströmt = l, so ist die zugehörige Barometerhöhe
[Formel 5]
. Wird nun diese wieder in eine Luftsäule von dem Gewichte l verwandelt, so ist
[Formel 6]
, hieraus folgt
[Formel 7]
; es findet also wieder dieselbe Druckhöhe, wie im ersten Fall, folglich auch dieselbe Geschwindigkeit Statt; hieraus folgt, dass die in einem Gefässe ein- geschlossene Luft bei jeder Dichtigkeit und jeder Temperatur mit gleicher Geschwindig- keit in einen luftleeren Raum überströmen werde, und zwar wird diese Geschwindigkeit an der Oberfläche des Meeres 1230 N. Oe. Fuss betragen. Die Zeit in welcher eine be-
Ausströmen der Luft in einen luftleeren Raum.
Diese Erfahrungen können aber nur als beiläufige Anhaltspunkte dienen, indem die Beschaffenheit der Erze und der beigesetzten Flussmittel, die Höhe und übrige Bauart der Hochöfen, endlich die Konstrukzion der Gebläse zu berücksichtigen sind. Bei den letz- tern kommt es vorzüglich auf den Windverlust bei Kolben, Ventilen, und in der gan- zen Windleitung an. Herr Egen bemerkt Seite 98 seines Werkes, dass dieser Verlust leicht 40 und 50 Prozent betragen könne. Der praktische Hüttenmann muss in jedem be- sondern Falle dem Mechaniker sowohl das Windquantum angeben, welches ein Hoch- ofen, ein Frischfeuer etc. in der Minute bedarf, als auch die Höhe der Wasser- oder Quecksilbersäule, welche der komprimirten Luft im Windmesser das Gleichgewicht hält. Hiernach muss der Entwurf für den Bau des Gebläses gemacht werden, wie in den nachstehenden §§. gezeigt wird.
§. 331.
Nachdem wir in den vorhergehenden §§. die Konstrukzion der vorzüglichsten Ge- bläse kennen gelernt haben, kommen wir nun zu dem theoretischen Theile dieses Ge- genstandes. Dieser beruht auf den Gesetzen des Druckes und der Bewegung elastischer Flüssigkeiten.
Der einfachste Fall, welcher hier zu betrachten ist, findet dann Statt, wenn irgend eine Luft z. B. die atmosphärische durch die Oeffnung f in einen luftleeren Raum strömt. Es sey das Gewicht eines Kubikfusses dieser atmosphärischen Luft = 1, die Barometerhöhe = h und das Gewicht eines Kubikfusses Quecksilber = q. Bezeichnet noch a die Höhe einer Wassersäule von gleichem Gewichte, wie die Quecksilbersäule und H die Höhe einer eben so schweren Luftsäule, so ist h . q = a . 56,4 = H . 1, woraus
[Formel 1]
. Nun ist nach Seite 115, II. Band das Verhältniss des Gewichtes der atmosphärischen Luft zum Gewichte des Quecksilbers bei 0 Grad Wärme und 28 paris. Zoll Barometerhöhe, oder
[Formel 2]
. Da nun 28 paris. Zoll = 1,0276 . 28 N. Oe. Zoll, so ergibt sich die Höhe der Luftsäule bei 0 Grad Temperatur und 28 paris. Zoll Barometerstand an der Meeresfläche, wo x = 0 ist, mit
[Formel 3]
; sonach ist die Geschwindigkeit, womit diese Luft in einen luftleeren Raum strömt
[Formel 4]
Fuss.
Nach Verlauf einer Zeit t sey das Gewicht eines Kubikfusses der Luft, welche in den luftleeren Raum einströmt = λ, so ist die zugehörige Barometerhöhe
[Formel 5]
. Wird nun diese wieder in eine Luftsäule von dem Gewichte λ verwandelt, so ist
[Formel 6]
, hieraus folgt
[Formel 7]
; es findet also wieder dieselbe Druckhöhe, wie im ersten Fall, folglich auch dieselbe Geschwindigkeit Statt; hieraus folgt, dass die in einem Gefässe ein- geschlossene Luft bei jeder Dichtigkeit und jeder Temperatur mit gleicher Geschwindig- keit in einen luftleeren Raum überströmen werde, und zwar wird diese Geschwindigkeit an der Oberfläche des Meeres 1230 N. Oe. Fuss betragen. Die Zeit in welcher eine be-
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Ausströmen der Luft in einen luftleeren Raum.
Diese Erfahrungen können aber nur als beiläufige Anhaltspunkte dienen, indem die
Beschaffenheit der Erze und der beigesetzten Flussmittel, die Höhe und übrige Bauart der
Hochöfen, endlich die Konstrukzion der Gebläse zu berücksichtigen sind. Bei den letz-
tern kommt es vorzüglich auf den Windverlust bei Kolben, Ventilen, und in der gan-
zen Windleitung an. Herr Egen bemerkt Seite 98 seines Werkes, dass dieser Verlust
leicht 40 und 50 Prozent betragen könne. Der praktische Hüttenmann muss in jedem be-
sondern Falle dem Mechaniker sowohl das Windquantum angeben, welches ein Hoch-
ofen, ein Frischfeuer etc. in der Minute bedarf, als auch die Höhe der Wasser- oder
Quecksilbersäule, welche der komprimirten Luft im Windmesser das Gleichgewicht
hält. Hiernach muss der Entwurf für den Bau des Gebläses gemacht werden, wie in den
nachstehenden §§. gezeigt wird.
§. 331.
Nachdem wir in den vorhergehenden §§. die Konstrukzion der vorzüglichsten Ge-
bläse kennen gelernt haben, kommen wir nun zu dem theoretischen Theile dieses Ge-
genstandes. Dieser beruht auf den Gesetzen des Druckes und der Bewegung
elastischer Flüssigkeiten.
Der einfachste Fall, welcher hier zu betrachten ist, findet dann Statt, wenn irgend
eine Luft z. B. die atmosphärische durch die Oeffnung f in einen luftleeren Raum
strömt. Es sey das Gewicht eines Kubikfusses dieser atmosphärischen Luft = 1, die
Barometerhöhe = h und das Gewicht eines Kubikfusses Quecksilber = q. Bezeichnet noch
a die Höhe einer Wassersäule von gleichem Gewichte, wie die Quecksilbersäule und H
die Höhe einer eben so schweren Luftsäule, so ist h . q = a . 56,4 = H . 1, woraus
[FORMEL]. Nun ist nach Seite 115, II. Band das Verhältniss des Gewichtes
der atmosphärischen Luft zum Gewichte des Quecksilbers bei 0 Grad Wärme und 28 paris.
Zoll Barometerhöhe, oder [FORMEL]. Da nun 28 paris. Zoll = 1,0276 . 28 N. Oe.
Zoll, so ergibt sich die Höhe der Luftsäule bei 0 Grad Temperatur und 28 paris. Zoll
Barometerstand an der Meeresfläche, wo x = 0 ist, mit [FORMEL]; sonach ist die
Geschwindigkeit, womit diese Luft in einen luftleeren Raum strömt
[FORMEL] Fuss.
Nach Verlauf einer Zeit t sey das Gewicht eines Kubikfusses der Luft, welche in den
luftleeren Raum einströmt = λ, so ist die zugehörige Barometerhöhe [FORMEL]. Wird nun
diese wieder in eine Luftsäule von dem Gewichte λ verwandelt, so ist [FORMEL],
hieraus folgt [FORMEL]; es findet also wieder dieselbe Druckhöhe, wie im ersten Fall,
folglich auch dieselbe Geschwindigkeit Statt; hieraus folgt, dass die in einem Gefässe ein-
geschlossene Luft bei jeder Dichtigkeit und jeder Temperatur mit gleicher Geschwindig-
keit in einen luftleeren Raum überströmen werde, und zwar wird diese Geschwindigkeit
an der Oberfläche des Meeres 1230 N. Oe. Fuss betragen. Die Zeit in welcher eine be-
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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik03_1834/507>, abgerufen am 23.11.2024.
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