den angränzenden Besitzern im Mailändischen und der vollkommenen Ausführung der An- lagen dieser Art ihre Bewunderung nicht versagen können.
In welcher Zeitepoche man eine vervollkommnete Bewässerungsmethode der Wiesen anfing, ist schwer zu bestimmen. Geschichtlichen Daten zu Folge haben sich die Cister- cienser-Mönche von Chiaravalle und Vicoboldone bereits im eilften Jahrhunderte um die Beförderung der Bewässerung und Beurbarung grosser Strecken sumpfigen und unkulti- virten Landes sehr verdient gemacht. In einem Kaufkontrakte vom Jahre 1138 bedingten sie sich aus: "Ut monasterium possit ex Vectabia trahere lectum (einen Kanal), ubi ipsum monasterium voluerit, et si fuerit opus liceat facere eidem monasterio fossata super terram ipsius Joannis (des Verkäufers) ab una parte viae et ab alia -- etc. possit firmare et habere clusam (Schleusse oder Schütze) in prato ipsius Joannis. Seit dem zwölften Jahrhundert waren diese Mönche auch Besitzer des ganzen Wassers der Vettabbia, womit sie die Wiesen, die dem Stifte gehörten, bewässerten. Sie vertauschten die verbesserten Grundstücke mit andern von grösserer Ausdehnung, die aber minder kultivirt oder ganz unfruchtbar waren, und gelangten auf diese Art in kurzer Zeit zu einem bedeutenden Reichthume. Ihre bewässerten Wiesen sollen 60000 Pertiche oder 6823 N. Oe. Joch (da 1 Mailänder Pertica = 24 Tavole = 181,955 N. Oe. Quadratklafter) betragen haben. Der Ruf, welchen sich diese Mönche in Bezug auf die Anlage der Wasserleitungen erworben hatten, war so gross, dass sie von dem Kanzler des Kaisers Friedrich I., Rinaldo, nachmaligem Erzbischof von Cöln, über die Verbesserung seiner Ländereien und später auch von den Beherrschern von Mailand häufig zu Rathe gezogen wurden.
Im Jahre 1178 wurde aber die erste grössere Wasserleitung im Mailändischen ange- legt; man führte nämlich das Wasser aus dem Ticino bis Abbiategrasso in einem Gra- ben (Cavo), der damals Tisinello hiess, und bloss den Zweck der Bewässerung hatte. Die- ser Graben wurde 80 Jahre später, nämlich im Jahre 1257 bis zu den Thoren von Mailand verlängert, und dann nicht bloss zur Bewässerung, sondern auch zur Schiffahrt be- stimmt. Seit dem Jahre 1271 ward er auch schon beschifft und erhielt den Namen Naviglio grande, den er noch heut zu Tage führt.
Der Vortheil, welcher aus der Anlage dieses Kanals für das Land entstand, war so gross, dass man bereits im Jahre 1220 den Kanal di Muzza anzulegen anfing; im Jahre 1305 ward der Kanal di Treviglio oder Fosso Bergamasco angelegt.
Welche bedeutenden Fortschritte die Bewässerungskunst nach dem Beispiele der geistlichen Korporazionen fortwährend machte, ersehen wir aus den vielen Akten der Ar- chive, vom Jahre 1300 beiläufig anzufangen, da man in denselben bereits der chiuse (Schützen), incastri (Schützensäulen), bocchelli, soratoi (Oeffnungen in den Kanälen) und anderer ähnlicher Vorrichtungen erwähnt findet, die zur ordentlichen Vertheilung und Regulirung der Wässer auf den Wiesen dienten. Die Bewässerung nahm so sehr zu, dass viele Grundeigenthümer eigenmächtig das Wasser aus dem Naviglio grande auf ihre Grundstücke zum grossen Nachtheile der Schiffahrt ableiteten, da selbe dadurch häufig unterbrochen wurde. Galeazzo Visconti, Beherrscher von Mailand, erliess unter dem 2. Mai 1376 ein strenges Edikt dagegen, und verbot nicht bloss die Herausleitung der Wäs- ser allen jenen, welche sich das Recht hiezu auf gesetzliche Weise nicht erworben hat- ten, sondern verpflichtete auch diejenigen, welche das Wasser schon beziehen durften,
Geschichte der Lombardischen Bewässerung.
den angränzenden Besitzern im Mailändischen und der vollkommenen Ausführung der An- lagen dieser Art ihre Bewunderung nicht versagen können.
In welcher Zeitepoche man eine vervollkommnete Bewässerungsmethode der Wiesen anfing, ist schwer zu bestimmen. Geschichtlichen Daten zu Folge haben sich die Cister- cienser-Mönche von Chiaravalle und Vicoboldone bereits im eilften Jahrhunderte um die Beförderung der Bewässerung und Beurbarung grosser Strecken sumpfigen und unkulti- virten Landes sehr verdient gemacht. In einem Kaufkontrakte vom Jahre 1138 bedingten sie sich aus: „Ut monasterium possit ex Vectabia trahere lectum (einen Kanal), ubi ipsum monasterium voluerit, et si fuerit opus liceat facere eidem monasterio fossata super terram ipsius Joannis (des Verkäufers) ab una parte viae et ab alia — etc. possit firmare et habere clusam (Schleusse oder Schütze) in prato ipsius Joannis. Seit dem zwölften Jahrhundert waren diese Mönche auch Besitzer des ganzen Wassers der Vettabbia, womit sie die Wiesen, die dem Stifte gehörten, bewässerten. Sie vertauschten die verbesserten Grundstücke mit andern von grösserer Ausdehnung, die aber minder kultivirt oder ganz unfruchtbar waren, und gelangten auf diese Art in kurzer Zeit zu einem bedeutenden Reichthume. Ihre bewässerten Wiesen sollen 60000 Pertiche oder 6823 N. Oe. Joch (da 1 Mailänder Pertica = 24 Tavole = 181,955 N. Oe. Quadratklafter) betragen haben. Der Ruf, welchen sich diese Mönche in Bezug auf die Anlage der Wasserleitungen erworben hatten, war so gross, dass sie von dem Kanzler des Kaisers Friedrich I., Rinaldo, nachmaligem Erzbischof von Cöln, über die Verbesserung seiner Ländereien und später auch von den Beherrschern von Mailand häufig zu Rathe gezogen wurden.
Im Jahre 1178 wurde aber die erste grössere Wasserleitung im Mailändischen ange- legt; man führte nämlich das Wasser aus dem Ticino bis Abbiategrasso in einem Gra- ben (Cavo), der damals Tisinello hiess, und bloss den Zweck der Bewässerung hatte. Die- ser Graben wurde 80 Jahre später, nämlich im Jahre 1257 bis zu den Thoren von Mailand verlängert, und dann nicht bloss zur Bewässerung, sondern auch zur Schiffahrt be- stimmt. Seit dem Jahre 1271 ward er auch schon beschifft und erhielt den Namen Naviglio grande, den er noch heut zu Tage führt.
Der Vortheil, welcher aus der Anlage dieses Kanals für das Land entstand, war so gross, dass man bereits im Jahre 1220 den Kanal di Muzza anzulegen anfing; im Jahre 1305 ward der Kanal di Treviglio oder Fosso Bergamasco angelegt.
Welche bedeutenden Fortschritte die Bewässerungskunst nach dem Beispiele der geistlichen Korporazionen fortwährend machte, ersehen wir aus den vielen Akten der Ar- chive, vom Jahre 1300 beiläufig anzufangen, da man in denselben bereits der chiuse (Schützen), incastri (Schützensäulen), bocchelli, soratoi (Oeffnungen in den Kanälen) und anderer ähnlicher Vorrichtungen erwähnt findet, die zur ordentlichen Vertheilung und Regulirung der Wässer auf den Wiesen dienten. Die Bewässerung nahm so sehr zu, dass viele Grundeigenthümer eigenmächtig das Wasser aus dem Naviglio grande auf ihre Grundstücke zum grossen Nachtheile der Schiffahrt ableiteten, da selbe dadurch häufig unterbrochen wurde. Galeazzo Visconti, Beherrscher von Mailand, erliess unter dem 2. Mai 1376 ein strenges Edikt dagegen, und verbot nicht bloss die Herausleitung der Wäs- ser allen jenen, welche sich das Recht hiezu auf gesetzliche Weise nicht erworben hat- ten, sondern verpflichtete auch diejenigen, welche das Wasser schon beziehen durften,
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[204/0240]
Geschichte der Lombardischen Bewässerung.
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In welcher Zeitepoche man eine vervollkommnete Bewässerungsmethode der Wiesen
anfing, ist schwer zu bestimmen. Geschichtlichen Daten zu Folge haben sich die Cister-
cienser-Mönche von Chiaravalle und Vicoboldone bereits im eilften Jahrhunderte um die
Beförderung der Bewässerung und Beurbarung grosser Strecken sumpfigen und unkulti-
virten Landes sehr verdient gemacht. In einem Kaufkontrakte vom Jahre 1138 bedingten
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monasterium voluerit, et si fuerit opus liceat facere eidem monasterio fossata super
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et habere clusam (Schleusse oder Schütze) in prato ipsius Joannis. Seit dem zwölften
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sie die Wiesen, die dem Stifte gehörten, bewässerten. Sie vertauschten die verbesserten
Grundstücke mit andern von grösserer Ausdehnung, die aber minder kultivirt oder ganz
unfruchtbar waren, und gelangten auf diese Art in kurzer Zeit zu einem bedeutenden
Reichthume. Ihre bewässerten Wiesen sollen 60000 Pertiche oder 6823 N. Oe. Joch (da 1
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Ruf, welchen sich diese Mönche in Bezug auf die Anlage der Wasserleitungen erworben
hatten, war so gross, dass sie von dem Kanzler des Kaisers Friedrich I., Rinaldo,
nachmaligem Erzbischof von Cöln, über die Verbesserung seiner Ländereien und später
auch von den Beherrschern von Mailand häufig zu Rathe gezogen wurden.
Im Jahre 1178 wurde aber die erste grössere Wasserleitung im Mailändischen ange-
legt; man führte nämlich das Wasser aus dem Ticino bis Abbiategrasso in einem Gra-
ben (Cavo), der damals Tisinello hiess, und bloss den Zweck der Bewässerung hatte. Die-
ser Graben wurde 80 Jahre später, nämlich im Jahre 1257 bis zu den Thoren von Mailand
verlängert, und dann nicht bloss zur Bewässerung, sondern auch zur Schiffahrt be-
stimmt. Seit dem Jahre 1271 ward er auch schon beschifft und erhielt den Namen Naviglio
grande, den er noch heut zu Tage führt.
Der Vortheil, welcher aus der Anlage dieses Kanals für das Land entstand, war so
gross, dass man bereits im Jahre 1220 den Kanal di Muzza anzulegen anfing; im Jahre
1305 ward der Kanal di Treviglio oder Fosso Bergamasco angelegt.
Welche bedeutenden Fortschritte die Bewässerungskunst nach dem Beispiele der
geistlichen Korporazionen fortwährend machte, ersehen wir aus den vielen Akten der Ar-
chive, vom Jahre 1300 beiläufig anzufangen, da man in denselben bereits der chiuse
(Schützen), incastri (Schützensäulen), bocchelli, soratoi (Oeffnungen in den Kanälen)
und anderer ähnlicher Vorrichtungen erwähnt findet, die zur ordentlichen Vertheilung
und Regulirung der Wässer auf den Wiesen dienten. Die Bewässerung nahm so sehr zu,
dass viele Grundeigenthümer eigenmächtig das Wasser aus dem Naviglio grande auf ihre
Grundstücke zum grossen Nachtheile der Schiffahrt ableiteten, da selbe dadurch häufig
unterbrochen wurde. Galeazzo Visconti, Beherrscher von Mailand, erliess unter dem 2.
Mai 1376 ein strenges Edikt dagegen, und verbot nicht bloss die Herausleitung der Wäs-
ser allen jenen, welche sich das Recht hiezu auf gesetzliche Weise nicht erworben hat-
ten, sondern verpflichtete auch diejenigen, welche das Wasser schon beziehen durften,
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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik03_1834/240>, abgerufen am 22.11.2024.
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