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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832.

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Stärke bleierner Röhren.
enthalten sind. Bei dem ersten Versuche hatte die Röhre 11/2 Zoll im Durchmesser und
1/5 Zoll Dicke; das Metall war bedeutend weich und biegsam. Die Röhre trug eine Was-
sersäule von 1000 Fuss Höhe ohne alle Veränderung, bei 1200 Fuss Höhe fing sie an zu
schwellen, und barst bei 1400 Fuss Druckhöhe. Als man die Röhre nach dem Versuche
mass, fand man sie in ihrem Durchmesser von 11/2 Zoll auf 13/4 Zoll erweitert. Bei einem
zweiten Versuche hielt die Röhre 2 Zoll im Durchmesser und hatte 1/5 Zoll Metalldicke;
sie ertrug den Druck einer Wassersäule von 800 Fuss Höhe, ohne dabei zu schwellen;
barst aber bei einem Drucke von 1000 Fuss Höhe. Alle diese Angaben sind im englischen
Maasse, wobei 1 engl. Fuss = 0,9642 N. Oe. Fuss.

Nehmen wir den Fall des Berstens bei der ersten Röhre an, so ist [Formel 1] 12,
woraus m = 844. Bei der zweiten Röhre ist [Formel 2] 12, woraus m = 804
Diese zwei Versuche geben daher für das Zerspringen der Röhren X''' = [Formel 3] und
X''' = [Formel 4] , wogegen die Stärke aus den oben angeführten Musschenbroeck'schen Ver-
suchen mit Bleidraht bloss X''' = [Formel 5] folgte. Wenn wir jedoch bemerken, dass in
dem Drahte nur das zäheste Blei enthalten sey, wogegen vom Hrn. Jardine nur gegos-
sene Röhren versucht wurden, so sehen wir, dass diese Erfahrungen wohl beiläufig überein-
stimmen. Da unsere Röhren bei dem vorhandenen Drucke nicht bersten, sondern densel-
ben gehörig aushalten müssen, so muss man die gefundene Stärke wenigstens dreifach nach
der Meinung des Hrn. Jardine, oder besser vierfach annehmen; wir erhalten daher zur
Bestimmung der Stärke bleierner Röhren die Gleichung X''' = [Formel 6] d. i. man findet die
Stärke in Linien, wenn man den Durchmesser (im Lichten) der Röhre in Zollen mit der
Druckhöhe in Fussen multiplizirt und das Produkt mit 200 dividirt.

Eine Reihe hieher gehöriger Erfahrungen finden wir in dem Werke: "Essai sur les
"moyens de conduire, d'elever et de distribuer les eaux, par M. Genieys, ingenieur
"au corps royal des ponts et chaussees, Paris
1829, Seite 177". Der Verfasser dieses
Werkes bemerkt, dass man bei der Bestimmung der Stärke der Röhren nicht bloss auf
den hydrostatischen Druck, welchen dieselben auszuhalten haben, sondern auch auf den
Umstand Rücksicht nehmen muss, dass das Wasser in jeder Röhrenleitung mit einer
bestimmten Geschwindigkeit fliesse, demnach bei schneller Schliessung eines Hahnes,
wodurch seine Bewegung augenblicklich unterbrochen wird, einen bedeutenden Stoss auf
die Wände der Röhre (auf ähnliche Art, wie bei einem hydraulischen Widder, dessen
Einrichtung wir später kennen lernen werden) ausübe; da überdiess bleierne Röhren, wenn
sie in salpetrige Erde kommen, angegriffen werden, so müsse man zu der aus der Formel
gefundenen Stärke immer noch 0,0045 met. = 2 pariser Linien addiren. Herr Genieys gibt
demnach mit Rücksicht auf die bei den Wasserleitungen in Paris und Versailles vorhan-
denen Erfahrungen die Formel e = 0,005 n . d + 0,0045 zur Bestimmung bleierner Röhren
an, worinn die Stärke derselben e und der Durchmesser im Lichten d in metern zu neh-
men sind, n aber der Anzahl Atmosphären, eine jede zu 10 metern gerechnet, als der
drückenden Säule gleichkommt. Nun ist 1 meter = 3,1635 N. Oe. Fuss, demnach die An-

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Stärke bleierner Röhren.
enthalten sind. Bei dem ersten Versuche hatte die Röhre 1½ Zoll im Durchmesser und
⅕ Zoll Dicke; das Metall war bedeutend weich und biegsam. Die Röhre trug eine Was-
sersäule von 1000 Fuss Höhe ohne alle Veränderung, bei 1200 Fuss Höhe fing sie an zu
schwellen, und barst bei 1400 Fuss Druckhöhe. Als man die Röhre nach dem Versuche
mass, fand man sie in ihrem Durchmesser von 1½ Zoll auf 1¾ Zoll erweitert. Bei einem
zweiten Versuche hielt die Röhre 2 Zoll im Durchmesser und hatte ⅕ Zoll Metalldicke;
sie ertrug den Druck einer Wassersäule von 800 Fuss Höhe, ohne dabei zu schwellen;
barst aber bei einem Drucke von 1000 Fuss Höhe. Alle diese Angaben sind im englischen
Maasse, wobei 1 engl. Fuss = 0,9642 N. Oe. Fuss.

Nehmen wir den Fall des Berstens bei der ersten Röhre an, so ist [Formel 1] 12,
woraus m = 844. Bei der zweiten Röhre ist [Formel 2] 12, woraus m = 804
Diese zwei Versuche geben daher für das Zerspringen der Röhren X''' = [Formel 3] und
X''' = [Formel 4] , wogegen die Stärke aus den oben angeführten Musschenbroeck’schen Ver-
suchen mit Bleidraht bloss X''' = [Formel 5] folgte. Wenn wir jedoch bemerken, dass in
dem Drahte nur das zäheste Blei enthalten sey, wogegen vom Hrn. Jardine nur gegos-
sene Röhren versucht wurden, so sehen wir, dass diese Erfahrungen wohl beiläufig überein-
stimmen. Da unsere Röhren bei dem vorhandenen Drucke nicht bersten, sondern densel-
ben gehörig aushalten müssen, so muss man die gefundene Stärke wenigstens dreifach nach
der Meinung des Hrn. Jardine, oder besser vierfach annehmen; wir erhalten daher zur
Bestimmung der Stärke bleierner Röhren die Gleichung X''' = [Formel 6] d. i. man findet die
Stärke in Linien, wenn man den Durchmesser (im Lichten) der Röhre in Zollen mit der
Druckhöhe in Fussen multiplizirt und das Produkt mit 200 dividirt.

Eine Reihe hieher gehöriger Erfahrungen finden wir in dem Werke: „Essai sur les
„moyens de conduire, d’élever et de distribuer les eaux, par M. Genieys, ingénieur
„au corps royal des ponts et chaussées, Paris
1829, Seite 177“. Der Verfasser dieses
Werkes bemerkt, dass man bei der Bestimmung der Stärke der Röhren nicht bloss auf
den hydrostatischen Druck, welchen dieselben auszuhalten haben, sondern auch auf den
Umstand Rücksicht nehmen muss, dass das Wasser in jeder Röhrenleitung mit einer
bestimmten Geschwindigkeit fliesse, demnach bei schneller Schliessung eines Hahnes,
wodurch seine Bewegung augenblicklich unterbrochen wird, einen bedeutenden Stoss auf
die Wände der Röhre (auf ähnliche Art, wie bei einem hydraulischen Widder, dessen
Einrichtung wir später kennen lernen werden) ausübe; da überdiess bleierne Röhren, wenn
sie in salpetrige Erde kommen, angegriffen werden, so müsse man zu der aus der Formel
gefundenen Stärke immer noch 0,0045 mèt. = 2 pariser Linien addiren. Herr Genieys gibt
demnach mit Rücksicht auf die bei den Wasserleitungen in Paris und Versailles vorhan-
denen Erfahrungen die Formel e = 0,005 n . d + 0,0045 zur Bestimmung bleierner Röhren
an, worinn die Stärke derselben e und der Durchmesser im Lichten d in mètern zu neh-
men sind, n aber der Anzahl Atmosphären, eine jede zu 10 mètern gerechnet, als der
drückenden Säule gleichkommt. Nun ist 1 mèter = 3,1635 N. Oe. Fuss, demnach die An-

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[19/0037] Stärke bleierner Röhren. enthalten sind. Bei dem ersten Versuche hatte die Röhre 1½ Zoll im Durchmesser und ⅕ Zoll Dicke; das Metall war bedeutend weich und biegsam. Die Röhre trug eine Was- sersäule von 1000 Fuss Höhe ohne alle Veränderung, bei 1200 Fuss Höhe fing sie an zu schwellen, und barst bei 1400 Fuss Druckhöhe. Als man die Röhre nach dem Versuche mass, fand man sie in ihrem Durchmesser von 1½ Zoll auf 1¾ Zoll erweitert. Bei einem zweiten Versuche hielt die Röhre 2 Zoll im Durchmesser und hatte ⅕ Zoll Metalldicke; sie ertrug den Druck einer Wassersäule von 800 Fuss Höhe, ohne dabei zu schwellen; barst aber bei einem Drucke von 1000 Fuss Höhe. Alle diese Angaben sind im englischen Maasse, wobei 1 engl. Fuss = 0,9642 N. Oe. Fuss. Nehmen wir den Fall des Berstens bei der ersten Röhre an, so ist [FORMEL] 12, woraus m = 844. Bei der zweiten Röhre ist [FORMEL] 12, woraus m = 804 Diese zwei Versuche geben daher für das Zerspringen der Röhren X''' = [FORMEL] und X''' = [FORMEL], wogegen die Stärke aus den oben angeführten Musschenbroeck’schen Ver- suchen mit Bleidraht bloss X''' = [FORMEL] folgte. Wenn wir jedoch bemerken, dass in dem Drahte nur das zäheste Blei enthalten sey, wogegen vom Hrn. Jardine nur gegos- sene Röhren versucht wurden, so sehen wir, dass diese Erfahrungen wohl beiläufig überein- stimmen. Da unsere Röhren bei dem vorhandenen Drucke nicht bersten, sondern densel- ben gehörig aushalten müssen, so muss man die gefundene Stärke wenigstens dreifach nach der Meinung des Hrn. Jardine, oder besser vierfach annehmen; wir erhalten daher zur Bestimmung der Stärke bleierner Röhren die Gleichung X''' = [FORMEL] d. i. man findet die Stärke in Linien, wenn man den Durchmesser (im Lichten) der Röhre in Zollen mit der Druckhöhe in Fussen multiplizirt und das Produkt mit 200 dividirt. Eine Reihe hieher gehöriger Erfahrungen finden wir in dem Werke: „Essai sur les „moyens de conduire, d’élever et de distribuer les eaux, par M. Genieys, ingénieur „au corps royal des ponts et chaussées, Paris 1829, Seite 177“. Der Verfasser dieses Werkes bemerkt, dass man bei der Bestimmung der Stärke der Röhren nicht bloss auf den hydrostatischen Druck, welchen dieselben auszuhalten haben, sondern auch auf den Umstand Rücksicht nehmen muss, dass das Wasser in jeder Röhrenleitung mit einer bestimmten Geschwindigkeit fliesse, demnach bei schneller Schliessung eines Hahnes, wodurch seine Bewegung augenblicklich unterbrochen wird, einen bedeutenden Stoss auf die Wände der Röhre (auf ähnliche Art, wie bei einem hydraulischen Widder, dessen Einrichtung wir später kennen lernen werden) ausübe; da überdiess bleierne Röhren, wenn sie in salpetrige Erde kommen, angegriffen werden, so müsse man zu der aus der Formel gefundenen Stärke immer noch 0,0045 mèt. = 2 pariser Linien addiren. Herr Genieys gibt demnach mit Rücksicht auf die bei den Wasserleitungen in Paris und Versailles vorhan- denen Erfahrungen die Formel e = 0,005 n . d + 0,0045 zur Bestimmung bleierner Röhren an, worinn die Stärke derselben e und der Durchmesser im Lichten d in mètern zu neh- men sind, n aber der Anzahl Atmosphären, eine jede zu 10 mètern gerechnet, als der drückenden Säule gleichkommt. Nun ist 1 mèter = 3,1635 N. Oe. Fuss, demnach die An- 3*

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/37>, abgerufen am 30.11.2024.