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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832.

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Wasserleitungen in Paris.
ouvrages a executer pour la distribution des eaux du Canal de l'Ourcq dans l'in-
terieur de Paris
(Paris, 1812) enthalten sind. Diesem gemäss sollen die Wasserlei-
tungen folgendes liefern:

1. Die Wasserleitungen von Pres Saint-Gervais, Belleville und
Menil-montant   15 Pouces.
2. Die Leitung von Arcueil   50 --
3. Die Dampfmaschine Chaillot   280 --
4. Die Dampfmaschine Gros-Caillou   70 --
5. Die Pumpe an der Brücke Notre Dame   48 --
6. Die kleinen Pumpen und Schöpfwerke   17 --
in Allem   480 Pouces
oder in 24 Stunden 8952 Kubik-Meter.

Diese Wassermenge wird jedoch nicht unmittelbar für das Bedürfniss der Stadtbe-
wohner, sondern ein grosser Theil hiervon zur Reinigung der Strassen (lavage des rues),
welche in Paris häufig Statt finden muss, da in den meisten Strassen die Unrathska-
näle (egouts) noch fehlen, dann auch zu den öffentlichen Springbrunnen verwendet,
aus welchen das überflüssige Wasser unbenützt abläuft. Die wirkliche, für das Bedürf-
niss der Einwohner verwendete Wassermenge ergibt sich aus der Berechnung, welche
Benoiston de Chateauneuf in seinen Recherches sur les consommations de tout genre
de Paris
, im Jahre 1817 bekannt machte; nämlich:

Anzahl der Häuser in Paris   26000
" " Einwohner "   713966
Jährliche Auslagen dieser Einwohner für ihren Wasserbedarf   6200000 Francs.
Das täglich verbrauchte Wasser beträgt   169390 voies zu 23

litres. Hieraus folgt, dass jedes Haus beiläufig eine Wasserlinie (133,3 litres) täglich be-
darf, und dass jeder Einwohner für das verbrauchte Wasser jährlich 8 Francs 68 centimes
entrichten muss. Das Wasser, welches den Einwohnern in eigenen Tonnen zugeführt
wird, muss jedoch vorher, wenn es zum Trinken dienen soll, einer Filtrirung unter-
worfen werden. Die Anstalten hierfür sind in eigenen grossen Gebäuden an den Ufern
der Seine eingerichtet. Mittelst der hydraulischen Maschinen wird das, häufig sehr
unreine Flusswasser in grosse Behältnisse, welche sich unter dem Dache der Gebäu-
de befinden, gehoben und setzt daselbst den grössten Theil des Schlammes und der
Erde, welche es mit sich führt, ab. Aus diesem Behälter gelangt es in andere tiefer
liegende Behälter, wo es durch eine Lage von groben Flussand und dann durch eine
zweite Lage von solchem feinern aber scharfen Flussand, der mit Kohle gemischt
wurde, geleitet wird. Von hieraus fliesst das Wasser durch lange Rinnen, die mit sehr
vielen kleinen, mit Badeschwämmen bedeckten Oeffnungen versehen sind, ab, und lässt
die allenfalls noch mitführenden Schlammtheile in diesen Schwämmen zurück, so dass
es ganz rein aus den kleinen Oeffnungen herausläuft und nun in Tonnen gefüllt, auf
Wägen abgeführt und in der Stadt verkauft wird. Der Preiss dieses Wassers ist auf
10 centimes (2,4 kr. C. M.) für eine voie (23 litres oder 0,723 N. Oe. Kub. Fuss) festge-
setzt, welches demnach 3,3 kr. C. M. für 1 Nied. Oest. Kubikfuss beträgt. In eini-

Wasserleitungen in Paris.
ouvrages à éxecuter pour la distribution des eaux du Canal de l’Ourcq dans l’in-
térieur de Paris
(Paris, 1812) enthalten sind. Diesem gemäss sollen die Wasserlei-
tungen folgendes liefern:

1. Die Wasserleitungen von Prés Saint-Gervais, Belleville und
Ménil-montant   15 Pouces.
2. Die Leitung von Arcueil   50 —
3. Die Dampfmaschine Chaillot   280 —
4. Die Dampfmaschine Gros-Caillou   70 —
5. Die Pumpe an der Brücke Notre Dame   48 —
6. Die kleinen Pumpen und Schöpfwerke   17 —
in Allem   480 Pouces
oder in 24 Stunden 8952 Kubik-Meter.

Diese Wassermenge wird jedoch nicht unmittelbar für das Bedürfniss der Stadtbe-
wohner, sondern ein grosser Theil hiervon zur Reinigung der Strassen (lavage des rues),
welche in Paris häufig Statt finden muss, da in den meisten Strassen die Unrathska-
näle (égouts) noch fehlen, dann auch zu den öffentlichen Springbrunnen verwendet,
aus welchen das überflüssige Wasser unbenützt abläuft. Die wirkliche, für das Bedürf-
niss der Einwohner verwendete Wassermenge ergibt sich aus der Berechnung, welche
Benoiston de Chateauneuf in seinen Recherches sur les consommations de tout genre
de Paris
, im Jahre 1817 bekannt machte; nämlich:

Anzahl der Häuser in Paris   26000
„ „ Einwohner „   713966
Jährliche Auslagen dieser Einwohner für ihren Wasserbedarf   6200000 Francs.
Das täglich verbrauchte Wasser beträgt   169390 voies zu 23

litres. Hieraus folgt, dass jedes Haus beiläufig eine Wasserlinie (133,3 litres) täglich be-
darf, und dass jeder Einwohner für das verbrauchte Wasser jährlich 8 Francs 68 centimes
entrichten muss. Das Wasser, welches den Einwohnern in eigenen Tonnen zugeführt
wird, muss jedoch vorher, wenn es zum Trinken dienen soll, einer Filtrirung unter-
worfen werden. Die Anstalten hierfür sind in eigenen grossen Gebäuden an den Ufern
der Seine eingerichtet. Mittelst der hydraulischen Maschinen wird das, häufig sehr
unreine Flusswasser in grosse Behältnisse, welche sich unter dem Dache der Gebäu-
de befinden, gehoben und setzt daselbst den grössten Theil des Schlammes und der
Erde, welche es mit sich führt, ab. Aus diesem Behälter gelangt es in andere tiefer
liegende Behälter, wo es durch eine Lage von groben Flussand und dann durch eine
zweite Lage von solchem feinern aber scharfen Flussand, der mit Kohle gemischt
wurde, geleitet wird. Von hieraus fliesst das Wasser durch lange Rinnen, die mit sehr
vielen kleinen, mit Badeschwämmen bedeckten Oeffnungen versehen sind, ab, und lässt
die allenfalls noch mitführenden Schlammtheile in diesen Schwämmen zurück, so dass
es ganz rein aus den kleinen Oeffnungen herausläuft und nun in Tonnen gefüllt, auf
Wägen abgeführt und in der Stadt verkauft wird. Der Preiss dieses Wassers ist auf
10 centimes (2,4 kr. C. M.) für eine voie (23 litres oder 0,723 N. Oe. Kub. Fuss) festge-
setzt, welches demnach 3,3 kr. C. M. für 1 Nied. Oest. Kubikfuss beträgt. In eini-

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[258/0276] Wasserleitungen in Paris. ouvrages à éxecuter pour la distribution des eaux du Canal de l’Ourcq dans l’in- térieur de Paris (Paris, 1812) enthalten sind. Diesem gemäss sollen die Wasserlei- tungen folgendes liefern: 1. Die Wasserleitungen von Prés Saint-Gervais, Belleville und Ménil-montant 15 Pouces. 2. Die Leitung von Arcueil 50 — 3. Die Dampfmaschine Chaillot 280 — 4. Die Dampfmaschine Gros-Caillou 70 — 5. Die Pumpe an der Brücke Notre Dame 48 — 6. Die kleinen Pumpen und Schöpfwerke 17 — in Allem 480 Pouces oder in 24 Stunden 8952 Kubik-Meter. Diese Wassermenge wird jedoch nicht unmittelbar für das Bedürfniss der Stadtbe- wohner, sondern ein grosser Theil hiervon zur Reinigung der Strassen (lavage des rues), welche in Paris häufig Statt finden muss, da in den meisten Strassen die Unrathska- näle (égouts) noch fehlen, dann auch zu den öffentlichen Springbrunnen verwendet, aus welchen das überflüssige Wasser unbenützt abläuft. Die wirkliche, für das Bedürf- niss der Einwohner verwendete Wassermenge ergibt sich aus der Berechnung, welche Benoiston de Chateauneuf in seinen Recherches sur les consommations de tout genre de Paris, im Jahre 1817 bekannt machte; nämlich: Anzahl der Häuser in Paris 26000 „ „ Einwohner „ 713966 Jährliche Auslagen dieser Einwohner für ihren Wasserbedarf 6200000 Francs. Das täglich verbrauchte Wasser beträgt 169390 voies zu 23 litres. Hieraus folgt, dass jedes Haus beiläufig eine Wasserlinie (133,3 litres) täglich be- darf, und dass jeder Einwohner für das verbrauchte Wasser jährlich 8 Francs 68 centimes entrichten muss. Das Wasser, welches den Einwohnern in eigenen Tonnen zugeführt wird, muss jedoch vorher, wenn es zum Trinken dienen soll, einer Filtrirung unter- worfen werden. Die Anstalten hierfür sind in eigenen grossen Gebäuden an den Ufern der Seine eingerichtet. Mittelst der hydraulischen Maschinen wird das, häufig sehr unreine Flusswasser in grosse Behältnisse, welche sich unter dem Dache der Gebäu- de befinden, gehoben und setzt daselbst den grössten Theil des Schlammes und der Erde, welche es mit sich führt, ab. Aus diesem Behälter gelangt es in andere tiefer liegende Behälter, wo es durch eine Lage von groben Flussand und dann durch eine zweite Lage von solchem feinern aber scharfen Flussand, der mit Kohle gemischt wurde, geleitet wird. Von hieraus fliesst das Wasser durch lange Rinnen, die mit sehr vielen kleinen, mit Badeschwämmen bedeckten Oeffnungen versehen sind, ab, und lässt die allenfalls noch mitführenden Schlammtheile in diesen Schwämmen zurück, so dass es ganz rein aus den kleinen Oeffnungen herausläuft und nun in Tonnen gefüllt, auf Wägen abgeführt und in der Stadt verkauft wird. Der Preiss dieses Wassers ist auf 10 centimes (2,4 kr. C. M.) für eine voie (23 litres oder 0,723 N. Oe. Kub. Fuss) festge- setzt, welches demnach 3,3 kr. C. M. für 1 Nied. Oest. Kubikfuss beträgt. In eini-

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/276>, abgerufen am 18.05.2024.