Hieraus zeigt sich offenbar, welchen ausserordentlichen Einfluss die Länge einer Röhren- leitung auf die Geschwindigkeit und die Wassermenge nimmt, und wie sehr man in jedem Falle bedacht seyn müsse, eine jede unnöthige Verlängerung der Wasserleitungsröhren zu vermeiden.
3tes Beispiel. Ein Bräuhaus braucht in jeder Minute 6 Kubikfuss Wasser. Das Wasser wird durch eine 3000 Fuss lange Röhrenleitung zugeführt. Die Gefällshöhe auf diese ganze Länge beträgt 4 Fuss. Es fragt sich, wie gross der Durchmesser der Röh- ren angenommen werden müsse, damit die verlangte Wassermenge in der bestimmten Zeit ausfliesst und mit welcher Geschwindigkeit sich das Wasser in der Röhre bewegen werde.
In diesem Falle ist M = 6/60 = 0,1 Kubikfuss, dann h = 4 Fuss, l = 3000 Fuss, und es ist v und d zu bestimmen. Substituiren wir die gegebenen Werthe in die §. 144 auf- gestellten 2 Gleichungen, so ist 0,1 =
[Formel 1]
· d2 . v und 4 =
[Formel 2]
. Wollte man aus der ersten Gleichung den Werth für v in die zweite Gleichung substituiren, so liesse sich die letztere selbst durch höhere Rechnung nur sehr schwer auflösen. Es bleibt daher nichts übrig, als verschiedene Werthe für d anzunehmen, und zu untersuchen, bei welchem Durchmesser (d) der verlangte Ausfluss eintritt, oder wann beide Gleichungen zu- treffen.
Nehmen wir zuerst den Werth d = 2 Zoll = 1/6 Fuss an, so ist v =
[Formel 3]
= 4,58 und wird diess in die zweite Gleichung substituirt, so ist h =
[Formel 4]
= 148,63 Fuss, wogegen h nur 4 Fuss betra- gen darf. Wir sehen hieraus, dass man für d grössere Werthe annehmen muss; wir wollen daher einige solche Werthe versuchen und erhalten folgende Resultate:
[Tabelle]
Aus dieser Tabelle sehen wir, dass der wahre Werth von d zwischen 4,2 und 4,5 liegt. Nehmen wir nämlich d = 4,2 an, so ist h = 4,31, daher um 0,31 zu gross; nehmen wir jedoch d = 4,5, so wird h = 3,15, oder um 0,85 zu klein. Man kann daher nach der regula falsi sagen: Eine Aenderung von d um 4,5 -- 4,2 = 0,3 bringt eine Aenderung von h um 4,31 -- 3,15 = 1,16 hervor, wie viel muss man da- her zu d = 4,2 addiren, um den wahren Werth zu erhalten, oder um die Differenz 4,31 -- 4 = 0,31 zu bewirken; demnach ist: 1,16 : 0,3 = 0,31 : x, wor- aus x = 0,08 und demnach der wahre Werth von d = 4,2 + 0,08 = 4,28 Zoll. Diess gibt die Geschwindigkeit v =
[Formel 5]
= 1,00 Fuss. Versucht man, in wie ferne dieser Werth von d und v zutrifft, so gibt die Substitu- zion h =
[Formel 6]
= 3,92 Fuss. Da aber h genau
27*
Beispiele über Röhrenleitungen.
Hieraus zeigt sich offenbar, welchen ausserordentlichen Einfluss die Länge einer Röhren- leitung auf die Geschwindigkeit und die Wassermenge nimmt, und wie sehr man in jedem Falle bedacht seyn müsse, eine jede unnöthige Verlängerung der Wasserleitungsröhren zu vermeiden.
3tes Beispiel. Ein Bräuhaus braucht in jeder Minute 6 Kubikfuss Wasser. Das Wasser wird durch eine 3000 Fuss lange Röhrenleitung zugeführt. Die Gefällshöhe auf diese ganze Länge beträgt 4 Fuss. Es fragt sich, wie gross der Durchmesser der Röh- ren angenommen werden müsse, damit die verlangte Wassermenge in der bestimmten Zeit ausfliesst und mit welcher Geschwindigkeit sich das Wasser in der Röhre bewegen werde.
In diesem Falle ist M = 6/60 = 0,1 Kubikfuss, dann h = 4 Fuss, l = 3000 Fuss, und es ist v und d zu bestimmen. Substituiren wir die gegebenen Werthe in die §. 144 auf- gestellten 2 Gleichungen, so ist 0,1 =
[Formel 1]
· d2 . v und 4 =
[Formel 2]
. Wollte man aus der ersten Gleichung den Werth für v in die zweite Gleichung substituiren, so liesse sich die letztere selbst durch höhere Rechnung nur sehr schwer auflösen. Es bleibt daher nichts übrig, als verschiedene Werthe für d anzunehmen, und zu untersuchen, bei welchem Durchmesser (d) der verlangte Ausfluss eintritt, oder wann beide Gleichungen zu- treffen.
Nehmen wir zuerst den Werth d = 2 Zoll = ⅙ Fuss an, so ist v =
[Formel 3]
= 4,58 und wird diess in die zweite Gleichung substituirt, so ist h =
[Formel 4]
= 148,63 Fuss, wogegen h nur 4 Fuss betra- gen darf. Wir sehen hieraus, dass man für d grössere Werthe annehmen muss; wir wollen daher einige solche Werthe versuchen und erhalten folgende Resultate:
[Tabelle]
Aus dieser Tabelle sehen wir, dass der wahre Werth von d zwischen 4,2 und 4,5 liegt. Nehmen wir nämlich d = 4,2 an, so ist h = 4,31, daher um 0,31 zu gross; nehmen wir jedoch d = 4,5, so wird h = 3,15, oder um 0,85 zu klein. Man kann daher nach der regula falsi sagen: Eine Aenderung von d um 4,5 — 4,2 = 0,3 bringt eine Aenderung von h um 4,31 — 3,15 = 1,16 hervor, wie viel muss man da- her zu d = 4,2 addiren, um den wahren Werth zu erhalten, oder um die Differenz 4,31 — 4 = 0,31 zu bewirken; demnach ist: 1,16 : 0,3 = 0,31 : x, wor- aus x = 0,08 und demnach der wahre Werth von d = 4,2 + 0,08 = 4,28 Zoll. Diess gibt die Geschwindigkeit v =
[Formel 5]
= 1,00 Fuss. Versucht man, in wie ferne dieser Werth von d und v zutrifft, so gibt die Substitu- zion h =
[Formel 6]
= 3,92 Fuss. Da aber h genau
27*
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0229"n="211"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#i">Beispiele über Röhrenleitungen</hi>.</fw><lb/><p>Hieraus zeigt sich offenbar, welchen ausserordentlichen Einfluss die Länge einer Röhren-<lb/>
leitung auf die Geschwindigkeit und die Wassermenge nimmt, und wie sehr man in jedem<lb/>
Falle bedacht seyn müsse, eine jede unnöthige Verlängerung der Wasserleitungsröhren<lb/>
zu vermeiden.</p><lb/><p><hirendition="#g">3tes Beispiel</hi>. Ein Bräuhaus braucht in jeder Minute 6 Kubikfuss Wasser. Das<lb/>
Wasser wird durch eine 3000 Fuss lange Röhrenleitung zugeführt. Die Gefällshöhe auf<lb/>
diese ganze Länge beträgt 4 Fuss. Es fragt sich, wie gross der Durchmesser der Röh-<lb/>
ren angenommen werden müsse, damit die verlangte Wassermenge in der bestimmten<lb/>
Zeit ausfliesst und mit welcher Geschwindigkeit sich das Wasser in der Röhre bewegen<lb/>
werde.</p><lb/><p>In diesem Falle ist M = 6/60 = 0,<hirendition="#sub">1</hi> Kubikfuss, dann h = 4 Fuss, l = 3000 Fuss, und es<lb/>
ist v und d zu bestimmen. Substituiren wir die gegebenen Werthe in die §. 144 auf-<lb/>
gestellten 2 Gleichungen, so ist<lb/>
0,<hirendition="#sub">1</hi> = <formula/> · d<hirendition="#sup">2</hi> . v und 4 = <formula/>. Wollte man aus der ersten<lb/>
Gleichung den Werth für v in die zweite Gleichung substituiren, so liesse sich die letztere<lb/>
selbst durch höhere Rechnung nur sehr schwer auflösen. Es bleibt daher nichts<lb/>
übrig, als verschiedene Werthe für d anzunehmen, und zu untersuchen, bei welchem<lb/>
Durchmesser (d) der verlangte Ausfluss eintritt, oder wann beide Gleichungen zu-<lb/>
treffen.</p><lb/><p>Nehmen wir zuerst den Werth d = 2 Zoll = ⅙ Fuss an, so ist<lb/>
v = <formula/> = 4,<hirendition="#sub">58</hi> und wird diess in die zweite Gleichung substituirt, so ist<lb/>
h = <formula/> = 148,<hirendition="#sub">63</hi> Fuss, wogegen h nur 4 Fuss betra-<lb/>
gen darf. Wir sehen hieraus, dass man für d grössere Werthe annehmen muss; wir<lb/>
wollen daher einige solche Werthe versuchen und erhalten folgende Resultate:</p><lb/><table><row><cell/></row></table><p>Aus dieser Tabelle sehen wir, dass der wahre<lb/>
Werth von d zwischen 4,<hirendition="#sub">2</hi> und 4,<hirendition="#sub">5</hi> liegt. Nehmen wir<lb/>
nämlich d = 4,<hirendition="#sub">2</hi> an, so ist h = 4,<hirendition="#sub">31</hi>, daher um 0,<hirendition="#sub">31</hi> zu<lb/>
gross; nehmen wir jedoch d = 4,<hirendition="#sub">5</hi>, so wird h = 3,<hirendition="#sub">15</hi>,<lb/>
oder um 0,<hirendition="#sub">85</hi> zu klein. Man kann daher nach der<lb/><hirendition="#i">regula falsi</hi> sagen: Eine Aenderung von d um<lb/>
4,<hirendition="#sub">5</hi>— 4,<hirendition="#sub">2</hi> = 0,<hirendition="#sub">3</hi> bringt eine Aenderung von h um<lb/>
4,<hirendition="#sub">31</hi>— 3,<hirendition="#sub">15</hi> = 1,<hirendition="#sub">16</hi> hervor, wie viel muss man da-<lb/>
her zu d = 4,<hirendition="#sub">2</hi> addiren, um den wahren Werth zu<lb/>
erhalten, oder um die Differenz 4,<hirendition="#sub">31</hi>— 4 = 0,<hirendition="#sub">31</hi><lb/>
zu bewirken; demnach ist: 1,<hirendition="#sub">16</hi> : 0,<hirendition="#sub">3</hi> = 0,<hirendition="#sub">31</hi> : x, wor-<lb/>
aus x = 0,<hirendition="#sub">08</hi> und demnach der wahre Werth von<lb/>
d = 4,<hirendition="#sub">2</hi> + 0,<hirendition="#sub">08</hi> = 4,<hirendition="#sub">28</hi> Zoll. Diess gibt die Geschwindigkeit v = <formula/> = 1,<hirendition="#sub">00</hi> Fuss.<lb/>
Versucht man, in wie ferne dieser Werth von d und v zutrifft, so gibt die Substitu-<lb/>
zion h = <formula/> = 3,<hirendition="#sub">92</hi> Fuss. Da aber h genau<lb/><fwplace="bottom"type="sig">27*</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[211/0229]
Beispiele über Röhrenleitungen.
Hieraus zeigt sich offenbar, welchen ausserordentlichen Einfluss die Länge einer Röhren-
leitung auf die Geschwindigkeit und die Wassermenge nimmt, und wie sehr man in jedem
Falle bedacht seyn müsse, eine jede unnöthige Verlängerung der Wasserleitungsröhren
zu vermeiden.
3tes Beispiel. Ein Bräuhaus braucht in jeder Minute 6 Kubikfuss Wasser. Das
Wasser wird durch eine 3000 Fuss lange Röhrenleitung zugeführt. Die Gefällshöhe auf
diese ganze Länge beträgt 4 Fuss. Es fragt sich, wie gross der Durchmesser der Röh-
ren angenommen werden müsse, damit die verlangte Wassermenge in der bestimmten
Zeit ausfliesst und mit welcher Geschwindigkeit sich das Wasser in der Röhre bewegen
werde.
In diesem Falle ist M = 6/60 = 0,1 Kubikfuss, dann h = 4 Fuss, l = 3000 Fuss, und es
ist v und d zu bestimmen. Substituiren wir die gegebenen Werthe in die §. 144 auf-
gestellten 2 Gleichungen, so ist
0,1 = [FORMEL] · d2 . v und 4 = [FORMEL]. Wollte man aus der ersten
Gleichung den Werth für v in die zweite Gleichung substituiren, so liesse sich die letztere
selbst durch höhere Rechnung nur sehr schwer auflösen. Es bleibt daher nichts
übrig, als verschiedene Werthe für d anzunehmen, und zu untersuchen, bei welchem
Durchmesser (d) der verlangte Ausfluss eintritt, oder wann beide Gleichungen zu-
treffen.
Nehmen wir zuerst den Werth d = 2 Zoll = ⅙ Fuss an, so ist
v = [FORMEL] = 4,58 und wird diess in die zweite Gleichung substituirt, so ist
h = [FORMEL] = 148,63 Fuss, wogegen h nur 4 Fuss betra-
gen darf. Wir sehen hieraus, dass man für d grössere Werthe annehmen muss; wir
wollen daher einige solche Werthe versuchen und erhalten folgende Resultate:
Aus dieser Tabelle sehen wir, dass der wahre
Werth von d zwischen 4,2 und 4,5 liegt. Nehmen wir
nämlich d = 4,2 an, so ist h = 4,31, daher um 0,31 zu
gross; nehmen wir jedoch d = 4,5, so wird h = 3,15,
oder um 0,85 zu klein. Man kann daher nach der
regula falsi sagen: Eine Aenderung von d um
4,5 — 4,2 = 0,3 bringt eine Aenderung von h um
4,31 — 3,15 = 1,16 hervor, wie viel muss man da-
her zu d = 4,2 addiren, um den wahren Werth zu
erhalten, oder um die Differenz 4,31 — 4 = 0,31
zu bewirken; demnach ist: 1,16 : 0,3 = 0,31 : x, wor-
aus x = 0,08 und demnach der wahre Werth von
d = 4,2 + 0,08 = 4,28 Zoll. Diess gibt die Geschwindigkeit v = [FORMEL] = 1,00 Fuss.
Versucht man, in wie ferne dieser Werth von d und v zutrifft, so gibt die Substitu-
zion h = [FORMEL] = 3,92 Fuss. Da aber h genau
27*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/229>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.