Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite
Abfluss des Wassers in Mühlgerinnen.
[Tabelle]

Obgleich diese Versuche mit vielem Fleisse vorgenommen wurden, so zeigt doch
der berechnete Werth des Zusammenziehungskoeffizienten m, dass hiebei Beobachtungs-
fehler unterliefen, wie es bei solchen Messungen leicht eintreten kann. Man hätte
nämlich im Versuche Nr. 1, wo die Breite der Oeffnung am kleinsten war, die Zusam-
menziehung am grössten oder m am kleinsten finden sollen, wogegen bei den folgenden
Versuchen m immer grösser werden und bei dem Versuche Nr. 6 das meiste betragen
sollte, weil hier die Breite der Oeffnung von der ganzen Breite des Gerinnes nur wenig
mehr abwich, also die Zusammenziehung am wenigsten betragen konnte.

Aus diesen Versuchen und mehreren andern, welche über den Ausfluss des Wassers
aus oben geöffneten Wassereinschnitten, oder ganz aufgezogenen Schützenöffnungen
vorgenommen wurden, lässt sich der Werth des Zusammenziehungskoeffizienten mit
m = 0,63 annehmen. Derselbe Koeffizient kann auch bei der Berechnung des Wasser-
abflusses bei grossen Uiberfällen, wobei auf allen Seiten Zusammenziehung Statt
findet, angenommen werden.

§. 114.

Der Ausfluss des Wassers aus Schützenöffnungen, vor welchen ein bedeutender Was-
serstand vorhanden ist und wo die Schütze nicht auf die ganze Höhe des
Oberwassers aufgezogen wird
, lässt sich nicht nach der vorstehenden Erfah-
rung berechnen und fordert abermals die Vornahme eigener Versuche.

Da diese Versuche im Grossen angestellt werden müssen, so sind sie nicht leicht
mit der erforderlichen Genauigkeit auszuführen, und es finden sich in den hydraulischen
Schriften nur wenige Beobachtungen dieser Art, die man mit Verlässigkeit praktischen
Berechnungen zum Grund legen könnte. In den Memoires sur les roues hydraulique
a aubes courbes, mues par dessous, par M. Poncelet, Metz
, 1827 sind mehrere
Versuche dieser Art angeführt, wovon die folgenden an dem Wasserwerke des Herrn

Abfluss des Wassers in Mühlgerinnen.
[Tabelle]

Obgleich diese Versuche mit vielem Fleisse vorgenommen wurden, so zeigt doch
der berechnete Werth des Zusammenziehungskoeffizienten m, dass hiebei Beobachtungs-
fehler unterliefen, wie es bei solchen Messungen leicht eintreten kann. Man hätte
nämlich im Versuche Nr. 1, wo die Breite der Oeffnung am kleinsten war, die Zusam-
menziehung am grössten oder m am kleinsten finden sollen, wogegen bei den folgenden
Versuchen m immer grösser werden und bei dem Versuche Nr. 6 das meiste betragen
sollte, weil hier die Breite der Oeffnung von der ganzen Breite des Gerinnes nur wenig
mehr abwich, also die Zusammenziehung am wenigsten betragen konnte.

Aus diesen Versuchen und mehreren andern, welche über den Ausfluss des Wassers
aus oben geöffneten Wassereinschnitten, oder ganz aufgezogenen Schützenöffnungen
vorgenommen wurden, lässt sich der Werth des Zusammenziehungskoeffizienten mit
m = 0,63 annehmen. Derselbe Koeffizient kann auch bei der Berechnung des Wasser-
abflusses bei grossen Uiberfällen, wobei auf allen Seiten Zusammenziehung Statt
findet, angenommen werden.

§. 114.

Der Ausfluss des Wassers aus Schützenöffnungen, vor welchen ein bedeutender Was-
serstand vorhanden ist und wo die Schütze nicht auf die ganze Höhe des
Oberwassers aufgezogen wird
, lässt sich nicht nach der vorstehenden Erfah-
rung berechnen und fordert abermals die Vornahme eigener Versuche.

Da diese Versuche im Grossen angestellt werden müssen, so sind sie nicht leicht
mit der erforderlichen Genauigkeit auszuführen, und es finden sich in den hydraulischen
Schriften nur wenige Beobachtungen dieser Art, die man mit Verlässigkeit praktischen
Berechnungen zum Grund legen könnte. In den Mémoires sur les roues hydraulique
à aubes courbes, mues par dessous, par M. Poncelet, Metz
, 1827 sind mehrere
Versuche dieser Art angeführt, wovon die folgenden an dem Wasserwerke des Herrn

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0174" n="156"/>
            <fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">Abfluss des Wassers in Mühlgerinnen</hi>.</fw><lb/>
            <table>
              <row>
                <cell/>
              </row>
            </table>
            <p>Obgleich diese Versuche mit vielem Fleisse vorgenommen wurden, so zeigt doch<lb/>
der berechnete Werth des Zusammenziehungskoeffizienten m, dass hiebei Beobachtungs-<lb/>
fehler unterliefen, wie es bei solchen Messungen leicht eintreten kann. Man hätte<lb/>
nämlich im Versuche Nr. 1, wo die Breite der Oeffnung am kleinsten war, die Zusam-<lb/>
menziehung am grössten oder m am kleinsten finden sollen, wogegen bei den folgenden<lb/>
Versuchen m immer grösser werden und bei dem Versuche Nr. 6 das meiste betragen<lb/>
sollte, weil hier die Breite der Oeffnung von der ganzen Breite des Gerinnes nur wenig<lb/>
mehr abwich, also die Zusammenziehung am wenigsten betragen konnte.</p><lb/>
            <p>Aus diesen Versuchen und mehreren andern, welche über den Ausfluss des Wassers<lb/>
aus oben geöffneten Wassereinschnitten, oder ganz aufgezogenen Schützenöffnungen<lb/>
vorgenommen wurden, lässt sich der Werth des Zusammenziehungskoeffizienten mit<lb/>
m = 0,<hi rendition="#sub">63</hi> annehmen. Derselbe Koeffizient kann auch bei der Berechnung des Wasser-<lb/>
abflusses bei <hi rendition="#g">grossen Uiberfällen</hi>, wobei auf allen Seiten Zusammenziehung Statt<lb/>
findet, angenommen werden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 114.</head><lb/>
            <p>Der Ausfluss des Wassers aus Schützenöffnungen, vor welchen ein bedeutender Was-<lb/>
serstand vorhanden ist und wo <hi rendition="#g">die Schütze nicht auf die ganze Höhe des<lb/>
Oberwassers aufgezogen wird</hi>, lässt sich nicht nach der vorstehenden Erfah-<lb/>
rung berechnen und fordert abermals die Vornahme eigener Versuche.</p><lb/>
            <p>Da diese Versuche im Grossen angestellt werden müssen, so sind sie nicht leicht<lb/>
mit der erforderlichen Genauigkeit auszuführen, und es finden sich in den hydraulischen<lb/>
Schriften nur wenige Beobachtungen dieser Art, die man mit Verlässigkeit praktischen<lb/>
Berechnungen zum Grund legen könnte. In den <hi rendition="#i">Mémoires sur les roues hydraulique<lb/>
à aubes courbes, mues par dessous, par M. <hi rendition="#g">Poncelet</hi>, Metz</hi>, 1827 sind mehrere<lb/>
Versuche dieser Art angeführt, wovon die folgenden an dem Wasserwerke des Herrn<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[156/0174] Abfluss des Wassers in Mühlgerinnen. Obgleich diese Versuche mit vielem Fleisse vorgenommen wurden, so zeigt doch der berechnete Werth des Zusammenziehungskoeffizienten m, dass hiebei Beobachtungs- fehler unterliefen, wie es bei solchen Messungen leicht eintreten kann. Man hätte nämlich im Versuche Nr. 1, wo die Breite der Oeffnung am kleinsten war, die Zusam- menziehung am grössten oder m am kleinsten finden sollen, wogegen bei den folgenden Versuchen m immer grösser werden und bei dem Versuche Nr. 6 das meiste betragen sollte, weil hier die Breite der Oeffnung von der ganzen Breite des Gerinnes nur wenig mehr abwich, also die Zusammenziehung am wenigsten betragen konnte. Aus diesen Versuchen und mehreren andern, welche über den Ausfluss des Wassers aus oben geöffneten Wassereinschnitten, oder ganz aufgezogenen Schützenöffnungen vorgenommen wurden, lässt sich der Werth des Zusammenziehungskoeffizienten mit m = 0,63 annehmen. Derselbe Koeffizient kann auch bei der Berechnung des Wasser- abflusses bei grossen Uiberfällen, wobei auf allen Seiten Zusammenziehung Statt findet, angenommen werden. §. 114. Der Ausfluss des Wassers aus Schützenöffnungen, vor welchen ein bedeutender Was- serstand vorhanden ist und wo die Schütze nicht auf die ganze Höhe des Oberwassers aufgezogen wird, lässt sich nicht nach der vorstehenden Erfah- rung berechnen und fordert abermals die Vornahme eigener Versuche. Da diese Versuche im Grossen angestellt werden müssen, so sind sie nicht leicht mit der erforderlichen Genauigkeit auszuführen, und es finden sich in den hydraulischen Schriften nur wenige Beobachtungen dieser Art, die man mit Verlässigkeit praktischen Berechnungen zum Grund legen könnte. In den Mémoires sur les roues hydraulique à aubes courbes, mues par dessous, par M. Poncelet, Metz, 1827 sind mehrere Versuche dieser Art angeführt, wovon die folgenden an dem Wasserwerke des Herrn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/174
Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/174>, abgerufen am 05.12.2024.