Beschreibung der Eisenbahn zwischen der Moldau und Donau.
Fig. 19. Tab. 30.
Nach diesen Dimensionen ist die krumme Linie des Ausweichplatzes Fig. 19 aufge- tragen worden, und man sieht leicht, wie in ähnlichen Fällen der Uibergang aus einer geraden in eine krumme Linie oder die Verbindung zweier in entgegengesetzter Richtung fortlaufender krummen Linien zu bewirken sey.
§. 595.
Am Schlusse dieses Werkes glaube ich unsern Lesern eine kurze Nachricht über die in Böhmen in der Ausführung begriffenen zwei Eisenbahnen um so mehr geben zu müssen, als man über den Stand dieser zwei bereits sehr weit fortgeschrit- tenen Unternehmungen im Publikum noch wenig unterrichtet ist. Die erste Eisenbahn, welche in Böhmen zur Ausführung kam, ist von meinem Vater im J. 1807 statt eines be- reits im vierzehnten Jahrhunderte zur Verbindung der Moldau und Donau in Antrag ge- brachten Kanales vorgeschlagen und die Gründe hiefür in dem in der Vorrede genann- ten Werke umständlich auseinander gesetzt worden.
Die ungünstigen Zeitverhältnisse liessen jedoch dieses im Jahre 1807 gemachte Projekt nicht zur Ausführung kommen, bis die im J. 1822 eingetretene Freiheit der Elbeschiffahrt eine zweckmässige Verbindung der Donau und Elbe durch die Moldau und demnach den Bau einer Eisenbahn wieder erwünschlich machte. Die Jahre 1823 und 1824 waren über- diess für Akzienunternehmungen so günstig, dass dieses Projekt nunmehr ohne Anstand realisirt werden konnte. Ich hatte in dieser Hinsicht bereits im J. 1822 meine erste Reise nach England angetreten, um die dortigen Eisenbahnen kennen zu lernen und machte im J. 1824 folgende Abhandlung hierüber bekannt: "Uiber die Vortheile der Anlage einer Ei- senbahn zwischen der Moldau und Donau. Von Franz Anton von Gerstner, Ritter der k. k. österr. Erblande, Herr und Landmann in Böhmen, Mähren und Schlesien, öffentli- chem und ordentlichem Professor der praktischen Geometrie am k. k. polytechnischen Insti- tute zu Wien. Wien, 1824. Bei Tendler." (Pr. 1 fl. C. M.) Diese Druckschrift erschien später in französischer Uibersetzung in dem Jahrgange 1829 des Journal du genie civil.
Unter dem 7ten September 1824 geruhte Seine kaiserl. königl. Majestät mir ein ausschliessendes Privilegium zum Baue und zur Benützung dieser Eisenbahn während 50 Jahren zu verleihen, ich trat sonach aus dem kaiserl. königl. Staatsdienste und vereinigte mich unter dem 20sten März 1825 mit einer Privatgesellschaft, an deren Spitze die Chefs der ersten Wiener Grosshandlungshäuser standen, zur Ausführung die- ser Unternehmung. Die Privilegiumsurkunde, der gesellschaftliche Vertrag, die Statu- ten, die ersten öffentlich erschienenen Berichte über die Unternehmung und alle andere hieher gehörigen Dokumente, finden sich in der: "Sammlung der Aktenstücke in Be- treff der Ausführung der k. k. priv. österr. Eisenbahn. Wien 1826. Bei Tendler" (Pr. 30 kr.) Die weitere Darstellung der Verhältnisse dieser Unternehmung, nachdem der Bau einer Strecke von 32800 N. Oe. Klftr. oder 8,2 N. Oe. Meilen beendigt, ein bedeutender fundus instructus angeschafft, die Bahn eröffnet und ein Kapital von 921673 fl. 18 kr. C. M. ver- ausgabt war, findet man in der Abhandlung: "Uiber die Vortheile der Unternehmung ei- ner Eisenbahn zwischen der Moldau und Donau von Franz Anton Ritter von Gerstner; im Februar 1829. Wien bei Tendler." (Preis 40 kr.). Diese Abhandlung dürfte für die Unternehmer ähnlicher Bauten von Interesse seyn, weil hierin eine Vergleichung unse-
Beschreibung der Eisenbahn zwischen der Moldau und Donau.
Fig. 19. Tab. 30.
Nach diesen Dimensionen ist die krumme Linie des Ausweichplatzes Fig. 19 aufge- tragen worden, und man sieht leicht, wie in ähnlichen Fällen der Uibergang aus einer geraden in eine krumme Linie oder die Verbindung zweier in entgegengesetzter Richtung fortlaufender krummen Linien zu bewirken sey.
§. 595.
Am Schlusse dieses Werkes glaube ich unsern Lesern eine kurze Nachricht über die in Böhmen in der Ausführung begriffenen zwei Eisenbahnen um so mehr geben zu müssen, als man über den Stand dieser zwei bereits sehr weit fortgeschrit- tenen Unternehmungen im Publikum noch wenig unterrichtet ist. Die erste Eisenbahn, welche in Böhmen zur Ausführung kam, ist von meinem Vater im J. 1807 statt eines be- reits im vierzehnten Jahrhunderte zur Verbindung der Moldau und Donau in Antrag ge- brachten Kanales vorgeschlagen und die Gründe hiefür in dem in der Vorrede genann- ten Werke umständlich auseinander gesetzt worden.
Die ungünstigen Zeitverhältnisse liessen jedoch dieses im Jahre 1807 gemachte Projekt nicht zur Ausführung kommen, bis die im J. 1822 eingetretene Freiheit der Elbeschiffahrt eine zweckmässige Verbindung der Donau und Elbe durch die Moldau und demnach den Bau einer Eisenbahn wieder erwünschlich machte. Die Jahre 1823 und 1824 waren über- diess für Akzienunternehmungen so günstig, dass dieses Projekt nunmehr ohne Anstand realisirt werden konnte. Ich hatte in dieser Hinsicht bereits im J. 1822 meine erste Reise nach England angetreten, um die dortigen Eisenbahnen kennen zu lernen und machte im J. 1824 folgende Abhandlung hierüber bekannt: „Uiber die Vortheile der Anlage einer Ei- senbahn zwischen der Moldau und Donau. Von Franz Anton von Gerstner, Ritter der k. k. österr. Erblande, Herr und Landmann in Böhmen, Mähren und Schlesien, öffentli- chem und ordentlichem Professor der praktischen Geometrie am k. k. polytechnischen Insti- tute zu Wien. Wien, 1824. Bei Tendler.“ (Pr. 1 fl. C. M.) Diese Druckschrift erschien später in französischer Uibersetzung in dem Jahrgange 1829 des Journal du genie civil.
Unter dem 7ten September 1824 geruhte Seine kaiserl. königl. Majestät mir ein ausschliessendes Privilegium zum Baue und zur Benützung dieser Eisenbahn während 50 Jahren zu verleihen, ich trat sonach aus dem kaiserl. königl. Staatsdienste und vereinigte mich unter dem 20sten März 1825 mit einer Privatgesellschaft, an deren Spitze die Chefs der ersten Wiener Grosshandlungshäuser standen, zur Ausführung die- ser Unternehmung. Die Privilegiumsurkunde, der gesellschaftliche Vertrag, die Statu- ten, die ersten öffentlich erschienenen Berichte über die Unternehmung und alle andere hieher gehörigen Dokumente, finden sich in der: „Sammlung der Aktenstücke in Be- treff der Ausführung der k. k. priv. österr. Eisenbahn. Wien 1826. Bei Tendler“ (Pr. 30 kr.) Die weitere Darstellung der Verhältnisse dieser Unternehmung, nachdem der Bau einer Strecke von 32800 N. Oe. Klftr. oder 8,2 N. Oe. Meilen beendigt, ein bedeutender fundus instructus angeschafft, die Bahn eröffnet und ein Kapital von 921673 fl. 18 kr. C. M. ver- ausgabt war, findet man in der Abhandlung: „Uiber die Vortheile der Unternehmung ei- ner Eisenbahn zwischen der Moldau und Donau von Franz Anton Ritter von Gerstner; im Februar 1829. Wien bei Tendler.“ (Preis 40 kr.). Diese Abhandlung dürfte für die Unternehmer ähnlicher Bauten von Interesse seyn, weil hierin eine Vergleichung unse-
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Beschreibung der Eisenbahn zwischen der Moldau und Donau.
Nach diesen Dimensionen ist die krumme Linie des Ausweichplatzes Fig. 19 aufge-
tragen worden, und man sieht leicht, wie in ähnlichen Fällen der Uibergang aus einer
geraden in eine krumme Linie oder die Verbindung zweier in entgegengesetzter Richtung
fortlaufender krummen Linien zu bewirken sey.
§. 595.
Am Schlusse dieses Werkes glaube ich unsern Lesern eine kurze Nachricht über die
in Böhmen in der Ausführung begriffenen zwei Eisenbahnen um so
mehr geben zu müssen, als man über den Stand dieser zwei bereits sehr weit fortgeschrit-
tenen Unternehmungen im Publikum noch wenig unterrichtet ist. Die erste Eisenbahn,
welche in Böhmen zur Ausführung kam, ist von meinem Vater im J. 1807 statt eines be-
reits im vierzehnten Jahrhunderte zur Verbindung der Moldau und Donau in Antrag ge-
brachten Kanales vorgeschlagen und die Gründe hiefür in dem in der Vorrede genann-
ten Werke umständlich auseinander gesetzt worden.
Die ungünstigen Zeitverhältnisse liessen jedoch dieses im Jahre 1807 gemachte Projekt
nicht zur Ausführung kommen, bis die im J. 1822 eingetretene Freiheit der Elbeschiffahrt
eine zweckmässige Verbindung der Donau und Elbe durch die Moldau und demnach den
Bau einer Eisenbahn wieder erwünschlich machte. Die Jahre 1823 und 1824 waren über-
diess für Akzienunternehmungen so günstig, dass dieses Projekt nunmehr ohne Anstand
realisirt werden konnte. Ich hatte in dieser Hinsicht bereits im J. 1822 meine erste Reise
nach England angetreten, um die dortigen Eisenbahnen kennen zu lernen und machte im
J. 1824 folgende Abhandlung hierüber bekannt: „Uiber die Vortheile der Anlage einer Ei-
senbahn zwischen der Moldau und Donau. Von Franz Anton von Gerstner, Ritter der
k. k. österr. Erblande, Herr und Landmann in Böhmen, Mähren und Schlesien, öffentli-
chem und ordentlichem Professor der praktischen Geometrie am k. k. polytechnischen Insti-
tute zu Wien. Wien, 1824. Bei Tendler.“ (Pr. 1 fl. C. M.) Diese Druckschrift erschien
später in französischer Uibersetzung in dem Jahrgange 1829 des Journal du genie civil.
Unter dem 7ten September 1824 geruhte Seine kaiserl. königl. Majestät mir ein
ausschliessendes Privilegium zum Baue und zur Benützung dieser Eisenbahn während
50 Jahren zu verleihen, ich trat sonach aus dem kaiserl. königl. Staatsdienste und
vereinigte mich unter dem 20sten März 1825 mit einer Privatgesellschaft, an deren
Spitze die Chefs der ersten Wiener Grosshandlungshäuser standen, zur Ausführung die-
ser Unternehmung. Die Privilegiumsurkunde, der gesellschaftliche Vertrag, die Statu-
ten, die ersten öffentlich erschienenen Berichte über die Unternehmung und alle andere
hieher gehörigen Dokumente, finden sich in der: „Sammlung der Aktenstücke in Be-
treff der Ausführung der k. k. priv. österr. Eisenbahn. Wien 1826. Bei Tendler“ (Pr. 30 kr.)
Die weitere Darstellung der Verhältnisse dieser Unternehmung, nachdem der Bau einer
Strecke von 32800 N. Oe. Klftr. oder 8,2 N. Oe. Meilen beendigt, ein bedeutender fundus
instructus angeschafft, die Bahn eröffnet und ein Kapital von 921673 fl. 18 kr. C. M. ver-
ausgabt war, findet man in der Abhandlung: „Uiber die Vortheile der Unternehmung ei-
ner Eisenbahn zwischen der Moldau und Donau von Franz Anton Ritter von Gerstner;
im Februar 1829. Wien bei Tendler.“ (Preis 40 kr.). Diese Abhandlung dürfte für die
Unternehmer ähnlicher Bauten von Interesse seyn, weil hierin eine Vergleichung unse-
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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831, S. 660. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831/692>, abgerufen am 24.11.2024.
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