Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

Schlussfolgerungen.
stimmte Anschläge über die Frachtkosten für jede Lokalität und für die verschiedenen
hiebei zu verwendenden Kräfte zu verfassen. Die Vermessung und Nivellirung der Gegend,
wo eine Eisenbahn angelegt werden soll, geben die weitern Anhaltspunkte für die Bau- und
Unterhaltungskosten
der Bahn. Die letztern müssen immer weit weniger betragen, als
es bei der Unterhaltung der Landstrassen (Chauseen) der Fall ist, da der Damm einer einfachen
Eisenbahn gewöhnlich nur 10 Fuss, einer doppelten Bahn aber nur 18 bis 20 Fuss Breite an
seiner Oberfläche erhält, und weiter bei einer Eisenbahn nie dieselbe Zermalmung des
Schotters und der Steine eintritt, als es durch das Fuhrwerk auf den Landstrassen der
Fall ist *). Wir wiederholen die bereits früher gemachte Bemerkung, dass sich im Allgemei-
nen über die Bau- und Unterhaltungs-Kosten keine bestimmten Anschläge machen las-
sen, dass demnach auch die Vortheile, welche eine Eisenbahn gewährt, lediglich erst
nach den für jede Gegend verfassten Uiberschlägen, wozu unsere Beschreibungen hin-
längliche Anhaltspunkte darbiethen, beurtheilt werden müssen. Es versteht sich von
selbst, dass bei diesen Anschlägen immer das auf den Eisenbahnen zu transportirende
Frachtquantum eine vorzügliche Rücksicht erfordert. Wir haben gesehen, dass auf
den in England als vortheilhaft bekannten Eisenbahnen immer ein Quantum von einigen
Millionen Zentner
jährlich verführt wird. Dieses Frachtquantum dürfte an sehr
wenigen Punkten in Deutschland vorhanden seyn, allein die Baukosten unserer Bahnen

*) Seit mehreren Jahren werden von den k. k. Provinzial-Strassenbau-Directionen Ausweise verfasst,
wie viel die Unterhaltung einer Meile Strasse von 4000 Wiener-Klafter Länge jähr-
lichbetrage
; unter diesen Kosten sind die Auslagen für die Strassenbau-Direction und sämmt-
liche bei den Strassen angestellte Beamte und zeitweilig oder tagweise verwendete Personen, die Aus-
lagen für das Beschotterungs-Materiale und die Einräumung desselben, für die Unterhaltung aller
Brücken, Kanäle und andere zu den k. k. Strassen gehörigen Werke und alle andern Auslagen jeder
Art begriffen, die in diesem Jahre dem k. k. Strassenfonde zufallen, mit blosser Ausnahme jener
Auslagen, welche die neue Herstellung einer Strasse oder die Umbauung einer schon be-
stehenden Strasse betreffen. Die Ausweise haben für nachstehende 4 Jahre folgende Resultate geliefert:
[Tabelle]
Die Breite dieser Strassen ist zwar sehr ungleich, kann aber im Durchschnitte mit fünf N. Oe.
Klafter angenommen werden.
81 *

Schlussfolgerungen.
stimmte Anschläge über die Frachtkosten für jede Lokalität und für die verschiedenen
hiebei zu verwendenden Kräfte zu verfassen. Die Vermessung und Nivellirung der Gegend,
wo eine Eisenbahn angelegt werden soll, geben die weitern Anhaltspunkte für die Bau- und
Unterhaltungskosten
der Bahn. Die letztern müssen immer weit weniger betragen, als
es bei der Unterhaltung der Landstrassen (Chauseen) der Fall ist, da der Damm einer einfachen
Eisenbahn gewöhnlich nur 10 Fuss, einer doppelten Bahn aber nur 18 bis 20 Fuss Breite an
seiner Oberfläche erhält, und weiter bei einer Eisenbahn nie dieselbe Zermalmung des
Schotters und der Steine eintritt, als es durch das Fuhrwerk auf den Landstrassen der
Fall ist *). Wir wiederholen die bereits früher gemachte Bemerkung, dass sich im Allgemei-
nen über die Bau- und Unterhaltungs-Kosten keine bestimmten Anschläge machen las-
sen, dass demnach auch die Vortheile, welche eine Eisenbahn gewährt, lediglich erst
nach den für jede Gegend verfassten Uiberschlägen, wozu unsere Beschreibungen hin-
längliche Anhaltspunkte darbiethen, beurtheilt werden müssen. Es versteht sich von
selbst, dass bei diesen Anschlägen immer das auf den Eisenbahnen zu transportirende
Frachtquantum eine vorzügliche Rücksicht erfordert. Wir haben gesehen, dass auf
den in England als vortheilhaft bekannten Eisenbahnen immer ein Quantum von einigen
Millionen Zentner
jährlich verführt wird. Dieses Frachtquantum dürfte an sehr
wenigen Punkten in Deutschland vorhanden seyn, allein die Baukosten unserer Bahnen

*) Seit mehreren Jahren werden von den k. k. Provinzial-Strassenbau-Directionen Ausweise verfasst,
wie viel die Unterhaltung einer Meile Strasse von 4000 Wiener-Klafter Länge jähr-
lichbetrage
; unter diesen Kosten sind die Auslagen für die Strassenbau-Direction und sämmt-
liche bei den Strassen angestellte Beamte und zeitweilig oder tagweise verwendete Personen, die Aus-
lagen für das Beschotterungs-Materiale und die Einräumung desselben, für die Unterhaltung aller
Brücken, Kanäle und andere zu den k. k. Strassen gehörigen Werke und alle andern Auslagen jeder
Art begriffen, die in diesem Jahre dem k. k. Strassenfonde zufallen, mit blosser Ausnahme jener
Auslagen, welche die neue Herstellung einer Strasse oder die Umbauung einer schon be-
stehenden Strasse betreffen. Die Ausweise haben für nachstehende 4 Jahre folgende Resultate geliefert:
[Tabelle]
Die Breite dieser Strassen ist zwar sehr ungleich, kann aber im Durchschnitte mit fünf N. Oe.
Klafter angenommen werden.
81 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0675" n="643"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">Schlussfolgerungen.</hi></fw><lb/>
stimmte Anschläge über die Frachtkosten für jede Lokalität und für die verschiedenen<lb/>
hiebei zu verwendenden Kräfte zu verfassen. Die Vermessung und Nivellirung der Gegend,<lb/>
wo eine Eisenbahn angelegt werden soll, geben die weitern Anhaltspunkte für die <hi rendition="#g">Bau- und<lb/>
Unterhaltungskosten</hi> der Bahn. Die letztern müssen immer weit weniger betragen, als<lb/>
es bei der Unterhaltung der Landstrassen (Chauseen) der Fall ist, da der Damm einer einfachen<lb/>
Eisenbahn gewöhnlich nur 10 Fuss, einer doppelten Bahn aber nur 18 bis 20 Fuss Breite an<lb/>
seiner Oberfläche erhält, und weiter bei einer Eisenbahn nie dieselbe Zermalmung des<lb/>
Schotters und der Steine eintritt, als es durch das Fuhrwerk auf den Landstrassen der<lb/>
Fall ist <note place="foot" n="*)">Seit mehreren Jahren werden von den k. k. Provinzial-Strassenbau-Directionen Ausweise verfasst,<lb/>
wie viel die <hi rendition="#g">Unterhaltung einer Meile Strasse</hi> von 4000 Wiener-Klafter Länge <hi rendition="#g">jähr-<lb/>
lichbetrage</hi>; unter diesen Kosten sind die Auslagen für die Strassenbau-Direction und sämmt-<lb/>
liche bei den Strassen angestellte Beamte und zeitweilig oder tagweise verwendete Personen, die Aus-<lb/>
lagen für das Beschotterungs-Materiale und die Einräumung desselben, für die Unterhaltung aller<lb/>
Brücken, Kanäle und andere zu den k. k. Strassen gehörigen Werke und alle andern Auslagen jeder<lb/>
Art begriffen, die in diesem Jahre dem k. k. Strassenfonde zufallen, mit blosser Ausnahme jener<lb/>
Auslagen, welche die <hi rendition="#g">neue Herstellung</hi> einer Strasse oder die <hi rendition="#g">Umbauung</hi> einer schon be-<lb/>
stehenden Strasse betreffen. Die Ausweise haben für nachstehende 4 Jahre folgende Resultate geliefert:<lb/><table><row><cell/></row></table> Die Breite dieser Strassen ist zwar sehr ungleich, kann aber im Durchschnitte mit fünf N. Oe.<lb/>
Klafter angenommen werden.</note>. Wir wiederholen die bereits früher gemachte Bemerkung, dass sich im Allgemei-<lb/>
nen über die Bau- und Unterhaltungs-Kosten keine bestimmten Anschläge machen las-<lb/>
sen, dass demnach auch die Vortheile, welche eine Eisenbahn gewährt, lediglich erst<lb/>
nach den für jede Gegend verfassten Uiberschlägen, wozu unsere Beschreibungen hin-<lb/>
längliche Anhaltspunkte darbiethen, beurtheilt werden müssen. Es versteht sich von<lb/>
selbst, dass bei diesen Anschlägen immer das auf den Eisenbahnen zu transportirende<lb/><hi rendition="#g">Frachtquantum</hi> eine vorzügliche Rücksicht erfordert. Wir haben gesehen, dass auf<lb/>
den in England als vortheilhaft bekannten Eisenbahnen immer ein Quantum von <hi rendition="#g">einigen<lb/>
Millionen Zentner</hi> jährlich verführt wird. Dieses Frachtquantum dürfte an sehr<lb/>
wenigen Punkten in Deutschland vorhanden seyn, allein die Baukosten unserer Bahnen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">81 *</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[643/0675] Schlussfolgerungen. stimmte Anschläge über die Frachtkosten für jede Lokalität und für die verschiedenen hiebei zu verwendenden Kräfte zu verfassen. Die Vermessung und Nivellirung der Gegend, wo eine Eisenbahn angelegt werden soll, geben die weitern Anhaltspunkte für die Bau- und Unterhaltungskosten der Bahn. Die letztern müssen immer weit weniger betragen, als es bei der Unterhaltung der Landstrassen (Chauseen) der Fall ist, da der Damm einer einfachen Eisenbahn gewöhnlich nur 10 Fuss, einer doppelten Bahn aber nur 18 bis 20 Fuss Breite an seiner Oberfläche erhält, und weiter bei einer Eisenbahn nie dieselbe Zermalmung des Schotters und der Steine eintritt, als es durch das Fuhrwerk auf den Landstrassen der Fall ist *). Wir wiederholen die bereits früher gemachte Bemerkung, dass sich im Allgemei- nen über die Bau- und Unterhaltungs-Kosten keine bestimmten Anschläge machen las- sen, dass demnach auch die Vortheile, welche eine Eisenbahn gewährt, lediglich erst nach den für jede Gegend verfassten Uiberschlägen, wozu unsere Beschreibungen hin- längliche Anhaltspunkte darbiethen, beurtheilt werden müssen. Es versteht sich von selbst, dass bei diesen Anschlägen immer das auf den Eisenbahnen zu transportirende Frachtquantum eine vorzügliche Rücksicht erfordert. Wir haben gesehen, dass auf den in England als vortheilhaft bekannten Eisenbahnen immer ein Quantum von einigen Millionen Zentner jährlich verführt wird. Dieses Frachtquantum dürfte an sehr wenigen Punkten in Deutschland vorhanden seyn, allein die Baukosten unserer Bahnen *) Seit mehreren Jahren werden von den k. k. Provinzial-Strassenbau-Directionen Ausweise verfasst, wie viel die Unterhaltung einer Meile Strasse von 4000 Wiener-Klafter Länge jähr- lichbetrage; unter diesen Kosten sind die Auslagen für die Strassenbau-Direction und sämmt- liche bei den Strassen angestellte Beamte und zeitweilig oder tagweise verwendete Personen, die Aus- lagen für das Beschotterungs-Materiale und die Einräumung desselben, für die Unterhaltung aller Brücken, Kanäle und andere zu den k. k. Strassen gehörigen Werke und alle andern Auslagen jeder Art begriffen, die in diesem Jahre dem k. k. Strassenfonde zufallen, mit blosser Ausnahme jener Auslagen, welche die neue Herstellung einer Strasse oder die Umbauung einer schon be- stehenden Strasse betreffen. Die Ausweise haben für nachstehende 4 Jahre folgende Resultate geliefert: Die Breite dieser Strassen ist zwar sehr ungleich, kann aber im Durchschnitte mit fünf N. Oe. Klafter angenommen werden. 81 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831/675
Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831, S. 643. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831/675>, abgerufen am 28.03.2024.