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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831.

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Aufzug beladener Wägen über schiefe Flächen.
Fig.
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das grosse Rad an. Da auf dieser schiefen Fläche bei Tag und Nacht gefahren wird, so
muss der Arbeiter, welcher oben die beladenen Wägen an das Seil anhängt, zugleich
auch gewiss seyn, dass 4 andere Wägen am Fusse der schiefen Fläche an das andere En-
de des Seils befestigt wurden. Zu diesem Behufe dient eine Art Telegraph A B, wel-
cher am Fusse jeder solchen schiefen Fläche aufgestellt wird, und wieder verschieden
eingerichtet seyn kann. Gewöhnlich wird auf einer eisernen Platte in der Höhe bei A
ein Steinkohlenfeuer gemacht, welches jedoch gegen die schiefe Fläche durch eine verti-
kal vorgehängte Blechplatte gedeckt wird. Wie nun unten 4 Wägen eingehängt sind,
wird diess Blech aufgezogen, der Arbeiter bei dem obern Maschinengebäude erblickt das
Feuer, und hängt sogleich oben 4 andere Wägen ein, die nun durch ihr Uibergewicht
herabgehen, und zu gleicher Zeit die leeren Wägen hinauf ziehen. Da jedoch die Be-
wegung über die schiefe Fläche mit einer Beschleunigung verbunden ist, so wird, wenn
die untern Wägen auf der Höhe der schiefen Fläche beinahe angelangt sind, das Brems-
rad angezogen, oder man hängt die Wägen schnell aus, worauf sie in der neben dem
Gebäude fortgeführten horizontalen Strecke noch ein bedeutendes Stück fortlaufen, ehe
sie zur Ruhe kommen.

Da die Seile sich bei der Bewegung über die schiefe Fläche auf der Erde schleifen
und bald abnützen würden, so werden von Strecke zu Strecke in der Mitte der Bahn guss-
eiserne Seilleitungsrollen (sheeves) auf hölzernen in die Erde eingegrabenen Pfosten be-
Fig.
9
bis
12.
festigt, über welche nunmehr das Seil fortläuft. Die Darstellung dieser Seilleitungsrollen,
wie sie auf der Bolton und Leigh Eisenbahn nächst Manchester gebraucht werden, ent-
hält Fig. 9 bis 12; die letztere Figur zeigt die schmiedeiserne Achse, an welche die
gusseiserne Rolle angegossen wird.

§. 568.

Wenn beladene Wägen über eine schiefe Fläche hinab und zu gleicher Zeit andere be-
ladene Wägen hinauf gehen, so kann man sich der im vorigen §. beschriebenen Vorrich-
tung ebenfalls bedienen, nur muss das Gewicht der herabgehenden Wägen immer grösser
als derjenigen seyn, welche zu gleicher Zeit hinauf gezogen werden. Es kann aber auch
der entgegengesetzte Fall und selbst jener vorkommen, wo bloss beladene Wägen hinauf
und leere hinabgeschafft werden; nun gleichen sich zwar die Gewichte der Wägen beider-
seits aus, allein zur Fortschaffung der Ladung und zur Bewegung der ganzen Maschine-
rie wird noch eine Kraft erfordert. In England werden in solchen Fällen Dampfmaschinen
(fixed steam engines oder stationary engines) auf die Anhöhe gestellt, mittelst welcher
nunmehr das Aufziehen der Wägen bewirkt wird; man nennt diese schiefen Flächen
Engine planes. In Gegenden, wo man Wasserkraft zur Disposition hat, werden zu
gleichem Zwecke auch Wasserräder oder auch Pferdegöpel gebraucht. Auf der
Grabe Wheal friendship unweit Tavistock geschieht die Förderung der Bahnwägen mit-
telst eines Wasserrades. An dem Ende des Tavistock Kanales befindet sich eine
schiefe Fläche, auf welche die leeren Wägen mittelst eines oberschlächtigen Wasser-
rades von 28 Fuss Höhe und 4 Fuss Breite aufgezogen werden. Auf demselben Kanale
wurde statt 2 Schleussen zu bauen, eine Strecke mit einer schiefen Fläche, die 19,5 Fuss
hoch ist und die Steigung 1 : 48 hat, angelegt; ein Wagen von 20 Fuss Länge fährt unter

Aufzug beladener Wägen über schiefe Flächen.
Fig.
13
und
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Tab.
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das grosse Rad an. Da auf dieser schiefen Fläche bei Tag und Nacht gefahren wird, so
muss der Arbeiter, welcher oben die beladenen Wägen an das Seil anhängt, zugleich
auch gewiss seyn, dass 4 andere Wägen am Fusse der schiefen Fläche an das andere En-
de des Seils befestigt wurden. Zu diesem Behufe dient eine Art Telegraph A B, wel-
cher am Fusse jeder solchen schiefen Fläche aufgestellt wird, und wieder verschieden
eingerichtet seyn kann. Gewöhnlich wird auf einer eisernen Platte in der Höhe bei A
ein Steinkohlenfeuer gemacht, welches jedoch gegen die schiefe Fläche durch eine verti-
kal vorgehängte Blechplatte gedeckt wird. Wie nun unten 4 Wägen eingehängt sind,
wird diess Blech aufgezogen, der Arbeiter bei dem obern Maschinengebäude erblickt das
Feuer, und hängt sogleich oben 4 andere Wägen ein, die nun durch ihr Uibergewicht
herabgehen, und zu gleicher Zeit die leeren Wägen hinauf ziehen. Da jedoch die Be-
wegung über die schiefe Fläche mit einer Beschleunigung verbunden ist, so wird, wenn
die untern Wägen auf der Höhe der schiefen Fläche beinahe angelangt sind, das Brems-
rad angezogen, oder man hängt die Wägen schnell aus, worauf sie in der neben dem
Gebäude fortgeführten horizontalen Strecke noch ein bedeutendes Stück fortlaufen, ehe
sie zur Ruhe kommen.

Da die Seile sich bei der Bewegung über die schiefe Fläche auf der Erde schleifen
und bald abnützen würden, so werden von Strecke zu Strecke in der Mitte der Bahn guss-
eiserne Seilleitungsrollen (sheeves) auf hölzernen in die Erde eingegrabenen Pfosten be-
Fig.
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12.
festigt, über welche nunmehr das Seil fortläuft. Die Darstellung dieser Seilleitungsrollen,
wie sie auf der Bolton und Leigh Eisenbahn nächst Manchester gebraucht werden, ent-
hält Fig. 9 bis 12; die letztere Figur zeigt die schmiedeiserne Achse, an welche die
gusseiserne Rolle angegossen wird.

§. 568.

Wenn beladene Wägen über eine schiefe Fläche hinab und zu gleicher Zeit andere be-
ladene Wägen hinauf gehen, so kann man sich der im vorigen §. beschriebenen Vorrich-
tung ebenfalls bedienen, nur muss das Gewicht der herabgehenden Wägen immer grösser
als derjenigen seyn, welche zu gleicher Zeit hinauf gezogen werden. Es kann aber auch
der entgegengesetzte Fall und selbst jener vorkommen, wo bloss beladene Wägen hinauf
und leere hinabgeschafft werden; nun gleichen sich zwar die Gewichte der Wägen beider-
seits aus, allein zur Fortschaffung der Ladung und zur Bewegung der ganzen Maschine-
rie wird noch eine Kraft erfordert. In England werden in solchen Fällen Dampfmaschinen
(fixed steam engines oder stationary engines) auf die Anhöhe gestellt, mittelst welcher
nunmehr das Aufziehen der Wägen bewirkt wird; man nennt diese schiefen Flächen
Engine planes. In Gegenden, wo man Wasserkraft zur Disposition hat, werden zu
gleichem Zwecke auch Wasserräder oder auch Pferdegöpel gebraucht. Auf der
Grabe Wheal friendship unweit Tavistock geschieht die Förderung der Bahnwägen mit-
telst eines Wasserrades. An dem Ende des Tavistock Kanales befindet sich eine
schiefe Fläche, auf welche die leeren Wägen mittelst eines oberschlächtigen Wasser-
rades von 28 Fuss Höhe und 4 Fuss Breite aufgezogen werden. Auf demselben Kanale
wurde statt 2 Schleussen zu bauen, eine Strecke mit einer schiefen Fläche, die 19,5 Fuss
hoch ist und die Steigung 1 : 48 hat, angelegt; ein Wagen von 20 Fuss Länge fährt unter

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[624/0656] Aufzug beladener Wägen über schiefe Flächen. das grosse Rad an. Da auf dieser schiefen Fläche bei Tag und Nacht gefahren wird, so muss der Arbeiter, welcher oben die beladenen Wägen an das Seil anhängt, zugleich auch gewiss seyn, dass 4 andere Wägen am Fusse der schiefen Fläche an das andere En- de des Seils befestigt wurden. Zu diesem Behufe dient eine Art Telegraph A B, wel- cher am Fusse jeder solchen schiefen Fläche aufgestellt wird, und wieder verschieden eingerichtet seyn kann. Gewöhnlich wird auf einer eisernen Platte in der Höhe bei A ein Steinkohlenfeuer gemacht, welches jedoch gegen die schiefe Fläche durch eine verti- kal vorgehängte Blechplatte gedeckt wird. Wie nun unten 4 Wägen eingehängt sind, wird diess Blech aufgezogen, der Arbeiter bei dem obern Maschinengebäude erblickt das Feuer, und hängt sogleich oben 4 andere Wägen ein, die nun durch ihr Uibergewicht herabgehen, und zu gleicher Zeit die leeren Wägen hinauf ziehen. Da jedoch die Be- wegung über die schiefe Fläche mit einer Beschleunigung verbunden ist, so wird, wenn die untern Wägen auf der Höhe der schiefen Fläche beinahe angelangt sind, das Brems- rad angezogen, oder man hängt die Wägen schnell aus, worauf sie in der neben dem Gebäude fortgeführten horizontalen Strecke noch ein bedeutendes Stück fortlaufen, ehe sie zur Ruhe kommen. Fig. 13 und 14. Tab. 35. Da die Seile sich bei der Bewegung über die schiefe Fläche auf der Erde schleifen und bald abnützen würden, so werden von Strecke zu Strecke in der Mitte der Bahn guss- eiserne Seilleitungsrollen (sheeves) auf hölzernen in die Erde eingegrabenen Pfosten be- festigt, über welche nunmehr das Seil fortläuft. Die Darstellung dieser Seilleitungsrollen, wie sie auf der Bolton und Leigh Eisenbahn nächst Manchester gebraucht werden, ent- hält Fig. 9 bis 12; die letztere Figur zeigt die schmiedeiserne Achse, an welche die gusseiserne Rolle angegossen wird. Fig. 9 bis 12. §. 568. Wenn beladene Wägen über eine schiefe Fläche hinab und zu gleicher Zeit andere be- ladene Wägen hinauf gehen, so kann man sich der im vorigen §. beschriebenen Vorrich- tung ebenfalls bedienen, nur muss das Gewicht der herabgehenden Wägen immer grösser als derjenigen seyn, welche zu gleicher Zeit hinauf gezogen werden. Es kann aber auch der entgegengesetzte Fall und selbst jener vorkommen, wo bloss beladene Wägen hinauf und leere hinabgeschafft werden; nun gleichen sich zwar die Gewichte der Wägen beider- seits aus, allein zur Fortschaffung der Ladung und zur Bewegung der ganzen Maschine- rie wird noch eine Kraft erfordert. In England werden in solchen Fällen Dampfmaschinen (fixed steam engines oder stationary engines) auf die Anhöhe gestellt, mittelst welcher nunmehr das Aufziehen der Wägen bewirkt wird; man nennt diese schiefen Flächen Engine planes. In Gegenden, wo man Wasserkraft zur Disposition hat, werden zu gleichem Zwecke auch Wasserräder oder auch Pferdegöpel gebraucht. Auf der Grabe Wheal friendship unweit Tavistock geschieht die Förderung der Bahnwägen mit- telst eines Wasserrades. An dem Ende des Tavistock Kanales befindet sich eine schiefe Fläche, auf welche die leeren Wägen mittelst eines oberschlächtigen Wasser- rades von 28 Fuss Höhe und 4 Fuss Breite aufgezogen werden. Auf demselben Kanale wurde statt 2 Schleussen zu bauen, eine Strecke mit einer schiefen Fläche, die 19,5 Fuss hoch ist und die Steigung 1 : 48 hat, angelegt; ein Wagen von 20 Fuss Länge fährt unter

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831, S. 624. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831/656>, abgerufen am 23.11.2024.