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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831.

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Kräfte anderer Thiere.

Auf den gewöhnlichen Märschen pflegt die Cavallerie, so wie die Infanterie täglich
nur 2 bis 3 Meilen oder 8000 bis 12000 Nied. Oesterr. Klafter zurückzulegen. Für eine
Meile pflegt man jedoch bei der Cavallerie gewöhnlich nur 1 Stunde 30 Minuten zu
rechnen, demnach ist die Dauer eines täglichen Marsches = 3 bis 41/2 Stunden und
die Geschwindigkeit der Pferde [Formel 1] Fuss beinahe. Dasjenige, was die
Pferde auf diesem Marsche tragen müssen, nämlich den Mann sammt Sattel, Zeug und
Rüstung, lässt sich auf 200 bis 230 Lb anschlagen. Da für den Militärdienst nur starke
Pferde ausgewählt werden, so können wir nach Desaguliers die mittlere Kraft k = 130 Lb,
die mittlere Geschwindigkeit c = 4,5 Fuss und die mittlere Zeit für einen Arbeitstag

keit nicht über 2000 Klafter in einer Stunde (also v = 10/3 Fuss) angeschlagen werden könne, wenn
das Pferd 2 bis 3 Stunden unablässig im Zuge gehen soll. Rechnen wir, dass ein Pferd mit dieser
Last und Geschwindigkeit nur 2 Stunden vormittag und eben so viele Stunden nachmittag, also täglich
nur 4 Stunden auszuhalten im Stande ist, so gibt die Gleichung [Formel 2] den
Werth für k = 100 Lb.
Wollte man 3 Stunden vormittag und 3 Stunden nachmittag für die Arbeit der Pferde rechnen, so
wäre [Formel 3] also k = 120 Lb.

6. Walcher nimmt §. 310 -- 314 an, dass 204 Lb mit 3,8 Fuss Geschwindigkeit und 3 Stunden Ar-
beitszeit das höchste sey, was man für ein mittelmässig starkes Pferd annehmen könne. Setzen wir
diese Werthe z = 3 und v = 3,8 in unsere Formel, so erhalten wir: [Formel 4] ,
woraus k = 119,6 Lb.

7. Desaguliers (Cours de Physique experimentale, tom. I. pag. 254) führt an, dass ein Pferd 200 Lb
(162 Nied. Oesterr. Lb) durch 8 Stunden in jedem Tage ziehen, und in einer Stunde 21/2 englische
Meilen oder in einer Secunde 3,7 Fuss (3,5 Nied. Oe. Fuss) zurücklegen könne. Lässt man aber das
Pferd 240 Lb (194 Nied. Oesterr. Lb) ziehen, so kann es mit derselben Geschwindigkeit nur durch
6 Stunden arbeiten. Da diese Pferde offenbar mehr leisten, sonach stärker sind, als die gewöhnlichen,
so wollen wir vorläufig ihre mittlere Geschwindigkeit um 1/8 grösser oder c = 4,5 Fuss und t = 8 Stun-
den annehmen; die erste Erfahrung gibt nunmehr [Formel 5] folglich k = 132,5 Lb
und die zweite Erfahrung [Formel 6] , folglich k = 127 Lb. Demnach stimmen
beide Erfahrungen nahe überein, und aus beiden folgt, dass auch die mittlere Kraft dieser Pferde bei-
läufig um 1/4 grösser als die angeführten 100 Lb sey.
Desaguliers bemerkt noch (pag. 292) dass die engl. Pelzhändler ihre Pferde zuweilen mit 400
bis 500 Lb (324 bis 405 Nied. Oesterr. Lb) beladen, aber die Pferde gehen dann sehr langsam.
Wollten wir für diese Pferde c = 4,5 und v = 1 Fuss, t = 8 Stunden und z = 2 Stunden, dann
k = 100 (1 + 1/5 ) = 120 Lb annehmen, so gäbe die Formel [Formel 7] ,
welches Resultat zwischen 324 und 405 in die Mitte fällt.
Desaguliers hält es jedoch überhaupt für besser, wenn man die Pferde im Zuge gehen lässt,
als wenn man denselben grosse Lasten zu tragen auflegt, so wie es im Gegentheile für Menschen
bequemer ist, die Last zu tragen, als zu ziehen oder zu schieben. Vorzüglich ist dieses bei dem
Bergsteigen der Fall, weil den Pferden ihr Körperbau hiebei mehr hinderlich ist, als den Menschen
Man kann, bemerkt Desaguliers, die Pferdekraft nicht unvortheilhafter verwenden, als wenn man
das Pferd bergauf tragen oder ziehen lässt, denn ist der Berg steil, so leisten 3 Männer mehr als ein
Pferd, da jeder mit 100 Lb schneller klettert, als ein mit 300 Lb beladenes Pferd. Von der andern
Seite lässt sich die Kraft des Pferdes nicht besser anwenden, als in horizontaler Richtung, in welcher
der Mensch am wenigsten wirken kann.
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Kräfte anderer Thiere.

Auf den gewöhnlichen Märschen pflegt die Cavallerie, so wie die Infanterie täglich
nur 2 bis 3 Meilen oder 8000 bis 12000 Nied. Oesterr. Klafter zurückzulegen. Für eine
Meile pflegt man jedoch bei der Cavallerie gewöhnlich nur 1 Stunde 30 Minuten zu
rechnen, demnach ist die Dauer eines täglichen Marsches = 3 bis 4½ Stunden und
die Geschwindigkeit der Pferde [Formel 1] Fuss beinahe. Dasjenige, was die
Pferde auf diesem Marsche tragen müssen, nämlich den Mann sammt Sattel, Zeug und
Rüstung, lässt sich auf 200 bis 230 ℔ anschlagen. Da für den Militärdienst nur starke
Pferde ausgewählt werden, so können wir nach Desaguliers die mittlere Kraft k = 130 ℔,
die mittlere Geschwindigkeit c = 4,5 Fuss und die mittlere Zeit für einen Arbeitstag

keit nicht über 2000 Klafter in einer Stunde (also v = 10/3 Fuss) angeschlagen werden könne, wenn
das Pferd 2 bis 3 Stunden unablässig im Zuge gehen soll. Rechnen wir, dass ein Pferd mit dieser
Last und Geschwindigkeit nur 2 Stunden vormittag und eben so viele Stunden nachmittag, also täglich
nur 4 Stunden auszuhalten im Stande ist, so gibt die Gleichung [Formel 2] den
Werth für k = 100 ℔.
Wollte man 3 Stunden vormittag und 3 Stunden nachmittag für die Arbeit der Pferde rechnen, so
wäre [Formel 3] also k = 120 ℔.

6. Walcher nimmt §. 310 — 314 an, dass 204 ℔ mit 3,8 Fuss Geschwindigkeit und 3 Stunden Ar-
beitszeit das höchste sey, was man für ein mittelmässig starkes Pferd annehmen könne. Setzen wir
diese Werthe z = 3 und v = 3,8 in unsere Formel, so erhalten wir: [Formel 4] ,
woraus k = 119,6 ℔.

7. Desaguliers (Cours de Physique experimentale, tom. I. pag. 254) führt an, dass ein Pferd 200 ℔
(162 Nied. Oesterr. ℔) durch 8 Stunden in jedem Tage ziehen, und in einer Stunde 2½ englische
Meilen oder in einer Secunde 3,7 Fuss (3,5 Nied. Oe. Fuss) zurücklegen könne. Lässt man aber das
Pferd 240 ℔ (194 Nied. Oesterr. ℔) ziehen, so kann es mit derselben Geschwindigkeit nur durch
6 Stunden arbeiten. Da diese Pferde offenbar mehr leisten, sonach stärker sind, als die gewöhnlichen,
so wollen wir vorläufig ihre mittlere Geschwindigkeit um ⅛ grösser oder c = 4,5 Fuss und t = 8 Stun-
den annehmen; die erste Erfahrung gibt nunmehr [Formel 5] folglich k = 132,5
und die zweite Erfahrung [Formel 6] , folglich k = 127 ℔. Demnach stimmen
beide Erfahrungen nahe überein, und aus beiden folgt, dass auch die mittlere Kraft dieser Pferde bei-
läufig um ¼ grösser als die angeführten 100 ℔ sey.
Desaguliers bemerkt noch (pag. 292) dass die engl. Pelzhändler ihre Pferde zuweilen mit 400
bis 500 ℔ (324 bis 405 Nied. Oesterr. ℔) beladen, aber die Pferde gehen dann sehr langsam.
Wollten wir für diese Pferde c = 4,5 und v = 1 Fuss, t = 8 Stunden und z = 2 Stunden, dann
k = 100 (1 + ⅕) = 120 ℔ annehmen, so gäbe die Formel [Formel 7] ,
welches Resultat zwischen 324 und 405 in die Mitte fällt.
Desaguliers hält es jedoch überhaupt für besser, wenn man die Pferde im Zuge gehen lässt,
als wenn man denselben grosse Lasten zu tragen auflegt, so wie es im Gegentheile für Menschen
bequemer ist, die Last zu tragen, als zu ziehen oder zu schieben. Vorzüglich ist dieses bei dem
Bergsteigen der Fall, weil den Pferden ihr Körperbau hiebei mehr hinderlich ist, als den Menschen
Man kann, bemerkt Desaguliers, die Pferdekraft nicht unvortheilhafter verwenden, als wenn man
das Pferd bergauf tragen oder ziehen lässt, denn ist der Berg steil, so leisten 3 Männer mehr als ein
Pferd, da jeder mit 100 ℔ schneller klettert, als ein mit 300 ℔ beladenes Pferd. Von der andern
Seite lässt sich die Kraft des Pferdes nicht besser anwenden, als in horizontaler Richtung, in welcher
der Mensch am wenigsten wirken kann.
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[35/0065] Kräfte anderer Thiere. Auf den gewöhnlichen Märschen pflegt die Cavallerie, so wie die Infanterie täglich nur 2 bis 3 Meilen oder 8000 bis 12000 Nied. Oesterr. Klafter zurückzulegen. Für eine Meile pflegt man jedoch bei der Cavallerie gewöhnlich nur 1 Stunde 30 Minuten zu rechnen, demnach ist die Dauer eines täglichen Marsches = 3 bis 4½ Stunden und die Geschwindigkeit der Pferde [FORMEL] Fuss beinahe. Dasjenige, was die Pferde auf diesem Marsche tragen müssen, nämlich den Mann sammt Sattel, Zeug und Rüstung, lässt sich auf 200 bis 230 ℔ anschlagen. Da für den Militärdienst nur starke Pferde ausgewählt werden, so können wir nach Desaguliers die mittlere Kraft k = 130 ℔, die mittlere Geschwindigkeit c = 4,5 Fuss und die mittlere Zeit für einen Arbeitstag *) *) keit nicht über 2000 Klafter in einer Stunde (also v = 10/3 Fuss) angeschlagen werden könne, wenn das Pferd 2 bis 3 Stunden unablässig im Zuge gehen soll. Rechnen wir, dass ein Pferd mit dieser Last und Geschwindigkeit nur 2 Stunden vormittag und eben so viele Stunden nachmittag, also täglich nur 4 Stunden auszuhalten im Stande ist, so gibt die Gleichung [FORMEL] den Werth für k = 100 ℔. Wollte man 3 Stunden vormittag und 3 Stunden nachmittag für die Arbeit der Pferde rechnen, so wäre [FORMEL] also k = 120 ℔. 6. Walcher nimmt §. 310 — 314 an, dass 204 ℔ mit 3,8 Fuss Geschwindigkeit und 3 Stunden Ar- beitszeit das höchste sey, was man für ein mittelmässig starkes Pferd annehmen könne. Setzen wir diese Werthe z = 3 und v = 3,8 in unsere Formel, so erhalten wir: [FORMEL], woraus k = 119,6 ℔. 7. Desaguliers (Cours de Physique experimentale, tom. I. pag. 254) führt an, dass ein Pferd 200 ℔ (162 Nied. Oesterr. ℔) durch 8 Stunden in jedem Tage ziehen, und in einer Stunde 2½ englische Meilen oder in einer Secunde 3,7 Fuss (3,5 Nied. Oe. Fuss) zurücklegen könne. Lässt man aber das Pferd 240 ℔ (194 Nied. Oesterr. ℔) ziehen, so kann es mit derselben Geschwindigkeit nur durch 6 Stunden arbeiten. Da diese Pferde offenbar mehr leisten, sonach stärker sind, als die gewöhnlichen, so wollen wir vorläufig ihre mittlere Geschwindigkeit um ⅛ grösser oder c = 4,5 Fuss und t = 8 Stun- den annehmen; die erste Erfahrung gibt nunmehr [FORMEL] folglich k = 132,5 ℔ und die zweite Erfahrung [FORMEL], folglich k = 127 ℔. Demnach stimmen beide Erfahrungen nahe überein, und aus beiden folgt, dass auch die mittlere Kraft dieser Pferde bei- läufig um ¼ grösser als die angeführten 100 ℔ sey. Desaguliers bemerkt noch (pag. 292) dass die engl. Pelzhändler ihre Pferde zuweilen mit 400 bis 500 ℔ (324 bis 405 Nied. Oesterr. ℔) beladen, aber die Pferde gehen dann sehr langsam. Wollten wir für diese Pferde c = 4,5 und v = 1 Fuss, t = 8 Stunden und z = 2 Stunden, dann k = 100 (1 + ⅕) = 120 ℔ annehmen, so gäbe die Formel [FORMEL], welches Resultat zwischen 324 und 405 in die Mitte fällt. Desaguliers hält es jedoch überhaupt für besser, wenn man die Pferde im Zuge gehen lässt, als wenn man denselben grosse Lasten zu tragen auflegt, so wie es im Gegentheile für Menschen bequemer ist, die Last zu tragen, als zu ziehen oder zu schieben. Vorzüglich ist dieses bei dem Bergsteigen der Fall, weil den Pferden ihr Körperbau hiebei mehr hinderlich ist, als den Menschen Man kann, bemerkt Desaguliers, die Pferdekraft nicht unvortheilhafter verwenden, als wenn man das Pferd bergauf tragen oder ziehen lässt, denn ist der Berg steil, so leisten 3 Männer mehr als ein Pferd, da jeder mit 100 ℔ schneller klettert, als ein mit 300 ℔ beladenes Pferd. Von der andern Seite lässt sich die Kraft des Pferdes nicht besser anwenden, als in horizontaler Richtung, in welcher der Mensch am wenigsten wirken kann. 5 *

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831/65>, abgerufen am 22.11.2024.