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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831.

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Pferdegöpel.
sammt Zugseil und Reibung 13 Zentner. Weil aber das 130 Lachter lange Gegen-
seil auch 13 Ztr. wiegt, so haben die Pferde gar nichts mehr zu ziehen. Von die-
sem Augenblicke muss nun der Schlepphund angehängt werden.
4tens. Kommt endlich der volle Treibsack über der Hängebank an, oder hat er sei-
nen höchsten Stand erreicht, so beträgt das Gewicht des Erzes sammt dem Wi-
derstande der Reibung nur 11 Zentner, des 150 Lachter langen Gegenseiles aber
15 Zentner, folglich ist von der Seite des hineingegangenen leeren Treibsackes eine
Uiberwucht von 4 Zentnern vorhanden, welche entweder durch Anhalten der Zug-
pferde, oder durch Anhängen des Göpelhundes, oder auf andere Art aufgehalten
werden muss.

Der Durchmesser des aufrechtstehenden Treibkorbes ist bei der Siegelsberger Ma-
schine 3 Lachter, und der Durchmesser der Laufbahn der Zugpferde, oder die Länge der
Kreutzbäume, woran die Pferde gespannt werden, ist 6 Lachter; demnach haben die
Pferde nur die Hälfte des gesammten Widerstandes, folglich zu Anfange des Treibens
statt 9/2 Zentner, welche dem eingeladenen Erze zukommen, wirklich eine Last von
26/2 = 13 Zentnern zu ziehen, wovon 15/2 Zentner dem Seile und 2/2 Zentner dem Wider-
stande der Reibung zukommen.

Da nun bekannt ist, dass 9/2 oder 4,5 Zentner Last in einem gleichförmigen Zuge von
4 Pferden gezogen werden können, wogegen zum Ziehen der ausgewiesenen 13 Zent-
ner auf dem Siegelsberge 8 Pferde gebraucht werden, welche hiebei noch mit vieler
Anstrengung arbeiten müssen, so erhellet, wie wichtig für die Bergökonomie und für alle
ähnlichen Fälle die Angabe einer Vorrichtung sey, wodurch dieses bedeutende Hinder-
niss gehoben, und den Zugpferden nebst dem wenig bedeutenden Reibungswiderstande
nur allein die Last des heraufzuziehenden Erzes aufgebürdet, die Last
der Seile und Treibsäcke hingegen beständig unter einander ausgeglichen wird.

§. 217.

Zu diesem Zwecke sind bereits seit längerer Zeit mehrere Vorschläge von den Kunst-
meistern angegeben und versucht worden. Da der Unterschied für die Zugkraft nur daher
rührt, weil zu Anfange des Treibens an der einen Seite die Last der Erze sammt der Tonne
und dem ganzen Zugseile zu heben ist, dagegen von der andern Seite nur die leere Ton-
ne das Gegengewicht ausmacht, so hat man vorgeschlagen, an dem Boden einer jeden
Tonne noch ein Seil zu befestigen, welches gleich anfangs als Gegenseil das Zugseil mit
der beladenen Tonne aufwiegt, und eben so am Ende die beladene Tonne, wenn sie über
der Hängebank angelangt ist, mit dem Gewichte des am Boden derselben angehäng-
ten Seiles vermehrt und dadurch dem Gegenseile, welches mit der leeren Tonne herab-
geht, das Gleichgewicht hält. Auf solche Art wird nun bewirkt, dass nebst der Last
fortwährend auf jeder Seite sowohl die Tonne, als ein Seil von der ganzen Tiefe des
Schachtes hängt, welches sich daher immer ausgleicht und verursacht, dass die Pferde
bloss die Last in der Tonne nebst dem Reibungswiderstande zu gewältigen haben. Hie-
bei entsteht jedoch der Nachtheil, dass man noch zwei Seile anzuschaffen hat, und

Pferdegöpel.
sammt Zugseil und Reibung 13 Zentner. Weil aber das 130 Lachter lange Gegen-
seil auch 13 Ztr. wiegt, so haben die Pferde gar nichts mehr zu ziehen. Von die-
sem Augenblicke muss nun der Schlepphund angehängt werden.
4tens. Kommt endlich der volle Treibsack über der Hängebank an, oder hat er sei-
nen höchsten Stand erreicht, so beträgt das Gewicht des Erzes sammt dem Wi-
derstande der Reibung nur 11 Zentner, des 150 Lachter langen Gegenseiles aber
15 Zentner, folglich ist von der Seite des hineingegangenen leeren Treibsackes eine
Uiberwucht von 4 Zentnern vorhanden, welche entweder durch Anhalten der Zug-
pferde, oder durch Anhängen des Göpelhundes, oder auf andere Art aufgehalten
werden muss.

Der Durchmesser des aufrechtstehenden Treibkorbes ist bei der Siegelsberger Ma-
schine 3 Lachter, und der Durchmesser der Laufbahn der Zugpferde, oder die Länge der
Kreutzbäume, woran die Pferde gespannt werden, ist 6 Lachter; demnach haben die
Pferde nur die Hälfte des gesammten Widerstandes, folglich zu Anfange des Treibens
statt 9/2 Zentner, welche dem eingeladenen Erze zukommen, wirklich eine Last von
26/2 = 13 Zentnern zu ziehen, wovon 15/2 Zentner dem Seile und 2/2 Zentner dem Wider-
stande der Reibung zukommen.

Da nun bekannt ist, dass 9/2 oder 4,5 Zentner Last in einem gleichförmigen Zuge von
4 Pferden gezogen werden können, wogegen zum Ziehen der ausgewiesenen 13 Zent-
ner auf dem Siegelsberge 8 Pferde gebraucht werden, welche hiebei noch mit vieler
Anstrengung arbeiten müssen, so erhellet, wie wichtig für die Bergökonomie und für alle
ähnlichen Fälle die Angabe einer Vorrichtung sey, wodurch dieses bedeutende Hinder-
niss gehoben, und den Zugpferden nebst dem wenig bedeutenden Reibungswiderstande
nur allein die Last des heraufzuziehenden Erzes aufgebürdet, die Last
der Seile und Treibsäcke hingegen beständig unter einander ausgeglichen wird.

§. 217.

Zu diesem Zwecke sind bereits seit längerer Zeit mehrere Vorschläge von den Kunst-
meistern angegeben und versucht worden. Da der Unterschied für die Zugkraft nur daher
rührt, weil zu Anfange des Treibens an der einen Seite die Last der Erze sammt der Tonne
und dem ganzen Zugseile zu heben ist, dagegen von der andern Seite nur die leere Ton-
ne das Gegengewicht ausmacht, so hat man vorgeschlagen, an dem Boden einer jeden
Tonne noch ein Seil zu befestigen, welches gleich anfangs als Gegenseil das Zugseil mit
der beladenen Tonne aufwiegt, und eben so am Ende die beladene Tonne, wenn sie über
der Hängebank angelangt ist, mit dem Gewichte des am Boden derselben angehäng-
ten Seiles vermehrt und dadurch dem Gegenseile, welches mit der leeren Tonne herab-
geht, das Gleichgewicht hält. Auf solche Art wird nun bewirkt, dass nebst der Last
fortwährend auf jeder Seite sowohl die Tonne, als ein Seil von der ganzen Tiefe des
Schachtes hängt, welches sich daher immer ausgleicht und verursacht, dass die Pferde
bloss die Last in der Tonne nebst dem Reibungswiderstande zu gewältigen haben. Hie-
bei entsteht jedoch der Nachtheil, dass man noch zwei Seile anzuschaffen hat, und

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[222/0252] Pferdegöpel. sammt Zugseil und Reibung 13 Zentner. Weil aber das 130 Lachter lange Gegen- seil auch 13 Ztr. wiegt, so haben die Pferde gar nichts mehr zu ziehen. Von die- sem Augenblicke muss nun der Schlepphund angehängt werden. 4tens. Kommt endlich der volle Treibsack über der Hängebank an, oder hat er sei- nen höchsten Stand erreicht, so beträgt das Gewicht des Erzes sammt dem Wi- derstande der Reibung nur 11 Zentner, des 150 Lachter langen Gegenseiles aber 15 Zentner, folglich ist von der Seite des hineingegangenen leeren Treibsackes eine Uiberwucht von 4 Zentnern vorhanden, welche entweder durch Anhalten der Zug- pferde, oder durch Anhängen des Göpelhundes, oder auf andere Art aufgehalten werden muss. Der Durchmesser des aufrechtstehenden Treibkorbes ist bei der Siegelsberger Ma- schine 3 Lachter, und der Durchmesser der Laufbahn der Zugpferde, oder die Länge der Kreutzbäume, woran die Pferde gespannt werden, ist 6 Lachter; demnach haben die Pferde nur die Hälfte des gesammten Widerstandes, folglich zu Anfange des Treibens statt 9/2 Zentner, welche dem eingeladenen Erze zukommen, wirklich eine Last von 26/2 = 13 Zentnern zu ziehen, wovon 15/2 Zentner dem Seile und 2/2 Zentner dem Wider- stande der Reibung zukommen. Da nun bekannt ist, dass 9/2 oder 4,5 Zentner Last in einem gleichförmigen Zuge von 4 Pferden gezogen werden können, wogegen zum Ziehen der ausgewiesenen 13 Zent- ner auf dem Siegelsberge 8 Pferde gebraucht werden, welche hiebei noch mit vieler Anstrengung arbeiten müssen, so erhellet, wie wichtig für die Bergökonomie und für alle ähnlichen Fälle die Angabe einer Vorrichtung sey, wodurch dieses bedeutende Hinder- niss gehoben, und den Zugpferden nebst dem wenig bedeutenden Reibungswiderstande nur allein die Last des heraufzuziehenden Erzes aufgebürdet, die Last der Seile und Treibsäcke hingegen beständig unter einander ausgeglichen wird. §. 217. Zu diesem Zwecke sind bereits seit längerer Zeit mehrere Vorschläge von den Kunst- meistern angegeben und versucht worden. Da der Unterschied für die Zugkraft nur daher rührt, weil zu Anfange des Treibens an der einen Seite die Last der Erze sammt der Tonne und dem ganzen Zugseile zu heben ist, dagegen von der andern Seite nur die leere Ton- ne das Gegengewicht ausmacht, so hat man vorgeschlagen, an dem Boden einer jeden Tonne noch ein Seil zu befestigen, welches gleich anfangs als Gegenseil das Zugseil mit der beladenen Tonne aufwiegt, und eben so am Ende die beladene Tonne, wenn sie über der Hängebank angelangt ist, mit dem Gewichte des am Boden derselben angehäng- ten Seiles vermehrt und dadurch dem Gegenseile, welches mit der leeren Tonne herab- geht, das Gleichgewicht hält. Auf solche Art wird nun bewirkt, dass nebst der Last fortwährend auf jeder Seite sowohl die Tonne, als ein Seil von der ganzen Tiefe des Schachtes hängt, welches sich daher immer ausgleicht und verursacht, dass die Pferde bloss die Last in der Tonne nebst dem Reibungswiderstande zu gewältigen haben. Hie- bei entsteht jedoch der Nachtheil, dass man noch zwei Seile anzuschaffen hat, und

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831/252>, abgerufen am 25.11.2024.