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Gerstäcker, Friedrich: Schießwaffen. Einige Worte über den Gebrauch und die Behandlung der Büchsen und Flinten. Leipzig, [1848].

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Raum zu geben; was man dann in der Kapsel hat, bleibt darin und ist unter keiner Bedingung heraus zu bekommen. Das Beste, und was ich besonders auf der Jagd praktisch gefunden habe, ist: die Kapsel mit Talg, (am Besten Hirschtalg) auszufüllen, um dieses später zu den Pflastern zu gebrauchen. Man kann auch den Deckel der Kapsel ganz herunter lassen, nur muß man sich nachher hüten, daß man die Büchse in keinen Hof stellt wo Hühner sind - die Racker picken das Talg heraus.

Der zweite Punkt betrifft einen Kugelgießer, um im Feld, und in Ermanglung eines Schmelzlöffels, Blei einzuschmelzen und Kugeln gießen zu können. Einen solchen Schmelzlöffel fabricirt der amerikanische Indianer und weiße Jäger sehr einfach aus Holz. Er haut nämlich aus einem Stück Holz, wie es ihm nun gerade in die Hand fällt, eine Art Schmelzlöffel, mit einem förmlichen Griff zum Anfassen, und schneidet dann mit einem Messer eine Schnauze hinein, damit aus dieser das geschmolzene Blei leicht in die Kugelform laufen könne. Dann wird das Blei in kleine Stücken gehackt, in den hölzernen Löffel gethan, und hierauf mit glühenden Kohlen bedeckt. Nur sehr kurze Zeit braucht man diese zu blasen, und das Blei schmilzt nicht allein, sondern bleibt auch unter der Kohlendecke beim Kugelgießen flüssig. Es ist dies allerdings nur ein Aushülfsmittel, als solches aber auch vorzüglich.

Allgemeine Regeln im Gebrauch der Schießwaffe sind noch folgende:

"Nie auf Jemanden im Scherz mit einem Gewehr anzulegen, selbst wenn man die feste Ueberzeugung hat, daß es nicht geladen ist."

"Den Lauf geladen oder ungeladen, stets hoch zu halten; gewöhnt man sich auch mit ungeladenen Gewehren daran, so geschieht später desto weniger ein Unglück, denn dem besten Jäger geht manchmal das Gewehr von selber los."

"Nie mit fremden Gewehren Versuche anzustellen; wenn man auch kein Unglück damit anrichtet - der Eigenthümer hat's nicht gern."

"Nie die Kugelform zum Zangendienst zu gebrauchen, denn die leiseste Verrückung der beiden Theile macht die später daraus gegossene Kugel schief und unbrauchbar."

Raum zu geben; was man dann in der Kapsel hat, bleibt darin und ist unter keiner Bedingung heraus zu bekommen. Das Beste, und was ich besonders auf der Jagd praktisch gefunden habe, ist: die Kapsel mit Talg, (am Besten Hirschtalg) auszufüllen, um dieses später zu den Pflastern zu gebrauchen. Man kann auch den Deckel der Kapsel ganz herunter lassen, nur muß man sich nachher hüten, daß man die Büchse in keinen Hof stellt wo Hühner sind – die Racker picken das Talg heraus.

Der zweite Punkt betrifft einen Kugelgießer, um im Feld, und in Ermanglung eines Schmelzlöffels, Blei einzuschmelzen und Kugeln gießen zu können. Einen solchen Schmelzlöffel fabricirt der amerikanische Indianer und weiße Jäger sehr einfach aus Holz. Er haut nämlich aus einem Stück Holz, wie es ihm nun gerade in die Hand fällt, eine Art Schmelzlöffel, mit einem förmlichen Griff zum Anfassen, und schneidet dann mit einem Messer eine Schnauze hinein, damit aus dieser das geschmolzene Blei leicht in die Kugelform laufen könne. Dann wird das Blei in kleine Stücken gehackt, in den hölzernen Löffel gethan, und hierauf mit glühenden Kohlen bedeckt. Nur sehr kurze Zeit braucht man diese zu blasen, und das Blei schmilzt nicht allein, sondern bleibt auch unter der Kohlendecke beim Kugelgießen flüssig. Es ist dies allerdings nur ein Aushülfsmittel, als solches aber auch vorzüglich.

Allgemeine Regeln im Gebrauch der Schießwaffe sind noch folgende:

Nie auf Jemanden im Scherz mit einem Gewehr anzulegen, selbst wenn man die feste Ueberzeugung hat, daß es nicht geladen ist.“

Den Lauf geladen oder ungeladen, stets hoch zu halten; gewöhnt man sich auch mit ungeladenen Gewehren daran, so geschieht später desto weniger ein Unglück, denn dem besten Jäger geht manchmal das Gewehr von selber los.“

Nie mit fremden Gewehren Versuche anzustellen; wenn man auch kein Unglück damit anrichtet – der Eigenthümer hat’s nicht gern.“

Nie die Kugelform zum Zangendienst zu gebrauchen, denn die leiseste Verrückung der beiden Theile macht die später daraus gegossene Kugel schief und unbrauchbar.“

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Raum zu geben; was man dann in der Kapsel hat, bleibt darin und ist unter keiner Bedingung heraus zu bekommen. Das Beste, und was ich besonders auf der Jagd praktisch gefunden habe, ist: die Kapsel mit Talg, (am Besten Hirschtalg) auszufüllen, um dieses später zu den Pflastern zu gebrauchen. Man kann auch den Deckel der Kapsel ganz herunter lassen, nur muß man sich nachher hüten, daß man die Büchse in keinen Hof stellt wo Hühner sind &#x2013; die Racker picken das Talg heraus.</p>
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[16/0016] Raum zu geben; was man dann in der Kapsel hat, bleibt darin und ist unter keiner Bedingung heraus zu bekommen. Das Beste, und was ich besonders auf der Jagd praktisch gefunden habe, ist: die Kapsel mit Talg, (am Besten Hirschtalg) auszufüllen, um dieses später zu den Pflastern zu gebrauchen. Man kann auch den Deckel der Kapsel ganz herunter lassen, nur muß man sich nachher hüten, daß man die Büchse in keinen Hof stellt wo Hühner sind – die Racker picken das Talg heraus. Der zweite Punkt betrifft einen Kugelgießer, um im Feld, und in Ermanglung eines Schmelzlöffels, Blei einzuschmelzen und Kugeln gießen zu können. Einen solchen Schmelzlöffel fabricirt der amerikanische Indianer und weiße Jäger sehr einfach aus Holz. Er haut nämlich aus einem Stück Holz, wie es ihm nun gerade in die Hand fällt, eine Art Schmelzlöffel, mit einem förmlichen Griff zum Anfassen, und schneidet dann mit einem Messer eine Schnauze hinein, damit aus dieser das geschmolzene Blei leicht in die Kugelform laufen könne. Dann wird das Blei in kleine Stücken gehackt, in den hölzernen Löffel gethan, und hierauf mit glühenden Kohlen bedeckt. Nur sehr kurze Zeit braucht man diese zu blasen, und das Blei schmilzt nicht allein, sondern bleibt auch unter der Kohlendecke beim Kugelgießen flüssig. Es ist dies allerdings nur ein Aushülfsmittel, als solches aber auch vorzüglich. Allgemeine Regeln im Gebrauch der Schießwaffe sind noch folgende: „Nie auf Jemanden im Scherz mit einem Gewehr anzulegen, selbst wenn man die feste Ueberzeugung hat, daß es nicht geladen ist.“ „Den Lauf geladen oder ungeladen, stets hoch zu halten; gewöhnt man sich auch mit ungeladenen Gewehren daran, so geschieht später desto weniger ein Unglück, denn dem besten Jäger geht manchmal das Gewehr von selber los.“ „Nie mit fremden Gewehren Versuche anzustellen; wenn man auch kein Unglück damit anrichtet – der Eigenthümer hat’s nicht gern.“ „Nie die Kugelform zum Zangendienst zu gebrauchen, denn die leiseste Verrückung der beiden Theile macht die später daraus gegossene Kugel schief und unbrauchbar.“

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Zitationshilfe: Gerstäcker, Friedrich: Schießwaffen. Einige Worte über den Gebrauch und die Behandlung der Büchsen und Flinten. Leipzig, [1848], S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstaecker_schiesswaffen_1848/16>, abgerufen am 28.03.2024.