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Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898.

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Vierter Abschnitt. Die Abwehr der Torpedos.

Es bleibe dahingestellt, ob diese Einrichtung praktisch ist oder
nicht. In anderen Marinen ist man jedenfalls bei dem einfachen
Doppelboden geblieben, nur ist die Zahl der Abtheilungen in den
Doppelböden sehr gestiegen. Ueberall wird aber Werth darauf gelegt,
daß möglichst viele Quer- und Längsschotte vorhanden sind, und daß
Kohlenbunker, Munitionsräume u. s. w. gleichzeitig wasserdichte Ab-
theilungen vorstellen.

Da ein Schiff bedeutende Schlagseite*) erhalten würde, wenn
es an der Seite leck geschlagen wird und das eindringende Wasser
nur bis an die nächste Längswand strömen kann, so sind, z. B. bei
einigen französischen Schiffen, Einrichtungen vorhanden, welche ein
selbstthätiges, natürliches Uebertreten des Wassers auch nach der ent-
gegengesetzten, unverletzten Seite des Schiffes gestatten, oder es sind
-- und das ist die allgemein übliche Bauart -- Drainagerohre vor-
gesehen, welche es ermöglichen, die aufrechte Lage des Schiffes durch
künstliches Einströmenlassen von Wasser wieder zu erreichen. Die
aufrechte Lage des Schiffes ist aber für das Bedienen der Geschütze
und für die Stabilität von Bedeutung.

Es giebt also nicht allein Mittel, um eingedrungenes Wasser zu
entfernen, sondern auch solche, um Wasser absichtlich eindringen
zu lassen.

Vielleicht ist es angebracht, an dieser Stelle der oft anzutreffenden
falschen Annahme zu begegnen, als ob es möglich wäre, lecke Schiffs-
abtheilungen durch fortgesetztes Pumpen leer zu halten. Dieses liegt
nur dann im Bereiche der Möglichkeit, wenn der Querschnitt des
Saugerohres der Pumpe oder die Summe der Querschnitte der
Pumpensaugrohre größer ist als das vorhandene Leck. Sind beide
Größen einander gleich, so strömt durch das Leck ebensoviel Wasser
ein, wie die Pumpen fortschaffen, der Wasserstand in der lecken
Abtheilung bleibt mithin derselbe. Ist das Leck aber größer, so muß
sich die lecke Abtheilung mit Wasser füllen.

In vielen Marinen werden Uebungen gemacht, um entstandene
Lecke durch Vorlegen von eigens hierzu konstruirten Matten zu stopfen.
In allen Ernstfällen haben diese Matten bislang aber versagt. Um
die Schwimmfähigkeit der Schiffe zu erhöhen, sind Konstrukteure und

*) Schlagseite bedeutet das dauernde Ueberliegen nach einer Seite.
Vierter Abſchnitt. Die Abwehr der Torpedos.

Es bleibe dahingeſtellt, ob dieſe Einrichtung praktiſch iſt oder
nicht. In anderen Marinen iſt man jedenfalls bei dem einfachen
Doppelboden geblieben, nur iſt die Zahl der Abtheilungen in den
Doppelböden ſehr geſtiegen. Ueberall wird aber Werth darauf gelegt,
daß möglichſt viele Quer- und Längsſchotte vorhanden ſind, und daß
Kohlenbunker, Munitionsräume u. ſ. w. gleichzeitig waſſerdichte Ab-
theilungen vorſtellen.

Da ein Schiff bedeutende Schlagſeite*) erhalten würde, wenn
es an der Seite leck geſchlagen wird und das eindringende Waſſer
nur bis an die nächſte Längswand ſtrömen kann, ſo ſind, z. B. bei
einigen franzöſiſchen Schiffen, Einrichtungen vorhanden, welche ein
ſelbſtthätiges, natürliches Uebertreten des Waſſers auch nach der ent-
gegengeſetzten, unverletzten Seite des Schiffes geſtatten, oder es ſind
— und das iſt die allgemein übliche Bauart — Drainagerohre vor-
geſehen, welche es ermöglichen, die aufrechte Lage des Schiffes durch
künſtliches Einſtrömenlaſſen von Waſſer wieder zu erreichen. Die
aufrechte Lage des Schiffes iſt aber für das Bedienen der Geſchütze
und für die Stabilität von Bedeutung.

Es giebt alſo nicht allein Mittel, um eingedrungenes Waſſer zu
entfernen, ſondern auch ſolche, um Waſſer abſichtlich eindringen
zu laſſen.

Vielleicht iſt es angebracht, an dieſer Stelle der oft anzutreffenden
falſchen Annahme zu begegnen, als ob es möglich wäre, lecke Schiffs-
abtheilungen durch fortgeſetztes Pumpen leer zu halten. Dieſes liegt
nur dann im Bereiche der Möglichkeit, wenn der Querſchnitt des
Saugerohres der Pumpe oder die Summe der Querſchnitte der
Pumpenſaugrohre größer iſt als das vorhandene Leck. Sind beide
Größen einander gleich, ſo ſtrömt durch das Leck ebenſoviel Waſſer
ein, wie die Pumpen fortſchaffen, der Waſſerſtand in der lecken
Abtheilung bleibt mithin derſelbe. Iſt das Leck aber größer, ſo muß
ſich die lecke Abtheilung mit Waſſer füllen.

In vielen Marinen werden Uebungen gemacht, um entſtandene
Lecke durch Vorlegen von eigens hierzu konſtruirten Matten zu ſtopfen.
In allen Ernſtfällen haben dieſe Matten bislang aber verſagt. Um
die Schwimmfähigkeit der Schiffe zu erhöhen, ſind Konſtrukteure und

*) Schlagſeite bedeutet das dauernde Ueberliegen nach einer Seite.
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[84/0104] Vierter Abſchnitt. Die Abwehr der Torpedos. Es bleibe dahingeſtellt, ob dieſe Einrichtung praktiſch iſt oder nicht. In anderen Marinen iſt man jedenfalls bei dem einfachen Doppelboden geblieben, nur iſt die Zahl der Abtheilungen in den Doppelböden ſehr geſtiegen. Ueberall wird aber Werth darauf gelegt, daß möglichſt viele Quer- und Längsſchotte vorhanden ſind, und daß Kohlenbunker, Munitionsräume u. ſ. w. gleichzeitig waſſerdichte Ab- theilungen vorſtellen. Da ein Schiff bedeutende Schlagſeite *) erhalten würde, wenn es an der Seite leck geſchlagen wird und das eindringende Waſſer nur bis an die nächſte Längswand ſtrömen kann, ſo ſind, z. B. bei einigen franzöſiſchen Schiffen, Einrichtungen vorhanden, welche ein ſelbſtthätiges, natürliches Uebertreten des Waſſers auch nach der ent- gegengeſetzten, unverletzten Seite des Schiffes geſtatten, oder es ſind — und das iſt die allgemein übliche Bauart — Drainagerohre vor- geſehen, welche es ermöglichen, die aufrechte Lage des Schiffes durch künſtliches Einſtrömenlaſſen von Waſſer wieder zu erreichen. Die aufrechte Lage des Schiffes iſt aber für das Bedienen der Geſchütze und für die Stabilität von Bedeutung. Es giebt alſo nicht allein Mittel, um eingedrungenes Waſſer zu entfernen, ſondern auch ſolche, um Waſſer abſichtlich eindringen zu laſſen. Vielleicht iſt es angebracht, an dieſer Stelle der oft anzutreffenden falſchen Annahme zu begegnen, als ob es möglich wäre, lecke Schiffs- abtheilungen durch fortgeſetztes Pumpen leer zu halten. Dieſes liegt nur dann im Bereiche der Möglichkeit, wenn der Querſchnitt des Saugerohres der Pumpe oder die Summe der Querſchnitte der Pumpenſaugrohre größer iſt als das vorhandene Leck. Sind beide Größen einander gleich, ſo ſtrömt durch das Leck ebenſoviel Waſſer ein, wie die Pumpen fortſchaffen, der Waſſerſtand in der lecken Abtheilung bleibt mithin derſelbe. Iſt das Leck aber größer, ſo muß ſich die lecke Abtheilung mit Waſſer füllen. In vielen Marinen werden Uebungen gemacht, um entſtandene Lecke durch Vorlegen von eigens hierzu konſtruirten Matten zu ſtopfen. In allen Ernſtfällen haben dieſe Matten bislang aber verſagt. Um die Schwimmfähigkeit der Schiffe zu erhöhen, ſind Konſtrukteure und *) Schlagſeite bedeutet das dauernde Ueberliegen nach einer Seite.

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Zitationshilfe: Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gercke_torpedowaffe_1898/104>, abgerufen am 21.11.2024.